Autoreise durch die Northwest Territories – der unbekannte Norden Kanadas
Selbstfahrer Autoreise durch die Northwest Territories, das unbekannte Reiseziel im Norden Kanadas.
Die Northwest Territories sind nicht vielen Kanada Reisenden bekannt. Die Landschaft ist einzigartig und sehr unterschiedlich. Zahlreiche spektakuläre Wasserfälle lohnen alleine schon den Besuch des nördlichen Territoriums. Der Nahanni Nationalpark ist in seiner Schönheit und Ursprünglichkeit wohl einzigartig im Hohen Norden Kanadas. Der Zugang erfolgt entweder per Kanu oder Wasserflugzeug. Dementsprechend wenige Menschen sind hier vorzufinden. Die Territories liegen eingebettet zwischen dem Yukon und Nunavut, dem jüngsten Territorium Kanadas. Im Süden grenzen Alberta und British Columbia an die Northwest Territories. Mit über 1.17 Millionen Quadratkilometer ist es etwa Vier Mal so groß wie Deutschland und dies mit einer lächerlich kleinen Einwohnerzahl von etwas über 42.000 Menschen. Mit anderen Worten, die Wahrscheinlichkeit Wildlife zu sehen ist größer als einem Menschen zu begegnen. NWT ist ein Paradies für Outdoor Enthusiasten. Kanufahren, Angeln, Hiken oder Nordlichterbeobachten, sind nur einige der Höhepunkte, die diese herrliche Gegend zu bieten hat. Die Gewässer stehen hier im Mittelpunkt der menschlichen Zivilisation. Der Mackenzie River ist mit 4.241 Kilometern Kanadas längster Fluss und der Great Slave Lake ist vom Volumen her, der wasserreichste See der Welt. Organisiert wurde unsere Reise von NWT Tourism und buchen kann man zumindest Abschnittsweise hier: http://www.kanadareisen.de
Die Hauptstadt der Territorien ist Yellowknife, genannt nach den kupferhaltigen Messern der einheimischen Indianer. Hier wohnen gut die Hälfte der Einwohner der NWT und hier beginnt auch meine einwöchige Mietwagen Rundreise durch den Hohen Norden Kanadas. Mit drei Gleichgesinnten machte ich mich auf den Weg.
Hundemüde kamen wir nach gut 24 Stunden Flug und Aufenthalt in Yellowknife an. Den Aufenthalt in Calgary haben wir etwas ausgebaut und sind zur CrossIron Mills, der größten Mall Calgarys gefahren. Dort gibt es einen Outdoor Store, so etwas habe ich noch nie gesehen. Riesige Auswahl für die Zuhause Daheim Fraktion. Alles was der Naturbursche so braucht oder meint brauchen zu müssen.
Der erste Tag war ein besonders schöner Tag. Dem Jetlag sei dank, war ich bereits um 06.00 Uhr wach. Die zwei Stunden vor dem gemeinsamen Frühstück verbrachte ich mit ein paar e-Mails beantworten und so langsam wach zu werden. Das typisch leichte kanadische Frühstück – Eggs Benedikt mit Bratkartoffeln und Ketchup – weckte die Lebensgeister und los geht es. Margaret und Amanda unsere nette Tourguides für heute Morgen, haben uns zeitig abgeholt. Über Yellowknife wusste ich noch nicht so viel und dank einer ausgiebigen Stadtrundfahrt, bin ich nun schlauer. Man muss schon einige Dollars verdienen, um sich hier in den Northwest Territories ein Haus leisten zu können. Trotz der Größe von NWT, ist der Baugrund in Yellowknife begrenzt und daher sehr begehrt. Eine interessante Alternative sind Hausboote. Die Cameron Falls war unser erstes Etappenziel. Nach einer netten Wanderung über Stock und Stein, erreichten wir die beeindruckenden Wasserfälle. Schnell ein paar Bilder, einen kleinen Snack vernascht und schon ging es zum nächsten Programmpunkt. Der Snack hat nicht lange angehalten und so musste noch ein Lunch hinterher geschoben werden. Carlos, ein lebhafter Kanadaspanier, ist leidenschaftlicher Angler. Und diese Leidenschaft teilten wir heute Nachmittag mit ihm. Schnell noch wetterfest eingekleidet und los ging es. Kaum zu glauben aber wahr, jeder von uns hatte mindestens einen Fisch an der Angel. Und nicht irgendeiner, sondern einen Northern Pike, man sagt auch Hecht dazu. Da wir gerade mal keinen Hunger hatten, haben wir sie dann auch gleich wieder in den großen Sklavensee entlassen. Carlos hat uns dann noch auf seine Cabin auf einer Insel gebracht. Geplant waren Nordlichter, Aurora Borealis, aber die Wolken hatten etwas dagegen. Auch nicht schlecht, so kommt man auch mal früher in`s Bett. Gute Nacht.
