Reiseberatung für individuelle Reisen

Jaipur, die Hauptstadt Rajasthans und eine Tagesreise zur Festung Amber

 Freitag 

Heute früh geht es Edith ein klein wenig besser. Sie hustet noch sehr stark und ist sehr heiser, doch sie fühlt sich nicht mehr so schlecht wie noch gestern. Gott sei Dank!
Wir haben für unsere heutige Reiseetappe nur knappe zwei Stunden Fahrt, daher sind wir erst für 10ººh mit Prakash verabredet. Er ist wie immer super pünktlich und wartet schon abfahrbereit auf uns.
Jaipur, unser heutiges Ziel, ist die Hauptstadt von Rajasthan und mit 5 Mio. Einwohnern gleichzeitig auch die grösste Stadt. Gegründet wurde Jaipur 1728 von Jai Singh, der aus dem wohlhabenden Haus Amber stammt. Die Stadt wurde auf einem 9-Quadrate-Raster angelegt, welches mystische Bedeutung besitzt. Heute gehört Jaipur zu den am schnellsten wachsenden Metropolen Indiens.

Von Süden in Richtung Delhi

Von Süden in Richtung Delhi

Die Strassen Rajasthans

Unterwegs herrscht reger Verkehr, die Strasse kommt aus Udaipur und führt von Jaipur weiter nach Delhi. Sie ist eine wichtige Transportroute und ich habe das Gefühl, es sind mehr Busse und LKWs unterwegs als in all den Tagen zuvor.  Marmorfabriken befinden sich  rechts und links der Strasse und die Luft ist voll von weißem, feinem Staub.

Bitte hupen!

Bitte hupen!

Die LKWs tragen die Aufschrift „horn please“ auf ihrer Rückseite und halten sich selbst mit Begeisterung an diese Aufforderung.  Viele haben zusätzlich noch das Radio mit indischer Musik laufen und wir hören die Klänge bis in unser Auto. Bei geschlossenen Scheiben! Am Straßenrand wird Dekoration für Autos verkauft: bunte Girlanden, Glöckchen und alles was glitzert. Bei meinem nächsten Indienbesuch werde ich versuchen mein altes Weihnachtslametta zu verkaufen.  Vielleicht klappt´s ja!

Anzeige vom Familienministerium

Anzeige vom Familienministerium

Prakash macht mich auf eine Anzeige auf der Rückseite eines Linienbusses aufmerksam. Sie zeigt zwei Erwachsene und zwei Kinder, daneben ist ein Satz in Hindi geschrieben.

Es handelt sich hierbei um eine Kampagne der indischen Regierung, in der dargestellt wird, wie eine indische Familie aussehen sollte. Die Eltern sollten  älter als zwanzig sein und maximal zwei Kinder haben, am besten ein Junge und ein Mädchen wie auf dem Bild. In der Realität ist das nicht immer so, besonders auf dem Land wo viele Kinder noch als Segen gelten. Vor allem wenn es sich dabei um Jungs handelt.  „Die Regierung versucht die Dinge zu verändern“ erzählt Prakash, „aber es braucht Zeit, sowas geht nicht so schnell.“

Das Raj-Mandir Kino

Inzwischen haben wir Jaipur erreicht und fahren als erstes in unser Hotel. Auch hier handelt es sich um einen alten Palast und die Rezeption ist mit alten gediegenen Holzmöbeln eingerichtet wie ein Wohnzimmer. Wir haben zwei Stunden Zeit bis Prakash uns wieder abholt und so können wir uns in Ruhe in dem parkähnlichen Garten umsehen. Es gibt zwei Restaurants und einen Bereich für Internet  wo wir  die übrige Zeit verbringen.
Um 14ºº h werden wir von Prakash abgeholt und für heute mittag haben wir ein ganz besonderes Programm. Wir wollen ins Kino gehen und uns einen „Bollywoodfilm“ anschauen.
Das Raj Mandir Kino ist nur 15 Autominuten von unserem Hotel entfernt und als wir ankommen erklärt uns Prakash wo wir uns für die Eintrittskarten anstellen müssen. „Es gibt zwei Reihen, eine für Männer und eine für Frauen. Am besten ist wenn ihr beide euch anstellt, denn die Reihe für Frauen ist kürzer. Ich suche inzwischen einen Parkplatz.“  Getrennte Warteschlangen an der Kinokasse? Und im Kino? Müssen wir  getrennt sitzen wie zu meiner Schulzeit in der Kirche? „Nein, nein!“ lacht Prakash „das ist nur in der Warteschlange!“

