Azoren Rundreise mit den Inseln Sao Miguel, Pico und Faial
Wir sind keine Anfänger und haben also schon gewusst, worauf wir uns einlassen, wenn wir mit dem Reiseveranstalter mit Sitz in München eine Reise machen. Wir waren mit ihm bereits in Neuseeland und in Namibia. Die Azoren sind neu im Programm, deswegen waren wir auch gleich neugierig. Praktisch war für uns, die wir nie gern selbst etwas planen, dass man bei einer Rundreise alles aus einer Hand bekommt. Man muss sich um nichts kümmern, und wenn man sich sicher ist, dass der Reiseveranstalter einem liegt, dann kann man sich voll auf den Urlaub freuen. Und das taten wir auch.
Doch zu Beginn haben wir uns erst einmal über die Azoren
schlau gemacht. Gehört hat jeder schon vom Azoren-Hoch in irgendeiner Weise. Doch wo genau liegen die Inseln und was kann man da sehen? Vor allem Natur, das haben wir festgestellt. Unser Reiseführer beschrieb die Azoren gleich zu Beginn sehr passend: Wer gern unberührte Natur erleben will, wer gern wandert, Fahrrad fährt oder einfach die Seele baumeln lässt, der ist hier richtig. Wer lieber viel Unterhaltung erlebt, in Discos geht, Schaufensterbummel liebt und sich mit Mitbringseln eindecken möchte, der sollte sich lieber ein anderes Reiseziel aussuchen. Die Azoren sind etwas für Liebhaber. Sie können einen faszinieren – oder auch nicht. Uns haben die Azoren fasziniert! Die Landschaft ist atemberaubend, überall ist es grün und mit Pflanzen überwuchert. Die Azoren sind für uns ein Erlebnis gewesen!
Zurück zu unserem Reiseführer: Die kleine Inselgruppe inmitten des Atlantik schien uns eine Reise wert, vor allem, weil wir große Naturliebhaber und -fotografen sind. Also haben wir uns schnell entschieden.
Die Reisegruppe war nicht groß, sie bestand aus 19 Teilnehmern, mit denen wir die nächsten acht Tage verbringen sollten. Von Frankfurt ging der Flug auf die Hauptstadt der Azoren, nach Ponta Delgada. Auf dem Flugplan scheinbare kurze 3 Stunden kurz, ist der Flug dann doch 5 Stunden lang aufgrund der Zeitverschiebung, die wir unterschätzt hatten (Wir hatten uns wirklich viel vorbereitet, doch diesen kleinen Punkt hatten wir vergessen).
Also lagen die Azoren doch weiter im Atlantik, als wir es uns vorgestellt hatten.
Doch die Zeitverschiebung gönnt einem noch einmal 2 Stunden, da die Uhr zurückgestellt wird. Also doch nur 3 Stunden…
Ponta Delgada war ein reizendes Städtchen, das vom Flughafen aus in 10 Minuten Fahrt erreicht wurde. Schon am Flughafen mussten wir uns um nichts kümmern, die Koffer wurden gleich in den Bus gebracht und wir zum Hotel. Es war erst früher Abend, und so konnten meine Frau und ich noch einmal losziehen, um die Umgebung des Hotels zu erkunden. Die Nähe zu Portugal ist überall zu spüren, besonders in den Kirchen,
Klöstern und Palästen, die im überall bekannten Emanuelstil gebaut sind. Leider hat auch Ponta Delgada die Neuzeit erreicht, und so gibt es auch hier die ersten wenigen Hochhäuser, die besonders unten an der Uferpromenade stehen. Doch wir entschieden uns, die mitten in der Stadt liegende Kirche Ermida de Nossa Senhora da Mae Deus aufzusuchen. Von dort sollte man einen schönen Blick auf die Stadt hinunter haben. Schon von weitem sah die Lage der Kirche auf ihrem Hügel besuchenswert aus. Vor allem der Blick auf den Hafen, in dem sich die Lichter der Stadt spiegelten, machten diesen Ausflug einen Besuch wert. Am nächsten Tag wartete die erste professionelle Stadtführung auf uns. Jetzt würden wir hoffentlich – wie auch auf den anderen Reisen – Informationen über die Stadt bekommen, die wir nicht in unserem Reiseführer finden. Und so erfuhren wir einiges über die Stadtgeschichte, unter anderem, dass ein Sohn der Stadt, Teofilo Braga, es bis zum Präsidenten Portugals geschafft hatte (1910-11 und 1915).
