Erlebnisreiche Ferien, der Rückflug von Varanasi nach Neu Delhi
Samstag
Heute beginnt unsere Rückreise, es sind unsere letzten Stunden in Varanasi bevor wir abgeholt werden um nach Delhi zu fliegen. Wir möchten die Zeit nutzen und gehen nach dem Frühstück noch ein wenig an den Gaths spazieren. Auch heute kommen wieder die Bootsfahrer und die Händler, das Leben ist hier ein täglicher Kampf um neue Kunden.
An einer Stelle bleiben wir stehen und schauen versonnen in die braune, undurchsichtige Gangesströmung. Da höre ich hinter uns eine bekannte Stimme: „Hallo, how are you?“ Ich drehe mich um und tatsächlich ist es Rahul der uns fröhlich begrüsst. „Ich habe nach euch geschaut um mich zu verabschieden. Wann werdet ihr denn abgeholt?“ Erst in zwei Stunden, aber wir müssen vorher noch packen. Wir haben daher keine Zeit für einen weiteren Spaziergang mit Rahul durch Varanasi. Doch ich finde es nett, dass er sich von uns verabschiedet.
Rahul begleitet uns wie immer bis zu unserem Hotel. „Ich bin zu eurer Abfahrt wieder hier, dann können wir uns verabschieden“ verspricht er, als wir die Treppen zum Eingang hinauf gehen.
Nun geht es ans Koffer packen und als unser Gepäck reisefertig ist, nutzen wir die verbliebene Zeit um uns auf der Hotelterrasse noch ein wenig auszuruhen. Hier ist es luftig und ruhig, die Terrasse ist liebevoll mit Gardenien bepflanzt – ein richtiger Platz zur Erholung. Wir haben ihn leider viel zu wenig genutzt.
Kurz vor 12ººh gehen wir nach unten und da kommt auch schon unser Taxi mit dem Fahrer. Auch Rahul steht wie versprochen vor der Tür und hat für Edith und mich je einen Blumenkranz, den er uns um zum Abschied um den Hals legt. „Ob wir ihm nochmal etwas geben sollen?“ gibt Edith leise zu bedenken. Eigentlich nicht, meine Einkäufe gestern waren reichlich und er hat doch am ersten Tag so darauf bestanden, dass er kein weiteres Geld von uns möchte.
Ich rechne in Gedanken nochmal schnell nach, denn Rahul hat mir gestern erzählt, dass seine Kommission 5 % meines Einkaufs beträgt. Die zwei Tage waren für ihn nicht unrentabel und ich habe das Gefühl, dass beide Seiten zufrieden sind. Wir tauschen noch rasch unsere Email Adressen aus, versprechen in Kontakt zu bleiben und dann ist es auch schon Zeit zum Einsteigen.
Im Schritttempo geht es durch den Verkehr von Varanasi und unsere Blumenketten beginnen die Blütenblätter zu verlieren. Was machen wir damit? Ich halte meine Kette inzwischen in der Hand, so fallen nicht die ganzen Blüten auf den Boden des Taxis. Ob ich den Kranz unterwegs einer Kuh zum fressen geben kann? Bei dem Fahrtempo wäre das kein Problem. Und falls der Fahrer zufällig Rahul trifft und ihm erzählt, dass wir die Blumen nur einige Kilometer weiter an eine Kuh verfüttert haben?
Als wir endlich am Flughafen ankommen, sind die Blüten schon ganz klebrig in meiner Hand und sobald das Auto außer Sicht ist, landet das schöne Abschiedsgeschenk in der nächsten Mülltonne. Doch es war eine nette Geste von Rahul und wir haben uns beide darüber gefreut.
Ein Angestellter des Flughafens kontrolliert unser Ticket und hat eine weniger gute Nachricht für uns: „Your flight may be is late. Vielleicht vier oder fünf Stunden.“ Was denn nun? Vier Stunden oder fünf? Und wieso may be? „Setzen sie sich hier hin und warten sie“ erklärt er uns mit einem freundlichen Lächeln „ich hole sie wenn sie einchecken können“.
