Jaisalmer, die goldenen Stadt am Rande der Thar Wüste und der Tempel Ramedora
Der Tempel Ramedora
Falls Prakash gestern recht hatte und ich wie eine Maharanji geschlafen habe, hatten die ehemaligen Herrscherinnen es sehr kalt. Unser kleines tragbares Heizgerät konnte nicht gegen die hohen Räume ankommen. Und der lange, weite und kalte Weg ins Bad! Gott sei Dank haben wir heißes Wasser.
Im Restaurant werden wir freudig zum Frühstück begrüsst und die Küche schickt uns zu unseren Omelette einen Dip. „It is hot, you will like it!“ meint der Kellner mit einem fröhlichen Lächeln und freut sich, als es uns schmeckt.
Vor dem Hotel treffen wir Prakash und starten unsere heutige Reiseetappe nach Jaisalmer. Die Strasse verläuft schnurgerade und zu beiden Seiten ist Buschlandschaft. Zu meiner Freude entdecke ich eine Gazellenart, sie sind ein wenig grösser als die mir aus Kenia bekannten Tommy-Gazellen.
Die Strecke verläuft parallel zu der ca 120 km entfernten Grenze von Pakistan und dieses Areal wird von der indischen Armee bewacht. Das Aufgebot an Soldaten ist groß und auf beiden Straßenseiten stehen Kanonen mitten in der Landschaft. Darum herum gehen gemächlich die heiligen Kühe spazieren und ich hoffe, dass keine dieser Waffen aus versehen losgeht. Solche Anblicke empfinde ich immer als sehr unheimlich und sie verursachen ein Beklemmungsgefühl bei mir. Prakash erzählt uns, dass diese Wüstengegend ein Militärübungsgelände ist und 1989 der letzte Nuklearversuch in diesem Gebiet stattgefunden hat. 1989????? Das sind doch erst 20 Jahre her! Ob Edith´s Husten wirklich eine Erkältung ist? Irgendwie habe ich jetzt auch ein merkwürdiges Kratzen im Hals.
Gegen mittag haben wir unser erstes Ziel auf dem Weg nach Jaisalmer erreicht, den Tempel Ramdeora. Dieser von Gläubigen viel besuchter Tempel liegt inmitten einem Gewirr von kleinen Gassen, die durch Verkaufsstände gebildet werden.
Das Angebot dieser Verkaufshäuschen ist ausschließlich auf die Wünsche der Tempelbesucher eingestellt. Orangefarbene Blumenketten, Süßigkeiten, goldener Glitterkram und was Götter sonst noch so erfreuen mag. Prakash begleitet uns auf dem Besuch und gemeinsam betreten wir den Tempel. Es kostet als Gebetsstätte keinen Eintritt, doch eine Spende wird erwartet und so geben wir jeder 10 Rupees. Ein Mönch nimmt das Geld in Empfang und wir bekommen dafür ein Bon-Bon und einen safrangelben Klecks auf die Stirn. Mit Prakash haben wir einen guten Führer und wir bekommen einen kleinen Einblick und Grundkurs in die vielfältige Götterwelt Indiens. Ob ich mir das alles merken kann?
So viele Götter, Namen und Legenden! Eine der Geschichte handelt von einer kastenlosen jungen Frau,die von einem der Götter adoptiert wurde. Auf Grund dieser Legende gibt es in diesem Tempel einen kleinen blumengeschmückten Rundbogen der, krabbelt man hindurch, Depressionen vertreibt. Das ist ausschließlich für Frauen, Männer dürfen nicht hindurch! Wir sind die einzigen „Westler“ und die anwesenden Frauen fordern uns fröhlich lachend auf durch den Tunnel zu krabbeln. Nein, ich lieber nicht! So ein kleiner,schmaler Bogen, wenn ich nun da drin steckenbleibe? Edith hat die Bedenken nicht, lässt sich animieren und rutsch unter dem „Brückenbogen“ durch. Die Inderinnen machen weitere „Überredungsversuche“, zeigen immer wieder auf mich und den Tunnel und geben mir auffordernde zarte Schupse. Gegen so viel Lachen und Fröhlichkeit kann ich mich auf Dauer nicht wehren und da Edith mit guten Beispiel voran ging, lasse ich mich zum Schluss überreden. Ich schaffe es zwar ohne stecken zu bleiben, doch eine elegante Figur habe ich eben sicherlich nicht abgegeben.
