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Indien-vom Somnath Tempel in Gujarath auf die Insel Diu

ländliches Gujarath

Sonntag

Heute beginnt die letzte Etappe unserer Rundreise durch Gujarath. Es geht vom Sasan Gir Nationalpark bis zu der Insel Diu, wo wir die letzten Tage  unseres Urlaubs zum ausspannen und relaxen nutzen.
Auf dem Weg dorthin möchten wir den berühmten Somnath Tempel besuchen.
Die heutige Strecke ist nicht allzu weit, trotzdem starten wir bereits  gegen 8ºº h um nicht bei der Besichtigung des Tempels in die Mittagshitze zu geraten.
Am späten Vormittag erreichen wir dann unser Ziel, einen der zwölf heiligsten Tempel Shivas.
Dieser imposante Bau steht direkt am arabischen Meer und beherbergt einen der zwölf Jyotir-Lingas. Eines dieser  Fruchtbarkeitssymbole, welches Shivas führende Stellung unter den vielen indischen Göttern symbolisiert, haben wir bereits im Nageshva Tempel in Dwarka gesehen.
Das Symbol  selbst begegnet einem an vielen Shiva geweihten Stätten, doch es gibt insgesamt in Indien nur zwölf Jyotir-Lingas.  https://www.reiseberichte-blog.com/indien-individuell-erleben-dwarka-die-von-lord-krishna-erbaute-pilgerstadt/

Somnath Tempel

Die Ursprünge des Tempels reichen weit in eine mystische Vergangenheit zurück. Gegründet wurde demnach der Tempel von Somraj, dem Mondgott. Dieser baute ihn komplett aus Gold,  aus Dankbarkeit an den Gott Shiva. Danach wurde der Tempel vom Sonnengott Ravana aus Silber und anschließend auf Befehl von Krishna aus Holz gebaut. Schlussendlich lies Bhimdev, ein König aus  dem 13. Jahrhundert, den Tempel aus Stein erstellen.
Der Somnath Tempel hat eine sehr ereignisreiche Geschichte. Insgesamt wurde der Tempel sieben mal durch islamische Eroberer zerstört und von hinduistischen Gläubigen wieder aufgebaut. Im Jahre 1706 wurde die Anlage komplett zerstört und es dauerte 241 Jahre bis zum nächsten Wiederaufbau. Dieser erfolgte  auf Befehl von Sardar Vallabhbhai Patel.
Der endgültige Aufbau war 1950 unter Munshi und hinterließ den Tempel so ,wie wir ihn heute kennen.

Schuh-Garderobe vor dem Somnath Tempel

Historische Quellen belegen einen unvorstellbaren Reichtum des Tempels um die Jahrtausendwende. Ein arabischer Reisender berichtete in seinen Notizen von 2000 Brahmanen, 500 Tänzerinnen und 300 Musikern. Auch seien 300 Barbiere  zur Stelle gewesen, die die Häupter der Gläubigen rasierten.
Während uns Prakash diese Informationen ausführlich und anschaulich erzählt,  hat er einen Parkplatz gefunden und gemeinsam gehen wir  zum Eingang des Tempels. Auch hier müssen wir unsere Schuhe ausziehen um das Heiligtum zu betreten. Dazu befindet sich vor dem Eingang das „Schuhe-Haus“ in dem die Schuhe gegen ein kleines Entgelt abgegeben werden, ähnlich  wie in Europa die Jacke an der Theatergarderobe.
Die Tempelanlage ist sauber und gepflegt und der Blick auf das arabische Meer wunderschön. Es weht eine kleine Brise und  der Garten mit seiner Aussicht beeindruckt uns mehr als der eigentliche  Tempel. Fantastisch- hier lässt es sich aushalten.
Doch wir möchten ja weiter, also verabschieden wir uns von diesem friedlichen Ort und machen uns auf den Rückweg zum Auto.
Auf halber Strecke zwischen Somnath und Diu legen wir eine kleine Mittagspause ein. Es ist inzwischen heiß und die Sonne steht hoch am Himmel. Die Raststätte ist von einigen wenigen Männern besucht und wir schauen uns das Essensangebot an.

