Japan Erlebnisreise – eine Stadtrundfahrt in Tokio
Tokyo, Montag 29.03.2010
Es ist noch dunkel als ich in unserem Hotel in Tokio wach werde. Es ist die letzte Station auf unserer Reise durch Japan und zum Auftakt haben wir eine organisierte Stadtrundfahrt gebucht. Sie startet heute um 8ººh morgens und soll uns eine Orientierungshilfe für die nächsten Tage in der Millionenstadt sein.
Angekommen sind wir gestern Abend von Takayama mit dem Shinkansen via Nagoya . Die Fahrt war bequem und angenehm, so wie bisher alle Zugfahrten in Japan.
Abenteuerlich wurde es dann auf dem Bahnhof in Tokio, der sich zur Zeit im Umbau befindet. Die Größe des Bahnhofs mit seinen sechs Ausgängen in Verbindung mit der Baustelle hat die Orientierung nicht gerade vereinfacht. Doch mit Hilfe eines Planes und der Touristeninformation sind wir am richtigen Ausgang gelandet, wo wir uns ein Taxi bis zum Hotel Shiba Park genommen haben.
Nun beginnt unser erster Tag in der Hauptstadt Japans. Ob hier nun endlich das Wetter ein wenig freundlicher wird? Ich mache einen Schritt zum Fenster und spähe hinter dem Vorhang nach draußen. Hmmm! Eine Wand! Doch wenn ich das Gesicht fest an die Scheibe presse und nach oben sehe, erblicke ich ein kleines Stück bewölkten Himmel. Also kein Sonnenschein! Und der Ausblick gefällt mir auch nicht.
Der Rezeptionist reagiert sehr freundlich und versichert mir, dass wir bis zu unserer Rückkehr ein anderes Zimmer haben. „Lassen sie einfach die Koffer im Raum stehen“ erklärt er mir freundlich lächelnd. Und in einem, ein wenig erschrockenen Ton: „Sie sind doch noch gepackt? Oder?“
Außer uns warten noch andere Gäste auf den Beginn der Stadtrundfahrt und in der Wartezeit kommen wir ein wenig miteinander ins Gespräch.
Kurz nach acht erscheint eine junge Dame, kontrolliert die Fahrkarten und bittet uns in den wartenden Bus einzusteigen.
Kaum sind wir unterwegs erklärt sie den weiteren Ablauf: „Wir fahren nun zu einer Garage, ein Sammelpunkt für alle Stadtrundfahrten und Ausflüge unserer Gesellschaft.“ Ein Sammelpunkt? Habe ich das richtig verstanden? Ja, ich habe. Wir sind schon da und mir verschlägt es die Sprache. Wir erreichen einen großen Busbahnhof, dessen Betrieb mich an einen Bienenstock erinnert. „Die Gäste mit einem grünen Ticket gehen bitte an einen der Schalter 80-85“ informiert uns die Busbegleitung „und die Gäste mit einem gelben Ticket an die Schalter 72-bis 78, dort erhalten sie die Platzkarte für ihren Bus.“ Meine Güte! Was für ein Ticket haben wir denn? Aha-gelb! Wo bitte geht´s zum richtigen Schalter? Doch was im ersten Moment einen chaotischen Eindruck macht, ist in Wirklichkeit erstaunlich gut organisiert. Freundliche Helfer weisen uns den Weg und innerhalb kurzer Zeit hat jeder Gast den richtigen Bus und seinen gebuchten Platz gefunden. Dank diesem System haben wir uns eine „Hotelrundreise“ erspart, in der Gäste in teilweise weit entfernten Hotels abgeholt werden.
Kurz darauf steigt der Reiseleiter ein, stellt sich mit dem Namen Suzuki vor und unsere Stadtrundfahrt kann beginnen.
Suzuki verteilt an jeden Teilnehmer einen Stadtplan von Tokio und erklärt uns an Hand dieses Planes die Rute unserer Besichtigungstour. Unser erstes Ziel auf dieser Tour ist der Meiji-Schrein im Stadtgebiet Shibuya-ku. Der Schrein bildet das Zentrum eines Parkareals und ist dem Kaiser Meiji und seiner Gemahlin gewidmet. An dem Zugang zum Schrein steht ein Tori aus Zypressenholz und auf der rechten und linken Seite lange Regale mit kleinen Fässern. Die bunten Fässer auf der rechten Seite sind laut Suzuki mit Sake gefüllt, die kleinen Holzfässer gegenüber dagegen mit europäischem Wein. Bei diesen Fässern handelt es sich um Spenden.
