Halong Bay, die schönste Bucht Asiens
Mittwoch
Mitten im Urlaub werde ich durch Wecker klingeln geweckt! Seufzend drehe ich mich zur anderen Seite. Um 6ººh findet heute Tai Chi auf dem Oberdeck statt. Wird Gudrun wirklich daran teil nehmen? Tatsächlich! Ich höre wie ihre Füsse den Boden berühren und jetzt klappert die Badezimmertür. „Willst du wirklich zu Thai Chi gehen?“ frage ich. „Ja klar!“ kommt es bestimmt und ohne zu zögern zurück. „Du kannst ja weiterschlafen“ höre ich ihre muntere Stimme. Also nein, dass möchte ich nicht. Wie ich Gudrun kenne, spöttelt sie bestimmt die nächsten Jahre über meine Bequemlichkeit. Da stehe lieber auf und gehe mit!
An Deck haben sich zu meinem Erstaunen mehr Frühaufsteher versammelt als ich erwartete.
Der Tai-Chi-Lehrer gibt den Rhythmus und den Bewegungsablauf an. So richtig synchron klappt das zwar nicht, doch alle sind mit Spaß dabei. Es wird tief ein- und wieder ausgeatmet, wir strecken und dehnen uns und am Ende der Übungen fühle ich mich richtig gut und fit. Die Müdigkeit ist verflogen und ich bin froh teilgenommen zu haben.
Zufrieden kommen wir zurück in die Kabine, wo Edith bereits auf uns wartet. Während des Frühstücks treffen wir auf unseren Reiseleiter Thung, der den Tagesablauf bekannt gibt. Die Gruppe teilt sich heute, da einige die Zwei-Tages-Tour gebucht haben. Sie gehen heute nach dem Mittagessen von Bord und werden zurück in ihr Hotel gebracht.
Wir, die Drei-Tages-Gäste, werden auf einem kleineren Boot durch die Inselwelt der Halong Bucht zu einem Strand fahren und anschließend besteht die Möglichkeit mit einem Kajak zum Drei Tunnel See zu rudern. Oder wir können uns in einem Boot rudern lassen. Mittagessen gibt es unterwegs, erst am Spätnachmittag kommen wir zurück auf die Paloma Cruise. Und heute Nacht steigt eine große Sylvester-Party, die von der Crew der Paloma Cruise für uns organisiert wird. „Wer möchte hat heute die Gelegenheit schwimmen zu gehen“ beendet Thung seine Information. Schwimmen? Ich überlege mir gerade wie ich mich warm genug anziehe, da spricht Thung vom schwimmen. Das hat er sicher nicht ernst gemeint, oder? „Es ist ja auch noch sehr früh morgens, vielleicht ist es später warm genug“ gibt Edith zu bedenken. Das ist natürlich möglich, denn auch heute ist der Himmel wieder strahlend blau. Keine Wolken , kein Nebel und ruhige See. Daher packe ich sicherheitshalber den Bikini in meine Handtasche, zusammen mit Sonnencreme und Fotoapparat.
Die Bootsfahrt durch die bizarre Bucht mit ihren Inseln ist ein Naturschauspiel. Jedes Eiland sieht anders aus und ihrer Gestalt verdanken viele Inseln ihren Namen. Schildkröte, Kämpfende Hähne und Steinerner Fischer sind einige davon. Natürlich ranken sich auch Legenden um diese Felsenlandschaft. Eine davon erzählt von einem schönen Mädchen, das die Einsamkeit und den Tod dem Leben mit einem reichen jedoch bösen Mann vorzog. Andere berichten von Tigern und Feen, sowie hilfreichen Fischern die mit reichen Fängen belohnt wurden.
Nur 15 der Inseln in der Halong Bucht sind ständig bewohnt, auf einigen anderen kampieren Fischer während der Fangzeit. Doch auf den meisten Eilanden leben nur Seevögel und auf sehr wenigen soll es noch Affen geben.
