Reiseberatung für individuelle Reisen

Kamakura und seine Sehenswürdigkeiten an der Sagami-Bucht

Dienstag 30.03.10

Nach unserer gestrigen organisierten Stadtrundfahrt sind wir heute wieder auf eigene Faust unterwegs. Es soll mit einem Nahverkehrszug nach Kamakura gehen. Schon gestern abend habe ich auf unserem Weg in das Restaurant nach der nächstgelegenen Metrostation geschaut, und dorthin machen wir uns nun auf den Weg.  An Hand der farbig eingezeichneten Linien ist es auch mit Umsteigen nicht schwierig die richtige Bahn zu finden. Durch  unterirdische Gänge und viele Treppen marschieren wir mit der Masse der berufstätigen Menschen mit.  Klack-klack -klack schallen die Absätze der Schuhe  durch die langen Flure.  „Das Fußgetrippel werde ich mein Leben lang nicht vergessen“ meint Edith dazu. „ Meine Güte! So viele Menschen, die alle in die gleiche Richtung gehen.“

Shinkansen

Bald  haben wir Tokio-Station erreicht und machen uns auf die Suche nach dem Abfahrtgleis des Zuges nach Kamakura. „Gleis 12“ sagte mir gestern ein Bahnbeamter und schnell entdecken wir das entsprechende  Hinweisschild.  Mit einer unendlich langen Rolltreppe geht es in die Tiefen des Bahnhofes. Da kommt Gleis 7 , Gleis 8, Gleis 9 – Ende! Wo ist Gleis 12? Das war doch oben angeschrieben! Wir fahren die Rolltreppe wieder hinauf und fragen nach Gleis 12. „Downstairs“ erklärt uns ein junger Mann. Hmmm-da kommen wir doch gerade her. Doch beim zweiten Versuch werden wir fündig, es zweigt eine kleinere Rolltreppe auf dem Zwischengeschoss nach links ab.  Endlich haben wir es geschafft und erreichen  Gleis 12. Hurra, da kommt  auch schon der Zug! Ein vages, ungutes Gefühl sagt mir jedoch: Elke, frag lieber nochmal!  „Ist das der Zug nach Kamakura?“ Erschrocken schauen mich zwei der einsteigenden Passagiere an: „No no! Upstairs! Kamakura upstairs!“
Als wir wieder in der luftigen Höhe des Erdgeschosses sind löst sich das Rätsel. Es gibt zwei mal das Gleis 12- einmal für Fernzüge und einmal für Nahverkehrszüge. Irgendwie muss das eine andere Abteilung sein, zumindest so viel wie ich von den Erklärungen verstehe.
Kurz darauf sitzen bzw. stehen wir in einem Zug nach Kamakura.  Bei unserer Ankunft schaue ich mich nochmal um:  Aha- nur 2 Gleise! Angekommen sind wir auf Gleis 1, also werden wir sicherlich auf Gleis 2 wieder eine Bahn zurück nach Tokio bekommen. Schön, das sieht einfach aus!

Grosser Buddha in Kamakura

Doch nun steigen wir zuerst in den Enoden, eine kleine private Bummelbahn die uns zum Hase-Bahnhof bringt. Von hier werden wir die Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden.
Kamakura liegt ca. 40 km südlich von Tokio und ist Dank seiner zahlreichen Sehenswürdigkeiten ein viel besuchtes Touristenziel. Auch das milde Klima und die Badestrände laden im Sommer viele Gäste aus Tokio und Yokohama ein.
Es gibt in Kamakura 65 Tempel und 19 Schreine, doch so viele möchten wir nun doch nicht besuchen. Unser erster Besuch gilt dem großen Buddha, eine 11 Meter hohe Bronzestatue die zu den bekanntesten Japans zählt. Die Statue wurde 1252 gegossen und war von einer großen Halle umgeben, die 1369 durch ein Unwetter zerstört wurde.

Menschenschlange an der Eintrittskasse

Die beeindruckende Figur ist von Besuchern umringt und jeder möchte ein Foto mit dem großen Buddha im Hintergrund. Doch was ist das für ein Häuschen hinter dem Buddha?  Es ist ein Kassenhäuschen und die Menschenschlange verschwindet einer nach dem anderen  durch einen Eingang am Fuße des Buddha. Eine Stiege führt nach unten- ob es da ein Kellergewölbe gibt?

