China, unsere individuelle Urlaubsreise – eine Bootsfahrt auf dem Li-Fluss bis Yangshuo
Mittwoch
Bereits um kurz vor acht stehen wir wie vereinbart mit unseren Koffern an der Rezeption. Wir warten auf den Reisebus nach Zhujiang, wo die heutige Bootsfahrt auf dem Li-Fluss startet. Diese Schiffsfahrt dauert ca. 5 Stunden und führt uns in das 65 km entfernte Yangshou. Die Fahrt dorthin führt uns durch die bekannte Landschaft der Karstberge , die zu den berühmtesten Naturwundern der Welt zählt. Hoffentlich ist das Wetter ein wenig freundlicher als gestern und wir haben klare Sicht.
„Ach, so schlecht war das Wetter gar nicht!“ korrigiert Edith meinen Gedanken. Ja, es hätte auch in Strömen regnen können. Wir hatten nur Nebel!
Wo bleibt denn der Bus? Hoffentlich klappt das, denn wir haben erst gestern Abend gebucht!
Ich schaue lieber mal nach, nicht das draußen der Bus steht und wir sitzen hier im Hotel. Doch weit und breit ist kein Reisebus zu sehen. Auf der anderen Straßenseite beginnen jedoch die ersten Aktivitäten. Eine Gruppe von Frauen ist eingetroffen und machen ihre Tai Chi Übungen an der Flusspromenade. Sie tragen alle einen hell rosa Anzug und sind so für jeden als Gruppe zu erkennen.
Ein junger Mann taucht neben mir auf. „Sie warten auf den Bus für die Flussfahrt?“ Ich gerate kaum zu nicken, da sind wir auch schon unterwegs. „Sorry!“ erklärt er uns im Laufschritt. „Wir sind spät, kommen sie ganz rasch über die Straße, da drüben steht der Bus!“ Jetzt heißt es laufen! Der Junge hat vielleicht ein Tempo drauf! Ich komme mit meinem Ziehköfferchen kaum hinterher. Wo bleibt Edith? Ist sie heil über die verkehrsreiche Straße gekommen?
Die Koffer werden im Gepäckraum verstaut und wir sitzen leicht außer Atem im Bus. In diesem Tempo kann man natürlich, wie es viele asiatische Reisegruppen machen, gesamt Europa in einer Woche besichtigen. Es werden noch 2 Hotels angefahren, dann sind wir komplett und unser Reiseleiter greift zum Mikrofon.
Er stellt sich als Long Long vor und erklärt zuerst in Englisch und anschließend auf Chinesisch. „Wir haben nur 20 Minuten bis zu der Anlegestelle und ich möchte ihnen so viel wie möglich mitteilen. Auf dem Boot sind zu viele andere Gruppen, da habe ich leider keine Gelegenheit mehr. Daher hören sie bitte zu und falls sie Fragen haben kann ich diese jedem von ihnen auf dem Schiff beantworten.“ Und er hält sein Versprechen, er nutzt jede Sekunde dieser Zeit zum reden. Dieter Thomas Heck wäre vor Neid blass geworden.
Guilin hat seinen Namen auf Grund der vielen Bäume, die überall in der Stadt zu finden sind.
Es sind Osmanthus Bäume und ihre Blüten haben einen sehr süßen Duft. Die Blüten werden zur Aromatisierung in Teemischungen oder als Duftwein verwendet. Die chinesischen Schriftzeichen für Guilin bedeuten Stadt des Duftblütenwaldes. Das Guilin und den Li-Fluss umgebende Karstgebirge entstand vor 300 Millionen Jahren. Damals war das Gebiet vom Meer bedeckt und nach dem Absinken des Meeresspiegels trat die Kalktafellandschaft zutage. Im Laufe von Jahrmillonen sind durch Erosion die heutigen Karstkegel entstanden.