Unser Boot wird langsamer, denn wir haben unser erstes Ziel erreicht. Der Cat Co Beach, ein kleiner Strand mit kristallklarem Wasser und goldfarbenen Sand. Schön sieht es hier aus, eine romantische kleine Bucht. Hinter den Hügeln der Insel liegt der Ort Catba Town und kann zu Fuß oder per Moped erreicht werden.
„Wer nicht schwimmen möchte kann auf die Anhöhe steigen“ erklärt uns Thung. „Es ist ein Fußweg von ca. 20 Minuten und von dort oben hat man einen wundervollen Blick auf die umliegenden Inseln.“ Das ist eine gute Idee! Denn so schön wie der Strand ist und wie einladend das klare Wasser auch aussieht, es ist mir mit Sicherheit zu kalt.
Langsam machen wir uns auf den Weg nach oben, Treppe für Treppe geht es höher. Auf halber Strecke wird der Aufstieg jedoch recht beschwerlich, da ein Teil der Stufen kaputt und die Abstände unterschiedlich hoch sind. „Ich bleibe hier sitzen und warte auf euch“ erklärt Edith. „Von hier habe ich auch eine schöne Sicht.“ So bleiben noch Gudrun und ich, die sich gemeinsam mit anderen Passagieren immer weiter hinauf kämpfen. Dann ist es geschafft! Wir sind auf dem Aussichtspunkt angekommen.
Viel zu sehen gibt es jedoch nicht. Auf ca. zwei m2 tummeln sich alle Gipfelstürmer. Es gibt keine Plattform, kein Punkt an dem man sich in Ruhe umsehen kann. Wir sind oben und der Weg ist einfach zu ende. Auch andere Besucher sind ein wenig enttäuscht. Und die Aussicht? Also ehrlich gesagt, so viel mehr als Edith von ihrem bequemen Platz sieht man hier auch nicht.
Langsam machen wir uns an den Abstieg und als wir eine viertel Stunde später am Strand ankommen ist mir warm geworden. Ob ich das mit dem schwimmen doch versuchen sollte? So sauberes und klares Wasser! Einige andere Gäste der Paloma Cruise sind bereits im Meer und sie sehen aus als ob sie sich wohl fühlen. Was soll´s – ich probiere es! Rasch ziehe ich mich um, ein Handtuch erhalte ich auf der Paloma Cruise, und gehe zum Ufer. Vorsichtig teste ich mit dem großen Zeh die Wassertemperatur. Überraschung! Das Wasser ist nicht kalt sondern angenehm temperiert. Toll! Es ist einfach traumhaft hier zu schwimmen, das Wasser fühlt sich an wie Seide und ich habe Blick bis auf den Meeresgrund. Kristallklares Wasser! Es dauert nicht lange und Edith leistet mir Gesellschaft. Sie ist ebenso begeistert wie ich.
Gudrun ist keine „Wasserratte“ so wie Edith und ich. Sie bleibt am Ufer und unterhält sich in der Zeit mit anderen Passagieren der Paloma Cruise.
Viel zu schnell ist die Zeit vorbei, die Crew der Paloma winkt zum Aufbruch. Es geht weiter durch die ständig wechselnde Inselwelt bis nahe an den Drei Tunnel See, der Dau Bo. Die meisten möchte kajaken und steigen in die kleinen wackligen Boote. Ich hatte das auf anderen Reisen bereits zwei mal probiert und schließe mich gerne dem Vorschlag von Gudrun und Edith an. Wir lassen uns in einem stabilen Holzboot rudern! Schon alleine das ein-und aussteigen in so ein Kajak bedarf Übung und guten Gleichgewichtssinn. Wer auch schon einmal in einen kalten See gefallen ist wird mich verstehen.
Während wir durch die Bucht gerudert werden betrachte ich erneut die Landschaft. Jeder der Felsen ist im laufe der Jahre von Wind und Wasser unterschiedlich geformt worden. Ein immer wieder beeindruckender Anblick und die Halong Bucht wird nicht zu unrecht als die schönste Bucht Asiens bezeichnet.