Aussichtsfenster auf dem Rücken des Buddha in Kamakura

Doch nein, nicht nach unten führt der Weg. Es geht hinauf  zu den Schulterblättern des Buddha. Dort befinden sich zwei kleine Fenster und der Besucher kann  die Anlage von oben betrachten. Die Fensterläden erinnern mich ein wenig an die Engel aus meiner Kindheit.

Hase-Kannon-Tempel an der Sagami Bucht

Edith und ich verzichten auf den Aufstieg ins Innere des Buddha und nachdem wir uns noch eine Weile in dem Gartenbereich umgesehen haben machen wir uns auf den Weg  zu unserem nächsten Ziel . Es ist der Hase-Kannon-Tempel zu Ehren der Göttin der Barmherzigkeit.

Goldfischteich

Am meisten an diesem Tempel genießen wir den wunderschön angelegten Garten und den Umstand, dass wir endlich wieder einmal einen Sonnentag haben. Der Wind ist zwar kühl, doch der Himmel erstrahlt in einem tiefen Blau und die Sonne lacht.

Gläubige im Hase-Kannon-Tempel

Die weitläufige Anlage ist durchzogen von schmalen Bächen  und kleinen Seen, in denen sich Goldfische tummeln. Die vielen blumengeschmückten Gebetsstätten werden von Gläubigen besucht, die sich in ihrem Gebet auch nicht von dem Andrang der vielen Menschen  stören lassen. Die Kirschblüten leuchten in dem Licht der Sonne und an allen Sträuchern brechen die ersten Knospen auf.
Im höchstgelegenen Teil des Tempels erreichen wir  einen Aussichtspunkt  und haben einen fantastischen Blick auf die Stadt und die Sagami Bucht. Hier ist auch ein Verkaufsstand mit Essensangeboten und viele Besucher suchen sich einen sonnigen Platz an einem der langen Tische um Mittag zu essen. Wir haben anscheinend die Hauptzeit erwischt, es sind leider alle Plätze besetzt.

Aussicht auf die Sagami-Bucht

Kirschblüte in Kamakura

Doch da wir noch einen Spaziergang am Meer  machen möchten ist dies kein Problem, sicher finden wir ein Restaurant in der Nähe des Strandes. Wir nehmen daher Abschied vom Hase –Kannon Tempel und machen uns auf den Rückweg.
Auf der Straße reihen sich Souvenirgeschäfte aneinander. Schmuck, Kleider und ein großes Geschäft mit  Spieluhren. Hier findet jeder Spieluhrenliebhaber etwas für seinen Geschmack. Es tickt und bimmelt und von überall klingen die verschiedenen Melodien. Die Spieluhren gibt es in Glas, in bunt, in babyrosa und grellgrün. Das Angebot reicht von geschmackvoll  bis zum absoluten Kitsch. Es gibt alte und neue Spieluhren, kleine für den Nachttisch und  wieder andere in der Größe einer Musikbox.

der Strand von Kamakura an der Sagami Bucht

Langsam schlendern wir an den Geschäften vorbei bis wir den Strand erreichen. Nur wenige Spaziergänger sind hier und auch wir lassen uns rasch von dem kalten Wind vertreiben. Da sich inzwischen Hunger einstellt suchen wir nach einem Restaurant und werden nach kurzem fündig. Eine schmale Holzstiege führt hinauf in eine gemütliche mit viel Holz eingerichtete Gaststätte. Ein kleiner Holzofen sorgt für  angenehme Wärme und wir erhalten einen Platz mit Blick auf den Strand. So lässt es sich aushalten! Ein heißer Tee, gewürzt mit Ingwer, sorgt für die innere Wärme und gegen den Hunger bestellen wir uns ein indisches Curry mit Reis. Das ist zwar nichts japanisches, doch wir sind mit unserer Wahl sehr zufrieden.
So gestärkt machen wir uns langsam auf den Rückweg. Mit dem Enoden geht es zurück zum Bahnhof und zielsicher gehe ich zu Gleis 2.  Trotzdem frage ich einen Bahnbeamten als wir durch die Sperre gehen: „Tokio-Station????“  Zur Antwort erhalte ich ein beruhigendes Nicken.
Als der Zug kommt ist er voll bis auf den letzten Stehplatz, wir sind offensichtlich mitten im Berufsverkehr gelandet.  Die auf den Bänken sitzenden Frauen und Männer wirken erschöpft, viele schließen die Augen und scheinen zu schlafen.  Als ich genauer um mich schaue stelle ich fest, das nicht nur die sitzenden Passagiere sich bei einem kurzen Schlummer ausruhen, auch viele der Stehenden halten die Augen geschlossen. Kann ja auch wirklich keiner umfallen! Nach ca. der halben Fahrstrecke leert sich der Zug ein wenig und auch wir finden einen Sitzplatz.

