Im südlichen Afrika wandern: Den Chizarira Nationalpark in Zimbabwe zu Fuß erkunden
Im Oktober 2009 hatte ich für meinen Mann und mich als Krönung einer langen Erkundungsreise durch das südliche Afrika einen 4-tägigen Besuch zum Wandern im Chizarira Nationalpark in Zimbabwe geplant. Er ist einer der abgelegensten und am wenigsten bekannten Parks des Landes. Am besten erkundet man ihn zu Fuß. Wir hatten uns bereits in den neunziger Jahren einmal von der schroffen Schönheit Chizariras faszinieren lassen, waren aber seitdem nicht mehr dort gewesen. Wir waren gespannt, wie wir die rauhe Landschaft und die Tierwelt diesmal erleben würden.
Allein der Weg dorthin von der vorigen Station, Kariba, aus war schon ein Abenteuer für sich. Von der Stadt Kariba, am östlichen Ende des Kariba-Stausees gelegen, bis nach Chizarira waren es laut unserem damaligen Fahrtenbuch ca. 450 km. Man sollte meinen, das sei zwischen 7.30 Uhr morgens und 15.00Uhr nachmittags, wenn unser Guide uns erwartete, locker zu schaffen. Wer das denkt, hat die Rechnung aber ohne Kenntnis des Straßenzustands gemacht!
Die ersten knapp 200 km waren einfach. Zunächst schlängelte sich die Straße vom Ufer des Stausees aus in die Höhe bis sie bei Makuti wieder auf die Hauptstraße traf, die das Land von Süden nach Norden durchzog. Bei Karoi tankten wir noch einmal randvoll, dann ließ ich den Nissan Offroad die berüchtigte „Straße“ südlich des Karibastausees Richtung Binga unter die Räder nehmen. Die ersten ca. 50 km waren vor ca. 10 Jahren einmal geteert worden, dann war es mit dem Luxus vorbei und die Schotterpiste begann. Und was für eine Schotterpiste! Es gab wirklich alles: tiefe Schlaglöcher; Felsgrate, die aus der Piste ragten; tiefer, loser Schotter und Sand; beton-hart getrockneter Schlamm, der nach dem letzten Regen in tiefen Rillen und Furchen getrocknet war … Kurz gesagt, alles was das Herz des Offroad-Fahrers begehrt, aber doch nicht wenn man einen festen Zeitplan hat! Im Verlauf der ersten 20 km sahen wir ab und zu noch einen zerbeulten Geländewagen und einen einzigen Lastwagen, dann waren wir allein auf der Straße. Darüber nachdenken, was passieren würde wenn wir eine Panne hätten wollte ich lieber nicht. Kleine Dörfer säumten die Straße, zunächst dicht beieinander, dann immer seltener. Kinder rannten lachend und winkend über die sauber gefegten Höfe.
Beim Blick in den Spiegel sah ich die riesige weiße Staubwolke, die ich hinter mir her zog. Im Durchschnitt konnte ich gerade einmal 30 km/h fahren, oft mußte ich in den ersten Gang schalten, der Dritte war das Höchste der Gefühle. Es war brütend heiß, die Fenster waren weit offen. Wir konnten nicht beurteilen, wieviel Benzin wir bei der Quälerei für das Auto noch brauchen würden, weigerten uns also, auch nur einen Tropfen auf die Klimaanlage zu verwenden.
Immer weniger Dörfer waren zu sehen, wir fuhren durch dichten Busch, der gerade grün zu werden begann. Vor einer Strecke tiefen Sandes schaltete ich den Allrad ein und der Nissan wühlte sich tapfer durch, dann ein Knall und das Auto röhrte fortan ohrenbetäubend. Wieder auf festem Boden hielt ich an und wir guckten unter den Wagen. Ich hatte offensichtlich einen im Sand verborgenen Stein getroffen, die seitliche Naht des Auspufftopfs klaffte weit offen und der Nissan klang im Stand wie ein alter amerikanischer V8, beim Fahren einfach unbeschreiblich. Es war nichts zu machen, wir mußten weiter.
Nun hatten wir um so mehr Grund, die Fenster offen zu lassen, anstatt die Klimaanlagen einzuschalten, denn mit dem defekten Auspuff würden wir ohnehin mehr Benzin verbrauchen, als gewöhnlich.
An einige charakteristische Orte an der Strecke konnten wir uns noch gut erinnern, so die Brücke über den Sanyati River und die Abzweigung nach Matusadona, einem weiteren Nationalpark am Ufer des Karibasees. Dann kam sehr lange Zeit nur dichter Busch, gelegentlich ein Dorf. Als die Besiedelung wieder dichter wurde wußten wir, daß wir unserem Ziel verhältnismäßig nahe waren. Der Chizarira Nationalpark ist von Siedlungen umgeben, ein großer Nachteil, denn es wird daher viel gewildert im Park. Ebenso greifen viele Feuer, die außerhalb des Parks gelegt werden um die Felder für das Bestellen vorzubereiten sehr schnell auf den Park über. Unser Guide, Leon, engagiert sich sehr gegen die Wilderei im Park. Die Guides in Zimbabwe sind die besten in Afrika, auch heute sind die Ausbildung und Prüfungen nach wie vor die stringentesten überhaupt. Daher gab es keine bessere Wahl für unsere Wiederentdeckung Chizariras zu Fuß.
