Besteigung Llullaillaco (6739m)
Llullaillaco – Auf einen der heiligsten Berge der Inka
Der Llullaillaco ist einer der heiligsten Berge der Inka und mit seinen 6739 Metern einer der höchsten Berge Südamerikas und einer der höchsten Vulkane der Welt. Wahrlich ein Traumziel für Bergsteiger, aber nicht einfach zu erreichen.
Im November 2010 war es soweit, aus verschiedenen Richtungen trafen wir uns in San Pedro de Atacama um den 6739 hohen Vulkanberg Llullaillaco zu ersteigen. Ich kam aus Peru nach einigen Touren im Colca Canyon, unseren Fahrer Porfidio traf ich in Arica von wo aus wir zusammen bis Calama fuhren. Dort holten wir Stephan ab der aus La Serena kam und vorher den Las Tortolas gemacht hatte. In San Pedro treffen wir dann Gregor und Porfirio die über den Salar de Uyuni nach Chile gekommen sind und vorher den Licancabur bestiegen haben.
Vor dem Llullaillaco steht aber für alle noch ein wirklicher Formtest an, der 6000er Pili. Da er nicht allzu weit von San Pedro entfernt ist planen wir ihn als Tagestour ein, wenn auch mit sehr frühem Start in der Nacht. Um 3 Uhr holt uns unser Fahrer von Atacama Spirit im Hotel ab und wir fahren knapp 2 Stunden zum Berg.
Zuerst müssen wir ein ganzes Stück queren mit eher geringem Höhenverlust. Porfirio sprintet sofort los wie der Priester zum Kinderheim, das wird den meisten von uns nicht guttun. Daher bremsen wir ihn ein wenig. Der Aufstieg ist mühsam, einen Pfad gibt es nicht und wir müssen unseren Weg zwischen und über dicke Felsbrocken suchen, was einiges an Gleichgewichtsgefühl erfordert und zudem viel Kraft verbraucht. Dafür wird die Aussicht auf zahlreiche Vulkanberge immer eindrucksvoller. Das Schlussstück ist deutlich besser begehbar und etwas flacher. Nun erheben sich aber 2 mögliche Gipfel vor uns, welcher ist jetzt der Richtige? Ich entscheide mich für den rechten und merke erst ganz oben das ich wohl falsch liege. Egal, sie sind beide fast gleich hoch. Nach dem kurzen Abstieg vom falschen Gipfel treffe ich Stephan der auch noch auf den anderen möchte. Viele Höhenmeter sind es ja nicht, also steigen wir auf. Diesmal sind wir richtig, oben befindet sich der Koffer mit der Aufschrift Banco de Chile, wo das Gipfelbuch deponiert ist. Aber nicht nur das, Tabletten gegen alle möglichen Gebrechen die einen am Berg ereilen können finden sich hier und, welche Freude, einige Stückchen Toblerone in Papier gewickelt (die sind nun allerdings nicht mehr da…).
Für den Abstieg fehlen gute Abfahrmöglichkeiten im Schutt, daher ist auch dieser recht mühsam. Trotzdem sind wir bald unten und fahren zurück nach San Pedro.
Unsere Versuche weitere Infos zur Anfahrt zum Llullaillaco zu bekommen scheitern allerdings kläglich. Einschließlich der Agenturen welche den Berg angeblich im Programm haben kann uns keiner brauchbare Informationen geben, und auch die Auskünfte der freundlichen Conafmitarbeiter sind sehr dürftig. Dabei steht doch eine Conafhütte am Fuße des Berges.
So bleibt uns vor allem die Beschreibung von der Homepage der Banco de Chile, bzw. dessen Ausdruck. Also bleibt unser Wohltäter erstmal derselbe.
