Costa Rica Reisebericht – Cahuita in der Karibik, Schamanen und Meer
Costa Rica oder die Schweiz Mittelamerikas. Warum? Weil auf kleiner Fläche so viel Natur und so viel Eindrucksvolles jeglicher Art vereint ist.
Wenn man den anstrengenden Flug und die noch anstrengenderen Kontrollen in Amerika hinter sich gelassen hat, landet man irgendwann in der Hauptstadt Costa Ricas, in San Jose. Schon beim Aussteigen bemerkt man den typischen Geruch: es riecht nach Tropen und nach trocknendem Bambus und es ist schwül warm, aber angenehm.
Das erste Ziel in San Jose ist für mich immer das herrliche Backpacker „Tranquillo“. Das liegt recht zentral; alles ist zu erlaufen, die Leute sind flippig und total nett.
Dann geht es an das Orientieren: in welche Richtung soll die Reise gehen? Und in Costa Rica sind alle Richtungen eine gute Wahl. Ich entscheide mich diesmal für den Osten, d.h. die Seite der Karibik.
In Costa Rica ist der Überlandbusverkehr gut ausgebaut –schnell und günstig – und so nehme ich den Bus. Über Bananenplantagen geht es gen karibische Küste. Cahuita ist mein Ziel. Es ist Off- Season und ich bin fast alleine. Die kleinen einfachen Bars und Restaurants sind leer und so finde ich schnell eine Unterkunft für die Nacht. Viele Rastas leben hier und die allgemeine Sprache hier ist das sogenannte „Spanglish“ – ein Mischung aus Englisch und Spanisch. Auf meinem Weg zum Strand sehe ich viele Schilder: Live Musik und Happy Hour Angebote. Aber kein Tourist ist zu sehen. Den Strand habe ich für mich alleine. Nur ein einheimisches Mädchen turnt an einem Baumstamm herum. Der Sand ist herrlich fein; das Meer wunderbar warm.
Und schließlich lassen sich am Abend doch ein paar Ausländer blicken. In einem kleinen, urig aussehenden Restaurant lasse ich mir gebackenen Kochbananen mit einer interessanten Soße gut schmecken und genieße bei karibischer Musik und Trommelklängen mein Stückchen Paradies in Costa Rica.
Der eigentliche Plan war, Cahuita als Ausgangspunkt zu nehmen und zu den Indianern nahe dem Ort Bribri aufzubrechen. Zusammen mit einem Freund – er hatte sich bei einem Autounfall schwer verletzt – wollte ich dort einen weit abgelegen wohnenden Schamanen besuchen. Don Carlos heißt er und ist weithin bekannt.
Ich treffe meinen Freund in Cahuita und los geht es mit dem Bus in Richtung Bribri. Abenteuerlich ist die Fahrt, denn der Bus ist eindeutig NICHT für Touristen gedacht: Bauern drängeln sich auf den einfachen Sitzen. Daneben flattern Hühner. Die hintersten Sitze sind mit Bananen und vollen Pappkartons beladen. Zahnlose Münder alter Frauen lachen uns an.
Ich versuche Fotos zu machen, aber ich habe keine Chance, so sehr wackelt der Bus und holpert über unebenes Gelände.
Bribri ist unspektakulär: ein paar Häuser, einfache Läden, die Decken für die kalten Nächste verkaufen. Eine nehmen wir davon mit – als Gastgeschenk.
Nun müssen wir mit einem kleinen 12 Sitzer- Bus weiterfahren. Wir suchen die Haltestelle und finden sie auf der anderen Seite des Ortes. So haben wir noch Zeit, etwas zu essen. Da brauch man in hier nicht lange zu suchen, denn überall bieten Bauern Selbstgekochtes und Gebackenes an: Wir nehmen eine Tüte mit Reis und Bohnen (direkt vom Kochtopf dorthinein abgefüllt), dazu eine Packung Maischips. 2 Stunden geht es weiter – und es ist noch enger, als im vorherigen Bus, dann hießt es Laufen. Eine Stunde lang querfeldein. Wir haben und erklären lassen, wo wir hin müssen.
Über hügelige Wiesen, kurze Waldstücke und kleine Bachläufe führt unser Weg. Dann sehen wir eine kleine Ansammlung einfacher Holzhäuser. Das Dorf ist sicher in keiner Landkarte eingezeichnet. Die Hütten sind auf Stelzen gebaut und wie selbstverständlich setzen wir uns zu zwei anderen Wartenden unter eines der Häuser auf eine Bank. Das ist ein Wartezimmer. Und tatsächlich, ab und zu geht irgendwo eine Tür auf und eine Stimme ruft „Der nächste bitte!“. Dann sind wir dran. Düster ist es in der kleinen Hütte und eng. An den Wänden hängen nicht zu identifizierende Dinge, irgendwelche Büschel; in Regalen stehen Gläser mit Flüssigkeiten. Mit einer dieser Flüssigkeiten behandelt der Schamane den zertrümmerten Fuß meines Freundes, schwingt eine Art Hasenpfote über seinem Kopf und entlässt uns. Übernachten werden wir hier, auf dem nackten Holzfußboden der Hütte. Zu weit wäre der Weg zurück und noch ist der Fuß des Kranken nicht, wie durch ein Wunder, blitzgeheilt. Doch die Nacht ist unglaublich in Costa Rica: sternenklar und wir lauschen den Klängen des Dschungels beim Einschlafen.
Toller Bericht.
Ein ganz spannender Bericht. Werde selber im Dezember nach Costa Rica reisen. Könnte ich eine genauere Wegbeschreibung zu Don Carlos von Euch kriegen?