Nun kommt Long Long zum organisatorischen Teil. Wir sollen alle in einer Gruppe zügig auf das Boot gehen und sämtliche Souvenirverkäufer oder Bettler ignorieren. Einfach zügig weitergehen und sich nicht ab-drängen lassen. Und zusammen bleiben, nur so kann er sehen ob seine gesamte Gruppe an Bord ist. An Bord gibt es Mittagessen in Form eines Buffets. Wir sollen uns dort beeilen, denn er muss uns leider sagen, dass manche Menschen einfach kein Benehmen zeigen und sich die Teller rücksichtslos voll laden. „Sind Vegetarier im Bus?“ möchte er zum Thema essen noch wissen. Diesmal bin ich nicht alleine, eine Inderin meldet sich ebenfalls.
Nach der Ankunft in Yangshou haben wir die Möglichkeit im Ort zu bleiben oder fakultativ einen Ausflug zu buchen. Auf diesem Ausflug führt er uns durch ein chinesisches Dorf und im Anschluss fahren wir auf einem 2-Mann-Floss den Fluss entlang und eine Stromschnelle hinab. Eine Stromschnelle? Auf einem Floss? Auf gar keinen Fall! Sehe ich aus, als möchte ich eine Rafting –Tour machen? Doch nicht nur Stromschnellen sind Attraktion, wir bekommen einen Kormoranfischer bei der Arbeit zu sehen. Und als weiteres Highlight dürfen wir einen Wasserbüffel füttern. „Auf dem Schiff komme ich dann zu ihnen, beantworte die noch offenen Fragen und notiere wer an diesem Ausflug teilnehmen möchte!“ beendet Long Long seinen Vortrag. Er hat ein perfektes Timing, denn er spricht die letzte Silben als der Bus zum stehen kommt. Beim Aussteigen erhalten wir alle einen Aufkleber mit der Bezeichnung „Panda“ – unser Gruppenname.
Long Long hat nicht übertrieben, als er uns vor den vielen Menschen und dem allgemeinen Chaos warnte. Doch routiniert achtet er darauf, dass wir als Gruppe gemeinsam durch die Ticketkontrolle kommen und auf dem Boot Sitzplätze finden. Nebenbei sorgt er dafür, dass die Koffer von Edith und mir gut abgestellt sind. Die Sitzplätze befinden sich im Inneren des Bootes, doch während der Fahrt kann jeder auf das Deck hinauf um die Landschaft zu betrachten. „Ich möchte sie jedoch darum bitten sitzen zu bleiben, bis wirklich ALLE Passagiere an Bord sind.“ Da hat er sicherlich recht, es ist so schon ein Gewusel bis jeder mit seinem Sitzplatz zufrieden ist.
Doch jetzt ist es soweit, wir legen ab! Und mit uns noch mindestens 10 weitere Schiffe, gefüllt mit Touristen auf dem Weg nach Yangshou.
Doch es ist nicht so schlimm wie ich im ersten Moment befürchtet habe, denn die einzelnen Boote halten Abstand zu einander. So besteht nicht der Eindruck, dass wir in einer Kolonne fahren. Auch die verschiedenen Gruppen verteilen sich auf dem Boot, es ist immer Platz an der Reling oder um eine gute Fotoaufnahme zu machen.
Auch heute ist es wieder sehr diesig, doch das nimmt der Landschaft nicht ihren Reiz. Die Karstberge haben außergewöhnliche Formen und bei besonders bekannten Hügeln kommt Long Long um uns die blumenreichen Namen zu nennen. Fünf Tiger krallen ein Schaf, kletternde Schildkröte oder springende Pferde lauten die Bezeichnungen und mit ein wenig Fantasie kann ich diese Figuren in der Formation erkennen.
Langsam gleitet die Landschaft an uns vorbei und am Ufer spielt sich der Alltag der hier lebenden Menschen ab. Frauen knien am Flussufer und waschen die Kleidung während die Kinder am Wasser spielen. Kormoranfischer sind auf schmalen Holzbooten unterwegs und Obsthändler kommen auf wackligen Bambusbooten bis an unser Schiff um ihre Waren anzupreisen. Dazwischen kreuzen Fähren aus Bambus den Fluss um Passagiere, Fahrräder und Körbe mit Waren an das andere Ufer zu befördern.