Nun hatten wir tatsächlich etwas Zeit, um uns heute Yellowknife, die Hauptstadt der Northwest Territories, anzuschauen. Rund 20.000 Menschen leben hier. Nichtgerade eine Großstadt, aber dennoch recht interessant. Es gibt viele Artgallerien mit Inuit- und Indianerkunst. Das Leben ist mehr oder weniger durch die Nähe des Great Slave Lakes geprägt. Nun geht unsere Reise weiter nach Fort Simpson, eine kleine Gemeinde am Rande des Nahanni National Parks. Wir standen vor der Wahl, Bären an der Müllhalde zu sehen oder Golf zu spielen. Warum nicht einfach beides kombinieren und auf dem Golfplatz auf Bären zu stoßen? Es scheint nicht gerade ungewöhnlich zu sein, dass man bei einer Runde Golf von einem Bären unterbrochen wird. Gerade heute Morgen wurde wieder ein Bär am Golfplatz gesichtet. Aber so einfach wie in Fort Simpson, habe ich noch nie Bären zu Gesicht bekommen. Man fährt einfach zur Müllhalde und macht lässt sich überraschen. Vier Schwarzbären haben sich an unserem Zivilisationsmüll gelabt und wir standen in angemessener Entfernung dabei und haben zugeschaut. Nicht ganz die gewünschte Umgebung für eine Bärenbeobachtung, aber „so what“. Nun blieb noch etwas Zeit für eine kleine Runde Golf auf dem 9 Lochplatz in Fort Simpson, NWT. Die Sichtung von heute Morgen, kann man durchaus bestätigen. Mein Ball ist fast in einem Haufen Bärenkacke gelandet. Zum Glück ohne Bär. Nach einem leckeren selbstgegrillten BBQ machten wir uns auf die Suche nach unserem Nahanni Piloten für den nächsten Tag. Diese soll in einer der beiden Bars der Ortschaft zu finden sein. Wir haben lange gesucht, doch gefunden haben wir ihn nicht. Für unseren Flug ist dies ein gutes Zeichen, für unser Wohlbefinden wohl eher nicht….
