Individuell unterwegs in Marokko: 1. Etappe – Fés, Meknés und der mittlere Atlas
15. September 2012: Ankunft in Fés
Nach Wochen der Vorfreude starten wir mit dem Auto in Richtung Frankfurt Hahn von wo aus am späten Nachmittag unser Flug nach Fés starten wird. Wir haben uns für einen Flug mit Ryan-Air entschieden, da wir das Preis-/Leistungsverhältnis für unschlagbar hielten. Wir sind übrigens vier Studenten aus Berlin beziehungsweise Nürnberg, die sich entweder aus Gründen des Studienfachs, des Interesses an der politischen Situation in Nordafrika oder Abenteuerlust für eine 10-tägige Reise durch Marokko entschieden haben.
Unser Flugzeug landet pünktlich in Fés, angenehmerweise finden wir sogleich den Taxifahrer, den die Besitzerin des von uns gebuchten Riads für uns organisiert hatte, der uns auf schnellstem Wege Richtung Medina bringen sollte. Der nette Fahrer kommuniziert mit uns in einem Sprachen-Mix aus arabisch, englisch, französisch und deutsch und mich umgibt ein wohliges Gefühl, „endlich wieder in Nordafrika“, die Atmosphäre ist in Marokko genauso wie in anderen Maghreb-Staaten unglaublich herzlich, die Menschen bemühen sich um ihre „Gäste“ und sind stets für gute Gespräche zu haben! Wir steigen an einem Parkplatz am Rande der Medina aus, wo uns Achmed, der Leiter des Riads „Dar Siena“ freundlich empfängt und uns durch die labyrinthischen Gassen von Fés bis in das wunderbare Gästehaus begleitet. Der erste Eindruck ist „wow“ – das „Dar Sienna“ liegt direkt in der Medina gleich neben dem Mausoleum Mulay Idriss (eine Pilgerstätte und Moschee) und ist im marokkanischen Stil von einer Engländerin, die sich selbst auf einer Reise durch Marokko in Fés verliebt hatte, komplett renoviert und zum Gästehaus umgestaltet worden. Achmed bringt uns so gleich eine kleine Stärkung in Form von Tee und Keksen, versorgt uns mit hilfreichen Stadtplänen und Tipps zur Orientierung im unendlichen Gassengewirr der Stadt und empfiehlt uns letztendlich für das Abendessen noch ein nettes Restaurant nahe des Nejjarine-Platzes.
Gestärkt durch die köstlichen Gerichte des Restaurants (eine Tajine für 3,50€ dort war bei Weitem besser als andere Tajines für umgerechnet 12€!) lassen wir den Abend auf den beiden (!!) herrlichen Dachterrassen unseres Riads ausklingen.
16. September 2012: Stadtführung durch Fés
Sonhild (die Besitzerin unseres Riads) hat uns bereits in Deutschland versichert uns eine Stadtführung durch Fés zu organisieren und so werden wir nach unserem vorzüglichen Frühstück auf der Dachtterasse um 9 Uhr von unserem Guide Farida abgeholt und ziehen los durch die Wirren der Medina.
Allen Menschen, die Fés zum ersten Mal besuchen, sei es angeraten sich einen Guide zu buchen, da man die Pracht der Stadt sonst nur schwer entdecken kann. Die Medina ist so verwinkelt, dass es „Neulingen“ schwer fällt, sich zu orientieren. Farida führt uns zunächst zum Mausoleum Mulay Idriss, weiter zur Kairaouyine Moschee und der Medersa Seffarine. Anschließend besichtigen wir die älteste Bibliothek von Fés (ich glaube sogar die älteste der Welt) und den Nejjarine Platz. Wir streifen gemeinsam mit Farida über die verschiedenen Handwerksouks angefangen bei den Färbern, über die Weber bin hin zu den Gerbern mit dem berühmten Blick auf die Gerbereien, in denen die Arbeiter noch heute schwer schuften. Wir besuchen einen Kosmetikshop, in dem Arganöl hergestellt wird und lassen uns von einem Weber neu einkleiden (in arabische Gewänder). Nach dem Medinarundgang fahren wir mit dem Taxi in das Töpferviertel von Fés, die Mellah (Judenviertel) und zum Königspalast, um den anschließend auf einem der Hügel von Fés mit einem herrlichen Ausblick und einem wunderschönen Sonnenuntergang ausklingen zu lassen.
17. September 2012: Tour durch den mittleren Atlas – Sefrou, Ifrane, Azrou
Achmed hat uns einen Taxifahrer organisiert, der uns am blauen Tor (Bab Boujeloud) empfängt und mit uns in Richtung mittleren Atlas aufbricht. Wir halten die Buchung eines solchen Taxis für sehr empfehlenswert, da man individuelle Touren für ca. 50-60€ am Tag durchführen kann und nicht so sehr gebunden ist, wie bei größeren Gruppenausflügen. Wir verlassen Fés und queren viele Felder, Olivenhaine und Obstplantagen, das Gebirge erhebt sich langsam und nach kurzer Zeit erreichen wir schon Sefrou, einen Ort mit 64 000 Einwohnern, der ein beliebtes Ausflugsziel für wohlhabende Marokkaner ist. Von hier aus erreicht man die Wasserfälle des Oued Aggai und die Grotten Kef El Moumen. Die Wasserfälle laden vor Allem Einheimische zu einer Abkühlung ein und so schwimmen marokkanische Jugendliche durch die künstlich angelegten Auffangbecken und erfrischen sich in dem glasklaren Wasser. Schade, dass wir keine Badekleidung dabei haben. So fahren wir weiter zur nächsten Station Ifrane, wo wir den Atlaslöwen aus Stein besichtigen und dann ziemlich schnell weiterfahren nach Azrou.
