Frachtschiffreisen Australien – Europa via Suezkanal
Dass meine erste Frachtschiffreise nach Australien gehen sollte, stand sehr schnell fest. Denn da wollte ich schon lange hin. Als ich hörte, dass es auch Frachtschiffreisen nach Australien gibt, also direkt von Europa um die Welt bis zur Heimat der Kängurus, ging die Planung los. Durch angespartes Geld und die Freiheit von fast 8 Monaten Zeit durch ein Urlaubssemester ermöglichte ich mir endlich meinen Traum, per Frachtschiff nach Australien zu reisen und somit den letzten Kontinent zu erobern, auf den mein Reisegemüt noch nie einen Fuß gesetzt hatte.
Im Sommer ging es los, von Fos-Sur-Mer, in der Nähe von Marseille. In Marseille war ich vorher nie gewesen, nutze aber die Gelegenheit meine Gastschwester aus alten Schulzeiten zu besuchen und so noch ein paar Sommertage in Frankreich zu verbringen bevor es dann endgültig an Bord des Frachters ging. Zuvor hatte sich meine Australien-Frachtschiffreise noch ladungsbedingt 2 Tage nach hinten verschoben, ein Umstand, auf den man wohl gefasst sein muss bei Containerschiffreisen. In meinem Fall war das nicht weiter schlimm, da ich wie erwähnt, Zeit hatte und privat untergebracht war. So konnte ich meine Vorfreude auf meine Frachtschiffreise nach Australien noch ein bißchen verlängern.
Als der Frachter an dem Abend endlich gen Australien auslief, war ich seelig und voller Vorfreude auf die nächsten 35 Tage. Ein bisschen fühlt man sich wie zur Jahrhundertwende, als Schiffsreisen (wenn auch nicht unbedingt Frachtschiffreisen) gang und gebe und das einzige Transportmittel waren, um von einem Kontinent zum nächsten zu reisen. Die Zeit, die man dafür brauchte war völlig normal. Ich war froh, in den nächsten Wochen nichts anderes im Terminplaner zu haben als von A nach B zu kommen.
Ich bin viel gereist in meinem Leben, aber noch nie war eine Anfahrt so lang gewesen. Meine Australien-Frachtschiffreise nach hat alles ganz entschleunigt. Die nervigen Prüfungen, die letzte verpatze Hausarbeit, das ganze vergangene Semester, das Kommende, alles war ganz weit weg.
Was ich besonders schätzte – und deshalb kann ich jedem das Frachtschiffreisen nur empfehlen! – war die Abwesenheit lauter Gespräche und auch die Abwesenheit von einem wahnsinnigen Unternehmungsdrang wie man ihn von Hostels her überall auf der Welt kennt. Das „Hey, wo kommst du her, wo reist du hin, wo warst du schon?“- das gibt es einfach nicht auf Frachtschiffreisen. Mit der Mannschaft konnte man ganz andere Gespräche führen. Die waren schon überall und hatten keinen Drang sich damit zu profilieren.
Für die ist dies ihr Job. sicherlich auch ein anstrengender, der Opfer birgt. Nicht jeder ist dafür gemacht so lange von seiner Familie getrennt zu sein, um Geld für eben jene Familie zu verdienen. Oder gar mit dem Umstand leben zu müssen, erst gar keine Familie gründen zu können. Aber seltsamerweise waren sich alle mehr oder weniger einig, dass sie sich ein Arbeitsleben an Land nicht vorstellen konnten.
In La Spezia, dem ersten Stopp auf unserer Frachtschiffreise nach Australien stiegen 2 taffe ältere Damen zu. Judy und Elisabeth. Gebürtige Australierinnen, die diese Reise auf dem Rückweg Ihrer Europatour antraten. Die beiden hatten schon Erfahrungen mit dieser Art zu reisen. Ihre Frachtschiffreise nach Australien war allerdings das längste, was sie mit einem Frachter bereits gefahren waren. In La Spezia und Neapel bin ich nur kurz an Land gewesen. Da wir ja erst seit Kurzem unterwegs waren, sehnte ich mich eher nach der gerade entdeckten neuen Ruhe an Bord als nach touristischem Flanieren.
Als wir einge Tage, nachdem wir Italien verlassen hatten durch den Suezkanal fuhren, war ich schon komplett eingesogen in den Schiffsalltag, in die gemeinsamen Abläufe wie Essen und nette Gespräche mit Judy und Elisabeth. Vor allem hat man mit Voranschreiten der Frachterreise schon ein Gefühl der Fremde und des „Woanders-Seins“.
In Suez, wo ein Landgang leider nicht gestattet war, war ich eigentlich ganz froh, dass der Ladevorgang unseres Frachtschiffes nicht länger als bis zum späten Nachmittag dauern sollte und wir dann wieder auslaufen würden. Durch einige Verzögerungen konnte unsere Frachtschiffreise nach Australien dann tatsächlich erst am Abend fortgesetzt werden.
Am Suezkanal sahen wir die Lichter von Ägypten verschwinden, die nach und nach durch einen atemberaubenden Sternenhimmel ausgetauscht wurden. Überhaupt hat man, außer in der Wüste, nirgendwo so einen klaren Sternenhimmel wie auf See.
Auch habe ich an Bord seltsamerweise viel viel weniger geschlafen. Sonst freue ich mich im Urlaub immer aufs Ausschlafen, um einen Ausgleich von der Hektik von Terminen und Sozialkontakten und Projekten (die ich ja auch gerne habe!) zu schaffen. An Bord des Frachters und obwohl ich ja nichts zu tun hatte (selbst in´s Internet kann man nicht und außer meine überschwenglichen Massenmails zu schreiben, hatte ich so wenig Lust mich in der digitalen Welt zu tümmeln. Was machen wir dort eigentlich den ganzen Tag?) wollte ich nichts verpassen. Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal einen Sonnenaufgang verpasste. Die Sonne geht jeden Tag auf und unter und so selten sehen wir dabei zu. Bei meiner Frachtschiffreise nach Australien wurde mir erstmals bewusst, wie seltsam am Leben vorbei wir doch manchmal durch die Welt taumeln. Auch im Urlaub und auf Reisen.
Bis wir das nächste Mal Land sehen sollten in Réunion und dann in Mauritius, würden über 10 Tage vergehen. 10 Tage nur die gleichen Gesichter und die gleichen Abläufe.
Weit und breit kein Ablenkungsbespassungsprogramm oder interessante Vorträge, wie man es von Kreuzfahrten kennt. Keine unterirdischen Alleinunterhalter (früher als Kind bin ich öfters auf Kreuzfahrten gewesen, da mein Vater Seemann ist) kein Dresscode beim Captains´ Dinner (wir hatten ja immer Captain´s Dinner) und kein Bingo für ältere Damen – kurzum: traumhaft! Obwohl ich mit den beiden älteren Damen Kniffel gespielt habe bis zum Umfallen! Das Tischtennis Turnier wurde fortgesetzt und bis Reunion war das Halbfinale, die Filipinos natürlich in Führung, Judy und ich nur noch als Team mit zusammengefasster Punktzahl in der Wertung. Und wahrscheinlich weil es für die Filipinos auch eine spaßige Abwechslung war mit uns zu spielen.Bis wir Australien erreichten, sollte das Viertelfinale stattfinden, in Sydney dann das Finale. Soweit der Plan. Dies war erst der nur der Beginn der beeindruckenden Australien Frachtschiffreise.
Informationen zu dieser Australien-Frachtschiffreise erhalten Sie unter www.langsamreisen.de/frachtschiffreisen.
Hinterlassen Sie eine Antwort
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abgeben zu können.