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Botswana: Eine Reise zum Wendekreis des Steinbocks

Botswana KarteMit einer Fläche so groß wie Frankreich ist Botswana in einer Afrika-Karte nicht besonders auszumachen. Ein für viele namensloses Land, das höchstens für Tierfreaks, Diamantenexperten und Paläontologen von Interesse sein kann. Dabei soll Geschichte der Menschheit in dieser Region sein, so alt sein wie die Menschheit selbst. Archäologische Befunde weisen menschliche Siedlungen seit mindestens 100.000 Jahren in diesen südlichen Breitengraden nach.

Trotz Jahrtausender alter Besiedlung sind weite Teile des Landes nahezu menschenleer. Nur im Norden brechen die Flutwellen des Okavango die eher eintönige ebene Landschaft durch. Als Binnenland ohne Zugang zum Meer, und mit einem Großteil seiner Landesfläche von einer wüstenartigen trockenen Savanne geprägt gehört Botswana zu den am dünn besiedelten Gebiete dieser Erde: Nur drei Personen teilen sich im Durchschnitt einen Quadratkilometer.

Wo Tiere zahlreicher als Menschen sind

In Botswana ist vieles anders als anderswo. Hier leben zum Beispiel weit mehr Tiere als Menschen. Insgesamt 30 % der gesamten Landesfläche stehen unter Naturschutz, ein beträchtliches Areal aus Savanne und Grasland, das einen Lebensraum für die mehr als 160 verschiedenen Säugetierarten, die Botswana zum zweifellos besten Safariland Afrikas machen. Giraffen, Zebras, Flusspferde, Kaffernbüffel, Servale, Hyänen, Afrikanische Wildhunde, Gazellen, Erdmännchen, Löwen, Nashörner und einige Affenarten, wie Paviane, Meerkatzen und Galagos… die Liste der hier vorkommenden Tierarten ist lang, sehr lang. Die Regierung in Gaborone ist seit Jahren bemüht, die best möglichen Lebensbedingungen für die Fauna zu schaffen. Und dies hat sich ausgezahlt. Das Land kann sich zum Beispiel über eine der größten Elefanten-Populationen weltweit rühmen. Nicht weniger als 100.000 Dickhäuter streifen im Grenzgebiet zu Namibia und Simbabwe. Das sie zu einem Problem für die Viehzüchter werden ist schon vorprogrammiert. Elefanten richten Schäden in den Feldern an, zerstören die Vegetation. Menschen und Tiere geraten in Konflikt für einen immer enger werdenden Lebensraum. Naturschützer sind sich über die Methoden einer Begrenzung der Überpopulation nicht einig. Einige fürchten, ein kontrollierter Abschuss könnte das Marketingimage Botswanas als ultimatives Tierparadies schaden und die einkommenkräftigen Besucher fern halten.

Ein Tourismus für das dickere Geldbeutel

Denn die eingeführten Umweltschutzmaßnahmen sollen natürlich keine altruistischen Zwecke erfüllen. Die Botswaner haben in seiner einzigartigen Tierwelt eine weitere Diamantengrube erkannt. Die Tourismusbrache boomt wie noch nie. Private Konzessionen wurden errichtet, die von großen Safariunternehmen gegen Millionen Pulas gepachtet werden. Hier wurden  luxuriös ausgestattete Camps gebaut. Zelte so groß wie ein Zimmer, stilvoll handwerklich geschaffene Möbeleinrichtung, Badewannen viktorianischen Stils und eine gemütliche Privatveranda mit Blick auf die Savanne.  Botswana gehört zweifelsohne zu den teuersten Reisezielen der Welt aber das hindert offensichtlich Menschen aus Industrienationen nicht, hierher zu kommen und ein kleines Vermögen für ihren Traum jenseits von Afrika auszugeben.

Kwando Safari Botswana

Linda Vincent, Manager von Kwando Safaris

Linda Vincent, Manager von Kwando Safaris, ist mit der hohe-Preise-Politik der Regierung einverstanden. Nur so könnte man gedämpfte Auswirkungen auf die Natur und dennoch große Profite für die Staatskassen gewährleisten. „Ich habe selbst gesehen, was geschieht, wenn den Besucherzahlen von Nationalparks keine Grenzen gesetzt werden. Bald schreitet ein Massentourismus voran, welchen nur schwer zu stoppen ist“ sagt sie. Durch die verhältnismäßig hohen Einnahmen durch den Luxustourismus, erhalten die Nationalparks hingegen einen viel wirkungsvolleren Schutz, insbesondere weil diese von Touristenscharen verschont bleiben.

Kwando Safaris ist eins jener Unternehmen, die sich in einer Privatkonzession etabliert hat. Allein im Okavango Delta betreibt die Firma vier Tented-Camps, die trotz exorbitanter Preise von über 700 USD pro Nacht und Kopf während der Spitzenhochsaison von Juni bis Oktober voll und ganz ausgebucht sind. Das Geheimnis ihres Erfolges liegt an der Qualität der Tierbeobachtung. „Bei uns sind es zum Beispiel die Tiere, die den Tagesablauf bestimmen und nicht die Küche! Wenn die Kunden also eine aufregende Szene zur Mittagszeit vor der Linse haben, unterbrechen wir ihren Spaß nicht. Das Essen wird später für sie aufgewärmt. Notfalls lassen wir Ihnen einen Snack raus auf den Busch zukommen, wenn der große Hunger sie packt!“ sagt Linda mit einem Lächeln. Die vierzigjährige gebürtige  Zimbabwerin ist gut gelaunt. Gerade kam sie aus der letzten Errungenschaft Kwandos zurück: Das Nxai Camp in der Kalahari-Wüste.