Ich muß zugeben, daß ich das stark verblichene Schild, das die Abzweigung zum Park anzeigte mit großer Erleichterung erspähte. Ich
freute mich darauf, in weiteren 20 sehr langsamen Kilometern einmal aussteigen zu können … ich hatte langsam das Gefühl am Fahrersitz festgeklebt zu sein.
Zunächst führte uns die Piste über noch rauheres Gelände und durch entlegene Dörfer, dann stieg der Weg in den Chizarira Nationalpark steil an. Uns klingelten die Ohren und ich bin überzeugt, daß jedes wilde Tier im Umkreis von 500 Metern die Flucht ergriffen hat. Besonders steile Strecken waren betoniert worden. Trotzdem mußte ich in den ersten Gang schalten und der Nissan röhrte mit einer Lautstärke bergan, daß ich froh war, ihn bald für 4 Tage abstellen zu können!
Es war 16.00 Uhr, wir waren also ca. eine Stunde zu spät. An einem besonders steilen Streckenabschnitt kam uns ein zünftig aussehender LandCruiser entgegen. Wir manövrierten die Autos nebeneinander hin und ich zog die Handbremse fest an, blieb aber gleichzeitig auf der Bremse stehen … vorsichtshalber! Natürlich grinste mir aus dem LandCruiser unser Guide, Leon, entgegen. Er
fragte, ob wir zufällig zu ihm wollten, denn er hätte sich Sorgen gemacht und sei auf der Suche nach ein paar irren deutschen Touristen, die inzwischen über eine Stunde zu spät dran seien. Da es ja bekanntlich bei Deutschen nicht sein könne, daß sie zu spät kommen, müsse ja etwas gravierendes passiert sein! Wegen seiner Frechheit knuffte ich ihn erst einmal auf den Oberarm, dann gaben wir uns die Hand und Leon erklärte uns wie wir zum Camp fahren müßten. Er sagte, er würde wenden und gleich nachkommen. Ich wollte lieber nicht wissen, wo er vorhatte auf der engen und abschüssigen Strecke mit dem riesigen LandCruiser zu wenden, das war dann schon höhere Kunst. Mein lädierter und doch treuer Nissan ließ mich zum Glück nicht im Stich und ersparte mir die weitere Peinlichkeit, am Berg abzusterben. Laut röhrend kam er gleich wieder in Fahrt und wir fuhren weiter bis auf das Hochplateau, das einen großen Teil des Parks ausmacht.
Unser Camp war am Rand der Mucheni –Schucht aufgebaut und war ein äußerst willkommener Anblick. Einige dunkelgrüne Zelte
waren zwischen den Bäumen zu sehen, ein Tisch mit einem Getränkekühler drauf stand im Schatten. Ich spürte förmlich, wie mir das Wasser im Mund zusammenlief beim Gedanken an ein kaltes Getränk! Ein Blick auf meinen Beifahrer genügte um mich wissen zu lassen, daß er von einem kühlen Bier fantasierte.
Ein Feuer brannte etwas abseits hinter einem Windschutz aus grüner Plane. Freundlich lächelnd trat ein junger Mann hinter der Plane hervor und stellte sich als James vor. Er zeigte mir,
wo ich am besten parken sollte und hielt wie durch Zauberei bereits eine vom schmelzenden Eis noch tropfende Flasche mit kaltem Wasser in einer Hand und eine Flasche Bier in der anderen, als wir ausstiegen und uns streckten. Ebenfalls wie durch Zauberei waren beide Flaschen ruckzuck leer und wir fühlten uns gleich besser. Bis wir unser Gepäck im Zelt verstaut hatten tuckerte auch der LandCruiser ins Camp und das Abenteuer Chizarira konnte beginnen!
Leon schnappte sich den ganzen Getränkekühler, stellte ihn in den LandCruiser, lud uns ein ebenfalls hineinzuklettern und fuhr uns die kurze Strecke zu einem Aussichtspunkt. Hier konnten wir die Mucheni-Schlucht überblicken und zusehen wie die untergehende Sonne die Landschaft in weiches Licht tauchte. Als wir dort ankamen, erinnerte ich mich, daß dies vor vielen Jahren unser Zeltplatz gewesen war. Wir genossen die Stille, unsere kühlen Getränke und das angenehme Gespräch mit Leon bis es dunkel wurde, dann kehrten wir zum Camp zurück. Sowohl eine warme Eimer-Dusche als auch ein sehr willkommenes Abendessen erwarteten uns.
Es war herrlich, wieder tief im Busch zu sein, die einzigen Lichter waren unsere Gaslampen und das Feuer und die Sterne. Nachdem wir zu Bett gegangen waren, konnte ich nur noch die Eulen hören, dann den gespenstischen Ruf einer Tüpfelhyäne, der aus der Schlucht zu uns hinauf schallte.
Hallo,
wir-2 Personen- werden mit einem 4×4 Fahrzeug ab etwa 20.9.11 für 4-5 Wochen durch Simbabwe reisen. Es ist nicht unser 1. Aufenthalt in diesem Land.
Wir benötigen u.a. Unterstützung bei der Buchung der exclusiv camp sites in Hwange, sind an der Anmietung eines house boats auf dem Kariba See interessiert und würden ebenfalls gern im Chizarira Park ein paar Tage wandern.
Könnten Sie uns dabei behilflich sein?
Vielen Dank und schöne Grüße aus Bremen
Ulrich Hoffmann