Japan Urlaubserlebnisse – der Kaiserpalast in Kyoto
Mittwoch, 24.03.10
Heute ist der letzte Tag unseres Aufenthaltes in Kyoto und wir haben uns für den Abschied die Besichtigung des Kaiserpalastes und des Nijo-Schlosses aufgehoben. Doch zuerst ein kurzer Blick aus dem Fenster- hat sich das Wetter gebessert? Nein, leider gar nicht! Genau wie gestern regnet es in Strömen und der Himmel bleibt grau. Hoffentlich wird es im Laufe des Tages noch ein wenig besser.
Wie jeden Tag starten wir unsere Tour vom Hauptbahnhof, von hier müssen wir vier Stationen mit der U-Bahn fahren. Es ist der gleiche Bahnsteig von dem wir gestern abgefahren sind, nur mit dem Unterschied, dass heute unser Kansai Thru Pass abgelaufen ist. Doch das kann ja kein Problem sein, wir kaufen einfach eine Fahrkarte. Da sind ja auch schon die Automaten!
Hmmm- alles auf japanisch beschriftet. Wie geht das wohl? Und was kostet denn so ein Ticket? Hinter mir bildet sich eine Schlange und ein ungeduldiges Raunen ist zu hören.
Die ersten verlassen die Warteschlange und stellen sich an einem anderen Automaten an. Ob mir jemand erklären kann wie der Automat funktioniert? Doch alle scheinen es sehr eilig zu haben, jeder läuft mit schnellen Schritten durch die langen Flure des Bahnhofs und eilt die Rolltreppen hinab. Rush Hour, das ist nicht zu übersehen. Ist hier denn kein Bahnbeamter? Peinlich! Doch nachdem ich lange genug mit hilflosem Blick den Automat blockiert habe kommt Hilfe. Ein Angestellter der japanischen Bahn kommt und zieht für mich zwei Fahrkarten während ich ihm über die Schulter sehe. Ich möchte schließlich nicht nochmal so hilflos im Weg stehen.
Wir fahren mit der Subway bis Marutamachi-dori, im Süden des kaiserlichen Palastes.
Doch wir müssen uns inzwischen sputen, denn laut meinem Reiseführer gibt es 2 Führungen pro Tag, eine um 10ººh und eine um 14ººh. Wir möchten an der Führung um 10ººh teilnehmen und müssen uns 20 Minuten vorher mit unserem Reisepass beim kaiserlichen Haushaltsamt anmelden. Dieses Amt liegt genau zwischen zwei Haltestellen der Subway, wir haben ein gutes Stück Fußweg vor uns. Die Führungen im Palast sind täglich außer Samstagnachmittag, Sonntag und gesetzliche Feiertage. Auch in der Zeit vom 25.Dezember bis 05.Januar bleibt der Palast für die Öffentlichkeit geschlossen.
Nachdem die Formalitäten erledigt sind und wir unsere Eintrittskarte haben, können wir in einem beheizten Raum mit Sitzbänken auf unsere Führung warten. Es herrscht großer Andrang, der Raum ist voll mit Urlaubern aus aller Welt. Trotzdem gibt es noch reichlich Sitzplätze, nur der Platz vor der Heizung ist komplett belagert. Wir treffen auf bekannte Gesichter, die Spanier, die wir gestern kennenlernten, sind ebenfalls bei den Wartenden.
Punkt 10ººh geht es los und es werden mehrere kleine Gruppen gebildet, die jeweils einen Führer haben. Im Abstand von einigen Minuten setzen sich die einzelnen Grüppchen in Marsch. Wir werden einer jungen Frau zugeteilt, die zwar einen Lautsprecher besitzt, doch leider durch den Mundschutz sehr schwer zu verstehen ist.
Der erste Kaiserpalast wurde bei der Gründung Kyotos im Nordwesten der Stadt gebaut. Dieser wurde jedoch mehrfach durch Feuer beschädigt und dann im 18. Jahrhundert an seinem jetzigen Standort originalgetreu neu errichtet. Doch auch dieser Bau brannte ab und wurde 1855 nochmals erneuert , wobei sich auch diesmal strikt an das Original gehalten wurde.
Es führen vier Eingangstore in den Palast, doch nicht jeder durfte zum gleichen Tor hinein spazieren. Das südliche Tor, Kenreimon-Gate, war dem Kaiser vorbehalten.