Ray Mandir Kino

Ray Mandir Kino in Jaipur

Zusammen mit Edith stehe ich  in der Damen-Warteschlange, wir sind die einzigen mit Jeanshosen zwischen vielen  Saris. Neugierig schaue ich mich um, tatsächlich bei den Männern herrscht wesentlich mehr Andrang und es wird heftig geschoben und gedrängt.  Körper an Körper stehen die Männer in ihrer Linie und jeder versucht sich vorzudrängen um noch eine Karte zu bekommen. Bei den Damen geht es da entschieden ruhiger zu, jede wartet, denn wir sind ja auch nicht so viele. Im Moment bin ich mit der Geschlechtertrennung sehr zufrieden.
Langsam geht es vorwärts als ein junger Mann auf uns zukommt. Er hätte für sich und seinen Freund gerne noch eine Eintrittskarte, doch wenn er sich jetzt in der Männerreihe anstellt bekommt er keine Karten mehr. „Can you buy the tickets for me?“ fragt er mich und reicht mir das abgezählte Geld. Etwas unsicher schaue ich mich um. Doch keine der umstehenden Frauen scheint das seltsam zu finden und  ich bemerke, dass nicht nur wir angesprochen werden. Warum stehen dann eigentlich so viele in der Schlage wenn´s auch so geht? Prakash hat inzwischen einen Parkplatz gefunden und kommt schauen wie es uns in der Warteschlange ergeht „Everything o.k.?“  Ja, alles in Ordnung! So etwas bekommt man bei keiner Reisegesellschaft geboten!  „Ich habe einen Freund getroffen und stehe mit ihm  dort vorne“ lässt er uns wissen und bleibt mit seinem Bekannten in Sichtweite zu einem Plausch stehen. Nun sind wir an der Reihe, ich kaufe drei Eintrittskarten und wir müssen die Frauen-Warteschlange verlassen um uns durch die Menschenmassen  bis zu Prakash durchdrängeln. „Hola, que tal?“ spricht mich auf einmal eine Frau auf spanisch an. Es sind die drei Spanierinnen, die wir in Udaipur getroffen haben. Auch sie möchten ins Kino und fragen mich, wo es denn die Eintrittskarten gibt. Wo ist denn deren Fahrer? „Der holt uns hier in drei Stunden wieder ab. Warum?“ Ich erkläre ihr wie sie Eintrittskarten bekommt, doch dann muss ich die drei ihrem Schicksal überlassen. Prakash schlägt vor hinein zu gehen, so haben wir noch Zeit uns im Kino ein wenig umzusehen.

Kinosaal

Kinosaal

Ob die Spanierinnen noch Karten bekommen?  „Jetzt noch? Bestimmt nicht!“  ist Prakashs Meinung. Die Vorstellung ist  bis auf den letzten Platz ausverkauft , denn es ist der erste Spieltag dieses Films und der Schauspieler ist beim Publikum sehr beliebt. Der Film heißt „Chandni Chowk to China“ und ich habe bis jetzt keine Ahnung um was es in dem Film geht. Prakash verspricht uns zwischendurch zu übersetzen, denn der Film ist natürlich in Hindi. Ganz gespannt sitze ich auf meinem Platz und warte was auf der Leinwand so alles passieren wird. Es geschieht sehr viel und der Film hat alles was er braucht um zu unterhalten: Witz, Spannung, eine Liebesgeschichte, ein Happy End und zwei gut aussehende Hauptdarsteller. All dies zusammen bringt das Publikum in Stimmung und es wird gelacht, geklatscht, gepfiffen und vor Jubel und Begeisterung gejohlt. Es ist offensichtlich, in Indien geht man ins Kino um sich zu amüsieren und Spaß zu haben. Das Leben ist für die meisten Inder dramatisch genug, das will sich keiner auch noch im Kino anschauen. Als wir am Ende des Films gut gelaunt das Kino verlassen wird es bereits dunkel.
Zum Abschluss des Tages besuchen wir noch einen Tempel in dem jeden Abend eine besonders schöne Zeremonie stattfindet. Doch dafür sind wir leider zu spät. Trotzdem lohnt sich der Besuch in dem großen, luftigen und  hell beleuchteten Tempel.

