Die Markthalle von St. Petersburg und das Russische Museum
Unser letzter Tag in St. Petersburg!
Schade, denn es gibt hier auch nach einer Woche Aufenthalt noch so viel zu sehen. Jetzt müssen wir entscheiden, was wir uns noch ansehen möchten. Vielleicht die Nikolaus- Marine- Kathedrale? Oder den Ostteil der Stadt mit dem Lenin-Museum? Da waren wir noch gar nicht!
Doch wir bleiben bei unserer ursprünglichen Idee und entscheiden zur Kuznetschnyj-Gasse zu gehen. Dort befindet sich die schönste Markthalle von St. Petersburg, der Kuznetschnyj Rynok. Denn Kirchen, Paläste und Kathedralen haben wir in den letzten Tagen genug besichtigt.
Wir machen uns auf den Weg, vorbei an der Kirche der Auferstehung Christi bis zum Neviskji Prospekt. Am Haus des Buches gehen wir diesmal nach links, überqueren die Strasse und passieren den Ostrovskij Platz. Er ist nach dem Bühnenschriftsteller Alexander Ostrovskij benannt. In der Mitte der Grünanlage steht ein Denkmal von Katharina der Grossen, dass sie in ihren reiferen Jahren darstellt. Zu ihren Füssen sitzen einige ihrer Zeitgenossen, darunter ihr langjähriger Geliebter Fürst Potjomkin. Genau wie am Schlossplatz stehen auch hier bühnenreif gekleidete „Fotomodelle“ und besonders die tief-dekolletierte „Katharina die Grosse“ findet bei den männlichen Touristen großen Anklang.
Langsam schlendern wir weiter, vorbei an Cafes mit Terrassen, die trotz der morgendlichen Frische bereits viele Besucher haben. Man ist hier in St. Petersburg auf kühles Wetter vorbereitet, auf jedem Stuhl hängt ein Decke mit der sich die Besucher wärmen können. Eine gute Idee, besser als die vielen Gasbrenner, die in den letzten Jahren in Spanien verwendet werden. Ein neuer Winter- Trend in Andalusien seit in den Kneipen Rauchverbot herrscht.
Wir überqueren die Anitschkov-Brücke, eine der bekanntesten Brücken von St. Petersburg. Von dieser Brücke starten die meisten Bootsfahrten durch die Kanäle bis zur Newa.
Auf beiden Seiten der Brücke stehen die „Rossbändiger“ aus Bronze, welche den Kampf der Menschen gegen die Naturgewalten symbolisieren. Am Postament einer der Skulpturen sieht man noch Spuren des letzten Weltkrieges sowie eine Bronzetafel. Letztere erinnert an die rund 150.000 Geschosse, die während der Blockade die Stadt trafen.
Unser Weg führt uns weiter bis zum Vladimirskij-Prospekt.
Hier biegen wir rechts ab und kommen zu der gleichnamigen Kirche, die Vladimir-Kirche. Nach ihr wurde der Prospekt benannt und wir statten der Kirche einen kurzen Besuch ab. Sie war in der Sowjetzeit als Werkstatt, Lagerhalle und Abteilung für anti-religiöse Literatur benutzt worden. Im Jahr 1989 wurde das Gotteshaus wieder den Gläubigen überlassen.
Wesentlich länger als in der Vladimir-Kirche halten wir uns jedoch in dem nicht weit entfernten Schuhgeschäft auf. Schlussverkauf heißt hier das Zauberwort! Ach was schöne Schuhe! Ich möchte ja eigentlich keine, wir sind nur hier drin weil Edith ein bequem aussehendes Paar Sandalen im Fenster entdeckt hat. Aber schauen kann ich ja trotzdem mal. Nur schauen! Was soll ich sonst machen während Edith probiert? Ach was schöne bunte Flipflops – und alle in meiner Größe. Diese bunt gestreiften Sandalen- da kann doch keiner widerstehen! Und diese hier, schwarz mit einem blauen Glitzerstein. Und obendrein noch sooo günstig!
