Abenteuerreise über die Berge von Kaschmir nach Srinagar
Freitag
Heute brauchen wir keinen Wecker. Die Matratze ist so dünn, wir hätten eigentlich auch direkt auf dem Holzbrett schlafen können. Sobald das erste Tageslicht anbricht stehen wir auf, um pünktlich zu unserer Verabredung mit Prakash zu sein. Wie er wohl geschlafen hat? Vermutlich noch schlechter als wir, denn er hat auch im Verdaan Resort übernachtet. Da die Zimmer für die Gäste einen besseren Standard haben , als die für Angestellte und Fahrer, bin ich mal gespannt was er uns erzählt.
Als wir an der Rezeption den Schlüssel abgeben, bittet uns der Rezeptionist ein Formular auszufüllen. Was für ein Formular denn? „Mam, the hotel just like to know how you liked your stay.“ Wie bitte? Er weiß doch wie es mir gefallen hat, schließlich war er gestern Abend hier. Was soll ich da denn jetzt seiner Meinung nach reinschreiben? Mit einem Schulterzucken meint er: „Ich weiß auch nicht. Die Hotelleitung sagt, dass wir jedem Gast dieses Formular geben müssen. Wir haben alles für Sie gemacht, was uns möglich war.“ Da hat er natürlich nicht unrecht. Also verzichte ich auf die Kreuzchen über Zimmerservice und Essensqualität und schreibe nur unter der Rubrik Kommentare. Dort kritisiere ich das Hotelmanagement und den Gesamtzustand des Ressorts, erwähne jedoch, dass das Personal alles ihnen Mögliche getan hat um Mängel zu beheben. Soweit dies eben Möglich war! „Thank You“ strahlt mich der Rezeptionist an, als er mein Kommentar gelesen hat. „Sie können im Restaurant frühstücken“ macht er uns noch aufmerksam. Eigentlich nicht, doch Gabi hätte gerne ein Tasse Kaffee vor unserer Abfahrt. Mutig! Der Koch kommt gut gelaunt auf uns zu und bietet Eier und Toast an, doch es bleibt bei Gabis Kaffee.
Kurz vor 8ººh sind wir auf dem Parkplatz, wo Prakash schon auf uns wartet. Er schaut uns ein wenig skeptisch an bei der Begrüßung und als ihm Gabi voller Empörung über das Hotel berichtet, nickt er zustimmend mit dem Kopf. „Ich habe mir schon gedacht, dass es euch nicht gefällt. Ich hatte auch eine fürchterliche Unterkunft. Hier möchte ich möglichst nie wieder übernachten.“
Kurz hinter dem Ort Patnitop halten wir an einem kleinen Laden, wo wir uns mit abgepackten Keksen eindecken. Eine Kurve weiter sitzt ein Junge, der frische Äpfel zum Verkauf anbietet. Die Äpfel schmecken sehr aromatisch, sie kommen aus dem eigenen Obstgarten der einige Meter weiter hinter dem Wohnhaus liegt. Sicherlich ungespritzt, dafür aber vermutlich den ganzen Tag den Abgasen der indischen Lkw´s ausgesetzt. So wie wir auch für die nächsten Stunden! Selbst bei geschlossenen Fenstern und der Klimaanlage dringen die schwarzen Russwolken in das Auto. Ein bunt bemalter Lastwagen nach dem anderen quält sich die Serpentinen den Berg hinauf.
Doch die Berglandschaft ist fantastisch und an den schönsten Stellen machen wir einen kleinen Stopp um die Aussicht zu genießen.
Steil geht es hinab in die Täler, durch die sich teilweise Flüsse schlängeln.
Doch so beeindruckend die tiefen Täler sind, schon so manchem Fahrer sind sie zum Verhängnis geworden. Alleine wir sehen in nur einigen Stunden drei Autos, die den heutigen Morgen in den Abgrund gestürzt sind und nun mit einem Kran heraufgezogen werden. Die Seitenränder sind nicht besonders gut befestigt, die Straßen schmal und verkehrsreich. Dazu gibt es viele Fahrer, die es besonders eilig haben und risikoreich überholen oder zu schnell fahren.