 

Indische Folklore

Folkloretanz

Folkloretanz

Im Hotel entscheiden wir uns für das Gartenrestaurant und haben damit eine gute Wahl getroffen. Nachdem auch hier der Koch sicherheitshalber  nachgefragt hat ob wir wirklich unser Curry „hot“ möchten bekommen wir ein ausgezeichnetes Essen.

ein Tanz mit viel Gleichgewichtssinn

ein Tanz mit viel Gleichgewichtssinn

Doch auch die Ambiente ist schön, der Garten ist mit Fackeln beleuchtet und auf einer kleinen Holzbühne werden indische Tänze vorgeführt. Die Musikgruppe gibt sich sehr viel Mühe und bietet ein gutes und abwechslungsreiches Programm. Es war ein gelungener , unterhaltsamer Tag und Abend.  Müde und zufrieden gehen wir auf unser Zimmer und sind bald darauf eingeschlafen.

Amber

Heute früh geht es von Jaipur in das 11km entfernte Amber, dem ursprünglichen Herrschersitz der Maharajas. Der Palast von Amber wurde von 1586 bis 1614 erbaut und 1628 erweitert. Gebaut wurde der Palast auf einem Bergrücken, an dessen Fusse unsere Autofahrt zu Ende ist.

Elefantenritt

Elefantenritt zur Festung Amber

Elefantenritt zur Festung

Von hier aus geht es mit dem berühmtesten und ältesten  indischen Transportmittel weiter, einem Elefanten.  Es herrscht  Andrang wie auf einem Busbahnhof, denn den Elefantenritt möchten sich die meisten Touristen nicht entgehen lassen.  Jeder Elefant ist von seinem Besitzer „verschönt“ worden  indem er ihm mit Hennafarben die Stirn und den Rüssel bemalt hat. Die Sitze, auf denen jeweils zwei Personen Platz haben, sind mit bunten Stoffen und Verzierungen geschmückt. Kurz darauf sitzen auch wir auf einem der Tiere, das uns geduldig den steilen Berg hinauf trägt. Es wackelt heftig  bei jedem Schritt des Elefanten und ich befürchte, dass mir meine Flip Flops  von den Füssen rutschen.  Während ich mich noch darauf konzentriere meine Zehen in den Schuh zu krallen ruft ein junger Mann „I´m Jimmy!!!“ und- klick- werden wir fotografiert. Und nochmal- klick,klick,klick- und der Ruf „Just ask for Jimmy!!!!“   Und jeder der vielen Elefanten wird mit seiner menschlichen Last wieder und wieder fotografiert. Dazwischen schallen die Namen der Fotografen. Wie stand das in meinem Reiseführer?  Der Weg zum Palast hinauf ist besonders stimmungsvoll, wenn sie auf einem Elefanten reiten. Das habe ich aber anders verstanden!
Nach etwa der halben Strecke beginnt unser Mahud das Verhandeln ums Trinkgeld. Das sei schließlich nicht sein Elefant, daher müsse  das Trinkgeld reichlich ausfallen. Oben im Palast angekommen beginnt er ein kurzes Feilschen, das ich schnell beende. Entweder er nimmt was er bekommt, es ist schließlich ein „tip“, oder gar nichts. Fertig!

Innenhof

Innenhof der Festung Amber

Der Mahud  nimmt mit beleidigtem Blick seinen „tip“ und beeilt sich, den  Elefanten wieder nach unten zu bringen um neue Touristen aufzunehmen.  Später erklärt uns Prakash, dass vor einigen Jahren hier oft Unfälle mit den Elefanten passiert seien. Die Elefanten mussten den ganzen Tag in der prallen Sonne bergauf und bergab gehen und wurden häufig  vor Erschöpfung aggressiv. Heute sagt das Gesetz, dass jeder Elefant nur zweimal am Tag die Strecke gehen darf. Das ist für die Mahuds eine große  finanzielle Einbusse und viele halten sich leider nicht an diese Vorschrift.