Der Meiji- Schrein ist einer der wichtigsten Schreine Tokios. Hier wurde der Meiji -Tenno beigesetzt, der in seiner Regierungszeit Japan nach jahrhundertelanger Abgeschiedenheit wieder nach Außen öffnete. Der Tenno hatte 1868 die Regierungsgeschäfte an sich genommen, nachdem die Shogunat Herrschaft der Edo Zeit gestürzt worden war. Er verlegte seine Hauptstadt von Kyoto nach Tokio und modernisierte Japan nach westlichem Vorbild. Diese Zeit der Restauration der Kaiserlichen Herrschaft und der Umorientierung des Landes ist in der japanischen Geschichte als Meiji Zeit bekannt. Der 1912 verstorbene Mejii Tenno wird auch heute noch verehrt. Zu seinem Geburts- und Todestag werden hier Zeremonien veranstaltet. Die Hauptfeier am 3. November dauert sogar mehrere Tage.
Beliebt ist der Schrein bei jungen Paaren und sehr häufig finden hier traditionelle Hochzeiten statt. Auch uns begegnet heute ein junges Paar, das in Begleitung der Hochzeitsgesellschaft zur Trauung schreitet.
Das Gebäude wurde 1945 weitgehend zerstört und 1958 nach dem alten Vorbild erneuert.
Suzuki gibt uns noch ein wenig Zeit uns in Ruhe umzuschauen bevor wir uns wieder am Bus treffen um die Besichtigungstour fortzusetzen.
Von dem Meiji Schrein geht es nun weiter zum Kaiserpalast. Da der Palast von dem heutigen japanischen Tenno bewohnt wird, ist die Anlage für die Öffentlichkeit gesperrt. Nur zwei mal im Jahr werden die Tore zum Palastgarten für Besucher geöffnet. Dies geschieht zu Neujahr, der 2. Januar, und am 23. Dezember, der Geburtstag des Kaisers. Da heute keines von beiden zutrifft, können wir den Palast hinter seinen dicken Mauern nur von weitem betrachten. So gehen wir mit gezückter Kamera durch die Außenanlage und versuchen das Dach der kaiserlichen Behausung mit dem Zoom ein wenig näher heran zu holen.
Zumindest lebt der Kaiser zentral. Der Palast ist nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt und der weitläufige Park in der Millionenstadt von Wolkenkratzern umgeben.
Dort wo heute der kaiserliche Palast steht, befindet sich sozusagen die Wiege Tokios. Hier wurde 1457 die Burg Edo errichtet, von der man noch ein paar alte Mauern und den Burggraben sehen kann. Die Burganlage wurde von Shogun Tokugawa Ieyasu errichtet, die noch bis ins 19. Jahrhundert das Land regierten. Nachdem die Regierung der Shogune gestürzt war, verlegte der japanische Kaiser, der bis dahin nur eine untergeordnete Rolle spielte, seine Hauptstadt von Kyoto nach Tokio und übernahm die Regierung des Landes. Es ist der Kaiser, dessen Schrein wir zuvor besucht haben. Die Anlage des kaiserlichen Palastes, in der der japanische Kaiser mit seiner Familie heute lebt, wurde 1888 fertig gestellt.
Bald finden sich alle Teilnehmer wieder am Bus ein, denn obwohl die Sonne hin und wieder zwischen den sich aufgelockerten Wolken hervorschaut, bläst ein bissiger kalter Wind. Nachdem Suzuki geduldig alle Fragen seiner Teilnehmer beantwortet hat, bittet er uns einzusteigen um die Fahrt fortzusetzen. Es geht nun in den Norden der Stadt, nach Asakusa.
Unterwegs erklärt uns Suzuki ein wenig über diesen Stadtteil. Asakusa ist der erste Stadteil Tokios der modernisiert wurde. Hier entstanden die ersten Kinos in Japan und ein Vergnügungsviertel, das jedoch im letzten Weltkrieg größtenteils zerstört wurde. Heute ist Asakusa ein Einkaufsviertel und ein Ausflugsziel innerhalb Tokios an den Wochenenden. Besonders wie jetzt, in der Zeit der Kirschblüte, denn die gesamte Promenade des Sumidagawa Flusses in Asakusa ist mit Kirschbäumen bepflanzt.
Die Haupt-Sehenswürdigkeit ist der Asakusa -Kannon-Tempel. Laut Suzuki wurde der Tempel von drei Fischern gegründet, die in ihren Netzen eine Kannon-Statuette gefunden haben.