Nach dieser mehr oder weniger sportlichen Leistung verlassen wir den Tempel und schlendern an den Verkaufsständen vorbei zurück zum Auto.
Es ist nicht mehr weit bis nach Jaisalmer, die Heimatstadt von Prakash, wo er geboren wurde und aufgewachsen ist. Er kann nun auf unserer Rundfahrt zwei Nächte zu Hause verbringen.
Jaisalmer wird wegen ihrer Gebäude aus gelbem Sandstein auch die goldene Stadt genannt. Sie liegt am Rande der Thar-Wüste und vor über 800 Jahren wurde die Zitadelle mit der heutigen Altstadt auf dem Trikuta-Hügel errichtet. Eine der Haupteinnahmequellen war der Karawanenhandel auf der Gewürzstrasse, der jedoch mit Eröffnung des Hafens von Bombay an Bedeutung verlor. Durch Hungersnöte und später die Grenzziehung von Pakistan wurde die Stadt Mitte des 20. Jahrhunderts fast entvölkert. Heute entsteht nun langsam wieder eine Stadt am Fusse des Trikuta-Berges.
Wir fahren bei unserer Ankunft durch freundliche, saubere Strassen bis zu einem freien Platz am Beginn der Altstadt. Hier befindet sich unser Hotel, das Nachana Haveli, ein kleines Hotel mit persönlicher Ambiente. Unser Zimmer liegt im Parterre und geht auf einen kleinen Innenhof. Eingedeckt mit unseren Erfahrungen in Bikaner lassen wir uns als erstes einen kleinen Heizer bringen, so kann das Zimmer schon mal „vorgewärmt“ werden.
Die Thar-Wüste
Zwei Stunden später treffen wir uns wieder mit Prakash. Er möchte mit uns zu den 40 km entfernten Sanddünen der Thar-Wüste fahren, damit wir dort den Sonnenuntergang beobachten können. Auf dem Weg besuchen wir einen Jaina Tempel, ca 16 km außerhalb von Jaisalmer. Der gesamte Tempel ist aus Sandstein und beeindruckt durch seine wunderschönen Ornamente.
Nun geht es weiter zu den berühmten Sanddünen von Jaisalmer. „Möchtet ihr auf einem Kamel durch die Dünen reiten?“ fragt uns Prakash. Wir schütteln den Kopf, die Erfahrung haben Edith und ich schon gemacht und brauchen keine Wiederholung.
Der Parkplatz ist fünf Minuten Fussweg von den Sanddünen entfernt und die Angebote zu einem Kamelritt verfolgen uns bei jedem Schritt. „Camel?“ „Hallo! Camel?“ tönt es von allen Seiten. Doch tapfer stapfen wir durch den Sand um eine der Dünen zu erklimmen.
Wir sind nicht die einzigen, die dieses abendliche Schauspiel sehen möchten. Es herrscht hier ein Betrieb wie auf einem Jahrmarkt. Urlauber auf einem Kamelritt oder wie wir zu Fuß, Profi-Fotografen mit ihren Kameraausrüstungen, Tänzer und Musikanten sowie Verkäufer mit Getränken und Kartoffelchips. Die Kamelführer reiten auf Kundensuche in zügigem Tempo an uns vorbei, erstaunlich, dass sie dem Kamel nicht eine Hupe umgebunden haben.
Doch die Stimmung ist ansteckend locker und voller freudiger Erwartung. Um leichter die Dünen hinauf und hinab gehen zu können habe ich meine Schuhe ausgezogen und spüre den feinen Sand zwischen meinen Zehen.