Der Palast

Wir schauen uns in dem großen Innenhof auf der Suche nach der Eintrittskasse um, als ich Prakash um die Ecke kommen sehe.  Er wollte nur sicher sein, dass wir gut und gesund  oben angekommen sind. „Durch dieses Tor erreicht  ihr den Parkplatz, dort warte ich auf euch.“

Palast Eingang

Palast Eingang

Wir starten unsere Besichtigungstour durch den Palast und beginnen bei dem bemalten Prunkportal, folgen den Wegweisern zu der privaten Empfangshalle und sind beeindruckt von der reichlichen Verzierung mit Mosaiken. Von einer Stelle im oberen Stockwerk  haben wir Blick über den ganzen Palast, einschließlich des Innenhofes mit den ankommenden Elefanten. Der Touristenstrom will nicht abreißen.  Im Tal unter uns liegt das Ruinenfeld des alten Amber, es verlor nach der Gründung von Jaipur 1728 seine Bedeutung.
Nach zwei Stunden sind wir uns sicher, dass wir  alle Winkel des Palastes gesehen haben.

Palasträume

Palasträume

Doch bevor wir zum Auto gehen folgen wir dem Schild „Toiletts“ in der Hoffnung auf ihre Benutzbarkeit.  Sie sind sauber und wir sehr dankbar dafür, denn die Tage sind lang und nicht immer entspricht eine Toilette in Indien unseren Vorstellungen von Hygiene. Doch hier haben wir Glück! Während ich vor der Tür auf Edith warte kommt ein junger Souvenirverkäufer mit bunten glitzernden Schmuckdosen und kleinen Spiegeln.  „If you take all five I make a special price“ verspricht er mir.  Warum nicht? Die kleinen Döschen sind hübsch und eignen sich gut als Mitbringsel. Ich feilsche der Form halber ein wenig um den Preis und nach kurzem werden wir handelseinig. Doch kaum ist mein Einkauf in meiner Tasche verschwunden kommt der nächste. „You like postcards?“  fragt der eine und „you like mirrows?“ der andere.  Zwei weitere stehen da und bieten genau das gleiche an wie ich eben gekauft habe. „Nein danke, ich habe schon davon“ wehre ich die Händler ab. Doch auch das sichtbare Argument, dass ich bereits Schmuckdosen und Spiegel habe, kann nicht sofort überzeugen.  Dann hat einer der jungen Männer eine Idee. Er zeigt auf die Tür der Damentoilette und fragt „are you waiting for somebody?“  Ja, ich warte. „You think your friend will buy somthing?“  Nein, das glaube ich nicht!  „Kannst du sie nicht zum kaufen überreden?“  ist sein Vorschlag. Bekomme ich denn Kommission?  Mit der Frage habe ich jede  aufkeimende Geschäftsbeziehung abrupt beendet und die Händler wenden sich anderen Urlaubern zu.
Als wir am Auto ankommen haben wir jedoch wieder einige T-Shirt Verkäufer im Schlepptau, die erst mit ihren Angeboten aufhören als wir die Autotüren schließen.

Palast bei Jaipur

Palast bei Jaipur

Nun geht es wieder zurück nach Jaipur, doch zuerst machen wir einen Fotostop an einem kleinen Palast der malerisch in einem See liegt. Prakash und Edith bleiben im Auto, während ich über die Strasse zur Uferpromenade  gehe. Natürlich fotografiere ich das Schloss, doch noch mehr zieht die Straßenlampe mit ihrem Stromkabel meine Aufmerksamkeit auf sich. Das notdürftig geflickte Kabel läuft quer über den Gehweg bis zur nächsten Lampe, wo es dann im Inneren des Pfeilers verschwindet.

Stromkabel

Stromkabel

Zwei Fotos vom Palast und fünf Fotos vom Stromkabel, nun geht es flink wieder zum Auto wo sich Prakash schon wundert  was ich alles fotografiert habe.

Gaitor

Bevor wir in Jaipur sind machen wir noch einen weiteren Abstecher. Es geht nach Gaitor, die Gedenkstätte eines der  ehemaligen Herrscher  von Jaipur. Diese reich verzierte Anlage aus Marmor liegt ein wenig abgelegen und macht einen verlassenen Eindruck. Ein junger Mann führt uns durch den Garten und gibt uns einige Erklärungen. So erfahren wir, dass der hier bestattete Maharaja 300 Chapatis zum Frühstück gegessen hat. Dazu kam dann selbstverständlich noch das Curry, denn welcher Maharaja begnügt sich nur mit Fladenbrot. Und viel Wein hat er getrunken, mehrere Liter am Tag. Bedauerlicherweise ist dieser Maharaja relativ jung gestorben und hat mehrere Frauen und Kinder hinterlassen.