„Zu dem Tempel führt eine Einkaufsstraße“ erklärt uns Suzuki. „Da dort immer sehr viel Menschen sind ,werden wir uns vermutlich aus den Augen verlieren. Merken sie sich bitte gut unseren Treffpunkt, der ist genau dort wo wir nun gleich aussteigen werden.Von dort fahren wir bis zur Ginza wo unsere Stadtrundfahrt zu Ende ist.“ Doch Suzuki bietet uns eine weiter Alternative an: „ Wer nicht mit dem Bus weiter zur Ginza fahren möchte kann das auch mit der Metro. Sie haben dann mehr Zeit sich hier aufzuhalten.“ Das ist eine gute Idee! „Nur sagen Sie bitte Bescheid, damit ich nicht auf sie warte. Ich zeige ihnen dann auch wo die Metrostation ist.“ Klar! Kaum sind wir ausgestiegen verabschieden wir uns von Suzuki und lassen uns den Eingang zur Metrostation zeigen. „Ihr müsst mit der Ginza Linie fahren, das ist die mit der gelben Farbe“ gibt uns Suzuki noch mit auf den Weg. Eine gelbe Metrolinie? Na , wir werden sehen!
Zuerst bummeln wir die Haupteinkaufsstraße entlang in Richtung Tempel. Auf dieser, mit vielen Lampinons und künstlichen Kirschblüten geschmückte Straße, drängen sich tatsächlich dicht an dicht die Besucher.
Meine Güte! Was für Menschenmengen! In den Geschäften rechts und links wird von Kimonos über saure Pickels, kleine Glöckchen bis zu Räucherstäbchen alles verkauft. Trotz des Andrangs erwische ich hin und wieder eine Lücke um mir das Angebot auzusehen. Aha, hier kann man Reisewecker kaufen und direkt gegenüber gibt es echte Schweizer Taschenmesser.
Doch nun haben wir den Tempel erreicht. Geschmückt mit großen roten Lampinon erwartet er seine Besucher. Und das sind genauso viele wie in der Einkaufsstraße! Im Inneren des Tempels erkenne ich von weitem einen Altar, vor dem viele Menschen am beten und noch mehr am fotografieren sind. Wir haben beide keine Lust uns hier nach vorne zu drängen und bewundern daher den Tempel von außen.
Für den Rückweg suchen wir uns eine überdachte Seitenstraße bis zur Hauptstraße und weiter bis zur Uferpromenade mit ihren Kirschbäumen. Hier lässt es sich angenehm flanieren, die Bäume stehen in Blüte und auf dem Fluss tuckert langsam ein völlig überfülltes Ausflugsschiff vorbei. „Liebe Güte! Schau mal! Möchtest du da etwa mitfahren?“ fragt mich Edith. Nein, das möchte ich wirklich nicht. Das Boot ist so voll wie ein Autobus im Berufsverkehr und die Menschen stehen dicht gedrängt auf dem Deck. Nein, nein!
Wir schlendern die Promenade einmal auf und ab, bewundern und freuen uns an den blühenden Bäumen und dann machen wir uns auf die Suche nach der Metro-Station.
Da ist schon der Eingang, den uns Suzuki gezeigt hat. „Ginza Line“ steht auf einem Schild und gekennzeichnet ist es mit gelber Farbe. Wir brauchen nur noch den Schildern nachgehen. Mit japanischen Fahrkartenautomaten haben wir schon in Kyoto Bekanntschaft gemacht und hier in Tokio funktionieren sie genauso. Dank Suzuki wissen wir auch den Fahrpreis und so sitzen wir kurz darauf in der entsprechenden Bahn.
Als „Ginza“ auf der digitalen Anzeige angeschrieben ist steigen wir aus, folgen den anderen Passagieren die Treppe hinauf und stehen kurz darauf auf der berühmten und belebten Einkaufsstraße. Hier reiht sich ein exklusives Geschäft an das andere. Prada, Gucci, Cartier und viele weitere bekannte Namen sind hier zu lesen.Zwischen all den modernen Hochhäusern mutet ein im Fachwerkhaus-Stil nachgebautes Gebäude eigentümlich an.
Vertieft in unseren Schaufensterbummel werden wir von einem Herrn angesprochen: „Welcome, come in please!“ und höflich öffnet er uns die Tür zu den Verkaufsräumen von Yamaha. Aus dem Inneren tönt klassische Musik und gespannt treten wir durch die Tür.
