Grizzlybären und Wale in British Columbia Kanada
Wassertropfen fallen von meinem Paddel ins spiegelglatte Wasser als das Kajak leise in die kleine Flussmündung an der Küste von British Columbia gleitet. Ich spüre eine besondere Vorfreude in meinem Bauch. Was hält dieser Tag für mich bereit? Vielleicht sehe ich heute einen Grizzlybären. Einen Moment halte ich inne und sehe auf die hoch aufragende Felswand, die sich 1000 Meter über mir erstreckt. Dieser Ort ist einfach spektakulär! Kleine Wasserfälle stürzen an mehreren Stellen über die Klippen in der Felswand.
Plötzlich sehe ich etwas… am Rande des Wassers auf der rechten Seite. Der Kopf eines Grizzlybären lugt aus dem Fluss. Einer unserer Führer gibt uns ein Zeichen zu stoppen. Die Kajaks und Zodiac mit unserer Gruppe gleiten ans Flussufer. Unsere Biologin im Bug greift sich einen niedrig hängenden Ast. Ihr Blick gleitet über die Schulter und auf ihrem Gesicht macht sich ein Lächeln breit. Die Aufregung über das was gleich passieren wird ist ihr deutlich anzusehen.
Der Bär schwimmt langsam durch das Wasser. Der Strom trägt ihn sanft in unsere Richtung. Er erreicht die Küste. Sein Blick streift uns während er aus dem Wasser ans Ufer steigt. Er schüttelt sich ausgiebig. Wasser spritzt aus seinem Fell in alle Richtungen. Der Bär hält an um die Umgebungsluft in sich aufzusaugen. Er scheint sich mehr um den Geruch anderer Bären zu kümmern als um uns. Alles was ich hören kann ist das Klicken der Kameras und meinen eigenen Herzschlag. Für die nächsten drei Stunden sitzen wir einfach nur völlig still da und beobachten wie Grizzlybären kommen und gehen. Ein gewaltiger alter Bär frisst einen Lachs während wir da sitzen. Die Laichzeit der Fische ist vorbei und nun werden sie stromabwärts Richtung Flussmündung getrieben.
Eine Bären-Mutter und ihr Jungtier bewegen sich langsam flussabwärts auf das andere Ufer zu. Dort halten sie an um einige Lachse zu essen die von der letzten Flut dort zurückgelassen wurden. In einem Moment versucht der kleine Grizzlybär einen Lachs von seiner Mutter zu stehlen. Mit ihrem vollen Bauch kümmert sich die Mutter nicht weiter darum und trottet ein paar Meter weiter zu einem anderen Lachs. Das Jungtier triumphiert und versucht, den toten Lachs wegzuziehen, nur um herauszufinden, dass er zu groß für ihn ist! Also legt es sich einfach ins Grass um den Fisch dort zu verspeisen.
In den riesigen Fichten der Umgebung sind einige Seeadler zu sehen. Ein Robbenpärchen lässt immer wieder die Köpfe aus dem Flusswasser auftauchen und die Blicke über das Ufer streifen. Alles in dieser Natur ist eng mit diesem Fluss und den Lachswanderungen im Herbst verbunden. Insgesamt sehen wir auf unsrer kurzen Tour sechs verschiedene Grizzlybären. Mit der wunderbaren Erfahrung und einmaligen Bildern rudern wir zurück zu unserem „Mutterschiff“. Der Geruch des Mittagessens kommt aus der Küche und heißt uns willkommen zurück auf unserem schwimmenden Zuhause.
Acht Tage bin ich unterwegs um ein unvergessliches Abenteuer zu erleben. Ich bin mit TourConsult International auf eine ihrer jährlichen Great Bear Rainforest Reisen entlang der Küste von British Columbia an der Westküste Kanadas unterwegs. Wir sind 12 Leute aus vier verschiedenen Ländern die alle die Liebe zur Natur und Interesse am Erleben des „echten Kanada“ teilen. Der einzige Weg diese riesige Küsten-Wildnis zu erkunden ist mit dem Boot. Im Umkreis von 100 Kilometern gibt es keine Straßen. So sind wir an Bord eines schönen, 21m langen Motor-Seglers namens „Island Roamer“ unterwegs, unser Zuhause für sieben Nächte. Eine Crew von vier Leuten, die für uns sorgt, ist mit uns auf dem Boot unterwegs. Darunter eine Biologin mit unglaublichem Spezialwissen über die Region und ein erfahrener Kapitän der die engen Fjorde der Küste bestens kennt.