Es ist eine farbenfrohe Kulisse, die Kamele sind bunt geschmückt und die gelben Dünen glitzern im Abendlicht.
Der Sand ist stellenweise noch sonnengewärmt, doch auf der Schattenseite der Düne kühlt er schnell ab. Doch hier nicht! Warum ist mein rechter Fuss so warm? Oh Sch……..!!!! Hier ist vor kurzem ein Kamel entlang gegangen!
Nach dem farbenprächtigen Sonnenuntergang beenden wir unsere Wüstenwanderung rasch im Dämmerlicht denn ich möchte auf dem Rückweg gerne sehen wo ich hintrete.
Bald darauf sitzen wir wieder im Auto und es geht zurück zum Hotel, wo wir uns für heute von Prakash verabschieden.
Das Zimmer ist inzwischen durchgewärmt und wir machen eine kleine Ruhepause, bevor wir zum Abendessen gehen. Prakash hat uns heute mittag eines der Dachterrassenrestaurants empfohlen und dies möchten wir ausprobieren.
Es ist in der Nähe des Hotels und wir haben keine Schwierigkeiten das Lokal zu finden. Eine steile Treppe führt hinauf auf die Dachterrasse, die mit großen langen Stoffbahnen überdacht ist.
An den Seiten schützen Decken und weiteren Stoffbahnen gegen die Kälte, fensterähnliche Öffnungen werden mit Tüchern „geschlossen“. Die bunten Stoffe sind geschmackvoll aufeinander abgestimmt und vermitteln das Gefühl von 1001 Nacht.
Während wir auf unser Essen warten, kommen wir mit den Tischnachbarn von rechts und links ins Gespräch. Die Gäste zu unserer Linken sind aus Amerika, rechts aus der Schweiz und nun werden Erfahrungen ausgetauscht. Wie scharf sind die Currys, wer hat schon vorherige Indienerfahrung und was ist ein absolutes „Besichtigungsmuss“. Die Dame aus der Schweiz ist das zweite mal in Indien und genauso begeistert wie bei der ersten Reise.
Ihr Partner schaut ein wenig skeptischer, seine Euphorie hält sich in Grenzen. Genau wie wir reisen die Beiden mit Auto und Fahrer. Doch der Fahrer hat sie schon in mehrere Geschäfte gebracht und die tollen Einkaufsmöglichkeiten empfohlen. Sogar in eine Bäckerei! Dort konnten sie in Gesellschaft einer Reisegruppe bei der Herstellung von Fladenbrot zuschauen und anschließend welches kaufen. Oder das passende Mehl, um in Europa selbst zu backen.
Während der Unterhaltung lassen wir uns alle das Essen schmecken. Die Schweizer entscheiden sich noch für einen Nachtisch und lassen uns alle davon kosten. Als wir die Rechnung verlangen, stellt der Kellner eine Schale mit Anis und Zucker auf den Tisch. Eine Prise von beidem, langsam zerkaut, soll das Essen leichter und bekömmlicher machen. Wir versuchen auch dies, schaden kann es ja auf keinen Fall.
Zufrieden und fröhlich steigen wir die steile Treppe wieder hinab und machen uns auf den Rückweg ins Hotel. Zum Tagesabschluss knipse ich unterwegs noch eine heilige Kuh, die zu später Stunde spazieren geht und mit erstaunten Augen ins Blitzlicht blinzelt.
Jaisalmer, die goldene Stadt
Da wir uns für 9ººh mit Prakash verabredet haben, sind wir die ersten beim Frühstück. Genau wie gestern Abend das Restaurant ist der Frühstücksraum des Hotels auf einer Dachterasse. Wir suchen uns einen sonnigen windgeschützten Platz mit Blick auf die Festung, deren Sandstein golden im Morgenlicht leuchtet.
Als wir zum Treffpunkt kommen wartet Prakash schon und wir machen uns auf den Weg durch die Altstadt zur Festung.