Nach einigen Stunden Fahrt kommen wir in einen Polizeistopp. Was mögen die Polizisten wohl nun von Prakash wissen? Das Autoradio liegt jedenfalls im Handschuhfach. Doch diese Kontrolle dient nicht dem Auto, sondern Gabi und mir. Der Polizist gibt uns zu verstehen, dass wir bitte mit ihm mitkommen sollen. Wir werden zu einem kleinen Häuschen geführt, in dem sich dicht gedrängt ein kleiner Schreibtisch und drei Plastikstühle befinden. Offensichtlich ein Büro!
Von der Größe des Häuschen hätte ich ja eher ein Herzchen an der Tür und nur eine „Sitzgelegenheit“ darin vermutet. Hinter dem Schreibtisch wartet ein weiterer Polizist, der freundlich auf die Stühle deutet und unsere Pässe verlangt. Denn dieses Büro ist ein Touristen- Registrieramt. Jeder Ausländer der in das Tal von Kaschmir einreist, muss sich hier registrieren lassen. Bedacht und akkurat werden unsere Namen, Passnummer und Visumnummer in ein großes Buch eingetragen. „Wo fahren sie denn hin und wo werden Sie wohnen?“ möchte der Ordnungshüter von uns wissen. „Und wie lange bleiben Sie?“ Fünf Tage werden wir im Tal von Kaschmir und Umgebung verbringen und wir verlassen Kaschmir auf der gleichen Straße. „Gut, bitte vergessen Sie nicht, sich auch wieder austragen zu lassen“ lautet sein sicherlich nicht unwichtiger Hinweis. Ich grüble noch darüber, was in dem Fall wohl passieren würde, als seine letzte amtliche Frage kommt. „Haben Sie denn Kinder?“ möchte er noch von uns wissen. Es ist zumindest unsere erste Antwort, die er an seine interessiert lauschenden Kollegen übersetzt.
Nicht weit nach dieser Registrierung unserer Personalien kommen wir an den Jawahar-Tunnel. Er befindet sich in einer Höhe von über 2.800 m und ist 2000 Meter lang. Genau das richtige für mich und meine leichte Klaustrophobie! Aber was soll´s, wir müssen durch! Der Tunnel kommt mir endlos vor und er ist stockdunkel. Nur unsere Scheinwerfer durchbrechen die Finsternis und beleuchten das rauhe Gestein der Wände. Bei dem damaligen Bau hat man sicher noch nichts gewusst über Sicherheitsbestimmungen, Durchlüftung und Fluchtwege. Ach, ich denke einfach nicht darüber nach und mache die Augen zu. Doch als ich mal wieder blinzle sehe ich einen kleinen hellen Punkt, der immer größer wird. Das Tunnelende, wir haben es geschafft und erleichtert schaue ich auf die sonnenbeschienene Straße.
Und hier kommt auch schon der von Prakash angekündigte Aussichtspunkt! Es ist ein einmaliger Blick, der sich uns bietet. Von hier oben können wir weit in das fruchtbare Tal von Kaschmir schauen. Mit seinen grünen Feldern, Bäumen, kleine Dörfer und den Ausläufern der Berge ist das Tal eine einzige Einladung um hier fünf Tage zu verbringen.
Doch erst müssen wir den Berg natürlich wieder hinunter. Der Verkehr hat nachgelassen, was vermutlich an der Mittagszeit liegt. Die meisten der Lkw –Fahrer essen um diese Zeit. So können wir die Fahrt durch die im Moment kargen Berge genießen. Doch hinter einer der vielen Kurven lauert eine weitere Überraschung. Eine weitere Polizeikontrolle, und wieder gilt sie Gabi und mir. Erstaunt steigen wir aus und der Polizist weist auf eine Holzhütte mit Veranda auf der ein weiß gekleideter Mann sitzt. Auf einem Grossen Schild über der Tür steht „Medical Station“ geschrieben. Gespannt gehen wir zu dem weiß gekleideten Herrn, der ein Stethoskop um den Hals trägt und sich als Arzt vorstellt. Ich erhasche einen Blick in die Hütte- dort drinnen stehen drei ordentlich bezogene Betten, die vermutlich auf Patienten warten.