Edith geht es genau wie mir und eine knappe Stunde später stehen wir mit Tüten beladen wieder vor der Tür. Da hat sich doch der Fußweg zum Vladimirskij- Prospekt gelohnt. Noch ein Blick zurück- die Verkäuferinnen winken uns zum Abschied nach. Es gab einige kleine Verständigungs-Problemchen, die sich jedoch mit gutem Willen und viel Gelächter von beiden Seiten lösen liessen.
Und nun auf zur Markthalle, die Kuznetschnyi Rynok.
Hier gibt es alles an frischen Waren was man sich wünscht. Anhand des Angebotes erkennt man die Größe und Vielfältigkeit des Landes. Es gibt Tomaten und Paprika, alle Sorten Kohl, frische Kräuter, Obst und Beeren. Frische Blaubeeren- lecker! Da nehmen wir auf jeden Fall einen kleinen Korb. Johannisbeeren und Stachelbeeren, Melonen, daneben Zwetschgen und Aprikosen. Auch Kirschen werden angeboten, sie kommen aus dem Süden des Landes wie mir der Händler erzählt. Eine super-vielfältige Auswahl an Obst, Gemüse und Salat.
An der Stirnseite der Markthalle wird Honig angeboten. Zu kaufen mit der Wabe oder ohne, alles naturrein direkt vom Imker. Die Honigsorten reichen von hell bis dunkel sowie von flüssig bis cremig. Gekauft wird nach Gewicht, einige Hausfrauen haben ein verschließbares Gefäß dabei. Die Verkäuferin füllt den offenen Honig aus einem Krug ab, je nachdem wie viel die Kundin möchte.
Das gleiche beobachte ich an der Käsetheke. Es ist Frischkäse und dieser sieht absolut lecker aus. Schade, dass wir im Hotel keinen Kühlschrank haben! Doch da wir morgen schon nach Moskau weiter fahren macht es nicht viel Sinn Frischkäse zu kaufen- schade. Da bekomme ich schon vom hinsehen Hunger!
Draußen auf der Strasse betrachten wir unsere Einkäufe. „Na, hoffentlich geht das mit dem Honig gut!“ meint Edith besorgt als sie in meine Einkaufstasche schaut. „Was machen wir jetzt mit den vielen Tüten?“ möchte ich als erstes wissen. Schuhe, Obst und Honig, das möchte ich nicht den restlichen Tag durch St. Petersburg tragen. Wir werden am besten zuerst einmal ein wenig reduzieren und dazu setzen wir uns auf die nächste Bank und essen als erstes die Blaubeeren auf. So, das ist schon mal ein Päckchen weniger! Die restlichen Tüten in der Hand machen wir uns auf den Rückweg. Der Vladimirskij-Prospekt ist für mich ein wahres Einkaufsparadies- ein Schuhladen neben dem anderen. Alle Marken, Farben und Formen!
Auf dem Neviskij Prospekt machen wir am Ostrovskij Platz eine kleine Pause, setzen uns auf eine der Parkbänke und beobachten das Geschehen auf diesem Platz. Die junge Dame und ihr Begleiter sind ebenfalls noch hier und lassen sich für einige Rubel fotografieren. Inzwischen ist der Park sehr gut besucht, nicht nur Touristen suchen hier einen ruhigen Platz. Frauen mit Einkaufstüten, Schüler, die Nachrichten auf ihrem Handy lesen und Männer, die sich zu einem Plausch treffen. Ein Mann sucht in einem Abfallkübel nach essbarem und findet den Rest eines süßen Teilchen. Er geht ein wenig zur Seite und beißt hungrig in seinen Fund. Das gibt es wohl leider überall auf der Welt. Ich überlege ob ich ihm Geld anbiete, doch bevor ich einen Entschluss gefasst habe ist er eilenden Schrittes verschwunden.