Die Strecke zwischen den Städten ist dabei wunderschön und geprägt von Hügelland mit tollem Ausblick. Azrou selbst ist wie Ifrane ein Kurort, der von den Franzosen ausgebaut wurde, und geprägt ist von Häusern aus Zedernholz. Wir fahren weiter in den großen Zedernwald (Forét des Cédres), der nicht nur ein Naturschauspiel per se ist, sondern zahlreiche Berberaffen beherbergt, die wahnsinnig zutraulich sind und einem ziemlich viel Spaß bereiten, wenn sie versuchen an einem hochzuspringen, um einem das Essen aus den Händen zu stehlen! Wir bitten den Taxifahrer schließlich um einen längeren Aufenthalt in Khénifra, wo Marktag ist, und wir uns erst einmal in einer Garküche stärken. Anschließend streifen wir durch die Stadt und wandern ein wenig den Fluß entlang. Es ist ein herrlicher Genuss auch mal einen Nachmittag in einer Stadt zu verbringen, die überhaupt nicht touristisch ist. Nach einigen Stunden bitten wir den Taxifahrer uns zurück nach Fés zu bringen. Wieder geht es durch die wunderbare Landschaft, vorbei an Honighändlern und Olivenölverkäufern, vorbei an zahlreichen Feldern, auf denen Esel und Rinder pflügen und schließlich noch einmal hinauf auf einen Hügel am Rande von Fés, um den Sonnenuntergang zu genießen.
18. September: Auf nach Meknés
Meknés ist die prachtvollste Stadt Marokkos wurde uns gesagt. Hier gab es mehrere prunksüchtige Herrscher, die die Stadt mit imposanten Palästen ausstatten ließen. Weil die Zugverbindung gut ausgebaut ist, schnell geht und billig ist, entscheiden wir uns morgens zum Bahnhof nach Fés aufzubrechen und die nächste Bahn zu nehmen. Dies klappt problemlos und nach ca. einer Stunde sind wir schon in Meknés angekommen. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft gibt es hier erstmal Diskussionen mit dem Taxifahrer, das passiert wohl immer mal, dass man an den „Falschen“ gerät, der Touristen maßlos abzocken will. Unsere Devise lautet, stur bleiben und dem Fahrer erklären, dass es ein Unding ist, uns für dumm zu verkaufen. Meistens schwenken die Taxifahrer dann ja um und verkaufen ihr dreistes Verhalten als „kleinen Spaß“ – so auch diesmal.
Wir sind nun am größten Platz in Meknés angekommen, dem Place el Hedim. Von hier aus geht es sowohl in die Medina, als auch in die so genannte Königstadt; Außerdem steht hier das berühmteste Tor Marokkos – das Bab El Mansour, das auf uns wie ein beliebter Treffpunkt wirkt. Wir entschließen uns zunächst zu einem Rundgang durch die Medina, quer durch die Souks, die hier noch wenig touristisch sind, besichtigen wir die bedeutendsten Bauwerke, wie den Palais Tafialet (einen alten Palast, der heute ein Restaurant beherbergt), die Moschee Nejjarine und die Medersa Bou Inania, die wirklich sehenswert ist. Wir entschließen uns den Weg noch einmal zurück zu gehen, um die Medina noch eine Weile genießen zu können und erkunden dann – zurück auf dem Place el Hedim – eine riesige Lebensmittelhalle, die ihren Eingang direkt am Platz hat, und wo so ziemlich alles angeboten wird, was man zum Essen brauchen könnte!! Der Besuch einer solchen Lebensmittelhalle sei jedem empfohlen, es ist wahrlich spannend durch die Gänge des Fleischmarktes, über den Fischmarkt hin zu den Obst- und Gemüseständen zu streifen. Es gilt das Prinzip: Probieren darf man fast alles!
Wir machen eine kurze Pause in der Sonne, bevor wir in die entgegengesetzte Richtung zurück aufbrechen, in die Königstadt, die „Ville Impériale“. Die Königstadt wurde eins als Regierungsviertel errichtet und beherbergt zahlreiche Gärten, Moscheen, Pferdeställe, Getreidespeicher und dunkle Verliese für Gefangene! Es empfiehlt sich nicht unbedingt die ganze Königstadt zu Fuß zu erkunden, wir taten das zwar, waren danach aber vollkommen geschafft. Das nächste Mal würde ich lieber in eine der zahlreichen Pferdekutschen steigen und das Ganze vom hohen Ross aus erkunden 😉 Höchst interessant ist es allemal das Areal zu erkunden und durch die Ruinen und zum Teil noch sehr gut erhaltenen Gebäude zu streifen. Mein Höhepunkt war die Besichtigung des aktuellen Königspalasts.
Am späten Nachmittag nehmen wir den Zug zurück nach Fés, da wir am nächsten Morgen nach Marrakesch aufbrechen werden!
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