Dann ging es los zu unseren Tagestouren über die Insel. Die Busse waren komfortabel und standen in keiner Weise dem zurück, was wir von Deutschland gewöhnt waren. Es gab sogar Gurte zum Anschnallen. Unser Reiseleiter erklärte auf der Fahrt die Besonderheiten der Insel, zum Beispiel, dass Santa Maria, die Nachbarinsel, die erste war, die sich vor gut 14 bis 16 Millionen Jahren aus den Fluten erhob. Auf den Azoren, einer Vulkaninselgruppe, zeigen sich alle Möglichkeiten vulkanischer Eruptionsformen. Der hawaiianische Typ kommt besonders auf Graciosa vor, der strombolianische Typ ist der häufigste, der plinianische ist der gefährlichste, er kommt auf Faial vor. Doch wir sollten uns keine Sorgen machen, der letzte Ausbruch läge einige Jahre zurück.
Die Fahrt war nicht ganz unanstrengend, die Straßen waren kurvig, wer Probleme beim Busfahren hatte, würde das hier zu spüren bekommen. Doch hinter jeder Kurve bot sich wieder eine wunderbare Aussicht, die die Fahrt vergessen machte. Sao Miguel
ist nicht groß, sie misst in der Länge nur etwa 60 km, an der breitesten Stelle gut 12. Lange Strecken hat man nie vor sich, wir fuhren meist maximal eine halbe Stunde, dann stiegen wir wieder aus. Und wir hielten oft, um den Ausblick genießen zu können.
Die erste Fahrt führte uns nach Sete Cidades, einem kleinen Bauerndorf, das am Rand der zwei berühmten Seen Lagoa Azul und Lagoa Verde lag. Die beiden nebeneinander liegenden Seen konnte man vom Aussichtspunkt Vista do Rei aus am besten sehen: Der eine See leuchtete blau, der andere grün. Ein Ort von unglaublicher Schönheit. Die beiden Seen werden umrankt von der Sage um eine Prinzessin und einen Hirtenjungen, die nicht zusammenkommen konnten und so bitterlich weinten, dass aus den blauen Augen der Prinzessin der Lagoa Azul, aus den grünen Augen des Hirtenjungen der Lagoa Verde entstand.
Auf der Fahrt nach Furnas passiert man einige großartige Aussichtspunkte, von denen man bei gutem Wetter wunderbare Fotos machen kann. Man sieht den Atlantik und die dicht bewachsene Umgebung. Das Spannende am Besuch einer der beiden einzigen Teeplantagen Europas (ja, die sind hier auf den Azoren) ist wohl eher die Tatsache, dass sie selten sind als die Faszination eines Einblicks in die Herstellung von Tee. Der Tee ist ganz gut, sehr mild, aber auch etwas geschmacklos. Die Teeanbaufelder sind allerdings schon sehr schön, die Gleichmäßigkeit der Plantagen steht in krassem Gegensatz zu dem sonstigen Dickicht des Waldes. Auf der Strecke hat man einen sehr guten Blick hinunter in das Tal und auf das Dorf. Hier begegnet man schon – wenn auch von weitem – der Besonderheit von Furnas: den brodelnden heißen Quellen, die aus dem Innern des Vulkans aufsteigen und sich in dichten Wolken schon von weitem zeigen. Am Ufer des Lagoa Furnas wurden uns die heißen Quellen gezeigt und der eigenartige Geruch erinnerte nur entfernt an faule Eier. Es brodelte und zischte, und die Geräusche deuteten an, was unter der Erde wirklich vorging. Den Quellen vorgelagert waren ein paar von Menschenhand gefertigte Erdlöcher, in denen die Bewohner von Furnas – besonders die Restaurantköche – Töpfe hinunterlassen, um den heißen Dampf zum Garen der hiesigen Spezialtät, des Cozido das Furnas, zu verwenden. Das folgende Essen, bei dem wir das Cozido kosten dürfen, zeigte, was die Erdwärme zu bieten hatte. Das Essen wird kaum gewürzt, verschiedene Fleischsorten werden zusammen mit Kohl, Kartoffeln und Karotten in einen Topf gegeben und mehrere Stunden geschmort. Der Reiseleiter erzählte uns, dass, wenn die Köche das Essen für den Mittagstisch brauchten, sie bereits um 5 Uhr morgens den ersten Topf in die Tiefe senkten. Wenn sie mittags das Essen holten, versenkten sie bereits wieder den Topf für das Abendessen. Der mineralische Geschmack ist sehr stark, doch er ist auch äußerst wohlschmeckend. Keinem aus der Gruppe hat das Essen nicht geschmeckt, vor allem, weil alle der Meinung waren, so etwas noch nie gekostet zu haben. Keiner konnte den Geschmack beschreiben.