„Haben Sie von der Schweinegrippe gehört?“ fragt er uns freundlich. Ja, sicher! Liebe Zeit, hoffentlich merkt er nicht, dass ich erkältet bin. „Haben Sie irgendwelche Symptome? Fieber, Husten oder andere Grippeanzeichen?“ möchte er weiter von uns wissen. Nein, überhaupt nicht! Lieber Gott, lass mich jetzt bloß nicht husten. Der Doktor lächelt uns freundlich an, erklärt uns für Schweinegrippe frei und macht ein Häkchen in sein Buch. Wir verabschieden uns von ihm und machen uns auf den Weg zurück zum Auto. Beim Einsteigen schaue ich mich nochmals ungläubig um. Mitten in den Bergen in Kaschmir, wo weit und breit kein Dorf und kein Haus ist, sitzt ein Arzt und wartet auf Touristen die evt. die Schweinegrippe haben.
Eine knappe Stunde später sind wir im Tal angekommen. Von hier aus sind es nur noch 80 km bis Srinagar und da wir auf einer geraden und gut ausgebauten Straße durch das Tal fahren kommen wir zügig voran.
In den Ortschaften ist es recht ruhig, nur einige Geschäfte und Obststände haben geöffnet. Kaschmir ist ein vorwiegend muslimisches Bundesland und da ist der Freitag so heilig wie bei uns der Sonntag.
Am Nachmittag erreichen wir unser Ziel Srinagar und machen uns auf die Suche nach „Mr. Butt´s Clermonts Hausbooten“, dort werden wir während unseres Aufenthaltes wohnen. Die Suche gestaltet sich ein wenig schwierig, denn jeder gibt uns eine andere Auskunft. Doch mit Hilfe meines Stadtplans und einer weiteren Frage an einen Verkehrspolizisten finden wir den Anlegeplatz von Mr. Butt´s Clermonts.
Als Einfahrt dient ein großes Holztor, das von einem der Angestellten für uns so weit geöffnet wird, dass wir mit dem Auto hineinfahren können. Wir sind kaum ausgestiegen als ein Mann mit eiligen Schritten und offenen Armen auf uns zukommt. „Hallo, welcome, welcome!“ ruft er uns schon von weitem zu. Als er Gabi und mich in Reichweite hat, schließt er uns eine nach der anderen in die Arme und drückt uns fest an sich. „Welcome,ich habe schon den ganzen Tag auf euch gewartet.“ Das ist aber eine sehr herzliche Begrüßung! So herzlich, dass ich sprachlos bin und nur dümmlich lächle. „Ich dachte ihr kommt schon am Vormittag, warum seid ihr so spät?“ Spät? Wir sind mit dem Auto unterwegs, nicht mit dem Flugzeug. „Wenn ich dass gewusst hätte, ich bin extra nicht in die Moschee zum Freitagsgebet gegangen. Ich wollte doch da sein wenn ihr kommt!“ erklärt uns Mr. Butt freundlich und wohlwollend lächelnd. „Doch jetzt zeige ich euch euer Boot! Ach ja, und hier rechts könnt ihr bei mir auch ein Boot mieten und euch über den See rudern lassen!“
Auf dem Weg zum Hausboot macht er gleich noch eine Führung durch sein Büro und zeigt uns Fotos von früheren prominenten Gästen. Tatsächlich, ein Foto von John Lennon, eindeutig hier im Garten und mit einem Autogramm. Mr. Butts Hausboote ist ein langjähriges Familienunternehmen, schon sein Vater hat hier Hausboote vermietet und er hat das Geschäft übernommen. „Mein Vater hatte sieben Hausboote“ erfahren wir „doch ich habe nun nur noch fünf und davon stehen zur Zeit drei leer.“ Mr. Butt ist untröstlich, dass die Touristen noch nicht wieder zurückgekehrt sind. „Dabei hat sich die politische Situation beruhigt! Es besteht keine Gefahr! Aber morgen ist indischer Nationalfeiertag- da geht lieber nicht in die Stadt. Macht lieber was anderes!“
Inzwischen haben wir den großen Garten durchquert und sind an unserem Hausboot angekommen. Es ist genau so, wie wir uns das vorgestellt haben. Eine kleine Terrasse, der Dal-See und Blick auf den Himalaya. Am Himmel kreisen Seeadler auf der Suche nach Beute und ein Eisvogel sitzt auf der Reeling des Nachbarbootes. Von der kleinen Terrasse führt eine Tür in das Wohn-Esszimmer, im Anschluss folgt ein Schlafzimmer mit zwei Betten, ein Ankleidebereich und ein Badezimmer. Perfekt!
