Halong Bucht, eine Landschaft als UNESCO Welterbe
Dienstag
Habe ich an alles gedacht? So früh morgens muss ich so schwere Entscheidungen treffen! Habe ich alles was ich für drei Tage auf einem Schiff brauche?
Heute beginnt eines der Highlights unserer Vietnam-Reise, eine dreitägiges Schiffsfahrt in der Halong Bucht. Da der Platz auf einem Schiff begrenzt ist, bleiben unsere Reisetaschen im Hotel und wir reduzieren auf Handgepäck-Größe. Wie wird das Wetter sein? Auf dem Wasser kann es nachts empfindlich kühl werden. Wenn wir jedoch Glück haben und die Sonne scheint herrschen sommerliche Temperaturen. Ich stelle mich also auf Zwiebel-Look ein, mehrere Schichten übereinander. Das sollte gehen. Meine Antifalten-Creme muss auch noch mit, ebenso wie das Kindle und die Ersatzbatterien für den Fotoapparat. Passt, die kleine Stofftasche geht zu, wenn auch mit ein wenig drücken.
Um acht Uhr werden wir abgeholt, da haben wir noch Zeit zum frühstücken. Doch der Raum ist voll, kein Sitzplatz zu bekommen und der Andrang an der Rezeption ist ebenfalls groß. Möchten die alle in die Halong Bucht? Doch nein, so weit ich höre reisen viele auch weiter nach Tam Coc in die „trockene Halong Bucht“ oder in die Bergregionen wie Sapa. Ob das im Winter in den Bergen so toll ist?
Gudrun hat einen Tisch für uns erobert und sobald wir fertig gefrühstückt haben holen wir die Reisetaschen aus unseren Zimmern und checken im Hotel aus.
An der Rezeption wartet bereits ein Reiseleiter von Paloma Cruise auf uns. „Sind sie fertig? Der Minibus kann hier nicht lange stehen bleiben“ informiert er uns kurz nach der Begrüßung. Ja, klar! Rasch folgen wir ihm und steigen in das wartende Fahrzeug.
„Wir fahren noch zu einem Hotel und danach in unser Büro“ bekommen wir erklärt. „Dort können sie dann auch den Restbetrag ihrer Buchung bezahlen.“
Die Formalitäten sind rasch erledigt und wir beginnen unsere vierstündige Fahrt nach Ha Long City wo wir mit einem kleiner Boot zu unserem Schiff, der Paloma Cruise, gebracht werden.
„Willkommen auf der Paloma Cruise!“ werden wir dort freundlich begrüsst und gebeten erst einmal an den Tischen Platz zu nehmen. Dort erklärt uns Thung, unser Reiseleiter, das Programm für den heutigen Tag. „Sie bekommen als erstes das Mittagessen, während wir ihr Gepäck in Ihre Kabinen bringen. Danach machen wir den ersten Ausflug. Sie werden auf kleinen Booten durch eine Grotte gerudert, sehen wie die Fischer leben und danach besuchen wir eine Austerfarm. Am Abend können Sie lernen wie man eine Frühlingsrolle zubereitet und den Sonnenuntergang auf dem Deck genießen.“ Das hört sich doch alles gut an!
Das Mittagessen ist sehr lecker und es gibt sogar vegetarisches Essen. Doch der Hit ist die Kabine. Wir haben die Familienkabine für drei Personen gebucht und damit den Volltreffer gezogen. Wir sind am Bug, der gleichzeitig unser Balkon ist. Damit haben wir Blick nach vorne und ich fühle mich wie in der berühmten Filmszene von Titanic. Es gibt nur zwei Kabinen mit Balkon und eine davon haben wir! Auch die Kabine selbst ist geräumiger als ich erwartet habe. Super!
Doch es bleibt nicht viel Zeit die Kabine zu bewundern, denn in Kürze startet unser Ausflug.
Die Paloma Cruise ist inzwischen näher an die Kalkstein-Felsen herangefahren und wir müssen in Ruderboote umsteigen. Die Paloma ist zu groß, um durch diese Gewässer zu kreuzen. Es ist eine einzigartige Landschaft, die im Jahre 1994 von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde.