Ein junger Mann gibt auf einem Keyboard ein Live-Konzert und außer uns sind viele weitere Besucher ,die der gekonnten Darbietung lauschen. Es sind Stuhlreihen aufgebaut, doch wer wie wir zu spät gekommen ist hat leider nur einen Stehplatz. Doch auch im Stehen ist die Musik ein Genuss und es ist bemerkenswert ,was ein guter Musiker aus einem Keyboard „rausholen“ kann.
Doch wir haben noch ein weiteres Ziel für heute, das Kabuki-Theater. Dieses traditionelle japanische Theater des Bürgertums stammt aus der Edo-Zeit und besteht aus Gesang, Pantomime und Tanz. In dem Theater in Tokio wurde erstmals 1889 ein Kabuki Drama inszeniert, doch heute finden laut meinem Reiseführer ganzjährig Aufführungen statt.
Das möchten wir auf keinen Fall versäumen und ich hoffe für einen der Tage unseres Aufenthaltes Karten zu erhalten. Es muss ja nicht gleich die gesamte Aufführung sein, es gibt auch Karten für nur einen Akt. So bekommen wir zumindest einen Eindruck von diesen bekannten Vorführungen.
Nach dreimaligem Fragen haben wir das Theater gefunden und marschieren erwartungsvoll zum Eingang. Doch wir haben leider Pech! Bis zum zweiten April ist das Theater geschlossen. Da sitzen wir leider schon wieder im Flugzeug in Richtung Europa.
Wir beschließen uns langsam auf den Heimweg zu machen, doch vorher möchte ich gerne noch an den Hauptbahnhof. Für morgen steht ein Ausflug nach Kamakura auf unserem Programm von Jal Tours und ich möchte gerne wissen, wo und wann der Zug zu diesem Ort abfährt. Wir haben Zeit und gehen zu Fuß das Stück bis Tokio Station.
Dort angekommen sehe ich den Bahnhof und seine Baustelle bei Tageslicht. Das ist ja fast eine Kleinstadt! Verschiedene Passagen auf unterschiedlichen Stockwerken und sechs Ausgänge. Ein Restaurantbereich, die Kitchen Street und der Dining Court, Reisebüros, Einkaufsmöglichkeiten und ein nicht enden wollender Menschenstrom. Wir finden den Schalter von Japan Railways und erkundigen uns nach den Zügen in Richtung Kamakura. Der Beamte schaut mich ein wenig verblüfft an, versteht er vielleicht kein Englisch? Doch, er spricht sogar sehr gut: „Every second minute! Es ist ein Nahverkehrszug, sie können fahren wann sie möchten.“ Nachdem er uns auf meinem Bahnhofsplan noch gezeigt hat wo wir hin müssen, habe ich das Gefühl für morgen gut gewappnet zu sein.
Nun brauchen wir nur noch zurück zum Hotel zu fahren. Mit meiner Lesebrille auf der Nase studiere ich den Metroplan von Tokio. Es ist der gleiche Plan wie Jal Tour ihn schon zugesendet hat und mir nach dem ersten Blick auf die vielen bunten Linien ganz schwindelig wurde. Wie soll man sich da zurechtfinden? Doch hier vor Ort sieht das schon erheblich klarer aus. Jede Strecke ist mit einer anderen Farbe gekennzeichnet und auch der entsprechende Bahnsteig weißt diese Farbe auf. Die Bahnstationen sind nicht nur mit dem Namen gekennzeichnet, sondern auch durchgehend nummeriert. In die eine Richtung die auf- und in die andere die absteigenden Zahlen. So kann man eigentlich auch nicht auf der falschen Gleisseite einsteigen. Ich suche mir auf dem Plan eine Metrostation aus, in deren Nähe ich unser Hotel vermute und wir fahren auf gut Glück die beiden Haltestellen mit der Marunouchi Linie.
Wir liegen damit gar nicht mal so falsch, wie wir bei unserer Ankunft feststellen. Wir müssen zwar einmal nach dem Weg fragen und es ist nicht die nächstgelegene Metrostation, aber für den Anfang gar nicht so schlecht. Morgen klappt das noch besser!
Als wir im Hotel Shiba Park ankommen dämmert es bereits und wir sind am überlegen wo wir nach einer kleinen Ruhepause zum Essen gehen. Da wir in Takayama sehr gute Erfahrungen mit Empfehlungen vom Hotel gemacht haben, frage ich an der Rezeption. Und siehe da, auch hier gibt es eine Liste mit verschiedenen Restaurants. Der freundliche Rezeptionist deutet auf einen der Namen und meint mit einem Lächeln: „Dort schicken wir besonders gerne unsere ausländischen Gäste hin.“ Super! Und es ist nicht weit, fast nur um die Ecke. Mit dem Plan machen wir uns auf den Weg und haben kurz darauf das Restaurant „Sozaiya“ gefunden.