„Am besten ihr esst erst mal zu Mittag, ihr müsst doch Hunger haben!“ sorgt sich Mr. Butt um unser leibliches Wohl. Ja, allerdings planten wir zusammen mit Prakash zu essen. „Aber natürlich! Prakash bekommt auch zu essen- ich lasse ihm etwas in der Küche richten.“ Nein, so hatte ich das nicht gemeint. Wir haben die Absicht gemeinsam zu essen. Einen kleinen Moment verstummt Mr. Butt, doch dann hat er sich wieder gefangen. „Natürlich, natürlich! Er kann auch hier mit euch essen. Ich lasse ihm noch ein Gedeck bringen.“
Bei diesen Worten geht er zu einem Schalter an der Tür und erklärt uns: „Hier ist eine Klingel! Wenn ihr was braucht, läutet einfach und Sultan kommt.“ Einen kleinen Moment später stellt er uns Sultan vor, ein ruhiger Mann um die dreißig, der für die Dauer unseres Aufenthaltes auf Klingelzeichen zu unserer Verfügung steht.
„Bleibt denn Prakash die ganze Zeit hier? Oder fährt er wieder zurück? Ihr könnt die Ausflüge auch mit meinem Fahrer machen!“ Nein, Prakash bleibt mit uns hier. Er wird uns ja schließlich wieder zurück nach Delhi bringen. Außerdem kenne ich ihn schon seit Januar, es ist nicht meine erste Reise mit ihm als Fahrer. „Schläft er denn im Auto?“ ist Mr. Butts nächste Frage. Nein, bisher noch nie! Er braucht schon eine Schlafmöglichkeit wenn er so weite Strecken fährt. Liebe Zeit- im Auto, was stellt der Mann sich vor?
Doch da kommt Prakash, der freundlich von Mr. Butt begrüßt und willkommen geheißen wird. Kurz darauf bringt Sultan uns das Essen und Mr. Butt lässt uns alleine. Das Essen besteht aus gekochtem Reis mit Gemüse und Huhn. Prakash als Vegetarier beschränkt sich genau wie ich auf den Reis und das Bohnengemüse. Dazu gibt es Wasser, als Nachtisch gebackene Banane und auf dem Nebentisch wurde frisches Obst für uns hingestellt. Sultan bewegt sich leise und diskret, räumt das Geschirr ab und fragt ob wir noch etwas brauchen. Doch wir haben alles und sind satt, zufrieden und ein wenig müde nach der langen Fahrt.
Für eine Weile setzen wir uns noch mit Prakash auf die Terrasse des Bootes, plaudern ein wenig und machen unsere Pläne für morgen. Da wir seit unserer Ankunft in Indien sehr große Fahrtstrecken zurückgelegt haben, schlage ich vor morgen etwas in Srinagar zu unternehmen. Sonst sitzen wir schon wieder über einen langen Zeitraum im Auto und auch Prakash hat sicher einmal gerne einen Tag ohne langes Fahren. „Mr. Butt hat mir ans Herz gelegt, morgen nicht mit euch in die Innenstadt zu gehen“ erklärt uns Prakash. „Die Polizei riegelt alles ab, alle Geschäfte müssen geschlossen bleiben und das Militär ist wegen evt. Unruhen sehr present.“ Da mag er recht haben, denn der Nationalfeiertag könnte natürlich Extremisten zu einem Anschlag verleiten. Das ist ja leider nicht nur in Kaschmir so, heutzutage fürchtet sich eigentlich die ganze Welt vor Terrorismus bei größeren Menschenansammlungen. Daher verabreden wir, uns morgen die berühmten Mogulgärten von Srinagar anzusehen. Die Gärten liegen nicht im Zentrum der Stadt, doch sind sie mit dem Auto in zehn bis fünfzehn Minuten zu erreichen. Prakash verabschiedet sich von uns gegen frühen Abend, da er noch nicht weiß wo er übernachtet und ob er das Auto im Hof von Mr. Butt stehen lassen kann.
