Der Mehloding-Trail in Südafrika
Von Hütte zu Hütte – afrikanisch
Seit meiner ersten Reise nach Südafrika habe ich mir gewünscht, in den wilden Drakensbergen eine Mehrtages-Wanderung zu unternehmen. Nach ausgiebigen Recherchen im Internet stieß ich auf AST-Reisen, deren Südafrika-Spezialistin Daniella Csar mir den Mehloding Adventure Trail empfahl. Die 4-tägige Wanderung führt durch die noch ziemlich unerschlossenen südlichen Drakensberge, da wo die südafrikanischen Provinzen Eastern Cape und Kwa Zulu Natal mit dem Königreich Lesotho zusammenkommen. Die Bilder und die Beschreibungen dazu, die ich im Internet gefunden hatte, ließen mein Herz höherschlagen.
Und so machte ich mich nach einem Eingewöhnungstag in Durban am 28. September mit dem Auto auf nach Matatiele, in den Hügeln, die den mächtigen Drakensbergen vorgelagert sind. Ein großes Schild weist mich zum Masakala Guesthouse, in dem ich meine erste Nacht verbringe. Das war’s dann aber schon mit den Hinweisschildern, ab nun ist Orientierungsgabe gefordert. Als die asphaltierte Straße in zwei Schotterstraßen übergeht (natürlich ohne Wegweiser), habe ich das Glück, zwei junge Burschen zu treffen, die mir auf meine Frage, wo es nach Masakala gehe, sehr freundlich den Weg zeigen. Einige holprige Kilometer weiter durch hügeliges Grasland komme ich in ein Dorf, und da finde ich wieder ein kleines Schild, das mich zum Guesthouse weist.
Der Mehloding Trail und das Masakala Guesthouse gehören einer Kooperative der örtlichen Bevölkerung. Es handelt sich um ein Projekt des „Community Based Tourism“ bei dem die Bevölkerung mitarbeitet und direkt vom Tourismus profitiert. In einem Umfeld, das durch eine Arbeitslosigkeit von 60% gekennzeichnet ist, schafft diese Initiative Ausbildung und Arbeit für Führer, Köchinnen, Hausmeister und Gärtner.
Im Guesthouse werde ich von Gloria, meiner Führerin empfangen. Die Wandergruppe besteht nur aus mir. Sie zeigt mir mein Zimmer in einem der traditionellen Rondavels, und ich mache mich daran, meinen Rucksack für die nächsten 4 Tage zu packen. Ich nutze die warme Nachmittagssonne, um draußen zu sitzen und das dörfliche Leben zu genießen: eine kleine Rinderherde wird in den Pferch getrieben, die Kinder spielen lautstark, laut kläffend jagen sich die Hunde, 2 Männer auf ihren Basotho-Ponies reiten vorbei und grüßen mich freundlich.
Kaum ist die Sonne hinter den Bergen untergegangen, da wird es kalt – immerhin sind wir hier auf 1300 m. Das Abendessen ist um 18.30 Uhr, es ist einfach und schmackhaft: Hähnchen, Gemüse, Spinat und Kartoffeln. Anschließend lese ich noch etwas im Licht der Petroleum-Lampe und gehe dann bald ins Bett.
Am nächsten Morgen werden wir nach einem reichhaltigen Frühstück mit dem Auto zum Startpunkt auf 1590 m gebracht. Die erste Etappe ist 14 km lang und verläuft in leichtem Auf und Ab durch weites Grasland. Zwei kleinere Flüsse werden überschritten, der Wasserstand ist jetzt im Frühling sehr niedrig, so daß wir keine nassen Füße bekommen. Nach 4 Stunden Gehzeit erreichen wir das Makhulong Chalet auf 1560 m, wo wir von Khulo, der „Hüttenwirtin“ freundlich begrüßt werden.
Zum Abendessen gibt es Braai – dies ist die südafrikanische Variante des Grillens: eine Vielzahl leckerer Gemüse, dazu Fleisch und die kräftig gewürzte Boerewors (Bauernwurst). Danach bin ich gut satt. Da es dunkel ist und nichts zu tun gibt, gehe ich früh ins Bett.
Tag 2: Heute haben wir mit 19 km die längste Etappe vor uns. Der Himmel ist klar, keine Wolke, dafür ein sehr starker Wind, der uns entgegenbläst. Zeitweise stapfe ich mit gesenktem Kopf voran, stütze mich mit meinen Stöcken ab, so daß die zierliche Gloria in meinem Windschatten gehen kann. Sie scheint dieses Prinzip übrigens nicht zu kennen, ich erkläre ihr, wie das funktioniert.
Dann geht es weiter über weites Grasland mit großartigen Blicken. Es gibt tolle Ausblicke, immer wieder anders.
Und jetzt bin ich froh, daß ich alleine bin; denn immer wieder finde ich eine neue unbekannte Blume, die ich fotografieren möchte.
Wir nähern uns immer mehr den Drakensbergen, die mit ihren mehr als 3.000 Metern Höhe als mächtige Wand vor uns aufragen. Eine Flußüberquerung ist leicht zu bewerkstelligen, da der Fluss nur wenig Wasser führt und es ausreichend Trittsteine gibt. Es begegnen uns immer wieder Basotho (dies ist der hier ansässige Volksstamm), die uns freundlich grüßen.