Meine Träume werden wahr. Jeden Tag sehen wir Tiere, welche die meisten Menschen nur im Fernsehen zu sehen bekommen. Kurz nach Beginn der Fahrt von der kleinen First Nation Indianer-Gemeinde Bella Bella, gleiten wir neben einem riesigen Buckelwal her. Seine 3m breite Schwanzflosse steigt kurz vor jedem Tauchgang anmutig über die Oberfläche. Unser erster Landgang führt uns in den Regenwald, wo wir über moosbedeckten Untergrund einen Bach mit Lachsen entlangspazieren. Es gibt kleine Becken mit Hunderten von Fischen die darauf warten stromaufwärts zu schwimmen um zu laichen, weiter oben auch tote Fische die nach dem Laichen dort verenden. Wir stehen im seichten Wasser während uns Lachse zwischen den Beinen herumschwimmen.
Wir halten in einem anderen First Nations Dorf und stehen in Ehrfurcht vor dem Totempfahl in ihrem zeremoniellen „Big House“. Erst eine Woche zuvor war dort eine Zeremonie abgehalten worden in der maskierte Tänzer ihren neuen Häuptling gefeiert hatten. Das Echo der Trommeln hängt immer noch in der Luft.
Jeder Tag ist gefüllt mit neuen Abenteuern. Wenn wir Wale sehen stoppt der Kapitän die Maschinen und wir warten bis sich die Tiere nach dem Abtauchen wieder mit einer donnernden Fontäne aus dem Wasser erheben. Manchmal sind die Wale nur langsam unterwegs. Dann lassen sie sich besonders gut beobachten. So sehen wir vier Buckelwale wie sie sich mit weit aufgerissenen Mäulern über die Wasseroberfläche schieben um kleine Fische aufzunehmen. Wir sind so nah, dass wir die Barten von ihren Oberkiefern hängen sehen können. Das Größte ist es aber die Tiere springen zu sehen. Teilweise wuchten diese Wale ihren massigen Körper vollständig aus dem Wasser um ihn kurze Zeit später unter lautem Krachen und Spritzen wieder auf die Oberfläche zu hämmern. Diejenigen unter uns mit dem schnellen Finger am Abzug könnenn diese unbeschreiblichen Momente mit ihren Kameras einfangen.
Letzte Nacht ankerten wir in einer einsamen Bucht – wie wir es jeden Abend tun – und gingen an Land um in einer heißen Quelle zu baden. Der Kapitän nahm ein kurzes Bad im Meer (und danach schnell wieder in der heißen Quelle). Keine 10 Minuten später schwamm ein Wal direkt an der Stelle wo der Kapitän zuvor schwimmen war. Ich verstehe jetzt, warum die kanadische Tourism Commission diese Reise als ein „Signature Canadian Experience“ bezeichnet.
Wir hoffen darauf, dass morgen weitere Träume wahr werden. Wir haben gute Chancen den „Spirit Bear“ zu sehen. Dieser seltene vollkommen weiße Grizzlybär ist nur in diesem abgelegenen Teil der Küste von British Columbia zu finden. Ein rezessives Gen macht 10% der schwarzen Grizzlybären cremeweiß. Ein schwarzer Mutterbär kann ein weißes Jungtier gebären, wenn beide Eltern das Gen haben. Wir werden von einem lokalen einheimischen Führer begleitet werden – dem gleichen Kerl den ich sah, als ich kürzlich im National Geographic Magazin einen Artikel über die Spirit Bear gelesen habe. Die Crew sagt, dass im letzten Jahr jeder Gast einen Spirit Bear gesehen hat, aber ich weiß Wildnis ist Wildnis und da gibt es keine Garantien.
Diese Reise hat mir schon viel mehr geschenkt als ich erwartet habe – Erinnerungen die ein Leben lang halten werden. Aber ich muss zugeben, dass ich mir wirklich sehr wünsche einen pelzigen weißen Grizzlybären-Kopf aus dem Gebüsch auftauchen zu sehen. Und mit Hilfe der Magie, mit der uns die Crew jeden Tag unsres Aufenthaltes an der Küste British Columbias verzaubert hat bin ich mir sicher, ich werde nicht enttäuscht werden.
Lieber Kanadafreund,
da ich oft in dieses wunderschöne Land fahre um dort Tiere zu beobachten und fotografieren beschäftige ich mich seit Jahren mit dem dort lebenden Wild.
Ich will nicht besserwisserich wirken, aber es gibt keine weißen Grizzlys! Der Kermodi ist ein weißer Baribal. Der Baribal ist ein Schwarzbär. Grizzlys und Baribale unterscheiden sich in erster Linie durch den stark ausgeprägten Schulterhöcker beim Grizzly.
Der Kermodie kommt nicht nur an der Küste vor, sondern auch im Bereich um Terrace.
Ich hoffe dir hiermit etwas geolfen zu haben.
Klaus Hees