Der Stadtpalast

Doch nun geht es zum Stadtpalast der auch heute noch als Residenz des ehemaligen Maharjas dient. Seine Privaträume sind ebenfalls zu besichtigen, doch 60$ pro Person ist uns das nicht wert. Daher beschränken wir uns auf den Museumsteil. Beeindruckend ist vor allem der  berühmte Pfauenhof mit seinen Türbögen und die Audienzsaal mit den zwei grössten Silbergefäße der Welt.

Stadtpalast

Stadtpalast in der Hauptstadt Rajasthans

Sie wurden eigens für den Maharaja Madho Singh hergestellt, damit er auf seiner Reise zur Krönung  Edwards VII Gangeswasser zur rituellen Reinigung mitnehmen konnte. In einer weiteren Halle befindet sich das lebensgroße Bild eines sehr kräftigen und übergewichtigen Mannes. Unser Führer erklärt uns, das dieser Herrscher 300 Chapatis zum Frühstück gegessen hat.  Aha, so sah er also aus!!
Am Ende der Besichtigung zeigt uns der Führer noch ein sehr zu empfehlenden Teil des Museums. „Very interesting!“ versichert er uns. Doch der interessante Teil entpuppt sich als Verkaufsshop für alles was man nicht brauchen kann. Er hat noch zwei weitere Geschäfte im Angebot, doch auch da lehnen wir ab und verabschieden uns von dem geschäftstüchtigen Reiseleiter.

Jantar Mantar

Direkt hinter dem Stadtpalast befindet sich das Jantar Mantar,einst eines der grössten Observatorien der Welt. Erbaut wurde es 1728-1734 von Jai Singh II der ein begeisterter Astronom war und sich Bücher und Sternenkarten aus aller Welt schicken ließ. Von der enormen Größe der Instrumente erhoffte man sich eine grössere Messgenauigkeit.

Palast der Winde

Nach diesem Besuch besichtigen wir eines der bekanntesten Bauwerke von Jaipur, der Palast der Winde. In diesem  fünfstöckigen Gebäude mit seiner kunstvollen Fassade befinden sich  953 Nischen und Fenster. Erbaut wurde dieser Palast 1799 und diente vermutlich Hofdamen dazu, unerkannt das Geschehen auf der Strasse zu beobachten.

Palast der Winde

Palast der Winde

Mit dem Palast der Winde haben wir den letzten der „absoluten Muss“ von Jaipur gesehen und sind inzwischen müde und durstig. Vor allem Edith, denn sie leidet noch immer unter ihrer Erkältung. Prakash kennt ein Lokal ganz in der Nähe und dort legen wir nun eine verspätete Mittagspause ein. Wir bestellen uns Mineralwasser, das offene, auf dem Tisch stehende Wasser, verschmähen wir. Sicher ist sicher! Prakash dagegen bedient sich damit und erklärt uns, dass dieses Wasser gefiltert wird bevor man es auf den Tisch stellt. „Doch die Qualität ist nicht so gut, denn das Wasser kommt aus dem Himalaja. Das ist bis hierher  ein langer Weg durch Rohre, von denen man nie weiß in welchem Zustand sie sind“  erklärt er zwischen zwei weiteren Schlucken des gefilterten Wassers. Möchte er nicht auch lieber ein Mineralwasser? Doch lachend meint er : „Ich bin das von Kind an gewohnt, da schadet es mir auch heute nichts.“
Der Kellner bedient die anderen Gäste mit den unterschiedlichsten und uns unbekannten Speisen.  „Hast du den Salat gesehen?“ fragt mich Edith „Der sah richtig lecker aus!“  Nein, gesehen habe ich den Salat nicht. Doch auch mein Magen fühlt sich leer an und obwohl uns immer wieder gesagt wurde: bloß keine Rohkost in Indien essen  bestellen wir eine Portion. Der Wirt kommt an unseren Tisch mit einem Teller, einem großen Messer, einer Karaffe Wasser, Tomaten, Gurken und Rettich. Direkt vor unseren Augen wird der Rettich und die Gurke geschält und zusammen mit der Tomate in gefiltertem Himalajawasser gewaschen. Anschließend wird alles in Scheiben geschnitten  und appetitlich auf unserem Teller angerichtet. Zum Abschluss kommt eine Gewürzmischung darüber und der Wirt wünscht uns lächelnd einen guten Appetit.  Ob da  viel von dem Wasser am Gemüse hängen bleibt?  Besser ich denke nicht darüber nach und lasse mir, genau wie Edith und Prakash den Salat schmecken. Nach zwei Wochen wieder frisches Gemüse!  Zum Abschluss trinken wir noch einen Tee und so gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg.