Na gut, setzen wir uns hin und lesen ein Buch. Wir haben ja Zeit. Nach drei Stunden werde ich unruhig. Woher soll ich nun wissen, dass er uns nicht vergisst? Vier bis fünf Stunden sind eine lange Zeit. Der Flug und die Verspätung muss doch irgendwo angeschrieben sein. Auf der Tafel stehen drei Flüge nach Delhi, aber nicht unser Flug mit Indien Airlines. Ein holländisches Ehepaar spricht uns an: „Fliegen sie auch nach Delhi? Wissen sie auch nicht, wann sie einchecken können?“ Doch das Ehepaar hat eine andere Fluggesellschaft und kann fünf Minuten später zum einchecken gehen. Ob ich versuchen soll umzubuchen? Ich gehe zum Schalter von Indien Airlines und frage nach. „Yes, just wait. We call you. No problem!“
Inzwischen sind vier Stunden vergangen und so langsam sollte doch mal jemand wissen, wann unser Flug voraussichtlich startet. Ich wende mich nochmals an Indien Airlines: „Yes, just wait. We call you. No problem!“ Liebe Zeit, wir sitzen doch hoffentlich nicht bis heute Nacht in diesem mickrigen Flughafen herum! Dann kommt nach fast genau fünf Stunden die Überraschung. Der Flughafenangestellte kommt, holt uns ab und ist uns beim einchecken behilflich. Er hat uns nicht vergessen! Das ist Organisation! Er zeigt uns noch den Weg zur Passkontrolle, wir dürfen an der langen „Männerwarteschlange“ vorbei und sind kurz darauf am Flugsteig. Dort kommt ein weiß gekleideter Inder „You like tea? Or sandwich?“ Ein Tee ist nun genau das Richtige und ich bestelle zwei. Er kassiert zuerst, dann macht er sich auf den Weg um die Bestellung zu holen. Nach zehn Minuten taucht er mit einem Tablett und Plastiktassen voll Tee wieder auf und wir können unseren Chai Masala vor dem Abflug genießen.
Kurz darauf beginnt das Boarding und nur eine gute Stunde später landen wir in Delhi. Ein Fahren wartet mit meinem Namensschild und gemeinsam mit ihm machen wir uns auf den Weg zum Parkplatz. Durch die Verspätung ist es inzwischen dunkel, als wir unsere Koffer über den unebenen Boden hinter uns herziehen. Da werde ich gestoppt. Ein sehr schmaler junger Mann möchte meinen Koffer tragen. Er macht einen sehr fahrigen und nervösen Eindruck und ich habe kein besonderes Zutrauen.
Doch er insistiert wieder und wieder und da er ja einen Verdienst braucht, gebe ich schließlich nach. Was soll denn schon passieren? Schwupps, er packt den Koffer auf seinen Kopf und geht vor mir her. Und wird immer schneller- und schneller! Der Abstand wird bedenklich groß und meine Rufe ignoriert er. Ist er taub? Nein, ich befürchte nicht! Wenn mir nichts einfällt ist mein Koffer in wenigen Minuten im Gedränge auf dem Parkplatz verschwunden. Da hilf nur Lautstärke. He!!!!! Mein Koffer!!!!!!!! Bring sofort meine Koffer zurück!!!!!!!!!!!!!!!!! He!!!!!!!! MEIN KOFFER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Etliche Menschen bleiben stehen, schauen auf mich und auf den eiligen Kofferträger. Und es hilft! Gott sei Dank! Dümmlich grinsend kommt er zurück und meint „Where is the car?“ Nach einer kurzen Diskussion über reduziertes Trägergeld ist das Gepäck verstaut und wir sind auf dem Weg in das Hotel Florence Inn.
Als wir im Hotel sind ist es schon spät und aus meinem geplanten Spaziergang durch die Geschäfte des Stadtviertels Karol Bagh wird nichts mehr. Wir gehen nur noch in das Restaurant, essen eine Kleinigkeit und gehen früh zu Bett, um morgen für den langen Flug nach Spanien ausgeruht zu sein.
RÜCKFLUG Sonntag 25.01.09
Pünktlich um 7ºº h sind wir am Flughafen und geben unser Gepäck auf. Das Passieren der Sicherheitskontrolle bringt ein kleines Problem, denn Edith hat bei der fast täglichen Ein-und Auspackerei versäumt ihr Nageletui mit Scheren aus dem Handgepäck zu nehmen. Das ist Pech und obwohl ich alles versuche, lässt der Sicherheitsdienst nicht mit sich verhandeln.
Die drei Stunden Wartezeit verkürze ich mir mit einem Frühstück, was ich in Spanien die nächsten 3 Tage bitter bereuen werde. Dafür bin ich dann jedoch 3 Kilo leichter.