Direkt hinter der Eingangstür werden wir von zwei japanischen Mädchen in Empfang genommen und die Treppe in das obere Stockwerk geleitet. Hier ist es voll und laut und die Tische sind hinter Vorhängen verdeckt. Die beiden Mädchen weisen uns einen Tisch zu und bringen die Speisekarte. Doch da kann ich leider nicht viel mit anfangen, sie ist in Japanisch. Gibt es auch eine Speisekarte in Englisch? Meine Frage wird mit einem fröhlichen Kichern und einige Wörtern auf japanisch beantwortet. Spricht denn hier jemand Englisch? Dies entlockt den beiden Mädchen ein weiteres Kichern und eine der beiden klappt die Karte auf und bedeutet mir etwas auszusuchen. Einige Gerichte sind ja mit Bildern, trotzdem tue ich mich schwer. Selbst die Zahlen sind in japanisch, ich kann also auch nicht vom Preis auf die Größe des Gerichts schließen. Ach was soll´s, wir versuchen einfach etwas! Ich tippe mit dem Finger auf zwei verschiedene Gerichte und auf die Schale mit Reis. Meine Bestellung wird mit fröhlichem Kichern bestätigt und nun sind wir gespannt was wir bekommen. Als erstes erhalten wir jeder eine große Schale voll mit Reis. Kurz darauf eine kleine Platte mit vier Stückchen…… was mag das sein? Fisch? Möglich, irgendwie aber eine seltsame Konsistenz.
Doch da kommt ja schon das nächste von uns bestellte Gericht. Es ist ein Spiesschen mit einem Hühnerherzchen, Leber, kleinem Stück Paprika und ein Stückchen Fleisch. Das müssen wir uns aber gut einteilen bei der großen Reisschale. „Wir haben bestimmt zwei Vorspeisen bestellt“ spricht Edith meinen Gedanken aus. Sollen wir noch etwas anderes bestellen? „Was denn?“ Das ist natürlich eine gute Frage. Die beiden Mädchen blicken nochmals kichernd hinter den Vorhang auf unsere großen Reisschalen und verschwinden wieder. Die Gäste am Nachbartisch blicken höflich auf ihren Teller und unterhalten sich. Nein, von da ist auch keine Hilfe zu erwarten. Nun, Reis soll ja gesund sein. Da wackelt wieder unser Vorhang und ein Mann mit einer Kochmütze blinzelt diskret um die Ecke. Der Koch?
Kurz darauf bekommen wir wieder Gesellschaft, es sind die beiden Mädchen. Freundlich und fröhlich lächelnd stellen sie eine grosse Platte mit einem Fisch vor uns auf den Tisch. Nanu! Das haben wir doch gar nicht bestellt. Doch beide nicken und eine der beiden wiederholt ein Wort das klingt wie „Habit! Habit!“ und ihre Kollegin hat die Zeit genutzt und zwei Wörter englisch geübt : „No money!“ Da hat der Koch wohl Mitleid mit uns und unserer Bestellung gehabt. Hilfsbereit zeigen die Mädchen uns wie man den Fisch mit Stäbchen zerkleinert, die einzelnen Stücke in den Reis legt und dann aus der Schale isst. Der gegrillte Fisch schmeckt ein wenig wie eine Makrele und mit Appetit essen wir alles auf. Die beiden Mädchen quittieren dies mit freundlichem Kichern und wir schließen uns der ansteckenden Fröhlichkeit an.
Als wir gehen möchten begleiten uns die beiden die Treppe hinab und verabschieden sich von uns.
Es war ein gutes Abendessen, wenn auch mit einigen Verständigungsschwierigkeiten. Doch auf unserem Weg zum Hotel überlegen wir uns, warum der Rezeptionist sagte: „Dort schicken wir besonders gerne Ausländer hin.“ Sind wir die einzigen, die kein Japanisch sprechen? Oder bleiben viele Gäste nach so einer Erfahrung die weiteren Abende im Hotelrestaurant?
Egal, uns hat es jedenfalls geschmeckt und gefallen, vor allem die Freundlichkeit welche uns entgegengebracht wurde. Vielleicht sollten wir morgen nochmal hin gehen?
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