Nach kurzer Zeit erreichen wir den Tunnel durch den wir in die Lagune rudern. Die Lagune ist nur bei Ebbe und außerhalb der Regenzeit erreichbar. Bei Flut und während des Monsuns ist der Wasserstand zu hoch und damit ist die Lagune von der Aussenwelt abgeschnitten. Der Tunnel, in den wir nun hineinrudern, ist laut Thung 4 Meter breit, drei Meter hoch und 100 Meter lang. Mir ist ein wenig unheimlich, als wir in die dunkle Öffnung eintauchen und ich im schwachen Licht die mit Muscheln bedeckten Wände und Decke erkenne. Die Organisatoren des Ausflugs werden doch wissen, wie lange Ebbe ist und wann die Flut zurück kommt? Doch da taucht schon wieder Licht am anderen Ende auf und als wir mit unserem Ruderboot in die Lagune einfahren ist der dunkle Tunnel schnell vergessen. Die Lagune ist atemberaubend schön. Glasklares Wasser in dem sich der Himmel und die grün bewachsenen Berge spiegeln und aus unserem Boot können wir bis auf den Grund des Wassers sehen. Fantastisch! Selbst die gelb-roten Kajaks passen in die Landschaft und geben einen hübschen Farbklecks auf dem Wasser.
Unser Bootsmann spricht ein wenig englisch und erklärt uns, dass früher auf den Bergen Affen gelebt haben, doch sie sind im Laufe der Jahre verschwunden.
Nach einer Rundfahrt durch die Lagune geht es wieder zurück. Der Wasserstand ist jetzt sogar tiefer als auf dem Hinweg, einige male „schrabbt“ das Boot auf dem Grund entlang. Hoffentlich gibt das kein Leck, bitte nicht im Tunnel. Doch ich bin betreffs der Gezeiten beruhigt. Wir werden jedenfalls nicht von der Flut überrascht werden. 😉
Gemeinsam mit den Kajak-Paddlern erreichen wir wieder das Boot der Reederei Paloma. Hier ist bereits alles für unser Mittagessen vorbereitet. Es wird heute gegrillt, es gibt Fleisch und Fisch, dazu Gemüse und von all dem sehr viel und reichlich. Für die Vegetarier wird ausschließlich Fisch gereicht und wer so wie ich eigentlich auch kein Fisch mag hat heute ein klein wenig das Nachsehen. Doch der Koch der Paloma Cruise gibt sich sehr viel Mühe jeden Geschmack und Wunsch der Gäste zufrieden zu stellen. Eine unserer Mit-Passagiere lebt ebenfalls fleischlos und ist mit dem Fisch sehr zufrieden.
Nach dem Mittagessen gibt es Kaffee auf dem Sonnendeck und einige der Gäste nutzen den warmen sommerlichen Nachmittag um ein weiteres Mal zu schwimmen. Ein Kopfsprung vom Deck in die Halong Bucht und das wird natürlich für die Daheimgebliebenen auch gleich auf einem Foto festgehalten. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Als wir auf unserem „Hauptschiff“ ankommen ist es später Nachmittag. Die heute neu angekommenen Gäste befinden sich auf ihrem ersten Ausflug und bewundern vermutlich gerade die Perlen auf der Austernfarm.
Im Restaurant wird feierlich eingedeckt und ein großer Tisch für das Sylvester-Buffet aufgebaut. Am Kopfende des Raumes ist eine Musikanlage und eine kleine provisorische Bühne aufgebaut, es findet gerade der erste Sound-Check statt. Wie wollen die heute Abend die ganzen Gäste unterbringen, wenn das Buffet und die Musiker so viel Platz einnehmen? „Schau mal,“ meint da Gudrun „die decken auch die Tische im Freien ein.“ Meine Güte, wer soll sich denn da draußen in die Kälte setzen? Also ich nicht. Denn so schön wie das Wetter tagsüber ist, nachts wird es empfindlich kühl und die Temperaturen sinken auf ca. 10ºC. „Lass uns einen Tisch reservieren“ sage ich leise zu Gudrun, damit es kein anderer Passagier hört. „Und nachher gehen wir eine halbe Stunde früher runter!“
Und genau so machen wir es! Ein weiser Entschluss wie sich herausstellt. Der Andrang für Plätze ist groß und diejenigen, die auf die romantischen zweier Tische im Freien ausweichen müssen wirken nicht sehr glücklich. Frierend mit zusammengezogenen Schultern und einer dicken Jacke blicken sie durch das Fenster zu uns herein. Da hilft auch das Teelicht auf dem Tisch nicht wirklich.