Der Ausflug nach Furnas ist sicher einer der Höhepunkte einer Azoren-Reise. Nicht nur für Naturliebhaber. Nach dem Essen ging es in den Terra Nostra Garden Park, einen Park, der 1780 von dem amerikanischen Orangenbaron – überhaupt hatten die reichsten Leute auf den Azoren irgendwie immer mit dem Orangenhandel zu tun – Thomas Hickling rund um sein auf einem Hügel stehenden Sommerhäuschen angelegt worden war. Er ließ besonders Pflanzen aus seiner Heimat anbauen und nutzte das warme Wasser, das aus dem Boden kam, für einen Pool gleich unterhalb des Hauses. Erst unter späteren Besitzern und dem heutigen (das nebenan liegende Hotel Terra Nostra Garden) wurde der Park zu dem, was er heute ist. Garden. Doch nicht nur seine Vielfalt, sondern auch seine liebevoll angelegten Wege machen ihn zu einem außergewöhnlichen Ziel für einen ausgedehnten Spaziergang. Wer Lust hatte, konnte die Gruppe begleiten, aber meine Frau und ich wollten den Park auf eigene Faust erkunden. Wir machten einen Zeitpunkt aus, zu dem wir uns am Parkeingang wieder einfinden sollten und machten uns allein auf den Weg. Wir haben einige unglaublich schöne Bilder gemacht, die sicher keiner der andern Gäste gemacht hat. Zum Park gehört auch ein Warmbadebecken, in dem sich das aus den Tiefen der Erde strömende heiße Wasser ausbreiten. Das Wasser ist gelblich-braun und sieht nicht sehr einladend aus. Doch es waren bereits viele Schwimmer drin, und so wagten auch wir einen Sprung in die Brühe. Schon im Reiseführer stand, wir sollten keine hellen Badesachen tragen, wir nahmen an, dass das Wasser seine Spuren hinterlassen würde. Und das tat es. Aber es war wunderbar! Es hatte gute 35 Grad und wärmte innerlich. Noch Stunden später, als bereits die Kühle des Abends hereinbrach, war uns angenehm warm. Leider gar es nach dem warmen Bad nur eine eiskalte Dusche, um die braune Brühe abzuspülen, aber auch das nahmen wir in Kauf. Wir hätten gern noch mehr Zeit gehabt, doch leider mussten wir zurück zum Bus, der gleich am Eingang des Parks auf uns wartete.
Die Rückfahrt war für meine Frau nicht sehr angenehm, ihr wurde etwas schlecht, aber der nette Busfahrer hielt ein paar Mal, damit sie sich verschnaufen konnte. Für die übrigen Mitfahrer waren die Stopps noch einmal Möglichkeiten, Fotos von der Aussicht aufs Meer zu machen. Überhaupt war die ganze Stimmung unter der Reisegruppe sehr entspannt, man hatte das Gefühl, dass Azoren-Reisende die Welt etwas ruhiger und gelassener wahrnahmen. Hier tickten die Uhren eben anders, gemütlicher. Das wirkte sich auch auf uns Reisende aus.