Kaum ist Prakash gegangen kommt der nächste Besucher. Es ist ein Schneider, der höflich nachfragt ob er uns seine Kollektion von Stoffen zeigen dürfe. Ein Schneider? Warum nicht, wir sind ja fünf Tage hier und haben daher Zeit für regelmäßige Anproben. Vielleicht kann er mir meine Seidenbluse kopieren? Und meine bequeme Lieblingshose in einer anderen Farbe? Kein Problem, er nimmt die Kleidungsstücke als Muster mit während ich Stoffe und Farben aussuche. Auch Gabi hat ein besonders hübsche Bluse als Musterstück und entwirft gleich noch schnell eine Skizze von einem Kostüm , so wie sie gerne eins möchte. Als Kunstlehrerin ist das für sie kein Problem und da sie selbst viel schneidert, weiß sie auf was es ankommt. Nachdem wir uns für die passenden Stoffe entschieden haben, verabschiedet sich der Schneider. Und nun? Vielleicht sollten wir uns vor Einbruch der Dunkelheit noch den großen Garten ansehen?
Wir sind gerade dabei das Boot zu verlassen, da kommt ein weiterer Herr, der uns einen Besuch abstatten möchte. Im schwarzen Anzug und Hut marschiert er auf uns zu, unter dem Arm trägt er einen Aktenkoffer. Was möchte er denn verkaufen? „Massage, you like headmassage?“ Eine Kopfmassage? Nein danke! Weder Gabi noch ich legen Wert auf seine Künste und ein wenig schmollend zieht er von dannen. Wer mag hier noch alles ankommen?
Doch nun zuerst die Besichtigung des Gartens. Hier lädt ein grosser Teil mit Balkonstühlen und Hollywoodschaukel zum Verweilen ein. An einer anderen Stelle ist unter einem großen Sonnendach ein Tisch mit Stühlen aufgestellt, an dem eine Großfamilie ihr Essen einnehmen kann. Wiederum ein anderer Teil des Gartens ist dass, was man als naturbelassen bezeichnet. Ein klein wenig verwildert bietet dieser Teil vielen Vögeln und Kleintieren ein Zuhause. Begeistert schauen wir uns alles an und probieren die Hollywoodschaukel aus, als Mr. Butt aus seinem Büro geschossen kommt. „Hallo!“ ruft er uns zu und sobald er in Reichweite ist zieht er uns erst mal in seine Arme und an seine Brust. „Ich wollte gerade zu euch kommen und schauen wie es geht! Alles in Ordnung? Warum wolltet ihr denn keine Kopfmassage?“ Freundlich plaudernd geht er mit uns zum Hausboot. „Habt ihr schon die Zeitschriften gesehen? Da ist ein Artikel über mich und meine Hausboote drin.“ Nein, wann hätten wir denn darin lesen sollen. Wir waren ja mit dem Schneider beschäftigt. „Natürlich, natürlich! Habt ihr schon mal in mein Gästebuch geschaut?“ Äh, nein! Auch noch nicht. Wie gesagt, der Schneider…….! „Natürlich, ich komme mal kurz mit. Dann kann ich euch das schnell zeigen.“
So sitzen wir mit Mr. Butt auf der Terrasse des Hausbootes und ich muss zugeben, dass der Artikel wirklich sehr interessant ist. Es geht um Srinagar in der Zeit 1990, als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde. Der Reporter, der damals diesen Artikel geschrieben hat, hat während seines Aufenthaltes bei Mr. Butt auf einem der Hausboote gewohnt. Von dieser Zeit hat sich der Tourismus, zum Bedauern der Bewohner von Kaschmir, nie wieder erholt.
Er ist bereits dämmrig, als sich Mr. Butt von uns verabschiedet. „Ihr müsst euch unbedingt morgen mal meinen kleinen Laden anschauen. Dort habe ich Handarbeiten aus Papyrus ausgestellt.“
Eine Stunde später kommt Sultan und möchte wissen, was wir zum Abendessen wünschen. Doch wir sind beide noch gesättigt und daher fällt das Abendessen aus. Wir lassen uns von Sultan eine Flasche Bier bringen, nehmen auf der Terrasse nur noch einen „Schlummerdrink“ und gehen früh schlafen.
Durch das gleichmäßige Plätschern der Wellen am Holzboot schlummere ich auch kurz danach ein.
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