Wir rücken ein wenig enger zusammen, so ist noch Platz für ein junges Paar mit dem wir bereits hin und wieder im Gespräch waren. Sie sind einige Monate in Asien unterwegs, machen eine längere Aus-Zeit und möchte von Vietnam nach Kambodscha und Laos. Beide reisen gerne und so ist reichlich Gesprächsstoff vorhanden. Da haben wir richtig Glück mit so netter Gesellschaft an unserem Tisch.
Bereits während des Essen startet das Musikprogramm mit einem Geigen-solo. Die junge Vietnamesin spielt sehr schön, doch leider geht ihre Darbietung in den allgemeinen Gesprächen und dem Geklapper von Geschirr unter. Schade, sie hätte entschieden mehr Aufmerksamkeit und Applaus verdient.
Das Musikprogramm des restlichen Abends wird nach dem Essen von zwei jungen Männern übernommen. Sie haben laut Ansage den ersten Preis bei „Vietnam sucht den Superstar“ gewonnen und sind in ganz Vietnam dadurch berühmt geworden. Was sie uns bieten ist auch sehr gut. Sie harmonieren zusammen, doch auch jeder für sich ist ein kleiner und sehr junger Star. Schwer zu sagen wer besser ist, die Kleinere der beiden hat auf jeden Fall einen flotten Tanzschritt drauf.
Der einzige Kritikpunkt an der Vorstellung ist die Lautstärke. Jedes Gespräch wurde mit Beginn der Show unmöglich. Die Bootsplanken vibrieren im Rhythmus des Beats und wer sich mit seinem Tischnachbarn verständigen möchte muss schreien. Nach etwa eine halben Stunde beginnt sich das Restaurant zu leeren und auch wir beschließen in unsere Kabine zu gehen. Es ist schade, denn jeder der Crew hat mitgeholfen den Raum zu dekorieren und bestimmt haben alle Mitarbeiter auf einen großen Erfolg der Sylvester Party gehofft. Doch es ist einfach zu laut. Einige der Gäste gehen auf das Oberdeck, doch uns ist das zu kühl. Unseren restlichen Wein nehmen wir mit um auf das neue Jahr anstoßen zu können. Wir feiern dieses Jahr eben ganz gemütlich, und wenn wir doch noch tanzen möchten ist das auch kein Problem. Die Musik der zwei Mann Band schallt bis in unsere Kabine.
Kurz vor Mitternacht gehen wir mit dem letzten Schluck Wein auf den Kabinen- Balkon um das Jahr 2015 willkommen zu heißen. Es ist erstaunlich still geworden, lediglich ein leises raunen von Stimmen tönt vom Oberdeck. „Es sind fast alle vor der lauten Musik geflohen“ stellt Edith fest. Wir möchten das genau wissen und gehen nochmals hinauf in das Restaurant. Hier ist die Musik inzwischen etwas leiser und nur ein ganz harter Kern ist geblieben und tanzt fröhlich zu rockigen Klängen. Die mitfeiernde Crew begrüsst uns freudig und schenkt jedem ein Glas Sekt ein. So ist das eine angenehme Party!
Doch wir sind nicht die einzigen die zurück kommen. Als die Uhr Mitternacht schlägt wird das Restaurant wieder voll und gemeinsam mit den anderen Passagieren feiern wir die Sylvester Party zu Ende. Mit „Happy New Year!“ „Frohes Neues Jahr“ und „Gelukkig Nieuwjaar“ kommen die Wünsche in den verschiedensten Sprachen.
Es ist ein schöner Abschluss eines gelungenen Urlaubstages und ein ebenso schöner Beginn des Jahres 2015. Ich hoffe es wird für uns alle nur Gutes bringen und so erfolgreich sein wie das Jahr 2014. Prost Neujahr!!!
Hinterlassen Sie eine Antwort
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abgeben zu können.