Wir kommen mit einigen der anderen Passagiere ins Gespräch. Eine Familie aus der Schweiz, ein Ehepaar aus England, eine Großfamilie aus Singapur, ein weiteres Ehepaar aus Indien und natürlich chinesische Urlauber. Das Publikum ist aus aller Herren Länder und die Unterhaltungen interessant und abwechslungsreich. Hin und wieder taucht Long Long auf um zu fragen, ob alles in Ordnung ist oder auf einen besonders geformten Berg aufmerksam zu machen. „Möchtet ihr mitkommen auf den fakultativen Ausflug? Es ist ein Sonderpreis für die Panda-Gruppe!“ Der Ausflug zu den Stromschnellen? „Keine Sorge!“ lacht Long Long „es sind keine großen Stromschnellen. Absolut ungefährlich!“ Und wenn ich vom Floss falle? Es wäre nicht das erste mal, dass ich im Wasser lande. „Nein, nein!“ beruhigt mich Long Long „wenn etwas passieren könnte, würden wir es gar nicht anbieten.“ Na ja, Long Long kennt mich nicht! Wenn hier einer als erster vom Floss fällt, dann bin das sicherlich ich! Aber egal! Ob Sonderpreis oder nicht, wir melden uns an. Denn sehen möchten wir diese Attraktionen schon und Long Long zeigt sich als ein guter Reiseleiter.
Da kommt er auch schon wieder, diesmal mit einer neuen Nachricht. „In zehn Minuten wird das Buffet eröffnet“ raunt er den Mitgliedern seine Panda-Gruppe zu. „Stellt euch schon mal an, sonst bekommt ihr von den guten Sachen nichts mehr!“ Also wirklich! So schlimm wird es doch nicht sein!
Doch- es ist so schlimm! In dem Moment in dem der Gong ertönt fällt die Zivilisation von vielen der Mitreisenden ab. Es wird gedrängelt und geschoben, Ellbogen werden rücksichtslos eingesetzt und ich kann zusehen wie die Schüsseln geleert werden. Leider habe ich keine Hand frei um mich zu wehren, denn ich habe einen zweiten Teller für Edith dabei. Endlich habe ich mich vor-gekämpft und nehme ohne zu zögern zwei mal von den Gerichten die noch zu haben sind. „Für jeden nur einen Teller!“ erklärt mir eine junge Angestellte. Also jetzt ist es aber genug! Schließlich habe ich auf meinem Teller bisher nur ein wenig trockenen Reis und Gemüse. „Der zweite ist für meine Mutter, sie ist gehbehindert!“ mogle ich die Buffet- Wache in Bezug auf Edith´s Gehfähigkeit an. Als Nachtisch ergattere ich noch für jeden eine Banane und nehme die neidvollen Blicke auf meinen zweiten Teller gelassen hin.
Doch als ich an meinen Platz komme erwartet mich eine Überraschung. Long Long hat ein vegetarisches Essen bestellt und bringt es direkt an unseren Tisch. Er hat sich tatsächlich erinnert, wer sich heute morgen im Bus als Vegetarier gemeldet hatte. Auch die indische Dame bekommt ihr Essen von Long Long gebracht. Da hätte ich mir das Gedränge am Buffet ja sparen können. Es hat schon seine Vorteile Extrawünsche zu haben.
Nach dem Essen verteilen sich die Passagiere wieder auf dem Dach des Bootes um die Landschaft zu genießen während andere plaudernd am Tisch sitzen bleiben. Long Long organisiert seine Panda Gruppe – wer fährt heute Abend zurück und wo treffen diejenigen den Bus, die an dem Fakultativausflug nicht teilnehmen. „Sie haben eine Stunde Zeit um sich Yangshuo anzusehen bzw. ihr Gepäck in das gebuchte Hotel zu bringen. Um 15ººh treffen wir uns im Zentrum zu dem Ausflug!“ verkündet er den Teilnehmern. Danach geht er von Gast zu Gast um zu erklären wie dieser am besten zu seinem Hotel kommt. Bei uns ist es ein wenig schwierig, dann unser Hotel liegt etwas 20 Minuten Autofahrt außerhalb von Yangshuo.