Schließlich führt uns der Weg in den Protea-Wald.
Auf den hatte ich mich schon sehr gefreut. Die Proteaceae (Silberbaumgewächse) sind fast ausschließlich in Südafrika und Australien heimisch. Sie sind sehr attraktiv, da sie große Blumenköpfe aufweisen, die einer Distel ähneln, und rot, gelb oder weiß strahlen. Hier in dieser Höhe von knapp 1800 Metern hat die Blütezeit noch nicht begonnen. Nur die Reste der alten Blütenstände sind an den Bäumen zu sehen – auch attraktiv genug.
Nun geht es eine Rinne hinunter, in der wir in steilen Schrofen absteigen zu den Felsmalereien der Ureinwohner. Sie sind ca. 800 Jahre alt und sehr gut erhalten.
Der Weg bis zum Chalet zieht sich hin. Endlich sind wir da – wir werden sehr freundlich begrüßt von Nomsa, der Köchin, und dem Hausmeister. Nun ist’s auch genug. Ich bin sehr durstig von der trockenen Luft. Erst mal eine Stunde im Chalet sitzen, Fruchtsirup mit Wasser verdünnt trinken, Weißbrot mit Erdnußbutter – lecker. Danach eine Dusche – das tut gut!
Um 19.00 Uhr gibt es Abendessen. Nomsa baut ein Büffet auf: Hühnchen, Gemüse, Nudelsalat – es sieht sehr ansprechend aus. Sie spricht recht gut Englisch, und so bekomme ich bei unserem Abendplausch eine Idee davon, was ihre Sorgen und Nöte sind: schlechte Straßen, keine Elektrizität. Für die vielen Dörfer gibt es nur eine mobile Klinik, die etwa einmal im Monat kommt.
Inzwischen hat sich der Wind gelegt. Dicke Wolken ziehen heran, hüllen die Berg ein. Es wird kalt. Wie wohl das Wetter morgen wird?
Tag 3: Die Wolken sind lichter geworden, es reißt auf, die Berge kommen raus. Nomsa hat ein Frühstücksbüffet angerichtet. Unsere Strecke heute ist kürzer: bis zum Madlangala Chalet sind es 12,5 km. Inzwischen haben sich die Wolken ganz verzogen, es ist wieder strahlend blauer Himmel. Über einen langgezogenen Grasrücken mit Sandsteinformationen steigen wir auf, immer mit Blick auf den Twinpeak und die Three Sisters – die markantesten Felsformationen in diesem Teil der Drakensberg-Kette.
Es folgt ein langgezogenes Tal hinunter in eine Ebene mit 2 Dörfern. Ich sehe kaum Menschen – sie scheinen mir hier eher zurückhaltend und verschlossen. Eines der Dörfer ist Gloria’s Heimatdorf. Hier wird gerade eine Klinik gebaut; für die Menschen ist das gut, nicht nur wegen der verbesserten medizinischen Versorgung. Sondern das bedeutet auch Arbeitsplätze.
Noch eine halbe Stunde Aufstieg zum Chalet. Auf Xhosa heißt dieser Ort Liqalabeng Chalet, nach den Proteabäumen. Und hier werde ich endlich fündig: direkt beim Chalet leuchtet mir eine wunderschöne große Protea-Blüte entgegen.
Bis zum Abendessen ist noch etwas Zeit, so daß ich ein bißchen die Gegend erkunden kann. Der lockere Baumbestand der Proteabäume, der Blick in die Weite und auf die Bergkette mit ihren bizarren Sandsteinformationen erfreuen das Auge. Oben am Hügel ist ein Hirte mit seinen Rindern. Er summt ein Lied vor sich hin, die Rinder grasen, Kühe und Bullen gemeinsam – ein Bild des Friedens.
Hier ist Sindie die Köchin, sie wird in dem Gästebuch sehr gelobt. Daher bin ich sehr gespannt auf das Abendessen. Und es ist wirklich lecker. Zwar gibt es wieder Hühnchen, aber es ist sehr geschmackvoll zubereitet. Dazu gibt es Bohnengemüse, Spinat, Gemüsesalat, Kartoffelsalat und Kürbisgemüse. Nur gut, daß ich mich tagsüber viel bewege.
Tag 4 – Ende des Trails. Der heutige Tag bringt nochmal Höhepunkte: In leichtem Auf und Ab durch Proteen-Wald, faszinierende Sandsteinformationen, Ausblicke ins weite Land. Einige Proteen blühen schon.
Es ist nochmal ein fantastisches Wegstück, total einsam, keine Menschenseele. Nur zum Schluß wird es etwas mühsam: Einen Höhenrücken entlang, hinein in ein Tal und der nächste Höhenrücken mit folgendem Einschnitt.
Immer wieder brausen Windböen heran und bringen uns aus dem Gleichgewicht. Dann nochmal ein Hingucker: der Mushroom-Rock (Pilz-Felsen), prachtvoll steht er da inmitten anderer Felsfiguren. Und dann haben wir’s geschafft. Wir sind an der Straße angelangt, das Auto ist schon da und bringt uns in 45 Minuten zurück
zum Masakala Guesthouse.
Hallo
Ein wirklich klasse Blog mit sehr schönen Fotos und vielen Informationen. Mach weiter so, liebe Grüße aus NRW.
Michael