Der nächste Tag stand uns zur freien Verfügung. Wir entschieden uns, wie fast alle, für eine Bootsfahrt, um einige Wale zu beobachten. Leider war das etwas langwierige Sache, erst nach drei Stunden sahen wir einen „Baleia“ in der Ferne. Erst zu Hause konnten wir dann herausfinden, dass das ein Pottwal war. Auf ihrem Weg in den Süden machen die Wale hier Halt, aber es gibt sicher Stellen auf der Welt, wo man Wale besser sichten kann. Trotzdem waren wir ganz fasziniert, einem so großen Wesen so nahe kommen zu können, obwohl wir ziemlich weit weg waren.
Unser nächster Ausflug führte uns nach Nordeste, einem kleinen Ort an der Ostküste Sao Miguels. Klein sind die Orte hier sowieso alle. Eigentlich bestehen sie alle nur aus einem winzigen Ortskern, der meist aus einem winzigen Pavillon inmitten eines mit wenigen Bäumen und Bänken umstellten Platzes besteht. Darum gibt es mehr oder weniger Bars oder Cafés und ein paar Läden. Auch hier sparen die Azoreaner sehr, touristisch erschlossen ist das hier sehr wenig, es gibt nichts zu kaufen und wenig zu sehen. Aber dafür kann man sicher sein, dass das, was man sieht, echt ist und nicht entstanden, weil sich irgendwelche Geschäftsleute überlegt haben, wie man den Ort für Besucher verschönern kann. So leben die Menschen hier, und ist das nicht das, was wir eigentlich sehen wollen? Für alles andere können wir auch nach Rimini fahren.
Das Großartigste an Nordeste ist die Umgebung, die vor Blumen leuchtet! Die Fahrt entlang der Küste ist atemberaubend, ein schöner Ausblick folgt dem nächsten. Der Bus hielt oft an, damit wir die Blumenpracht richtig genießen konnten. Wunderbar, dass der Bus auf der Rückfahrt eine andere Route wählte, so dass man immer durch neue aufregende Gegenden kam.
Wir haben unsere Reise sehr genossen. Allerdings sollten Personen, die einen empfindlichen Magen haben, von einer Busrundreise über die Azoren absehen, denn die Straßen sind allesamt kurvenreich und oft steil. Aber für alle anderen können wir nur sagen: Die Azoren sind eine Reise wert. Doch man muss wissen, auf was man sich einlässt. Die Azoren sind noch nicht besonders touristisch erschlossen, und so wird manch einer evtl. ein wenig enttäuscht sein. Wer sich zum Beispiel hier auf kulinarische Köstlichkeiten gefreut hat, wird auf den Azoren enttäuscht. Große Köche sind sie nicht, es gibt kaum eine lokale Spezialität außer des Cozido in Furnas und ein paar andere Feinheiten aus dem Meer. Das Essen ist, ähnlich wie in Deutschland, einfach, gewürzt wird mit Pfeffer und Salz, man bekommt köstliche Fische und gutes Fleisch, aber die Beilagen lassen allesamt zu wünschen übrig. Wenn man Glück hat, sind die Beilagen – meist Kartoffeln und irgendein Kohl (Blumenkohl, Grünkohl oder Broccoli) – nur kalt, wenn man Pech hat, sind sie aus der Tiefkühltruhe. Der hier angebaute Wein ist lecker, vor allem der Weißwein, trocken und herb, besser ist oft aber der Vinho Verde aus Portugal. Am besten, man probiert sich durch.
Ein toller Reisebericht über eine sicherlich gut organisierte Reise. Besoders der Passus zum Kochen von Essen in Erdlöchern gefällt mir!
Viele Grüße
Sebastian
Es ist auch wirklich grandios mit anzusehen, wie in den Erdlöchern gekocht wird. Witzig fand ich auch (live erlebt) wie Maiskolben in Plastiksäcken verpackt in sprudelnde, heiße Quellen geworfen werden und nach einer entsprechenden Garzeit mit Eisenstangen hervorgezaubert werden.
Schwefel trifft Plastik auf Mais – na dann guten Apettit 🙂