Die Siona Lodge im Cuyabeno Nationalpark im Dschungel von Ecuador
Während meiner Reise durch Ecuador fuhr ich im August für 4 Tage in den Dschungel, genau gesagt in die Siona Lodge, die im artenreichen Cuyabeno Nationalpark gelegen ist. Der Cuyabeno Nationalpark befindet sich im Nordosten von Ecuador im Amazonasbecken und wurde 1979 unter Schutz gestellt.
Am Freitag morgen ging es um 10:00 mit dem Flugzeug von Quito nach Lago Agrio, einer Dschungel-Stadt, die durch die Ölkonzerne entstand. Hier wurden wir am Flughafen mit einem Bus abgeholt und fuhren dann zum Eingang des Cuyabeno Nationalparks, der sich ca. 1,5 Stunden von Lago Agrio entfernt befindet. Da der Eingang bei einer kleinen Brücke liegt, wird dieser Ort „El Puente“ genannt. Nachdem wir unseren Natuführer Luis kennen gelernt, den Nationalparkeintritt zum Cuyabeno Nationalpark von 20 USD pro Person gezahlt und unser Mittagessen verspeist hatten, das aus einem Sandwich und viel Obst bestand, bestiegen wir unser motorisiertes Kanu um in den Dschungel Ecuadors vor zu dringen. Dieses Kanu brachte uns direkt zur Siona Lodge, die an der Laguna Grande liegt. Die Kanufahrt dauerte ca. 2,5 Stunden, da wir auf dem Weg ab und zu anhielten um die Tiere am Ufer oder in den Baumwipfeln zu beobachten. Nach nur einer halben Stunde begegneten wir bereits der ersten Affenart, dem Totenkopfäffchen, eine der zehn Affenarten im Cuyabeno Nationalpark, die man während der Tour hoffentlich sehen kann. Um es vorwegzunehmen, wir haben in diesen 4 Tagen 5 verschiedene Arten im Dschungel gesehen und eine Art in der Siona Lodge selbst, aber dazu später mehr.
Auf der Hinfahrt sahen wir eine Boa, die in einem Baum schlief, einen Tukan und die vielen großen blauen Morpheus-Schmetterlinge, die man immer am Fluss sehen kann. Gegen späten Mittag kamen wir in der Siona Lodge an. Hier erwartete uns ein Snack und der kleine niedliche Affe „Mono“, der an die Dschungellodge abgegeben wurde. Er gehört zur Art der Pocket Monkey und sein Name stammt daher, da er gerade mal so groß wie eine Hand ist. Dieser Affe war zunächst das Highlight für uns Ankömmlinge. Er kroch in unsere Kaffeetassen, wenn wir mal nicht aufpassten und mochte es sehr auf der Schulter der Gäste zu sitzen. Einfach drollig! Er wurde in Lago Agrio in einem Haushalt gefunden und daraufhin wieder in den Dschungel gebracht. Da diese Affen aber in Gemeinschaften leben, muss erst einmal eine passende Familie für ihn gefunden werden. Solange bleibt er in der Lodge, aber das Ziel ist es ihn wieder auszuwildern. Wer weiß, wenn Sie es schaffen die Siona Lodge zu besuchen, vielleicht ist Mono dann ja noch da.
Nach dem wir unsere Hütten bezogen hatten, fuhren wir auf die Laguna Grande hinaus um uns den Sonnenuntergang anzusehen und in der Lagune zu schwimmen. Ein sehr erfrischendes Bad mit mal warmen und mal kalten Stellen. Als wir zurück kamen war es auch schon fast Zeit für das Abendessen. Das Essen war immer reichlich und sehr lecker! Wenn man wollte, konnte man auch noch einen Nachschlag haben. Also keine Sorge, dass man vielleicht hungrig ins Bett gehen muss.
Nach dem Abendessen machten wir uns dann fertig für die Nachtwanderung durch den Dschungel. Ausgerüstet mit Taschenlampe und Gummistiefeln konnte die erste Entdeckungstour los gehen. Für insektenängstliche Menschen ist dies nicht zu empfehlen. Wir sahen Taranteln, die auf der Jagd waren, viele andere Spinnenarten, Kakerlaken, einen Giftpfeilfrosch, Ameisen und einen riesigen Käfer, der als Krustentier bezeichnet wird, da er das Aussehen einer Langoste hat. Eine sehr interessante Exkursion, aber auch für mich reichte es nach einer halben Stunde. Ich bin kein grosser Spinnenfan und irgendwann waren es dann doch einfach zu viele, die wir hier sahen!