Der erste Teil ist einfach, über Toconao fahren wir auf erstaunlich guten Wegen zur fast verlassenen Siedlung Peine, von wo aus wir auf den Salar de Atacama einbiegen. Immer noch ist die Strasse gut ausgebaut und problemlos zu finden, sogar ausgeschildert sind die Wege zum Teil. Auch den Wegteil zum ehemaligen Bahnhof von Imilac finden wir ohne Probleme und treffen dort auf den Weg der von Antofagasta kommt. Die Mina Escondida ist ein riesiger Komplex der gut mit Antofagasta verbunden ist. Aber dort sind wir schon zu weit, der Stichweg der auf das Refugio zuführen soll muss weiter östlich liegen. Wir drehen und finden ihn diesmal nach nochmaligem lesen der Beschreibung sofort, sogar ein umgekipptes Schild nennt als Ziel den Llullaillaco.
Nun aber wird es schwierig, vor uns liegt ein Labyrinth aus Sandpisten und die Beschreibung geht nicht wirklich darauf ein. An der ersten grossen Abzweigung gibt es Diskussionen: nach der Beschreibung müssten wir nach Links, was aber eigentlich recht früh scheint. Wir versuchen es und müssen nach einiger Zeit einsehen, das dieser Weg eher zum Socompapass führt als zu unserem Ziel. Also wieder zurück, denn langsam wird es dunkel. Wir fahren trotzdem weiter nach Süden auf den Salar Punta Negra zu. Bald versuchen wir nochmal einen Weg nach links oder Osten. Einiges könnte auf die Beschreibung passen und wir sind voller Hoffnung. Aber wo bleibt das angekündigte Schild „Nationalpark Llullaillaco“? Unsere Hoffnungen erfüllen sich nicht und unser Weg verliert sich kurz hinter verlassenen Minenbauwerken. Es ist spät also campen wir. Kochen und Zelte aufbauen finden im Lichte der Scheinwerfer statt und sofort schlafen wir ein, immerhin eine Nacht in der Höhe zur Akklimatisation mehr. Am nächsten Tag fahren wir erstmal auf die sandige Hochebene zurück um uns neu zu orientieren.Wir müssen noch weiter nach Süden, kommen aber mit dem vorhandenen Benzin nicht hin. Vieleicht bekommen wir bei der Mina Escodida Nachschub, hoffen wir. Viele Fragen, viel hin und her, immer werden wir weiter verwiesen aber mehr als läppische 20 Liter will uns keiner geben, Bürokratie, deshalb kriegen sie hier nicht viel hin in Chile, ähnlich wie Deutschland auch. Die 20 Liter können sie dann auch behalten, es würde ja Ewigkeiten dauern bis wir die wirklich bekommen hätten. Also müssen wir, zum Glück auf guter Strasse, Richtung Antofagasta fahren. Erst kurz vor der Stadt finden wir eine Tankstelle wo wir unsere Kanister wieder füllen und neuerlich auch den Tank. Einige Vorräte kaufen wir noch dazu und fahren schnellstmöglich zurück. Nun finden wir den Weg und haben uns auch orientiert. Also weiter nach Süden, aber wo biegen wir ab, es gibt 1000 Wege und nirgendwo Hinweisschilder. Porfidio findet die Lösung, in unserer Beschreibung ist angegeben an welchem Pfeiler wir abbiegen müssen, Nr 605. Tatsächlich, da ist ein Weg, zwar verzweigt sich dieser manchmal, aber wir scheinen richtig. Als nun ein Schild auf das genannte Valle de las Zorritas hinweisst steigt die Hoffnung. Nun führt der Weg ins Gebirge hinein und verzweigt sich kaum noch. Wir treffen auf das Nationalparkschild und auch bald auf die Hütte. Ausser uns ist noch eine Gruppe Soldaten des chilenischen Millitärs dort, sie wollen Minen entschärfen, gute Idee.
Sogar zu einer kurzen Erkundungsfahrt im fast Hellen reicht es noch, bevor wir unser Lager herrichten.