Skyline der Innenstadt 

Als sich die Bahn von neuem füllt, fühle ich mich unbehaglich. Soll ich meinen Platz höflichkeitshalber anbieten? Schließlich bin ich ja im Urlaub, die meisten der anderen Passagiere haben vermutlich einen langen Arbeitstag hinter sich. Ich mache es wie die meisten der Mitfahrer: ich schließe meine Augen!  Ob sich mein Sitznachbar vielleicht auch nur schlafend stellt? Wird daher jeder kurz vor der richtigen Haltestelle wach?
Nach einer Weile schubst Edith mich vorsichtig an : „Wir müssten eigentlich schon da sein. Nicht das wir die Haltestelle verpassen!“  Vorsichtig öffne ich die Augen und sehe zwischen den Schultern und Köpfen der Mitreisenden die Hochhäuser der Innenstadt vorbeisausen. Nein, keine Sorge! Tokio-Station können wir gar nicht verpassen, da steigen viel zu viele Menschen aus und ein.
Eine Weile später schubst Edith mich erneut in die Seite: „Bist du sicher? Wir müssten schon seit  20 Minuten angekommen sein.“  So viel? Erschrocken öffne ich die Augen. Anstatt der Skyline der Innenstadt  erblicke ich Felder und langgestreckte Flachbauten. Upps! Da ist offensichtlich was schief gelaufen! Ich spreche die neben mir stehende Frau an: „Tokio-Station???“  Die Überraschung ist ihr anzusehen, die Augen werden groß und rund. Sie ringt sichtbar nach Worten und teilt uns einen kleinen Moment später mit: „No!! Change!! Change fast!!“   Das war klar und verständlich:  wir sind im falschen Zug und sollen umsteigen!

welches ist das richtige Gleis?

Die nächste Haltestelle steigen wir aus und fragen  einen Bahnbeamten: „Tokio-Station??“  Er nickt, zeigt auf eine Rolltreppe und wir fahren hinauf auf das angegebene Gleis.  Genauer gesagt zwei Gleise, eins rechts und eins links. Welches hat er nun gemeint? Unsere Fragen bei den drei umstehenden Passagieren werden mit Kopfschütteln, Schulterzucken und einer ausführlichen Erklärung auf Japanisch beantwortet. Doch da kommt Hilfe in Form einer jungen Frau ,die sehr gut Englisch spricht.  Sie erklärt uns an Hand meines Planes an welcher Haltestelle wir umsteigen müssen.  „Wie sind sie denn hier gelandet?“ möchte sie wissen. „Wir sind von Kamakura mit dem Zug gefahren“ erkläre ich ihr. „Wo sind wir überhaupt?“ Lachend schaut sie meine Karte an und deutet auf einen Platz außerhalb des Planes. „Ungefähr hier“ erklärt sie „weit weg von Tokio- Station.“ Merkwürdig, wie konnten wir so einen großen Bahnhof verpassen! Ihre Erklärung ist einfach: „Von Kamakura nach Tokio-Station gibt es keinen direkten Zug, da muss man umsteigen.“  Seltsam. Wir sind doch auch von Tokio –Station direkt nach Kamakura gekommen. Warum nicht zurück? Doch das weiß auch unsere freundliche Gesprächspartnerin nicht.
Etwa eine Stunde später erreichen wir unser Hotel Shiba Park. Es ist inzwischen dunkel und müde schleppen wir uns auf unser Zimmer.  „Sollen wir noch etwas essen gehen? Großen Hunger habe ich aber nicht nach unserem Mittagessen und müde bin ich auch“ gibt Edith zu bedenken. Da es mir genauso geht entschließen wir uns den heutigen Abend im Hotel zu bleiben.  Mal schauen, was es hier im Restaurant so gibt. Vielleicht nehme ich nur eine kleine Vorspeise?
Und genau so machen wir es auch. Wir bestellen uns eine Vorspeise mit geräuchertem Lachs und eine andere mit spanischem Manchego-Käse. Spanischer Käse und skandinavischer Lachs in Tokio- das werde ich lieber keinem verraten! Doch es schmeckt gut, ist genau die richtige Menge und mit einem Glas trockenem Wein aus Australien beschließen wir einen weiteren gelungenen und schönen Urlaubstag.

 

Japanreise

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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