Eine Reise nach Borneo: Unterwegs im Rückzugsgebiet der letzten Orang Utans
Die Waldmenschen mit dem rotbraunen Haarkleid
Die Begegnung mit dem so genannten „Waldmenschen“ ist eine der bewegendsten Erfahrungen jeder Reise nach Borneo. Die rot-braun gefärbten Orang-Utans kommen nur hier und in Sumatra vor. Sie durchwandern in kleinen Familien die Urwälder, bauen sich Schlafnester und ernähren sich von Früchten und Blättern. Mit ihrem ausgeprägten Kehlsack, hängenden Backentaschen und langen Bärten sind insbesondere die männlichen Tiere imposante Gestalten, die bis zu 90 kg schwer werden und damit erheblich mehr als die Weibchen wiegen. Ihr Paarungsruf ist bis zu einer Distanz von einem Kilometer weit hörbar.
Orang-Utans sind ausgeprägte Baumbewohner. Den Boden berühren sie selten und nur dann, wenn es absolut notwendig ist. Die Bäume spenden ihnen Schutz vor gefährlichen Räuber wie der Tiger, Nahrung und Nest. Sie sind auch sehr solitäre Tiere, die nur zu Paarungszwecken und für meist gewaltsame Aufklärung Revierstreitigkeiten auf einander treffen.
Orang-Utan-Weibchen sind sehr fürsorgliche Mütter, die ihren Nachwuchs ohne die Hilfe der Männchen alleine aufziehen müssen. Getragen wird das Orang-Baby bis es meist zwei Jahre alt ist. Erst dann fängt es an, unabhängiger von der Mutter zu werden, ohne dabei den Blickkontakt zur Mutter zu verlieren. Im Alter von fünf bis acht Jahren setzt die zunehmende Trennung von der Mutter ein.
Die Arbeit der BOS-Organisation im Samboja Lestari Reservat
Der Tanjung Puting Nationalpark. Indonesiens berühmtenste Nationalpark, der mittlerweile von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde, erlangte vor allem durch die Arbeit der kanadischen Wissenschaftlerin Biruté Galdikas Berühmtheit. Seit 1971 erforscht sie hier die bekanntesten Bewohner des Parks: Die Orang-Utans.
Trotz des hohen erlangten Bekanntheitsgrads des Tanjung Puting Nationalparks mit seinen Rehabilitationszentren und der relativen Erfolgsgesichte von Galdikas geht man heutzutage man hinsichtlich der Rehabilitierung von traumatisierten Primaten behutsamer vor. Das Samboja Lestari Reservat im Osten Borneos schützt ein Gebiet von 2.000 ha Sekundärregenwalds und steht unter direkter Verwaltung von BOS, die weltweit wichtigste Naturschutzorganisation für den Schutz der Orang-Utans und den Erhalt ihrer Lebensräume. Hier hat BOS die Samboja Lodge errichtet mit der Absicht, Besuchern in die Arbeit der Organisation direkt zu involvieren und Ihnen die Erfolge der Projekte zu zeigen. Die neue harte Linie der BOS Organisation verteidigt eine klare Trennung zwischen Mensch und Tier. Der enge Kontakt, worauf sich der Tanjung-Puting-Besucher so sehr freut, wird im neu errichteten Rehabilitationszentrum von Samboja Lestari strikt untersagt. Die Gäste müssen lernen, die Tiere aus der Ferne zu beobachten und sich in freiwilligen Tagesaktivitäten wie z. B. der Futterzubereitung zu beteiligen.
Auf Orang-Utan-Pirsch im Gunung Palung Nationalpark
Der Tanjung Puting ist nicht Kalimantans einziger Naturschatz. Der Gunung Palung Nationalpark, im fernen Westen der Insel genießt aufgrund seiner vielfältigen Lebensräume, welche von Mangroven-Wäldern und Süßwasserreservoire hinüber zu Bergnebelwäldern reichen, große Beliebtheit zwischen Wissenschaftler der ganzen Welt. Er ist auch eines der wenigen Orte weltweit, wo man völlig ungezähmte Orang-Utans in freier Wildbahn noch gesehen werden können. 1985 gründete Primatenforscher Dr. Mark Leighton die Cabang Panti Forschungsstation im Herzen des Nationalparks. Seither sind weit über Hundert Wissenschaftler hierher gezogen, um dieses Parks einzigartige Fauna zu studieren. Neben der bekannten Orang-Utan-Population, gibt es hier auch Weißbartgibbons, sowie andere Primatenarten, eine reiche Vogelwelt und eine nicht weniger beeindruckende Herpetofauna. Alles auf einem vergleichsweise kleinen Fleck.
Heutzutage bildet das Gunung Palung Orangutan Project, welches 1994 von Dr. Cheryl Knott gegründet wurde, und der wissenschaftlichen Forschung der Orang-Utans dient, das bedeutendste Naturschutzprojekt im Gunung Palung. Das Programm leistet mit seinen Sensibilisierungskampagnen einen sehr wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieser vom Aussterben bedrohten Arten und ihren Lebensräumen. Denn noch immer ist dieser erklärte Nationalpark von illegaler Abholzung stark bedroht. Insbesondere die Jahre 2000-2003 wirkten sich mit einer drastischen Zunahme des illegalen Holzfalls verheerend auf das Schutzgebiet aus.
Bedrohte Artenvielfalt
Trotz der Engagement von Umweltschutzorganisationen leider ist der Orang-Utan-Paradies in seiner Existenz gefährdet: Der Abbau von Gold und zunehmend auch Zirkon verursacht eine Verschmutzung der Flüsse. Jährlich werden die Schutzgebiete immer kleiner, die legale und illegale Aufforstung innerhalb der Parkgrenzen nimmt rasant und erschreckend zu. Insbesondere die lukrative Palmölindustrie setzt den Regenwald in massiver Gefahr. Auch der Tanjung Puting Nationalpark bildet hier keine Ausnahme: Laut Pläne der Regierung soll seine Fläche für den Anbau Palmölplantagen um 15% verringert werden. Für die Orang-Utans und die hier lebenden Spezies ist es eine wahre Katastrophe!
Einige pochen für eine Verstärkung des Ökotourismus: Touristen, die des Landes Nationalparks besuchen, könnten mehr Geld für ausreichend ausgerüstete und ausgebildete Parkrangers einbringen. Gleichzeitig würden neue Beschäftigungschancen für die Einheimischen entstehen, die direkt oder indirekt mit dem Tourismus in Verbindung stehen. Diese neue Einnahmequelle würde die Bevölkerung davon abhalten, das zu zerstören, woran sie ihr Geld verdienen. Dringende Maßnahmen müssten dazu dringend eingeleitet werden.
Nur die Zukunft wird zeigen, ob die indonesische Regierung eines besseren lernt und das anfängt zu schützen, was wirklich wert ist.
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