Am nächsten Tag geht es zur Sache.Bis auf immerhin 4600m können wir noch an den Berg heranfahren, dann aber geht es nur noch zu Fuß weiter. Zwar relativ flach aber äußerst weitläufig führt unser Weg auf den Berg zu. Der lose Vulkansand ist nicht unbedingt hilfreich für den Aufstieg.Dazu kommt einiges an Strecke was wir auf uns nehmen müssen. Aber immerhin ist der Aufstieg bis zum Lager nie wirklich steil, obwohl wir gut 700 Höhenmeter überwinden müssen.Unter einem breiten Felssporn haben wir dann unser Lager auf knapp 5300m erreicht. Hier schlagen wir unsere Zelte auf und finden sogar einen kleinen Wasserlauf vor. Kalt und kurz wird die Nacht, aber farbenfroh ist der Sonnenuntergang und sternenklar die Nacht.
Früh in der Nacht gehen wir heute los, so gegen 3 Uhr wühlen wir uns durch die ersten Schuttfelder nach oben. Der weitere Wegverlauf hängt von den Verhältnissen ab. Liegt einigermassen viel Schnee, können wir mit Steigeisen über die Gletscherreste aufsteigen, sonst bleibt uns eine steinige und sehr lange Rinne die wir im oberen Teil in jedem Fall durchsteigen müssen. Sehr mühsam ist der Aufstieg durch große Blöcke und er erfordert ein gutes Gleichgewichtsvermögen. Leider ist das heute trotzdem die beste Variante. Der Gipfelanstieg ist zwar lang und hart, aber nicht allzu kalt und auch der Wind hält sich bis zum frühen Nachmittag in sehr erträglichen Grenzen. Dafür machen uns erst recht im oberen Teil die mit grossen Steinblöcken gepflasterten Hänge ganz schön zu schaffen. In dieser Höhe merken wir jeden Schritt und kommen nur noch sehr langsam vorran.
Der Schlussgrat ist dann wieder etwas besser zu begehen und mit einer unvergleichlichen Fernsicht gekrönt. Sein Ende ziert eine kleine Ebene mit 2 steinernen Bauwerken der Inka, hier sind, tief vergraben, auch 3 kindliche Mumien gefunden worden. Kurz unter dem Gipfel finden sich also die vielbeschriebenen Inkaruinen und eben dort sind auch die Mumien ausgegraben worden, den Göttern geopferte Kinder deren Eltern hohes Ansehen durch diese Opfer erlangten.Die letzten Meter zum Gipfel führen noch mal durch grobes Blockwerk was definitiv die Hände verlangt. Oben angekommen breiten sich riesige Teile der Anden unter uns aus und rauben uns zusätzlich den ohnehin schon spärlichen Atem. Aber ein erhabenes Gefühl ist es allemal hier oben stehen zu dürfen. Wir steigen am gleichen Tag ab und versuchen wenn eben möglich noch die Stelle zu erreichen wo unsere Fahrzeuge auf uns warten. Das schaffen wir erst im Dunkel, weil wir ja vorher auch noch die Zelte abbauen müssen und durch das grobe Blockwerk nicht allzu schnell absteigen können. Porfidio leuchtet uns aber mit den Scheinwerfern und später mit einer Taschenlampe, sodass wir den Minibus ohne Probleme erreichen. Wir fahren heute nicht mehr viel weiter und übernachten nochmal in der recht gemütlichen Conafhuette. Ich bereite zur Feier des Tages Tortellini mit Käse vor, aber der Hunger hält sich bei den meisten in Grenzen. Am nächsten Tag machen wir uns ohne Hast auf und fahren diesmal die deutlich bessere Strasse über Antofagasta zurück nach San Pedro de Atacama. Dabei machen wir einige Pausen und wechseln uns mit dem Fahren ab.
Die Besteigung des Llullaillaco kann gebucht werden unter:
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