Der Name dieser Bucht, Ha Long, heißt soviel wie „herabsteigender Drache“ und natürlich gibt es hierzu eine Legende. Ein Ungeheuer lebte einst in dieser Bucht und ängstigte die Menschen. Eine Drachen-mutter bewaffnete sich daraufhin mit Steinen und kam mit ihren Kindern von den Bergen herab. Mit Steinwürfen tötete sie das Ungeheuer und die Felsen bleiben als Erinnerung an diesen Kampf im Meer liegen.
Geologen erklären dies wesentlich nüchterner. Es handelt sich bei den Felsformationen um Turmkarst, der durch die tropischen Niederschläge, Verwitterung des Kalksteins und dem feuchtwarmen Tropenklima entstanden ist. Durch einsickerndes Regenwasser wird im Laufe von Jahrmillionen die Kalk-schicht stark zerklüftet. Der gesamte Felsen wird vom Wasser „angenagt“ und was stehen bleibt sind die Felstürme. Insgesamt ragen in der 1.500 km2 großen Halong Bucht etwa 2000 Felsentürme aus dem Wasser.
Es sind beeindruckende Formationen, die wir hier zu sehen bekommen mit teilweise üppigen Pflanzenbewuchs. Wir passieren einige Bootshäuser und Thung erzählt uns, dass diese Häuser den hier lebenden Fischern gehören. Schon seit Generationen führen die Familien diesen Beruf aus und das Wissen und Können wird an die Kinder weitergegeben.
Leider ist es hier wie an vielen Orten unserer Erde. Durch den zunehmende Tourismus in der Bucht, gepaart mit der Umweltverschmutzung durch die Kohleindustrie bei Hai Phong ist die Bucht gefährdet. Um die Halong- Bucht zu schützen, sollen vermehrt die Fischerdörfer auf das Festland umgesiedelt werden und keine weiteren Konzessionen für Fisch- und Garnelenzucht mehr erteilt werden.
Also ich bezweifle ja, dass es ausgerechnet die Fischer sind, die hier die Umwelt zerstören. Angeblich verunreinigt das Abwasser der Fischerdörfer die Bucht. So viel Abwasser können die paar Fischerdörfer gar nicht produzieren. Aber Industrie, Hotels und Kreuzfahrten vermutlich schon.
„Das Problem ist“ so erklärt Thung weiter „dass die Fischer nie etwas anderes gelernt haben und dadurch auf dem Festland auch keine Arbeit finden. Um ihre Familien ernähren zu können fischen sie weiter und leben statt in ihren Dörfern nun auf ihrem Fischerboot.“
Inzwischen nähern wir uns einem Felsen mit einer Grotte durch die wir hindurch fahren. Es sieht toll aus, vor uns liegt das Meer und die Sonne lässt es glitzern und blinken. Wir haben heute sowieso viel Glück mit dem Wetter. Normalerweise ist der Dezember/Januar in der Halong Bucht kühl und neblig, die See ist unruhig und grau durch den aus China kommenden Nord-Ost Monsun. Doch wir haben blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Ich sage es ja schon immer- wenn Engel reisen lacht der Himmel.
Auf dem Rückweg zum Schiff besuchen wir die Austerfarm. Hier bekommen wir gezeigt, wie die Austern in Reusen gezüchtet und nach der „Ernte“ von einer jungen Frau geöffnet werden. Mit einer Pinzette sucht sie nach der Perle, die sie vorsichtige aus der Auster löst und zur Seite legt.
Einen Verkaufsraum gibt es natürlich auch, doch keiner der anwesenden Verkäufer bedrängt uns. In aller Ruhe können wir die Schmuckstücke betrachten. Ob ich was hübsches finde? Ein Souvenir wäre schön! Doch Perlen sind nicht unbedingt mein Geschmack und ich finde nichts in meiner Preisklasse, was wirklich gefällt.
Inzwischen steht die Sonne schon recht tief und Thung drängt zum Aufbruch. „Ihr möchtet doch sicher den Sonnenuntergang auf dem Panoramadeck sehen“ erinnert er uns. „Dazu gibt es auch ein Drink!“ lockt er die letzten Gäste aus der Perlen-Ausstellung.