Das Wetter machte uns heute einen Strich durch die Rechnung. Die Virginia Falls im Nahanni National Park standen heute auf dem Programm. Doch die Berge waren Nebel verhangen und eine Landung mit dem Wasserflugzeug war nicht möglich. Also Plan B und ab zu unseren Bärenfreunden auf der Müllkippe. Die waren auch schon zahlreich vertreten und ließen sich durch die deutschen Reisenden nicht aus der Ruhe bringen. 5 Schwarzbären auf engstem Raum und wir ein paar Meter mit einer Kamera bewaffnet daneben. Noch schnell eine kurze Runde Golf eingeschoben, bevor der Flieger zum Nahanni National Park dann doch noch abhob. Am Little Doctor Lake auf der Nahanni Mountain Lodge entstehen gerade zwei nette Cabins, gebaut von einem deutschen Auswanderer und seinen Jungs. Interessant, wie so etwas in der absoluten Wildnis geplant und durchgeführt wird. Ein paar Flugminuten weiter kamen wir an den Cli Lake. Ein Trapper gab ihm den Namen und bei der Gelegenheit wurde der dazugehörige Berg, auf den gleichen Namen getauft. Die Nahani Naturalist Lodge ist ein Traum für einen aktiven Erholungssuchenden. Eine nette Lodge mit netten Leuten. Mein persönliches Highlight war die Sauna direkt am See. Nach dem Saunieren kann man sich in dem kühlen Gebirgswasser abkühlen. Der Hunger trieb uns zurück nach Fort Simpson. T-Bone Steak so zart und lecker, wie es sich für ein kanadisches BBQ gehört. In unserem urgemütlichen B&B, dem Mackenzie Rest Inn , fühlt sich jeder Kanada Reisende pudelwohl, freundliche Gastgeber, geschmackvolle Zimmer und einen tollen Blick auf die Floatplanes und den Mackensie River.
Am frühen Morgen hat es doch noch geklappt. Das Wetter hatte sich beruhigt und unser Flug zu den Virginia Falls konnte nun stattfinden. Mit einer kleinen Beaver, Jahrgang 1951, hoben wir gegen 10.00 Uhr in Richtung Nahanni Nationalpark ab. Ein tolles Erlebnis und eine einzigartige Landschaft. Absolut menschenleer, nur hier und da ein paar Dallschafe und Caribous. Die Landschaft ist eine Augenweide und steckt voller Überraschungen. Man denkt, man hat schon Alles gesehen, doch über dem nächsten Bergkamm erlebt man einen landschaftlichen Höh
epunkt nach dem Anderen. Eine Landung auf dem Ram Plateau im Nahanni Nationalpark wäre ein weiterer Höhepunkt, doch auch für eine kleine Beaver ist hier nicht genügend Platz. Dafür ist die Landung kurz vor der Abbruchkante der Virginia Falls butterweich und wird begleitet, mit einer tollen Aussicht auf die Wasserfälle. Die Virginia Falls im Nahanni Nationalpark sind sogar noch etwas höher als die Niagara Fälle und unser indianischer Guide Jason hat uns erklärt, dass innerhalb von 2 Sekunden ein Olympiaschwimmbecken mit den Wassermassen der Fälle gefüllt ist. Der Hike zu den Virgina Falls im Nahanni Nationalpark wird unterbrochen von atemberaubenden Ausblicken auf die Fälle. Wenn man denkt, es kann nicht mehr schöner werden, wurde man eines Besseren belehrt. Am Fuß der Wasserfälle starten die Kanutouren auf dem South Nahanni River. Etwa 7 Tage benötigt man, bis man der Zivilisation dann wieder etwas näher kommt.
Der Rückflug von den Virginia Falls werden wir so schnell nicht mehr vergessen. Es begann idyllisch mit einem Flug über die Headless und Funeral Range. Ich fragte mich gerade, warum es wohl Funeral Range heißt, da kam auch schon die Antwort mit zahlreichen Luftlöchern. Unsere kleine Beaver hat uns so richtig schön durchgeschüttelt und ich weiß nun, wie sich ein Martini in einem Shaker anfühlt. Nur gut, dass das letzte Essen schon ein paar Stunden her war, keine Ahnung, ob der Pilot Interesse daran hatte, was wir morgens zum Essen hatten? Nach der Rückkehr waren wir endlich mobil und wir fuhren mit unserem Mietwagen die Strecke in Richtung Hay River. Es gibt zwar nur wenige Straßen in den Northwest Territories, doch die verlangen einem Alles ab. Von Autobahnähnlich bis Schlaglochpiste ist alles vorhanden. Bei guter Sicht und Straßenverhältnissen, kommt man gut auf einen Schnitt von 100, doch Achtung, das nächste Schlagloch kommt bestimmt. Höhepunkt der Strecke waren die Sambaa Deh Falls. Glücklicherweise und auch sehr praktisch, wurde die Straße direkt darüber gebaut und wir mussten nur ein paar Meter laufen um ein paar Schnappschüsse zu machen. Nun weiter auf unserer Mietwagenrundreise in Richtung Hay River, einem überschaubaren Ort am Ufer des Great Slave Lakes.
