Der Grenzübergang Aranyaprathet auf dem Weg nach Siem Reap
TrrrrTrrrrTrrr! Was ist das denn? Das Telefon? Richtig, ich muss ja aufstehen, denn in einer Stunde werde ich an der Rezeption abgeholt. Es geht nach Kambodscha, genau gesagt nach Siem Reap. Dort habe ich zwei Tage Zeit um die berühmte Tempelanlage Angkor Wat zu besuchen.
Pünktlich um 06ººh stehe ich in der Hotelhalle und kurz darauf kommt auch schon der Fahrer um mich abzuholen. Es ist ein Minibus und ich bin der erste Gast. Das ist mein Glück! Denn als wir eine Stunde später die anderen Mitreisenden abgeholt haben, ist dieser kleine Bus mit 12 Personen voll besetzt. Ich habe den besten Platz erwischt, vorne in der ersten Reihe mit ein wenig Beinfreiheit. Doch die letzten Einsteiger haben schlechte Karten, sie sitzen zusammengequetscht in der hintersten Reihe. Bequem ist was anderes! Ein junger Mann beschwert sich, er weigert sich in diese Sardinenbüchse hinein zu klettern. Doch es hilft nichts, wenn er mit möchte bleibt ihm nichts anderes übrig. Man könnte ja zwischendurch mal die Plätze tauschen , höre ich es hinter mir murmeln. Doch auf dem Ohr bin ich jetzt ganz taub.
Neben mir sitzt eine junge Frau, sie arbeitet in Bangkok und fährt nach Kambodscha wegen eines Visums. Indem sie heute aus Thailand ausreist, kann sie einige Stunden später wieder neu einreisen und bekommt automatisch ein neues Visum. So geht´s auch. Sie ist mit ihrem Sitzplatz ebenfalls zufrieden. Fröhlich wippt sie mit ihrem hohen Schuhabsatz und lächelt frohgelaunt vor sich hin.
Kurz hinter Bangkok halten wir an einer Tankstelle und der Fahrer bietet uns an nochmal zur Toilette zu gehen. „No more stop!“ sind seine warnende Worte. Ich bleibe lieber beim Auto und bewache meinen Sitzplatz. Und dann geht es los- gibt es in Thailand eigentlich Geschwindigkeitsbeschränkungen? So weit ich weiß schon! Bei den Fahrgästen herrscht Schweigen, nur hin und wieder höre ich das Rascheln einer Chiptüte. Der Fahrer dagegen redet, er vertreibt sich die Fahrzeit mit telefonieren. Kaum ist ein Anruf beendet wird der nächste Gesprächspartner angewählt. Das geht nun schon seit zwei Stunden so! Wird der Mann nicht irgendwann heiser? Was muss der für Stimmbänder haben. Und wer zahlt die Telefonrechnung?
Nach etwas über fünf Stunden Fahrt ist es soweit, wir haben den Grenzort Aranyaprathet erreicht. Der Fahrer legt sein Handy in das Handschuhfach und parkt vor einem kleinen Café. Hier treffen wir auf andere Reisende, die dort neben ihren Rucksäcken sitzen. Ein Mitarbeiter der Reisegesellschaft sammelt die Pässe ein. „Your photo?“ Was für ein Foto? Nein, ich habe keines. Ein kurzes Stirnrunzeln, dann kommt ein anderer mit einer Digitalkamera und „klick“ ist das Problem behoben. Die übrigen Papiere und Fotokopien wurden bereits gestern in dem Reisebüro in Bangkok zusammen gestellt. Jetzt heißt es warten! Ich bestelle mir etwas zu essen und zu trinken und komme mit einem jungen Paar ins Gespräch. Sie schauen ein wenig verdrießlich, wie lange warten sie denn schon? „Vier Stunden!!“ knirscht der Mann durch zusammen gebissene Zähne. „Vier Stunden sitzen wir hier schon rum!“ Au Weh! Das kann ja heiter werden. Doch welch Überraschung! Nur 20 Minuten später habe ich meinen Pass wieder in den Händen- mit Visum! Das Gesicht des jungen Mannes wird noch ein Stückchen länger. Wo haben die beiden denn gebucht? „Gebucht? Wieso gebucht?“ ist die erstaunte Gegenfrage. Nun, meine Unterlagen sind bereits gestern Abend an das hiesige Reisebüro gefaxt worden. Das war ein Glückstreffer, genau wie mein Sitzplatz!