Raststätte auf dem Weg zur Insel Diu

Nun ja, so super sieht es nicht aus. Der Koch hat die Speisekarte der letzten Woche auf seiner Schürze und die einst weissen Plastikstühle zeigen Fingerabdrücke von hell- bis dunkelgrau. Nur – eine andere Raststätte haben wir nicht gesehen und da das Hotelrestaurant heute morgen noch geschlossen hatte, haben wir entsprechend Hunger und Durst. Ich entscheide mich für Pakora in einer scharfen Soße und Prakash bestellt sich Dal. Tee? Nein Danke! Da nehme ich doch lieber eine Cola und trinke direkt aus der Dose. Und Edith? „Nein danke! Ich möchte nichts!“ ist ihre Entscheidung. „Können die nicht wenigstens richtig sauber machen? Das ist so eine richtige Männerwirtschaft!“ entscheidet sie nach einigen Minuten. „Das wäre alles mit einigen Eimern Wasser und Putzmittel zu erledigen. Noch ein wenig frische Farbe für die Wände……!“ setzt sie ihre gedanklichen Renovierungspläne fort. Nun ja, unrecht hat sie nicht. Aber da es außer uns keinen zu stören scheint, wird sich in der Beziehung sicherlich nichts ändern. Und mancher Globetrotter würde vermutlich fürchterlich staunen, wenn er in Indien Edith–renovierte Raststätten findet.
Doch trotz offensichtlich mangelnder Hygiene schmecken die Pakora und bekommen sind sie mir auch.
Am späten Nachmittag haben wir unser heutiges Ziel erreicht- die Insel Diu. Sie ist in Indien ein beliebtes Reise- und Wochenendziel. Besonders aus Mumbai kommen viele Familien um einige Tage am Strand zu verbringen und den Großstadtrummel hinter sich zu lassen. Es verkehren mehrmals täglich Flüge zwischen Mumbai und Dui mit einer Flugzeit von nur 45 Minuten. „Es kommen aber nicht nur Familien“ informiert uns Prakash. „In Diu gibt es Alkohol und sogar sehr preiswert, daher kommen am Wochenende auch viele jungen Leute aus Gujarath hierher für eine Standparty.“ Aha- wir sind nun also in einem indischen Party-Mekka!
Als erstes machen wir uns auf die Suche nach einem Hotel. „Direkt an der Uferstraße ist es nachts oft sehr laut, vor allem wenn die Gäste nachts spät nach Hause gehen“ gibt Prakash zu bedenken. „Außerdem haben mir Gäste schon erzählt, in diesen Hotels sei es nicht sehr sauber.“  Hmmm- da mag er recht haben, denn der erste Eindruck von außen ist nicht so umwerfend.

Blick aus unserem Hotel in Diu

Prakash hat eine Empfehlung für ein kleines Hotel eine Querstraße weiter, das Hotel Samrat. Es macht bereits von außen einen wesentlich gepflegteren Eindruck und auch die Zimmer sind in Ordnung. Hell und luftig, das große Fenster mit Blick auf die Straße. Und das Badezimmer? Das wurde nach dem letzten Gast wohl vom Zimmerservice vergessen. Da liegt noch der Rest Seife vom Vorgänger und im Waschbecken kann ich erkennen, das der Vormieter glattes schwarzes Haar hatte. Na gut, das lässt sich ja ändern. Wir nehmen das Zimmer, doch vorher möchte ich bitte das Bad gereinigt haben. „Ach herrje“ stöhnt Edith leicht genervt. „Wo gibt´s denn so was! Ich sag´s ja- überall Männerwirtschaft!“ doch bereits fünf Minuten später steht der Hausboy da und beginnt das Bad zu reinigen. Er schaut ebenso begeistert wie Edith. Viellelicht kann er ja nicht verstehen, was mich an dem Rest der guten Seife stört. So eine Verschwendung aber auch! Doch er macht alles ordentlich sauber, auch wenn der Boden anschließend einige Zentimeter unter Wasser steht. Das sind eben die Eigenarten indischer Badezimmer. Eine Dusche ist immer vorhanden, der Duschvorhang jedoch fehlt. Er wird offensichtlich als unnötig betrachtet, denn das Wasser trocknet ja wieder. Und wen dies stört- der kann jederzeit den immer vorhandenen großen Eimer füllen und sich mit dem kleinen Kännchen Wasser übergießen. Bei dieser Methode bleibt der Boden weitgehend trocken.