An Bord der Paloma angekommen gehen wir direkt auf das oberste Deck um den Sonnenuntergang zu beobachten. Der von Thung versprochen Drink kommt ebenfalls, es schmeckt ein wenig nach Sangria mit viel Saft und ist recht süß. Der Sonnenuntergang ist wunderschön, die letzten Strahlen lassen das Meer aufleuchten und das schwächer werdende Tageslicht hüllt die Felsformationen in einen weichen Schimmer. Sehr schön- das kann man anders nicht sagen. Doch sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist wird es rasch kälter. Ein Teil der Passagiere holt sich warme Jacken und wir verziehen uns erst mal zum aufwärmen in unsere Kabine.
„In zehn Minuten beginnt der Kochkurs für Frühlingsrollen“ erinnert mich Gudrun. „Sollen wir hingehen?“ Warum nicht? Frühlingsrollen, das kann so schwierig ja nicht sein.
Im Restaurant, das nun als Kochstudio herhalten muss, habe sich zehn weitere Teilnehmer eingefunden. Es gibt vegetarische Füllung so wie Füllung mit Fleisch und Thung erklärt uns das Rezept. Gerollt werden die Frühlingsrollen in einen dünnen Teig aus Glasnudeln der mich ein wenig an Pergamentpapier erinnert. „Ihr müsst den Teig mit dem Wasser anfeuchten und dann die Masse einrollen, dabei auf die Enden achten und gut verschließen“ erklärt uns Thung. „Aber Vorsicht! Nicht zu viel Wasser nehmen, sonst wird das nichts!“ Hmmm- kann doch nicht so schwer sein. Zuversichtlich mache ich mich ans Werk, doch dieser dünne Teig hat wirklich seine Tücken. Er klebt, doch nicht dort wo er soll. Und zuviel Wasser habe ich auch erwischt. Mein fertiges Produkt sieht zum Schluss mehr aus wie eine kubanische Havanna, als wie eine vietnamesische Frühlingsrolle. Ich versuche es gleich nochmal mit einem zweiten Röllchen, doch das Ergebnis ist nicht sehr überzeugend. Komisch, warum klappt das bei Gudrun? War sie vielleicht schon mal hier? In der Kabine heimlich geübt hat sie nicht, dass hätte ich ja gesehen.
Zum Schluss werden die Frühlingsrollen bewertet, die beste Rolle wird mit einem Drink belohnt. Ich falle gleich zu Anfang durch, ich sehe es am entsetzen Gesichtsausdrucks des Kochs. Gudruns Frühlingsrollen kommen zumindest in die engere Auswahl, doch für den 1. Preis reicht es leider auch nicht. Macht ja nichts, es hat uns jedenfalls Spaß gemacht. Und ich werde zu Hause meinen Gäste in Zukunft weiterhin indische Küche bieten, das ist einfacher.
Inzwischen ist auch Edith aufgetaucht und wir suchen uns einen Tisch zum Abendessen. Und zur Vorspeise, das ist ja klar, gibt es natürlich Frühlingsrollen. Echt Touri-gerollt! Ich habe Glück, meine „Havannas“ erwischt ein anderer. 😉
„Morgen früh um sechs Uhr ist Thai-Chi auf dem Oberdeck“ erinnert uns Thung als er uns nach dem Abendessen noch eine gute Nacht wünscht. Um sechs Uhr? Also ich glaube nicht, dass ich das machen möchte. So früh!!! „Doch“ erklärt Gudrun „ich werde mir den Wecker stellen. Ihr könnt ja weiter schlafen.“ Worauf sie sich verlassen kann! Sechs Uhr!! Meine Güte!
In der Kabine beobachte ich Gudrun, sie stellt tatsächlich den Wecker. „Du willst wirklich so früh aufstehen?“ frage ich sie erstaunt. „Klar! Nimm dir mal ein Beispiel“ bekomme ich zu hören. Dann jedoch, mit einem Augen-zwinkern: „Ich kann natürlich morgen früh den Wecker auch schnell ausmachen und auch weiterschlafen. Warten wir ab wie ich mich morgen früh fühle.“ Eine gute Lösung! Dann also erst mal: „Gute Nacht! Bis morgen früh.“
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