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Hundeschlittentour durch die Wildnis Schwedisch-Lapplands

Auf Tour

Auf Tour

Ich mochte Hunde schon immer. Aber was ich hier zu sehen bekam, übertraf all meine Erwartungen.

Die Hunde machen einen echt wilden Eindruck, dabei sind sie uns gegenüber so freundlich und verspielt. Wir, das sind die Gäste, die an diesem Abenteuer teilnehmen. Wir alle sind zum ersten Mal hier in Lappland und haben uns vorgenommen, die wilde Winterwelt der schwedischen Berge mit dem Hundegespann zu erobern.

Ich habe die 3tägige Schlittenhundetour zum Geburtstag geschenkt bekommen und im Nachhinein betrachtet, war es das schönste Geschenk, das mir mein Mann und meine Kinder machen konnten.

Am Anfang war mir etwas mulmig bei dem Gedanken, allein zu verreisen. Aber meine Familie hatte alles perfekt geplant und die Leute des Veranstalters haben meinen Lappland Urlaub ebenso perfekt organisiert.

Nach der Fahrt vom Flughafen zum Huskycamp und meiner ersten Nacht in Lappland, ging es am Morgen endlich los.

Zuerst ausführliche Einweisung in Schlittenfahren und Umgang mit den Hunden. Dann zeigt uns Mikel, unser Guide, wie die Schlittenhunde eingespannt werden. Jeder bekommt einen eigenen Schlitten mit 6 Grönlandhunden, wahren Kraftpaketen.

Schnell verlassen wir nach ein paar Kilometern die kleine Siedlung, in der vorwiegend Samen, die Ureinwohner Lapplands leben.

Überall an den Häusern wehen die bunten Fahnen, die Sonne, Mond und die Nationalfarben der Samen darstellen. Mikel erzählt uns später, daß die Samen bis in die 80er und 90er Jahre noch um ihre Grundrechte kämpfen mussten, sich aber schon sehr viel verbessert hat. Heute leben die meisten Samen nicht mehr von  Rentieren oder von der Jagd, sondern haben ganz normale Berufe. Nur etwa 5 % von ihnen betreiben noch professionelle Rentierzucht.

Der weitere Weg führt uns nun hinein in die Wildnis. Jetzt sind wir für drei Tage ganz auf uns allein gestellt, und auf die Kraft und den Instinkt unserer Hunde.

Durch dichte Wälder folgen wir immer der Spur unseres Guides, der das erste Gespann steuert.

Seine Hunde sind die stärksten, schließlich müssen sie durch den metertiefen Schnee spuren. Ein echter Knochenjob für die gerade mal 25-30 kg schweren Tiere.

Nach dem Mittagessen verlassen wir die Spur im Wald und fahren weiter auf einem zugefrorenen Fluss. Zuerst ist mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken über fließendes Wasser zu fahren. Aber Mikel hat die Dicke des Eises geprüft, stolze 65 cm sind es.

Obwohl ich nur auf dem Schlitten stehe, bin ich am Ende des Tages froh, als unsere Hütte am Waldrand auftaucht. Sie steht direkt am Flussufer, hier werden wir übernachten.

Doch bevor es gemütlich werden kann, müssen die Hunde versorgt und gefüttert werden. Danach Wasser vom Fluss holen und Feuer machen. Jeder packt mit an und so wird es in der kleinen Hütte schnell warm. Bald dampft auch der Kaffee und das frische Rentierfleisch bruzelt in der Bratpfanne.

Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne. In der Hütte ist es kalt geworden, kein Wunder, draussen haben wir minus 25 Grad.

Aber Mikel hat den Ofen schon eingeheizt und serviert das Frühstück. Auch die Hunde sind schon versorgt. Für uns gibt es frischen Kaffe, Blaubeermarmelade und Pfannkuchen. Einfach köstlich!

Die zweite Etappe beginnt mit der Überquererung des Flusses und einer Fahrt recht steil bergauf. Schnell erreichen wir die Baumgrenze, die hier bei ca. 700 m Höhe liegt.

Traumhafte Weite

Traumhafte Weite

Jetzt geht es hinein ins Hochfjäll, jene sagenhafte sonnendurchflutete Landschaft, die erst im Winter ihren ganz besonderen Reiz entwickelt.

Während des Mittagessens erzählt uns Mikel, daß diese Landschaft im Winter von Tieren weitestgehend gemieden wird. Besonders in den Monaten Januar und Februar kann es hier oben sehr kalt werden und manchmal fegen eisige Schneestürme über das Land.  Auch die Samen treiben im Herbst ihre Rentiere ins Tal, weil sie hier oben nicht mehr genügend Nahrung finden.

Doch wir können die Tour in vollen Zügen genießen. Es ist Mitte April, die Tage sind schon länger als in Mitteleuropa und das Wetter ist einfach toll. Unter dem tiefblauen Himmel glitzern die Berge und die Hochflächen im Licht der Sonne.

Die Hunde ziehen den Schlitten gleichmäßig durch den Schnee und ich hänge meinen Gedanken nach, kann mich nicht satt sehen an dieser unglaublichen Schönheit.

Mit ein wenig Bedauern sehe ich, daß die nächste Hütte in Sicht kommt. Obwohl ich todmüde bin, hätte die Fahrt noch ewig dauern können.

Nachdem alle Hunde satt sind und zufrieden in der warmen Abendsonne liegen, wollen wir das letzte Licht des Tages noch für eine Tierbeobachtung nutzen. Wir stapfen mit Schneeschuhen einen Hang hinauf. Vielleicht entdecken wir ja einen Luchs oder den sehr seltenen Polarfuchs. Auch einzelne Wölfe kann man mit viel Glück sehen.

Wir haben Glück. Mikel entdeckt die Spur eines Vielfraßes. Wir halten weiter Ausschau und schließlich taucht der große Marder in gehöriger Entfernung auf und „hoppelt“ davon. Der Vielfraß ist sehr scheu und geht dem Menschen aus dem Weg, aber anderen Tieren gegenüber ist er auch sehr wehrhaft und angriffslustig, wenn es um Beute geht.

Zum Abendessen gibt es Elchbraten mit grünen Bohnen und Kaffee. Ein wahrer Festschmaus und genau die richtige Stärkung nach so einem Tag.

Inzwischen ist es dunkel geworden und wieder haben wir Glück. Durchs Fenster sehe ich die ersten Polarlichter. Alle stürmen sofort nach draußen und starren wie gebannt nach oben. Grüne Lichtschleier tanzen am Horizont, ein wunderbares Erlebnis.

Den dritten Tag wollen wir alle noch einmal so richtig nutzen und Kraft tanken für den Alltag. Denn schließlich müssen wir heute Abend schon wieder Abschied nehmen.

Nach dem Frühstück fahren wir über die sonnige Hochebene in Richtung Süden. Mächtige Schluchten mit fast senkrechten Steilwänden wechseln sich ab mit den sanften Ebenen zugefrorener Bergseen.

Bei einer Sommerhütte der Rentierzüchter rasten wir ein letztes Mal, bevor wir kurz vor Einbruch der Dämmerung unseren Ausgangspunkt in der Zivilisation erreichen.

Mein Liebling

Mein Liebling

Drei grandiose Tage liegen nun hinter mir. Es fällt mir schwer, mich von meinen Hunden zu verabschieden. Sie alle sind mir sehr ans Herz gewachsen, war es doch nur mit ihnen möglich, das alles zu erleben.

Am letzten Abend hängen alle ihren Gedanken nach. Ich nehme mir vor wieder zu kommen, diesmal für länger und mit der ganzen Familie.

Annett Schmidt

 

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