Kurz darauf werden alle die inzwischen ein Visum haben auf verschiedene Autos wie Jeep oder Pick-ups verteil und bis zum Grenzübergang gefahren. Hier verabschieden sich unsere thailändischen Helfer und wir müssen alleine durch den Zoll spazieren. Das geht zügig und schnell, ein kurzer Blick, ein Stempel und fast das gleichen nochmals bei den Kollegen in Kambodscha. Nur fast, es wird ein wenig länger geschaut, langsamer gestempelt und nochmals geschaut. Dann bin ich in Kambodscha, in dem Grenzort Poipet.
Auch hier werde ich in Empfang genommen, mein Voucher wird begutachtet und mein Name auf einer Liste abgehakt. Anschließend pappt mir einer der Helfer mit den Worten : „You have taxi“ einen grünen Aufkleber auf meine Bluse. Um dieses Thema, Taxi, herrscht hier ziemlich Aufregung. Ein Teil der Urlauber hat einen Transport in das ca. 2 Fahrstunden entfernte Siem Reap gebucht, andere eben nicht. Eine junge Frau ist besonders aufgebracht: „Es hieß ich werde bis Kambodscha gefahren! Und jetzt?“ „You are in Kambodscha, solly!“ ist die im höflichen Ton vorgebrachte Antwort. Die junge Frau bricht nun erst mal in Tränen aus. Sie ist ebenfalls seit heute morgen unterwegs, hat lange auf ihr Visum gewartet und weiß nun gar nicht wie sie nach Siem Reap kommen soll. Geduldig erklärt der Kambodschaner ihr den Sachverhalt: „Sie haben den Transport bis an die Grenze gebucht, nichts anderes. Wenn sie ein Taxi möchten, dann müssen sie ihren Anteil an den Fahrkosten bezahlen. Aber zuerst steigen die ein, die gebucht haben.“ Doch nein, diese fünf Euro sind der jungen Dame denn doch zu viel! Wann kommt denn der Linienbus? „Nun, zwei mal am Tag!“ Diese Auskunft löst einen neuen Tränenschwall aus. Anderen geht es ähnlich, die Stimmung wird immer schlechter. Nepp und Abzocke sind noch die freundlichsten Worte die hier fallen. Unser Helfer verliert allmählich die Geduld. „Ich bin nicht ihr Reiseveranstalter und auch kein Verkäufer. Ich bin hier, um denen, die bei uns gebucht haben weiter zu helfen. Und diejenigen, die anders oder gar nicht gebucht haben sollten hier aufhören mich zu beschimpfen!“ Als ein wenig Ruhe einkehrt erklärt er allen die kein Taxi möchten, wo die Bushaltestelle ist an der sie warten können. Wir „Taxi-Touris“ dagegen werden zu einer Art Golfcart gebracht und winken zum Abschied den zurückbleibenden zu. Unser Grüppchen bleibt nicht lange in diesem seltsamen Fahrzeug, sonder werden an einem lang gezogenen Gebäude gebeten auszusteigen. Was kommt nun? Ein weiterer Helfer gibt uns hier Informationen zum Wechselkurs und empfiehlt hier Geld zu wechseln. Es ist eine staatliche Bank und hier bekommen wir den besten Kurs. Ich weiß nicht warum, aber ich misstraue dieser Wechselgeschichte und tausche nur einen kleinen Betrag um. Schon einen Tag später bereue ich es, so einen guten Kurs habe ich nirgendwo nochmal gefunden. Die Informationen unserer Helfer an der Grenze ist in allen Punkten korrekt und richtig. Die Hilfe beim Visum war in den Minibus-und Taxipreis eingeschlossen, der Taxipreis mit 5 Euro pro Person bei einer zweistündigen Fahrt auch nicht zu hoch. Also die viel besungene Abzocke an der Grenze zu Kambodscha kann ich persönlich nicht bestätigen. Sicherlich habe ich im gesamten ein paar Euro mehr bezahlt als mit einem Linienbus. Aber das war es wert!