Die Kaiserin und die Kaisermutter hatten ihren Zugang im Osten und der Prinz durfte den Palast im Westen betreten. Für die Nebenfrauen und Hofdamen war das Nordtor reserviert. Bei unserem Rundgang starten wir am Gishumon-Gate, der Eingang für die Prinzen. Die Palastanlage verfügt über 18 Gebäude, die durch Galerien miteinander verbunden sind.
Unsere Begleiterin führt uns vorbei an den Warteräumen für Adlige bis zu der Halle wo Inthronisationen und Neujahrsfeierlichkeiten abgehalten wurden. Bei ihren Erklärungen ist die Führerin umgeben von Regenschirmen in allen Farben und jeder versucht sich irgendwo für einen Moment unter ein Dach zu stellen.
Es geht durch ein Labyrinth von Innenhöfen bis wir zu dem Kaiserlichen Garten kommen. Dieser Teichgarten, Oike-niwa, wurde erst im 17. Jahrhundert in das Palastareal mit einbezogen.
Hier hat es anscheinend durch den vielen Regen einen Stau im Wasserabfluss gegeben, denn viele Helfer in blauen Uniformen und Gummistiefeln sind dabei den Teich und dessen Ablauf zu reinigen.
Nach dem Besuch des Gartens werden wir auf unserem Rundgang in einen großen Hof mit alten Kiefern und blühenden Kirschbäumen geführt. Es ist ein traumhafter Anblick und trotz des Dauerregens wird mir bei dem Anblick der blühenden Bäume fast warm. Hier ist unsere Tour zu Ende und die Teilnehmer zerstreuen sich. Ein Teil geht , so wie wir, zurück zur Wartehalle, wo man Handtaschen und sperrige Gegenstände in einem Schließfach unterbringen kann. Hier haben wir Ediths Handtasche deponiert und die Abholzeit nutzen wir gleich um uns nochmal rasch an der Heizung aufzuwärmen.
Auf dem Rückweg nach Marutamachi-dori lassen wir uns mehr Zeit, trotz des Regens, der immer heftiger wird.Wir spazieren mit Schirm und Regenjacke im Inneren der Palastmauern nach Süden unter blühenden Kirschbäumen. Es ist wirklich sch……..ade, das wir so ein Pech mit dem Wetter haben!
Und nun? Direkt zum Nijo-Schloss? Zu dem Regen ist inzwischen noch zusätzlich ein eisiger starker Wind gekommen, der durch alle Kleidernähte bläst. „Lass uns erst irgendwo hin gehen und uns aufwärmen“ schlägt Edith durchnässt und mit klappernden Zähnen vor. Gute Idee! Ist hier irgendwo ein Lokal? „Schau mal, hier! Das sieht doch schön aus“ macht mich Edith aufmerksam. Da hat sie recht, es ist ein kleines Lokal mit viel Holz und Gemütlichkeit. Ich beginne mit einer Tasse Tee, Edith bekommt einen Kaffee, frisch aufgebrüht nach alter Sitte mit einem Kaffeefilter. Serviert werden unsere Getränke in hübschen Sammeltassen und mit dazu passenden Teelöffeln. Da es Mittagszeit ist kommen viele Männer und Frauen, lesen die Zeitung, nehmen ein Mittagessen und verbringen hier offensichtlich ihre Mittagspause. Ein Teil der Büros liegt möglicherweise im gleichen Gebäude, denn viele Besucher tragen Hausschuhe. Das Essen duftet verführerisch und lässt auch bei uns einen kleinen Hunger aufkommen. Und so verbringen wir die nächsten Stunden in diesem hübschen Lokal, genießen ein hervorragendes Essen, netten Service und Edith gönnt sich zum Abschluss noch eine heiße Schokolade. Diese wird von der Wirtin mit heißer Milch so hergestellt, wie ich es noch aus meiner Kindheit kenne. Auf das Njio –Schloss verzichten wir, es ist einfach zu kalt und verregnet. Stattdessen nehmen wir die nächste Subway zum Bahnhof, fahren in unser Hotel und machen einen Lesenachmittag. Schließlich haben wir ja Urlaub, warum also nicht bei einem Buch entspannen?
Morgen soll unsere Rundreise weitergehen nach Kanazawa und wir hoffen, dass dort besseres Wetter herrscht. Petrus wird bestimmt ein Einsehen haben und uns nicht zwei Wochen mit Regenwetter eindecken. Oder doch?
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