Long Long schaut nicht sehr begeistert, als er dies hört. Sollen wir unser Gepäck irgendwo im Ort abstellen? „Ich bestelle telefonisch ein Taxi, das bringt euch ins Hotel und danach zum Treffpunkt“ erklärt er mir. „Doch haltet euch bitte nicht zu lange auf, denn bei so vielen Gruppen müssen wir den Zeitplan einhalten. Das Schiff ist schon eine viertel Stunde zu spät!“ Da redet man immer von der deutschen Genauigkeit…….und nun dieses! Doch er hat natürlich recht. Alleine auf unserem Schiff sind vier Reisegruppen. Rund zehn bis zwölf Schiffe sind unterwegs nach Yangshuo, das heißt es sind hier zwischen 40 und 48 Reisegruppen unterwegs. Da bin ich ja gespannt, ob das kein Gedränge gibt. Long Long taucht wieder auf: „Ihr müsst als erstes von Bord und ein kleines Stück bis zum Parkplatz laufen. Ich helfe euch mit dem Gepäck!“ Er hilft mit dem Gepäck? Das lässt mich Böses ahnen.
Als das Schiff anlegt drängt sich Long Long gemeinsam mit uns nach vorne und hangelt nach unseren Gepäckstücken. „Dieser?“ möchte er sicherheitshalber wissen und als ich nicke geht der Sprint los. Bergauf, über kleine Treppen, holprige schmale Gassen, noch eine Kurve………..hier steht der Fahrer und übernimmt Ediths Koffer während Long Long zurück zu seiner Reisegruppe läuft. Der Fahrer eilt im gleichen Tempo weiter, es geht einen kleinen Hang hinab und dort steht in einem Hinterhof das Auto. Meine Güte, die haben aber einen flotten Schritt drauf. Zwanzig Minuten Autofahrt später stehen wir vor dem gebuchten Hotel. Das sieht anders aus als auf den Bilder im Internet! Egal, es wird schon schön sein. Das junge Mädchen an der Rezeption ist von der Eile des Fahrers oder unserer nicht beeindruckt. Zuerst werden die Formalitäten erledigt, dringenderes kann es gar nicht geben. Danach zeigt sie uns zwei Zimmer zur Auswahl und wir entscheiden uns für das Größere. „Für warmes Wasser müssen sie den blauen Knopf drehen!“ ruft die junge Dame uns zu und verlässt den Raum. Rasch! Schnell die Hände waschen und dann zurück zum Auto.
Wir schaffen es in letzter Minute! Alle anderen sind bereits am einsteigen, als wir aus dem Taxi hüpfen und Long Long uns erleichtert entgegen lächelt.
Die Fahrt führt uns in ein kleines Dorf in dem wir unseren Rundgang starten. Long Long trägt ein Mikrofon mit sich, so dass wir alle ihn verstehen können. Das er überhaupt noch sprechen kann! Er erklärt und organisiert nun schon seit heute morgen um 08ººh.
Das Dorf wirkt fast ein wenig verlassen, die Haustüren stehen offen und Long Long erklärt uns, was die Schriftzeichen und die Balken an der Haustüre über die Bewohner aussagen. Er zeigt uns auch eines der typischen Lehmhäuser aus der Zeit von Mao. Ruhig liegen die Gassen aus fest-gestampftem Lehm vor uns, ein Kühlschrank steht auf der Veranda und ist über ein Kabel mit dem Inneren der Wohnung verbunden. Daneben steht ein Tisch, zwei Stühle, eine Flasche Ketchup und ein elektrischer Wok. Eine Open-Air-Küche, vermutlich aus Platzmangel im Inneren. Geparkte Mopeds und Fahrräder stehen recht und links in den Straßen.
Beim überqueren einer Brücke haben wir den ersten Blick auf die Bambusboote, mit denen wir unsere Flussfahrt machen sollen. Oh weh- das sieht aber sehr instabil aus. Damit über Stromschnellen? Es ist kein Boot sondern ein Floss und darauf sind zwei Stühle befestigt. Toll! Ob ich das lieber bleiben lasse? Doch Long Long lacht über meine Bedenken und letztlich möchte ich ja nicht wie ein Hasenfuß dastehen.