Der Basar von Jaipur

Einkaufsstrassen

Einkaufsstrassen

Prakash führt uns in ein Basarviertel, wo sich ein Geschäft neben dem anderen befindet. Besonders preiswert werden Kaschmirschals angeboten, doch Prakash rät uns ab. „Das ist kein echtes Kaschmir, zu dem Preis bekommt ihr das auch nicht in Indien.“  Er selbst hält Ausschau nach einem Ledergürtel und so schlendern wir von einem Geschäft zum anderen. Eiscreme und andere Süßigkeiten werden ebenso angeboten wie Esswaren und selbstgemachte Limonade. An einer Straßenecke wird Zuckerrohrsaft gepresst und ich möchte wissen wie das schmeckt. Edith auch? „Nein danke, also das sieht hier nicht so aus, dass…….. na ja! Schau mal die Gläser!“  Ich schaue lieber nicht, versuche das süße Getränk und es schmeckt mir sehr gut. Bekommen ist es mir übrigens auch!
Bevor wir uns versehen ist der Tag schon wieder vorbei und wir machen uns auf den Rückweg zum Hotel.
Für heute Abend haben wir uns mit Prakash zum Essen verabredet. Er möchte uns in ein typisch indisches Restaurant führen, in das sich keine Touristen  verlaufen sonder nur indische Gäste gehen. Dort können wir heute die original indische Gewürzschärfe versuchen.

Henna geschmückter Elefant

Henna geschmückter Elefant

Thali

Das Restaurant ist zweistöckig, im unteren Bereich befindet sich eine SnackBar und im oberen das Restaurant. Wir sind tatsächlich die einzigen Westler zwischen all den indischen Familien und werden diskret aber interessiert beobachtet.  Die Bestellung überlassen wir Prakash, wir können mit der indischen Speisekarte nicht viel anfangen.  „Ich empfehle euch Thali, eine hiesige Spezialität. Das sind mehrere Gerichte in kleinen Schalen auf einem Tablett. So könnt ihr verschiedene Speisen versuchen“ erklärt er uns.  Diese Empfehlung nehmen wir natürlich gerne an und es erweist sich als das Richtige. Jeder von uns bekommt ein silbernes Tablett mit unterschiedlichen Köstlichkeiten.  Zuerst probiere ich sehr vorsichtig. Ist es zu scharf? Nein, für meinen Geschmack genau richtig. Und Edith? „Prima“ lobt sie „endlich ist das Essen mal richtig gewürzt.“  Prakash freut sich sichtlich, dass er das Richtige für uns getroffen hat. Doch als ich ihn von der Seite mustere sehe ich leichte Schweißperlen  auf seiner Stirn. Ist ihm das Essen etwa zu scharf? Oder hat er zwei Variationen bestellt- ein indisch scharfes und ein wenig abgeschwächtes für uns?  „Nein, nein“  beteuert er mit einem unschuldigen Augenaufschlag „ich habe drei mal das gleiche bestellt.“  Ob das wirklich so stimmt? Doch eigentlich ist das nicht wichtig, denn sehr viel schärfer möchten wir es ja auch gar nicht haben.
Als wir einige Stunden später in unserem Hotelzimmer sind, sind Edith und ich beide der gleichen Meinung. Dies war bisher das beste Essen während unseres Aufenthaltes in Indien!