Zu dieser Uhrzeit ist es noch relativ ruhig und Frauen sind dabei die Strassen zu reinigen. Der Eingang zur Zitadelle führt über einen steil ansteigenden Weg bis zu einem freien Platz, auf dem einst öffentliche Audienzen abgehalten wurden. Die noch bewohnte Festung hat ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt, doch leider ist ihr Fortbestand gefährdet. Die Bewohneranzahl ist stark angestiegen, unter anderem durch zahlreiche kleine Hotels, Gasthäuser und Restaurants innerhalb der Festung. Es gibt leider unter den alten Gebäuden keine Wasserrohre die den erhöhten Wasserverbrauch auffangen können. Das Wasser dringt daher in den Sandstein des Trikuta- Berges ein, der im Laufe der Jahre ausgehöhlt wird und an Stabilität verliert. Schützer der Festung plädieren dafür, die antiken Häuser zu räumen und die Zitadelle nur noch zur Besichtigung und ohne Wasserverbrauch freizugeben. Doch die Anwohner und vor allem die Geschäftsleute sind damit natürlich nicht einverstanden.
In den engen Gassen gehen wir hintereinander her und die Souvenirhändler stehen vor ihren Geschäften und versuchen mit den unterschiedlichsten Angeboten zu locken. „Welcome, come in!“ „Bonjour!“ „Hallo, sind sie deutsch?“ klingt das Sprachgewirr zu uns. Einer ist besonders ehrlich: „Willkommen- wenn sie bei mir Geld ausgeben!“
Bei unserem Besuch in der Festung besichtigen wir den Palast Raj Mahal, der der Öffentlichkeit als Museum zugänglich ist.
Genauso interessant wie das Museum und die Geschichte sind die Ausblicke aus den Fenstern auf das lebhafte Treiben in der Strasse. Bunte Tücher hängen vor Geschäften, Menschen sind am Handeln, Bauarbeiter klettern zu Reparaturarbeiten über die Dächer, Mopedfahrer versuchen Kühen auszuweichen und in einigen Ecken sammelt sich Plastikabfall.
Als der Rundgang durch den Palast Raj Mahal beendet ist folgen wir dem Schild „Exit“ und kommen so durch lange Flure mit Souvenir-Shops wieder auf die Strasse. Hoppla, das ist aber nicht die gleiche Tür wie wir hineingegangen sind! Wo sind wir hier? Doch so groß ist die Festung nicht das wir uns verlaufen können und kurz darauf haben wir Prakash gefunden. Oder er uns? Auf jeden Fall können wir unseren Spaziergang durch Jaisalmer fortsetzen.
Auf einem Marktplatz wird Obst und Gemüse zum Verkauf angeboten, die Ware ist auch hier auf dem Boden ausgebreitet.
Das viele grüne Gemüse lockt eine der Kühe an und mit viel Geduld drängen die Marktfrauen den Wiederkäuer zur Seite. Doch der sanfte Widerstand kann das Tier nicht abschrecken, bis schließlich ein Mann die Kuh mit einem Petersilienstrauss vom Gemüse weglockt. An den Gewürzständen duftet es nach Curry, Chilli und vielen uns fremden Würzmischungen.
Es macht Spaß einfach langsam durch die Gassen zu bummeln und das uns fremd anmutende Straßenbild zu beobachten. Gemeinsam mit Prakash besuche ich einen weiteren Tempel während Edith draußen auf uns wartet. Bei unserer Rückkehr sitzt sie in Gesellschaft einer jungen Inderin auf einer schmalen Mauer und die beiden unterhalten sich. „In Indien bekommen die Frauen die Armreifen zur Hochzeit, das ist so wie bei uns der Ehering“ hat Edith von der jungen Frau erfahren.
Jaisalmer ist bekannt für seine Steinmetzarbeiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Hier in der Altstadt ist diese Kunst vor allem in den filigranen Fassaden der Havelis zu bewundern. Eines dieser einstigen Herrenhäuser reicher Kaufleute besichtigen wir auf unserem Rundgang. Es gehörte einem Brokathändler der von Afghanistan bis China wegen seiner Waren berühmt war. In diesem Haveli steht heute noch sein Mobiliar, Küchengeräte und vor allem sein Kontor mit einem dicken Buch in das er seine Umsätze eingetragen hat.