„Lasst uns nach unten zu den Booten gehen“ treibt Long Long seine Panda- Gruppe an. „Es kommen noch bessere Fotomotive!“
Jetzt muss ich den schwersten Teil meistern! Auf dem wacklige Floss den Stuhl erreichen ohne ins Wasser zu fallen. Doch unser Bootsmann reicht uns seine Hand und damit einen Halt. Gott sei Dank, wir sitzen! Der Kapitän legt ab, mit einer langen Stange wird das Bambusfloss bewegt und manövriert. Hin und wieder schwappt das Wasser über die Bambusrohre und unsere Füße. Das ist angenehm und langsam beginne ich mich zu entspannen.
Unser erster Halt ist ein Kormoranfischer und er schickt seine gefiederten Helfer für uns auf Fang. Geschickt tauchen die Vögel ins Wasser und kommen mit einem Fisch im Hals wieder herauf. Der Fischer hält sie an einer langen Leine, mit denen der Hals so eng zu gebunden ist, dass sie den Fisch nicht verschlucken können. So ist es für ihn einfach, den Kormoranen die Beute zu entnehmen. Am Ende bekommen sie natürlich alle drei ihren wohlverdienten Lohn und jeder erhält einen dicken Fisch. Trotzdem, ich möchte hier nicht unbedingt Kormoran sein.
Noch rasch ein weiteres Foto, dann trägt uns das Floss weiter. Es ist eine beschauliche und ruhige Fahrt, obwohl außer uns noch ca. 20 weitere Personen teilnehmen.
Kurz darauf erreichen wir die Wasserbüffel. Unser Bootsmann fährt mit dem Vorderteil auf die anufernde Wiese und ist uns beim aussteigen behilflich. Sobald wir festen Grund unter den Füßen haben ist ein Helferlein anwesend und verteilt irgendwelche grünen Pflanzen an die Panda-Gruppe. „For the Buffalos“ bekommen wir dazu erklärt. Die Wasserbüffel werden von ihren Besitzern an Leinen geführt und wer möchte kann sich sogar auf eines der Tiere setzen. Das ist natürlich bei den Kindern sehr beliebt und es ist nun schwierig einen Büffel ohne jugendlichen Reiter vor die Kamera zu bekommen. Doch Edith ist ausdauernd! Es geht ihr weniger um den Büffel als um den Strohhut, mit dem sie unbedingt fotografiert werden möchte. „So einen muss ich mir noch kaufen“ erklärt sie mit Elan in der Stimme. „Damit gehe ich in Torremolinos alle meine Freunde erschrecken!“
Inzwischen haben alle die Wasserbüffel bewundert und wir können weiter fahren. Diesmal fühle ich mich schon entschieden sicherer, als ich meinen Platz auf dem Bambusfloss einnehme.
Long Long hatte recht, die Flussfahrt ist entspannend und sehr erholsam. Langsam und ruhig gleiten wir auf dem Fluss durch eine unglaublich schöne Landschaft dahin. Eine kleine alte Brücke taucht auf und die im Dunst liegenden kegelförmigen Berge runden das Bild ab.
Auf der rechten Flussseite sorgen zwei Brautpaare für Abwechslung. Sie lassen professionelle Hochzeitsfotos machen, eine Braut in Blau und die andere in Weiß. Long Long hat bereits darüber berichtet. Es ist zur Zeit in China sehr große Mode, solche Fotos oder ein Video von seinem Ehrentag anfertigen zu lassen.
Ich sitze gerade völlig entspannt und relaxt in meinem Stuhl als der Bootsführer uns zuruft: „Danger! Carful with camara!“ Wie bitte? Gefahr? Und dann haben wir die Stromschnellen erreicht! Es ist eine künstlich angelegte Stufe von vielleicht 20 cm und das gefährlichste ist tatsächlich das hochspritzende Wasser. Nicht für uns, doch für die Kamera. Auf der anderen Seite der Stromschnelle liegen große Holzinseln im Wasser auf denen Fotografen sitzen und jeden Tourist ablichten sobald sich das Bambusfloss in Schräglage befindet.