Die Kalahari und ihre Missverständnisse

Botswana Büffelherden

Büffelherden auf Wassersuche

Die Kalahari: Ein Wort, das das Bild einer riesigen, verwahrlosen Wüste in unsere Erinnerung entstehen lässt, wo jedes Lebewesen einen täglichen Überlebenskampf gegen die uralten Kräfte der Natur führen muss. Die Kalahari ist jedoch, im Gegensatz zu ihrer Bezeichnung, keine Wüste, sondern eine Savanne ohne permanente Gewässer. Nur im Norden, wo sich die Savanne durch die alljährliche Flut des Okavango-Flusses in ein immenses Feuchtgebiet verwandelt, sind teilweise ganzjährige Wasserstellen vorhanden, die ein artenreiches Tierspektrum ernähren.  Im Osten prägen unzählige Salzpfannen das Landschaftsbild.  Sie übernehmen eine ökologisch wichtige Funktion. An den Pfannenrändern ist die Vegetation stärker vorhanden, außerdem lockt der mineralienreiche Boden der Pfannen zahlreiche Tiere an, die hier ihren Mineralienbedarf decken.

Das Fehlen ganzjährig Wasser führender Wasserläufe ist das, was das Leben von Menschen und Tieren seit Abertausenden von Jahren maßgeblich bestimmt. Aufgrund der raren Regenfälle sind die Grasfresser gezwungen, auf der Suche nach Nahrung weite Strecken zurückzulegen. Jedes Jahr verwandelt sich die Kalahari in ein grandioses Bühnenbild als gewaltige Gewitter über der Ebene toben und riesige Zebra- und Gnuherden, gefolgt von Löwen und anderen Raubtieren, durch die endlosen Ebenen ziehen. Wenn die Pfannen trocknen und die Gräser sich zurück bilden, kehren die Herden zu ihren nördlichen Weideplätzen am Okavango zurück. So ergibt sich ein sich jährlich wiederholender Zyklus, dem alles andere unterordnet ist.

Im Westen der Kalahari wird die Trockensavanne durch eine kleine Bergkette umrahmt, hier sind die Niederschläge etwas häufiger. Der fruchtbarere Boden dieser als hard veld bezeichneten Region konnte immer eine dichtere Menschenpopulation ernähren. In dieser Region reihen sich größere Siedlungen. Hier liegt auch Ghanzi, in den Prospekten von Reiseveranstaltern fungiert der Ort am Rande der Halbwüste als Heimat der San-Jäger, das Urvolk der Kalahari. In Wahrheit entpuppt sich der staubige Ort und seien Nachbarsiedlungen als Endreiseziel der letzten San, die hier zwangsumgesiedelt wurden, als der Kern der Kalahari 1961 zum Nationalpark erklärt wurde.   Die Behörden in Geborone begründen die Umsiedlung mit einer angestrebten Verbesserung der Lebensbedingungen der Ureinwohner. Wahrscheinlicher als Hauptgrund für die Zwangsumsiedlung der San aus der Kalahari ist jedoch der angestrebte Abbau von Diamanten.

Diamantenland Botswana

Ruft das Wort Kalahari der Gedanke an eine lebensfeindliche Dünenlandschaft hervor, so ist das Wort Diamant mit einer viel akkuraterem Bild verbunden.

Oft wird Botswana als Beispiesland des subsaharischen Afrika bezeichnet. Sein rasanter Wirtschaftswachstum und hohes Pro-Kopf-Einkommen verdankt das Land dem Diamantenbergbau. Debswana, das Gemeinschaftsunternehmen von De Beers und dem botsuanischen Staat hat es geschafft, Botswana zum größten Produzent von Schmuckdiamanten der Erde aufsteigen zu lassen.

Trotz des spektakulären Wirtschaftswachstums kann der durchschnittliche Bürger vom großen Wohlstand nur träumen. Weg von den Einkaufszentren von Gaborone, die keine Wünschen der Schönen und Reichen offen lassen, führen die meisten Botsuaner ein noch stark ländlich geprägtes Leben. Viele sind noch auf den Ackerbau für den Eigenbedarf angewiesen, betreiben Rinderzucht wie je eher und bewohnen dieselben mit Reet bedeckten Hütten, die ihre Großeltern bauten. Es gibt wenige Orte in der Welt, wo die Einkommensunterschiede zwischen Armen und Reichen größer sind als in Botswana. Das Diamantenland im südlichen Afrika darf sich auch einen weiteren Rekord tragischen Charakters rühmen: Jahrendland wies es die höchste Rate von HIV/AIDS-Infizierten auf.

Unglaubliche Tierbegegnungen

Wildhunde Botswana

Wildhunde

Mit Linda Vincent nimmt das Gespräch jedoch eine fröhlichere Wende. Laut Meldungen von Spurenlesern hat das Alpha-Weibchen des Wildhund-Rudels in der Nähe des Firmeneigenen Lagoon Camps im Liyanti-Gebiet Nachwuchs bekommen. Dies sei eine ausgesprochen gute Nachricht und bestätigt den Trend, die stark gefährdeten afrikanischen Hunde würden sich langsam erholen. Auch die bunten Wölfe scheinen woanders Fuß zu fassen. In der Kwando-Konzession des Okavango-Deltas  ereigneten sich zum Beispiel letztes Jahr dramatische Jagdszenen von Wildhunden. Einmal zerriss ein sechszenh-köpfiges Rudel einen Kudu vor den vor den in Staunen versetzten Augen einer Touristengruppe. Sicher hat die Begeisterung, mit der diese privilegierten Gäste ihren Bekannten von ihren großartigen Naturerlebnissen im Tierparadies Botswana erzählt haben, dazu beigetragen, dass es in diesem Jahr noch mehr Besucher den besonderen Garten Eden im südlichen Afrika für sich entdeckten.

 

 

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