Der Flug ist angenehm, wir überfliegen den Hindukusch und der Anblick macht mir das erste Mal die Ausmasse dieses Gebirges bewusst. Hier ist vermutlich wirklich jeder unauffindbar, der es sein möchte.
Unsere beiden Zwischenstopps in München und Barcelona nutzen wir um uns die Füsse zu vertreten, doch als wir abends in Malaga ankommen freuen wir uns beide auf unser Bett.
Der Urlaub in Indien hat unvergessliche Eindrücke hinterlassen und mich veranlasst ein Kochbuch der indisch-vegetarischen Küche zu kaufen und die Rezepte auszuprobieren. Klappt gut- nur die Chapatis machen noch Schwierigkeiten. Die Bekanntschaft mit Prakash und Rahul ist dank Emails geblieben und im August wird meine nächste Reise mich ein zweites Mal nach Indien führen, natürlich auch diesmal in Begleitung von Prakash.
AMAZING INDIA!!
Hallo Frau Hoppe ,
ich fliege Mitte Dezember nach Dehli, dann 3 Wochen Varanasi – überall wird eine Tollwutimpfung empfohlen- ich frage mich, ob ich mich dem aussetzen soll oder nicht – ist die Gefahr mit Tieren in Berührung zu kommen, tatsächlich so groß? Und wie ist es mit der Temperatur? Wird es sehr kalt in der Nacht?
Vielen Dank für eine Antwort –
herzliche Grüße
Ellen Richter
Hallo Frau Richter
also ich persönlich habe keine Tollwutimpfung gemacht und habe auch nicht die Absicht dies zu tun. Auf den Straßen in Indien gibt es sehr viele wilde herrenlose Hunde, doch sie weichen den Menschen aus.Tollwutgefahr besteht auch bei Fledermäusen oder ihren Verwandten, den Flying Foxes. Doch wenn sie nicht gerade unter die Höhlenforscher gehen…………..;-)
Es gibt in Varanasi einen Affentempel und Affen sind überall in der Stadt verteilt. Ich habe zwar nie von einem Fall der Tollwut gehört, aber das ist meiner Meinung nach die „größte“ Gefahrenquelle. Einfach bei den Affen aufpassen und nichts Essbares dabei haben. Oder sich vor einem Biss davon trennen- schließlich gibt der Klügere nach :-).
Geimpft bin ich gegen Gelbsucht(war in Afrika, nicht wegen Indien), Tetanus, Hepatitis und Typhus.Im Reisegepäck habe ich immer Malerone im Falle von Malaria. Dies ist in Indien selten, aber…..es kann vorkommen. Vor allem in den Sommermonaten, was sie ja bei dieser Reise nicht trifft.
Die Temperaturen sind in Delhi in der Nacht recht frisch, sie brauchen auf jeden Fall eine warme Jacke. Tagsüber hatte ich immer eine leichte Strickjacke an. Varanasi dagegen ist etwas wärmer. Sehr kalt sind nachts die Zimmer, sie sind ungeheizt und ein wenig feucht.Ich empfehle auf jeden Fall einen warmen Flanellschlafanzug und Bettsocken ;-)(habe ich in dem Urlaub sehr vermisst)
Viele Grüße und eine super Reise
Elke
Hallo Elke, habe fast den ganzen Sonntag mit Deinen interessanten Berichten über Deine Indien Reisen zugebracht. Ich werde im Februar für 6 Wochen in Rajasthan unterwegs sein und zwar mit meinem Fahrrad. Obwohl ich mich schon gut vorbereitet und viel gelesen habe, tauchen doch noch einige Fragen zum „Alltag“ auf.
Es würde mich freuen, wenn Du mir ein wenig behilflich sein könntest und wir uns unter meiner mail adresse ein wenig „austauschen“ könnten.
Herzliche Grüsse
Ute
Hallo Ute
vielen Dank fuer Deine Zuschrift und freut mich, dass du meine Berichte gelesen hast.
Zur Zeit bin ich gerade unterwegs, es ist meine letzter Tag in Kambodscha, danach geht es weiter nach Thailand. Doch ab dem 08.10. bin ich wieder zu Hause und wir koennen uns gerne ein wenig ueber das „Alltagsleben“ in Indien austauschen. Ich werde mich in der Woche nach meiner Rueckkehr per email bei dir melden.
Liebe Gruesse
Elke