Rundreise durch Indien- von Neu Delhi durch Rajasthan bis Varanasi

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

3 Reaktionen bis “ Jaipur, die Hauptstadt Rajasthans und eine Tagesreise zur Festung Amber ”

  1. Meine Frau und ich waren im Frühjahr mit Prakash Acharya unterwegs und wir haben folgende Route genommen: Delhi-Mandawa–Bikaner-Jaisalmer-Jadhpur-Udaipur-Pushkar-Jaipur-Agra-Delhi.Wir sind beide schon mehrfach in Indien gewesen. Die Hotels habe ich ausgesucht, aber an einigen Orten hat Prakash mich vor der Reise beraten (seine Vorschläge waren ausgezeichnet). Um es kurz zu sagen, wir sind begeistert zurückgekehrt. Rajasthan ist ein faszinierendes Reiseziel wegen der Landschaft und vor allem der Kultur. Die Entscheidung eine Rundreise im Wagen von Prakash zu machen war goldrichtig.
    Wir waren – im Rahmen der Buchungen – flexibel, hier oder da einen Stop zu machen und den Tag einzuteilen. Prakash ist ein ausgezeichneter Begleiter und das in vielerlei Hinsicht:
    Wir fühlten uns bei seiner Fahrweise immer sicher und das ist beim Verkehr in Indien nicht selbstverständlich.
    Prakash konnte sich gut in uns hineinversetzen. Er wusste bereits nach kurzer Zeit, wo unsere Hauptinteressen liegen und was er uns zursätzlich zeigen sollte. So gingen wir in einige Tempel, die selten von Touristen besucht werden, und dort hatten wir unvergessliche Erlebnisse. Prakahs ist nie aufdringlich, sagt aber auf der anderen Seite klar, wenn einer unserer Wünsche nicht realisierbar ist. So kennt er die Fahrtzeiten genau und weiß, wann man etwas später losfahren kann und wann nicht. Mit Prakash erfährt man viel vom Land, was man in keinem Reiseführer lesen kann. Er ist liebenswürdig und in jeder Hinsicht sehr kompetent. Wir werden bei unserer nächsten Indienreise wieder mit ihm reisen.

  2. Elke Hoppe

    Hallo Gerhard
    vielen Dank für den ausführlichen und netten Kommentar. Es freut mich zu lesen, dass euch die Rundreise durch Rajasthan mit Prakash Acharya so gut gefallen hat. Ich selbst war inzwischen bereits vier mal mit Prakash in Indien unterwegs und kann deinen Kommentar nur bestätigen. Auf allen Reisen habe ich mich immer sicher und in guter Begleitung gefühlt.
    Viele Grüße
    Elke

  3. Elke Hoppe –
    Mit viel Begeisterung habe ich Ihre ausführlichen Berichte über Ihre Reisen in Indien gelesen. Ich war nun schon dreimal in diesem Land, 2007, 2011, 2013, und viele Orte des Landes, die Sie beschreiben, habe ich ebenfalls besucht. Da wurden natürlich eine Menge Erinnerungen wach.

    Bei meiner 2. Reise, die ich teilweise allein durchführte, wollte es der Zufall, dass Prakash in Bikaner mein Fahrer wurde. Sehr schnell stellte es sich heraus, dass er nicht nur ein guter und zuverlaesslicher Fahrer ist, sondern auch ein sehr liebenswerter Reisebegleiter überhaupt. Immer habe ich mich bei ihm sehr sicher gefühlt.

    Im letzten Herbst war dann Planing im Spiel. Eine Freundin und ich hatten bereits drei Wochen in Gujarat und Rajasthan mit einer kleinen Gruppe Textilinteressierter aus San Francisco – ich wohne ausserhalb dieser Stadt – hinter uns, wollten aber doch noch ein wenig im Land bleiben. Wir hatten uns mit Prakash verabredet und trafen ihn in Jaipur, bereisten gemeinsam weitere Orte in Rajasthan, auch die Camel Fair in Pushkar, und wurden zum Schluss zum Heimflug nach Delhi gefahren.

    Wie schon andere Reisende schrieben war es wieder mit Prakash als Fahrer und Begleiter eine sehr schöne Zeit, die nur leider sehr schnell vorbei ging. Immer war er bereit sich den Wünschen seiner Gäste anzupassen. Gleichzeitig machte er Verschläge für interessante Ausflüge und Besichtigungen.

    Ich moechte auf diesem Weg Prakash aufs wärmste denen empfehlen die eine Reise nach Indien planen und das Land auf eine ganz pesoenliche Weise – nicht Gruppentour – erleben wollen. Ich würde gleichzeitig mich sehr gern einmal mit Ihnen in Verbindung setzen.

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