Am nächsten Tag fuhren wir zuerst zu dem Shaman der Cofan Gemeinschaft, Alberto. Dazu bestiegen wir erneut das Kanu und fuhren ca. 2 Stunden flussabwärts. Auf dem Weg hielten wir wieder nach Tieren Ausschau und fanden somit zwei weitere Affenarten. Als wir beim Shaman ankamen, erklärte uns Alberto was es bedeutet ein Shaman zu sein, über seine Ausbildung und das Getränk Ayahuasca, mit dem man die hellseherischen Halluzinationen provizieren kann. Am Ende zeigte er uns in Kurzform, wie sich die verschiedenen Gesänge anhören um die Krankheit zu diagnostizieren und wie man die richtige Behandlungsmethode herausfindet. Am Ende des Besuchs führte uns Luis durch den medizinischen Garten des Shamans. Er zeigte uns Pflanzen, die bei Wundheilung gut sind, welche für Verdauungsprobleme und sogar eine Pflanze, die gerade für Männer sehr nützlich sein kann – ein natürliches Viagra!
Dann ging es weiter zur Siona Gemeinschaft, die ca. eine halbe Stunde vom Shaman entfernt wohnt, aber wieder auf dem Rückweg Richtung Siona Lodge. In der Gemeinschaft wurde uns gezeigt wie Maniok geerntet (hier Yucca genannt) und wie es dann zu dem Brot Casabe zu bereitet wird. Es ist wirklich sehr schmackhaft und mit Marmelade oder Ketchup war es ein guter Nachtisch nach dem Mittagessen. Für die Siona ist es das Hauptnahrungsmittel. Anschließend ging es zurück zur Siona Lodge und als wir die Laguna Grande erreichten sahen wir die Rosa Flussdelfine, die gemütlich durch die Lagune zogen. Dann hatten wir Zeit uns bis zum Abendessen auszuruhen. Nach dem Abendessen fuhren wir noch einmal hinaus auf die Lagune um nach Kaimanen zu suchen. Und schon nach kürzester Zeit fanden wir einen, der im Wasser auf Futter lauerte. Durch den wagemutigen Einsatz unseres Naturführers mit einer Angel und einem Fleischstück, kam der Kaiman sehr nah an unser Kanu heran und wir konnten ihn ganz genau sehen. Was für ein Erlebnis. Dann kehrten wir müde von einem erlebnisreichen Tag in die Siona Lodge zurück und schon nach kurzer Zeit war ich durch die Geräusche des Dschungels eingeschlafen.
Der dritte Morgen begann mit einer Wanderung durch den Primärwald des hiesigen Dschungels. Wir wurden auf die andere Seite der Laguna Grande von unserer Lodge aus gesehen, gebracht und nach einer Wanderzeit von ca. 3 Stunden erreichten wir wieder die Siona Lodge. Bei dieser Wanderung wurden uns wieder verschiedene medizinische und Gebrauchspflanzen erklärt und wir sahen wieder allerlei Tierarten. Dazu gehörten die Kongoameisen, die Größten, die es auf der Welt gibt, Giftpfeilfrösche, Spinnen und eine weitere Affenfamilie einer anderen Art, die in den Baumwipfeln saßen. Zum Mittagessen waren wir dann wieder in der Dschungellodge und am Nachmittag brachen wir auf um Piranhas zu angeln und in der Laguna Grande schwimmen zu gehen. Von unserer Gruppe, die aus 10 Leuten bestand, waren 5 erfolgreich beim Angeln. Ein guter Schnitt! Beim nachmittaglichen Bad in der Lagune und der Beobachtung des Sonnenuntergangs ließen wir den letzten Tag im Dschungel ausklingen. Unsere Naturführer erzählte uns so einige Legenden und Entstehungsgeschichten der Tiere laut Siona und Quichuaerzählungen, die uns in eine nachdenkliche Stimmung versetzten. Am Abend nach dem letzten Abendessen gingen wir noch mal alle Tierarten durch, die wir während unseres Aufenthalts zusammen entdeckt hatten. Luis machte daraus eine Art Quiz, das sehr unterhaltsam war! Anschließend spielte er noch einige typische ecuadorianische Lieder auf der Gitarre, die es in der Siona Lodge gibt und erzählte noch eine weitere Anekdote, bevor wir dann ins Bett gegangen sind, da wir am nächsten Tag doch recht früh los mussten um nach Lago Agrio zurück zu fahren.
Also bestiegen wir am nächsten Morgen erneut das Kanu, verabschiedeten uns von der Siona Lodge und machten uns auf den Rückweg nach El Puente. Auf dem Baum, auf dem auf dem Hinweg die Boa gesehen hatten, lag sie immer noch zusammen gerollt und schlief. Diejenigen, die es nicht geschafft hatten am ersten Tag ein tolles Foto zu machen, konnte es jetzt noch einmal versuchen – so auch ich! In Lago Agrio verabschiedete ich mich von meinen Mitreisenden und dann ging es wieder mit dem Flieger nach Quito.
Der Besuch im Cuyabeno Nationalpark und auch gerade die Siona Lodge mit dem erstklassigen Naturführer Luis machten den Aufenthalt für mich unvergesslich. Diese 4 Tage im Dschungel von Ecuador konnte ich nur geniessen und haben mir auch eine gute Entspannung zum Trubel und den Menschenmassen in Quito gebracht. Weitere Information zu einem Aufenthalt im Cuyabeno Nationalpark können Sie unter TerraVista Erlebnisreisen finden.
Melanie W. aus Braunschweig
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