Auf unserem weiteren Weg machen wir noch kleinere und grössere Einkäufe.
Lederne Hauspantoffeln, kleine Schlüsselanhänger und Bettdecken aus Seide und Brokat. Letzteres lassen wir uns per Post zuschicken, wer weiß was noch so alles in unseren Koffern Platz braucht.
Um die Mittagszeit verabschieden wir uns von Prakash für einige Stunden, so hat jeder Zeit für ein Mittagessen oder eine kleine Ruhepause. Was machen wir in den drei Stunden? Siesta? Nein, wir bummeln lieber ein wenig alleine durch die Gassen. Vielleicht finde ich ein Internet Cafe, so können wir ein paar Nachrichten senden und die ersten Eindrücke den Daheimgebliebenen schildern.
Langsam gehen wir den gleichen Weg wie heute morgen zurück. Viele Geschäfte schließen über Mittag und nun fallen mir ganz andere Angebote ins Auge. Eine Bäckerei mit einer großen Vitrine voll buntem Kuchen. Hier sind alle Farbschattierungen vertreten: giftgrün, hellrosa bis grellpink, gelb und schokoladenbraun. Die Kuchen gibt es rund oder in Herzform und sie sehen alle pappsüss aus. Da lockt uns doch schon eher der Straßenstand mit dem großen Topf voll Öl in dem Samosas und ähnliches frittiert wird.
Auf gut Glück zeigen wir auf eine der Gebäcksorten und sind ganz gespannt was wir bekommen. Die erste Überraschung bietet die Verpackung. Unser frisch frittiertes Gebäck wird uns auf einem Stück Tageszeitung serviert. Das ist indisches Recycling von Altpapier! Doch das Gebäckstück ist genau nach unserem Geschmack. Pikant gewürzt und knusprig gebacken- hmmmmm, lecker! Die mitgelieferte Zeitung ist in Hindi und da wir es nicht lesen können werfen wir sie weg. Doch nun wird mir auch klar warum die Straßenhunde das Zeitungspapier auffressen. Es riecht und schmeckt nach Speiseöl!
Da Jaisalmer ein relativ kleiner Ort ist, sind wir bei unserem Spaziergang rasch bekannt.
Jeder Händler scheint inzwischen zu wissen, dass wir Deutsche sind und immer wieder hören wir „Guten Tag!“ oder „Willkommen, kommen sie schauen!“ Viel zu rasch vergeht die Zeit, doch da ich ja noch in ein Internet Cafe möchte machen wir uns auf den Rückweg. Auf dem Platz vor unserem Hotel finden wir eine Wechselstube mit Computern und Internetzugang. Doch die Tür ist zu und kein Mensch ist zu sehen. Geschlossen? Doch da kommt der Inhaber schon quer über den Platz zurück und öffnet uns die Tür. Er war bestimmt einen Tee trinken, als er sah wie wir in sein Büro spähten. „Yes, I have internet. With fast connection! High speed! “ versichert er uns. Wir nehmen Platz und er macht den Computer an. Der Bildschirm flackert auf- und flackert, dann ein summen, ein surren und langsam, ganz langsam sehe ich das erste mal das Wort „Microsoft“ auftauchen. Dann wieder Dunkelheit! Fast Speed???? „Yes, yes! No problem, just one moment!“ verspricht er uns. Er hebt seine Hände, lässt sie kurz über dem Bildschirm kreisen und murmelt dabei „Ohhmm, Ohhmm, ohhmm“. Ob er wirklich glaubt das dies funktioniert? „Yes, just wait“ versichert er mir freundlich. Und tatsächlich, fast im gleichen Moment läuft der Computer so schnell und gut wie mein Laptop in Spanien. Ob ich vielleicht meinen ADSL –Vertrag kündigen sollte und stattdessen……….. aber wer weiß ob das in Europa auch so klappt wie in Jaisalmer.