Einzig der Taxifahrer stellt meine Geduld ein wenig auf die Probe. Er hält sich strikt an die Geschwindigkeitsvorschrift und die Tachonadel sieht aus als sei sie festgeklebt. Egal wie frei und gerade die Strecke auch verläuft, die Nadel bewegt sich nicht einen Millimeter nach oben. Ein Auto nach dem anderen zieht an uns vorbei, jetzt sogar auch noch der Linienbus! Nun winken uns die an der Grenze zurück gebliebenen lachend zu! Tja- wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ist wohl so!
Doch dann haben wir es geschafft, wir sind in Siem Reap und werden entweder im Zentrum oder in dem gebuchten Hotel abgesetzt. Mein Hotel liegt am Stadtrand in einer kleinen Seitenstraße und hält das, was versprochen wurde. Eingerichtet im kambodschanischen Stil mit viel Holz, ein großzügiges Zimmer mit AC und im Garten ein Pool und eine Hotelbar. Alles ist sauber und der Empfang freundlich.
Nach der langen Fahrt, der staubigen Straße an der Grenze und dem vorschriftsmäßigen Taxifahrer gehe ich zuerst auf mein Zimmer und genieße ein erfrischende Dusche. Jetzt bin ich wieder fit, kann die nähere Umgebung erkunden und nachfragen wie ich morgen früh am besten nach Angkor Wat komme. Zu meiner Überraschung wartet an der Rezeption bereits ein junger Mann auf mich. Sehr jung, vielleicht so knapp zwanzig! Er stellt sich als Jimmy vor, der örtliche Vertreter des thailändischen Reisebüros. „You go tomorrow to Angkor Wat?!“ wobei mir nicht so ganz klar ist, ob das nun eine Frage oder eine Feststellung war. Doch ja, dafür bin ich ja hier. Im Laufe unseres Gespräches entpuppt sich der örtliche Vertreter als Tuktuk-Fahrer, der jedoch die Gäste im Namen des Reisebüros ansprechen darf. Aha- genehmigt von wem? Vom Hotel? „No, no!“ raunt Jimmy mit Entsetzen in der jugendlichen Stimme „vom Reisebüro!“
Nun , das ist ja eigentlich auch egal. So weiß ich schon mal wie ich morgen nach Angkor Wat komme und brauche mich nicht mit irgendwelchen organisatorischen Fragen beschäftigen. Wir werden handelseinig und verabreden uns für morgen früh vor dem Hotel. Jimmy möchte mich gerne noch zum Abendessen fahren und lobt ein Restaurant in den höchsten Tönen. Was ist das für ein Restaurant? „Oh- es gibt ein Buffet. Alle Ausländer gehen dort hin!“
Ja, genau das, was eigentlich doch fast kein Urlauber sucht! Aber ich vermute, das Restaurant zahlt eine gute Kommission.
Anstatt des Restaurantbesuches bummle ich noch ein wenig durch die Gassen in der Umgebung, finde ein Internet –Café und einen Markt mit einem verführerischen Angebot an Obst. Ich kaufe mir zwei Mangos, sie riechen schon ganz anders als in Europa! Zurück im Hotel setzte ich mich noch eine Weile an den Pool, genieße ein Glas kalten Weißwein und gehe dann schlafen. Es war ein langer Tag und morgen werde ich ebenfalls früh aufstehen. Denn ich möchte schließlich nicht den örtlichen Repräsentant Jimmy warten lassen! 😉
Mein vorhergehender Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/thailands-hauptstadt-bangkok-die-stadt-der-engel/