Damit ist auch das Endziel der Bootsfahrt erreicht. Unser Kapitän leitet unser Stromschnellen-erprobtes Gefährt einmal um die größte der Holzinseln und macht dann eine Kehre. Auf dem Rückweg legen wir an dieser Insel an und ich habe die Möglichkeit auszusteigen und mir unsere Fotos anzusehen. Erstaunlich! Nicht unbedingt unsere Fotos- das gesamte Floss mit seinem Equipment. Computer, Fotodrucker, Plastikfolien zum einschweißen der Bilder, Registrierkassen und Lesegeräte für Visakarten. Alles was man in einem florierenden Geschäft benötigt. Natürlich lasse ich auch eines unserer Fotos in Plastik hüllen und nehme es als Erinnerung mit. Immerhin – Elke und Edith in einer Stromschnelle!
Ich bin froh als ich wieder im Boot sitze, das Floss hat noch immer nicht mein 100%iges Vertrauen. Doch schon einige Meter weiter heißt es auf´s neue aussteigen. Wir müssen die Stromschnelle wieder hinauf. Die Touristen dürfen sich mehr oder weniger trockenen Fußes auf das Mäuerchen stellen, während die Bootsmänner das Floss die Stufe hinauf hieven. Danach beginnt von neuem die Gleichgewichtsübung des Einsteigens. Zehn Minuten später sind wir wieder am Ausgangspunkt und ein letztes mal wackle ich an der Hand unseres Kapitäns über das Bambusdeck. Long Long steht schon bereit und hält nach seiner Gruppe Ausschau. „Der Bus Nummer 1 fährt nach Guilin zurück“ informiert er die Ankommenden. „Wer in Yangshuo bleibt, nimmt bitte Bus Nummer 2!“ An der Bushaltestelle verabschieden wir uns von den meisten der Mitreisenden und von Long Long, der ebenfalls zurück nach Guilin fährt.
Danach bringt uns der Chauffeur eines Kleinbusses in das Zentrum von Yangshuo. Doch für eine Besichtigung das Ortes sind wir zu müde, daher machen wir nur einen schnellen Rundgang bevor wir mit einem Taxi in das Hotel fahren.
Als wir dort ankommen ist es bereits dunkel, der heutige Tag verging wie im Flug. Ein wenig müde und sehr hungrig betrachten wir uns die Speisekarte. Was können wir denn essen?
Die junge Dame von der Rezeption kommt hinzu, sie ruft sicherheitshalber die Chefin und wir lassen und von den beiden jungen Frauen beraten. „Wie ist es denn mit dem Fisch in Bier eingelegt?“ erkundige ich mich, denn dies ist eine Spezialität dieser Region. „Sorry“ bekommen wir zu hören, „doch Fisch haben wir heute keinen.“ Es stellt sich heraus, dass eigentlich nur die drei empfohlenen Gerichte zur Wahl stehen. „Das Restaurant ist nicht immer besucht“ erklärt die Chefin „und bei drei Gerichten ist immer alles frisch.“ Das ist natürlich ein Argument.
Das Restaurant ist im obersten Stockwerk und wir erhalten einen Tisch am Fenster. Der Abend ist ein entspannender Abschluss von einem erlebnisreichen Tag. Der Ausflug zu den Stromschnellen hat sich gelohnt, Long Long ist ein ausgezeichneter Reiseleiter und auch die Unterhaltung mit der übrigen Panda-Gruppe hat Spaß gemacht. Am beeindruckensten fand ich jedoch die Organisation. Trotz der vielen Gruppen war für uns nur unsere Panda-Gruppe zu bemerken.
Morgen haben wir den ganzen Tag Zeit um die Umgebung im Alleingang zu erforschen. „Da schlafen wir aber erst mal aus!“ ist mein fester Vorsatz und Edith nickt zustimmend. Ein ganz ruhiger und entspannter Tag soll das werden.
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