Kurz darauf machen auch wir uns wieder auf den Weg, beladen mit unseren Tüten bummeln wir in Richtung Hotel. Als wir dort ankommen ist es Mittagszeit und müde packen wir unsere Einkäufe aus. Na hoffentlich passt das alles in unsere Reisetaschen. „Willst du wirklich den Honig zu deiner Kleidung in die Tasche packen?“ möchte Edith wissen. „Wenn das mal gut geht!“ Ja, das hoffe ich allerdings auch. Der Honig muss in das Gepäck, schließlich geht es auf dem Rückflug ja auch nicht im Handgepäck. Ich kann nur hoffen, dass die Verkäuferin recht hat. Sie meinte der Honig läuft nicht aus! Ihr Wort in Gottes Ohren!
Wir packen schon mal einen Teil ein, vor allem die Schuhe. Sieht so aus, als passt alles in die Taschen und sie geht sogar noch zu. Na, wer sagt´s denn!
Den verbliebenen Nachmittag nutzen wir zu einem Besuch des Russischen Museums.
Es ist nicht weit entfernt von der Kirche der Auferstehung Christi. Wir spazieren durch den schattigen Park Michajlovskijsad, vorbei am Ethnografischen Museum bis zum Platz der Künste mit dem Denkmal von Alexander Puschkin.
Das russische Museum befindet sich im Michaelspalast, ein beeindruckendes Gebäude, dass von dem Architekten Carlo Rossi gebaut wurde. Der Portikus wird von acht weißen Säulen getragen und die Stufen sind von zwei Steinlöwen bewacht. Sie haben eine Kugel unter ihrer Vordertatze, die laut meinem Reiseführer verhindern soll, dass einer der Löwen einschläft. Wer kam denn nur auf die Idee die Löwen könnten einschlafen? Na gut, man kann ja nie wissen und sicher ist sicher. Vielleicht wäre das eine Idee für abendliche Fernsehzuschauer? Einfach eine Stein-Kugel unter die Hand legen? Spätestens wenn einem die Kugel auf den Fuß plumpst wird man wieder wach!
Der Palast gehörte einst dem Großfürst Michail Pavlovitsch dessen Frau hier einen Künstlersalon organisierte. Da sich jedoch nach ihrem Tod die Erben nicht um den Palast kümmerten, kaufte es der Staat und richtete 1898 das Russische Museum ein.
Neben einer großartigen Ikonensammlung ist hier Porträtmalerei aus dem 18. und 19 Jahrhundert vertreten. Zu sehen sind auch berühmte Werke von Malevitsch und Kadinsky. Mir selbst gefallen sehr gut die Meeres-Ansichten von Ivan Ajvazovskij.
Viele Gemälde aus dem 19.Jahrhundert geben Einblicke in das bäuerliche Leben und die Umbrüche in der russischen Gesellschaft. Es ist ein lohnender Besuch, auch wenn ich nach dem Besuch in der Eremitage das Gefühl hatte, für die nächsten Jahre genug Bilder und Kunst betrachtet zu haben. Doch das Russische Museum ist auf jeden Fall ebenfalls einen Besuch wert. Am besten gefällt mir persönlich ein Bild, auf dem die Zaparoger Kosaken einen Brief an den Sultan schreiben.
Die Zeit vergeht wie im Flug und als wir unseren Besuch beenden ist es bereits früher Abend.
Müde und zufrieden gehen wir in unser Hotel und nach einer kurzen Ruhepause besuchen wir noch einmal das Keller-Restaurant von unserem zweiten Abend in St. Petersburg. Es ist dort gut, die Bedienung sehr freundlich und es hat eine gemütliche Ambiente. Genau dort möchten wir uns von St. Petersburg verabschieden. Es war eine tolle Woche in der wir jeden Tag etwas Neues in dieser vitalen Metropole gesehen und entdeckt haben. Das Venedig des Nordens war der erste Teil unserer Russland-reise und hat bei beiden von uns unvergessliche Eindrücke hinterlassen.
Morgen geht es nun zur zweiten Etappe- Moskau, die Hauptstadt Russlands. Ich bin schon gespannt was uns dort alles erwartet.
Der Koffer ist gepackt, das Taxi bestellt und die Eisenbahnfahrkarten sind griffbereit in meiner Handtasche. Jetzt noch einige Stunden schlafen und wir sind bereit für die Weiterreise! Moskau, wir kommen!
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