Während ich meine Mails schreibe verlässt uns der Besitzer mit den Worten „ Ihr seid sicher eine Weile beschäftigt, ich muss nämlich weg. Bin in einer halben Stunde wieder da.“ Na gut, falls der Computer in dieser Zeit ausfällt- ich weiß ja jetzt wie es geht. Doch alles klappt, der Inhaber ist fast pünktlich zurück und wir schaffen es rechtzeitig zu unserer Verabredung mit Prakash.
Heute mittag sind wir wieder mit dem Auto unterwegs, es geht zu dem künstlichen See Gadi-Sar am anderen Ende der Stadt.
Der See Gadi-Sar
Dort können wir in der Nähe eines Touristen Info-Büros parken und gehen die letzten Meter zu Fuß. Im Januar ist hier Trockenzeit, es hat seit letztem Sommer nicht mehr geregnet und das Wasser hat einen sehr niedrigen Stand. Im See stehen einige Pavillons die mit Ruderbooten angefahren werden können. Doch jetzt am Spätnachmittag ist kein Ruderer zu sehen und so machen wir es wie die anderen Spaziergänger und gehen ein Stück am Ufer entlang. Einen der Pavillons können wir über eine Treppe erreichen und so setzen wir uns drinnen auf den Mauervorsprung und lassen die ruhige Stimmung auf uns wirken. Das Wasser wirkt trübe und brackig, überhaupt nicht so blau schillernd wie es in meinem Reiseführer abgebildet ist. Woran liegt das? An den Plastiktüten am Uferrand? „Früher war das Wasser sauberer“ erzählt uns Prakash. „Aber da war auch in der Trockenzeit mehr Wasser im See, nie so wenig wie jetzt. Und die letzten Jahre regnet es immer weniger.“ Prakash erzählt uns aus seiner Kindheit und von seiner Großmutter. Sie hat damals noch täglich Wasser aus dem See geholt für den Haushaltsbedarf und Prakash hat ihr geholfen zu tragen. Obwohl seine Großmutter es ihm verboten hatte, ist er oft mit seinen Freunden hier schwimmen gegangen und es galt als Mutprobe vom Pavillon aus in den See zu springen.
Trotz des trüben Wassers gefällt es uns hier am See sehr gut, doch so langsam wird es kühl und wir gehen zurück zum Auto. Wir möchten noch in den Norden der Stadt an den sogenannten Sunset Point um die von der untergehenden Sonne beleuchtete Zitadelle zu sehen. Doch da wir bis dahin noch eine Stunde Zeit haben schlendern wir ein wenig durch den angrenzenden Stadtteil.
Hier ist keinerlei Tourismus,vor den Häusern stehen die Schuhe an der offenen Haustüre, Kinder spielen auf der Strasse und schauen erstaunt auf die fremden „Besucher“ in ihrem Viertel. Kleine Lebensmittelgeschäfte bieten ihre Ware an und mittendrin entdecken wir ein Juweliergeschäft. Da wollen wir doch mal ganz kurz reinschauen!
Als wir wieder hinaus kommen ist es dunkel,der Sonnenuntergang ist vorbei. Dafür ist Edith geschmückt mit einem Ring und ich mit einem Armband und Ohrringen. In meiner Tasche liegt eine kleine silberne Statue des Gottes Ganesha, er wird sich Zuhause im Regal neben meinem thailändischen Jade-Buddah sicher sehr wohl fühlen.
Zum Sunset-Point gehen wir trotzdem noch, denn die Festung ist Nachts beleutet und der Anblick ist auch im Dunkeln sehenswert.
Im Hotel angekommen machen wir uns gleich auf den Weg in das Restaurant in dem wir auch gestern gegessen haben. Auch heute sind wir mit unsere Wahl zufrieden und lassen den Tag mit einem guten Essen und einem Glas Weisswein ausklingen.
Den vorherigen Indien-Reisebericht finden Sie unter:
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