Markt in Diu

Nach einer kleinen Ruhepause machen wir uns gemeinsam mit Prakash auf den Weg um den Ort zu erkunden. Es geht ein Stückchen die Gasse hinunter bis wir auf einer Einkaufsstraße sind, die uns zum Markt führt. Obwohl dieser Markt auf dem Stadtplan als „Gemüsemarkt“ eingetragen ist, gibt es hier neben vielen exotischen Früchten alles was man sich denken kann. Bilder, Second–Hand-Kleidung, Haarspangen, Duschgel und Souvenirs. Die Ware ist zum Teil auf dem Boden ausgebreitet oder die Händler haben grosse wacklige Tische aufgebaut. Am Übergang zur Ford Road sind gemauerte Marktbuden in denen früher sicherlich Lebensmittel angeboten wurden, denn die steinernen Tische haben alle einen Wasserablauf. Doch heute Abend finden wir hier hupendes und trötendes Kinderspielzeug, Bleistifte, Tischdecken und die meisten Artikel sind die gleichen wie in den China-Läden in Spanien. Der einzige Unterschied ist der Preis- in Europa zahle ich für ein klingelndes und blinkendes Raumschiff mit Batterie entschieden weniger.

Abendstimmung

Als es dunkel ist lassen wir den Markt uns das bunte Treiben hinter uns und gehen die Ford Road entlang zu einem der vielen Restaurants mit Terrasse und Meerblick. Für welches der mit farbigen Lichterketten geschmückten Lokale sollen wir uns entscheiden? Wir nehmen das letzte in der Reihe, es hat die schönste Terrasse und die buntesten Lämpchen. „Ach ja, endlich mal wieder etwas anderes als Wasser!“ strahlt Edith und trinkt mit Genuss ihr Bier. Ich selbst probiere das erste mal einen Dosa, doch die südindische Spezialität ist ein wenig enttäuschend. Das Gericht erinnert mich an einen ganz normalen Pfannkuchen. Doch die Sicht auf das Meer ist tatsächlich sehr schön und der Mond spiegelt sich auf dem Wasser, das tröstet über den indischen Pfannkuchen hinweg.
Auf dem Weg zurück in unser Hotel schlendern wir nochmals über den inzwischen fast leeren Marktplatz. Es ist überall schon ruhig, von Party-Stimmung ist hier nichts zu spüren. Aber es ist schließlich Sonntag, die Wochenendausflügler sind sicher schon alle wieder Zuhause und schlafen der nächsten Arbeitswoche entgegen. Und genau dies tun wir nach Ankunft in unserem Hotel, auch wenn wir keine Arbeitswoche sondern drei Tage Erholung vor uns haben. Und morgen werden wir die Insel erkunden!

Der vorhergehende Bericht ist erschienen unter :https://www.reiseberichte-blog.com/indien-urlaubsreise-der-sasan-gir-nationalpark-in-gujarath/

Indien Rundreise Mumbai und Gujarat

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

Eine Reaktion bis “ Indien-vom Somnath Tempel in Gujarath auf die Insel Diu ”

  1. […] Mein vorhergehender Bericht ist erschienen unter:https://www.reiseberichte-blog.com/indien-vom-somnath-tempel-in-gujarath-auf-die-insel-diu/ […]

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