Auf der Waterfall Route gibt es natürlich auch viele Wasserfälle. Normalerweise bin ich kein so großer Freund von einem Wasserfall nach
dem anderen anzuschauen, aber heute war dies anders. Schon gewaltig, die Alexandra und Louisa Falls. Und das Gute daran, sie liegen nur eine halbe Stunde gemütlichen Fußweg auseinander. Mein Favorit waren die Alexandra Falls, die sich gewaltig Ihren Weg durch das Northwest Territorium bahnen.
Der Mackensie River ist Kanadas längster Fluss und wir hatten das Vergnügen, auf einer Bootsfahrt, den Fluss einmal genauer anzu schauen. Und siehe da, er hat ja einiges zu bieten. Nun gut, viel Wildlife haben wir nicht gesehen, dafür ein paar Siedlungen einheimischer Indianer. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen viel besser schmeckenden Fisch gegessen habe, als bei unserem Lagerfeuerdinner auf einer Insel im NWT. Hier ist Bisonland und dies hat sich dann auch auf unserer Heimfahrt bestätigt. Mama mit Ihren zwei Jungen Bison graste gemütlich am Flugplatz in Fort Providence. Netter Abschluss des Tages, bevor es zurück zur netten Herberge im Snowshoe Inn ging.
Unsere Reise neigt sich langsam dem Ende zu. Nach einem wieder einmal zu deftigen Frühstück packen wir die Koffer und fahren zurück nach Yellowknife. Unterwegs sehen wir zwei mächtige Bison Bullen am Straßenrand. Nichts Außergewöhnliches in einem Bison Park sollte man meinen, doch die mächtigen Tiere aus nächster Nähe zu beobachten, ist schon einmalig. Der letzte Tag ist wieder voll mit Programm und siehe da, einer der Höhepunkte haben wir uns für zum Schluss aufgehoben. Prelulade Marina hält sich nicht lange mit einer Übergabe des Traumschiffs auf, Schlüssel rein, Motor gestartet und ab geht es auf den See. Nicht dass jemand von uns große Ahnung mit einem Boot hätte, aber so what. Ein Männertraum wird wahr, Boot + BBQ + Bier lassen schon jetzt den Abschied von den NWT schwer fallen. Nun gut, der Grill funktionierte nicht so richtig und für unsere 2 cm dicken Steaks hätten wir wohl eine Woche gebraucht, aber wieso den gestrigen Tag nicht einfach kopieren? Ans Ufer gefahren, Holz gesammelt, Feuer gemacht, Steaks auf den Grill und extrem lecker zu Abend gegessen. Leider hatten wir noch einen weiteren Termin in der Aurora Village. Also zurück nach Yellowknife und auf die Abfahrt um 23.00 Uhr gewartet. So richtig viel Lust ist da nicht aufgekommen, denn die letzten Tage und 1-2 Bierchen haben Ihre Wirkung hinterlassen. Trotzdem waren wir beeindruckt von der Qualität der Aurora Village, die die größte Ihrer Art für die Nordlichterbeobachtung ist. Viel zu spät, gegen 03.00 Uhr ging es zurück nach Yellowknife. Ironie des Schicksals
, die nicht gesehenen Polarlichter, kamen erst auf der Heimfahrt zu Besuch. Kurzer Zwischenstopp, ein paar Fotos geschossen und ab in die Koje. Nun warten wir auf den Abflug von Canada back to Germany und werden uns noch lange an diese einzigartige Woche in den Northwest Territories erinnern.
Eine ähnliche Selbstfahrer Reise kann man bei dem Kanada Spezialisten „Fasten Your Seatbelts“ buchen: http://kanadareisen.de/content/entdeckerreise-northwest-territories
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