Funsport in Namibia: Sandboarding in der Namib-Wüste
Schon früh am Morgen waren wir mit einem Kleinbus in Richtung der ältesten Wüste der Welt aufgebrochen: die Namib. Der Name bedeutet ins Deutsche übersetzt soviel wie „Ort an dem nichts ist“, eine Behauptung, der es spätestens nach einem Abstecher in die Sandregion zu widersprechen gilt. Auch wenn es noch so unglaublich erscheinen mag, die Wüste lebt. Unzählige Reptilien, Insekten und Säugetiere tummeln sich in der vermeintlich so lebensfeindlichen Region. Aber Flora und Fauna der Namib-Wüste sollten diesmal nicht unser Ziel sein, diesmal waren das allein die endlosen Dünen. Der namibische Funsport schlechthin stand auf dem Programm: Sandboarding! Das ist wie Snowboarding – nur auf Sanddünen, ohne Schnee und in kurzen Hosen; ein Traum für jeden Winter-, aber nicht Sportmuffel.
Deshalb galt es früh aufzubrechen, um den sportlichen Trip in die Namib noch am Vormittag erleben zu können. Nachher würde die Mittagssonne unerträglich werden. Und spätestens dann, wenn der gelbe Ball seinen höchsten Punkt erreicht hat, sollten wir der Wüste den Rücken gekehrt haben. Alle Teilnehmer der Sandboarding-Tour wurden vor den Hotels und Unterkünften in der idyllischen Küstenstadt Swakopmund abgeholt. Der Chef von „!Hata Angu! – Cultural Tours“, Raymond Inichab, sammelte uns alle höchstpersönlich auf. Im voll besetzten Kleinbus ging es hinaus in Richtung Walvis Bay im Süden. Die Stadt an der Walfischbucht kam im Jahr 2006 übrigens weltweit in die Schlagzeilen der Boulevard- und Yellow-Press. Denn das Baby des Schauspieler- und Celebrity-Pärchens Angelina Jolie und Brad Pitt erblickte damals in einer hermetisch abgeriegelten Lodge nahe der Hafenstadt das Licht der Welt – in diesem speziellen Fall, das der heißen Sonne über Namibia.
Von all dem ehemaligen Trubel in Walvis Bay und seinen prominenten Gästen bekamen wir auf unserer Fahrt am Atlantik entlang nichts mit. Im ruhigen Rhythmus klatschten die Wellen des Meeres gegen den feinsandigen Strand. Schon nach ein paar Kilometer setzte Inichab allerdings den Blinker und bog von der staubigen Straße ab. Der Tourguide mit dem Piercing unter der Lippe stach direkt auf die Namib-Wüste zu.
Am Fuße der Dünen herrschte bereits emsiges Treiben. Inichabs dreiköpfige Crew hatte schon alles vorbereitet: Skistiefel, schwarze Helme, Knie- und Ellenbogenschoner sowie zahlreiche giftgrüne und grell orange Snowboards – oder besser: Sandboards – lagen fein säuberlich aufgereiht im Sand.
Mitsamt der Ausrüstung ging es gleich die ersten der insgesamt bis zu 60 Meter hohen Dünen der Namib hinauf. Oben angekommen entlohnte uns allein schon der Ausblick für den strapaziösen Aufstieg in den klobigen Skistiefeln: Im Westen und im Osten unendliche Weite. Dort der Atlantik, da die älteste Wüste der Welt, ein nahtloser Übergang. Es schien als würden die Wellen aus Wasser auf der einen und Sand auf der anderen Seite auf ihre Surfer warten. Die Gruppe ließ sich nicht lange bitten. Zunächst übten alle Sandboard-Novizen einzeln und in weniger steilen Abschnitten die Grundzüge des Sandboardings. Der Unterschied zum Snowboarding wurde schnell klar: selbst erfahrene Boarder stellt der feine Wüstensand vor eine Herausforderung. Das direkte Lenken über die Kufen der Boards wie im Schnee und damit die typische Bewegung beim Snowboarding ist auf den Dünen nicht möglich. Vielmehr erfolgt das Lenken beim Sandboarding über die Verlagerung des Körpergewichts; eine gute Balance ist unerlässlich. Anders als Schnee bremst der Sand auch noch. Denn nur auf Schnee bildet sich aufgrund der Reibung eine hauchdünne Schicht Wasser zwischen dem Snowboard und der eisigen Oberfläche, auf dem der Boarder die Piste dahin gleiten kann. Sandboarder müssen zu einem Trick greifen und mit ordentlich Wachs nachhelfen! Das verfehlt seine Wirkung aber auch nicht gerade.
Inichab, der auf dem Draakensberg in Südafrika das Snowboarding gelernt hat, bevorzugt trotzdem den Sand in seiner Wüste: „Es fährt sich leichter auf Sand, als auf Schnee. Sand ist langsamer und zudem kann man die Slides besser ausfahren.” Und während er sich den Staub von der grünen Sporthose klopft, fügt der Damara mit einem Lächeln hinzu: „Außerdem ist es weniger schmerzhaft.”
Mit dieser Gewissheit und nachdem die Bewegungsabläufe saßen, trauten wir uns mit unseren Sandboards an den Füßen an die großen Dünen der Namibwüste – der Respekt vor dem steilen Gefälle wurde schnell vom Adrenalin weggespült. Das Brett flitzte schier über den Sand, die Wüste verwischte in den Augenwinkeln zu einem braunen Rauschen. Erst als sich die Sohle näherte, nahm das Tempo ab – bis zum Stillstand. Lange noch pochte das Adrenalin durch die Adern. Den Preis des steilen Wieder-Aufstiegs, war diese Fahrt ins Herzen Namibias auf jeden Fall wert. In der Sprache der Damara, dem Volk von Raymond Inichab, bedeutet „!Hata Angu”: „Komm in meine Welt und sieh wie meine Leute leben!” Eine Welt, die mehr als einen Besuch wert ist.
Coole Bilder! Aber ich finde zu nem schönen Board gehört einfach Schnee 🙂
Hey,
ich war dieses Jahr mit Ultimate Sandboarding boarden. Das war richtig cool, spaßig und sicher, hab mich sehr wohl gefühlt! Die Jungs waren sehr nett, aber nicht aufdringlich oder so! 🙂
Hier ist ihre Homepage: http://www.ultimatesandboarding.com/.
Vermisse Namibia!
LG
Kiki