Kanada – Alaska Rundreise mit Kreuzfahrt von Calgary über Jaspar, Vancouver, Ketchikan nach Skagway
Meine Frau wollte endlich mal eine Kreuzfahrt machen, ich wollte was vom Land sehen. Kanada sollte es sein. Aber wir konnten uns nicht wirklich einigen. Doch dann fanden wir eine Reise, die beides miteinander verband: Eine Rundreise mit dem Bus und eine anschließende Kreuzfahrt vor der Küste Westkanadas. Und so fanden wir unseren Kompromiss, bevor unsere Ehe auf dem Spiel stand: Von Calgary ging es über die Rocky Mountains bis nach Vancouver, dort wurde eingeschifft und mit dem Schiff fuhren bis hinauf zum Sawyer Gletscher.
Meine Frau war zu spät. Sie ist immer spät, und so hatten wir einige Probleme, pünktlich am Flughafen zu sein. Ich war sauer. Doch wir schafften es – wie wir es immer geschafft hatten im Laufe unserer Ehe – und so saßen wir im Flieger nach Kanada. Die Stadt liegt malerisch vor den hohen Gipfeln der Rocky Mountains. Ein kleiner Fluss durchfließt Calgary, und es ist herrlich grün. Downtown Calgary ist nicht sehr groß, irgendwie ist hier alles ein wenig provinziell, aber schön.
Der nette Reiseleiter von Kiwi Tours hat uns und die anderen Rundreiseteilnehmer zum Hotel gebracht, wo er das Checkin übernahm und wir nur noch unsere müden Knochen ins Zimmer bringen mussten. Es war noch früh am Abend, und so wollten wir noch was erleben. Der Concierge empfahl uns, auf der 17. Avenue die Kneipen und Restaurants zu besuchen. Wir wollten noch einen Happen essen, uns ein wenig umsehen und dann nur noch ins Bett.
Am nächsten Morgen wartete vor der Hoteltür der stattliche Reisebus. Wir hatten unsere Koffer gepackt und auf dem Zimmer stehen lassen. Das ist das einzig Nervige an einer Rundreise: Man muss den Koffer jeden Tag wieder packen. Am besten, man packt gar nicht erst aus. Ich kann Ihnen einen guten Rat geben: Nehmen Sie einen Koffer mit, in dem sie alles nebeneinander legen können, um einfach aus dem Koffer zu leben. Alles andere ist nur umständlich. Als ich mich kurz darüber moniert habe, dass ich Kofferpacken hasse, habe ich prompt von meiner Frau gehört, bei einer Schiffsreise müsste man das nicht machen… Von da an habe ich den Mund gehalten und meinen Koffer still und leise gepackt.
Unsere Koffer wurden von den Servicekräften in den Bus gebracht, wir stiegen ein und suchten uns einen Platz weiter vorn. Als alle Teilnehmer der Rundreise anwesend waren, begrüßte uns der Reiseleiter noch einmal herzlich und erzählte uns von den kommenden Zielen, die wir auf unserer Fahrt ansteuern würden. Doch zuerst machten wir eine Stadtrundfahrt durch Calgary.
Wir fanden es schade, dass uns nicht mehr Zeit blieb, um Calgary kennen zu lernen und waren froh, dass wir am Abend davor wenigstens ein bisschen unseren inneren Schweinehund überwunden hatten und Calgarys Nachtleben erlebt hatten.
Auf unserer Fahrt nach Banff unterhielten wir uns angeregt mit den Reisenden in der Reihe hinter uns. Sie kamen, wie wir, aus Münster, und hatten sich ebenfalls für diese Reise entschieden, weil Rundreise und Kreuzfahrt in einem angeboten wurde.
Die Landschaft, die wir hinter uns ließen, war kaum zu überbieten an Weite, und das Licht, das die Rocky Mountains erhellte, war von einem wunderbaren Leuchten. Der kleine Skiort Banff liegt sehr malerisch eingeschlossen von majestätischen Gipfeln. Man kann eine kurze Runde spazieren gehen, doch außer Wintersport und einer herrlichen Sicht bietet der Ort nicht wirklich viel.
Deshalb freute ich mich, dass es am nächsten Tag weiterging. Der Lake Louise bot ein unglaublich schönes Panorama für Aufnahmen. Das Wasser war von klarem Blau bis Grün.
Dann hinauf auf das Columbia Eisfeld. Mit dem großen Snocoach kommt man sich vor wie in einem Panzer. Man sitzt sehr hoch und hat einen guten Blick durch die großen Fenster. Der Höhepunkt heute: Die Athabasca-Fälle. Sie stürzen sich über die wie aufgestapelt wirkenden Steinplatten in die Tiefe. In der Sonne glitzert der feine Sprühregen und überall sieht man kleine Regenbogen.
Am Abend dann in Jasper. Ähnlich wie Banff liegt dieser kleine Ort versteckt in idyllischem Gebiet. Rundherum ist er umgeben von grünen Nadelwäldern und blauen Seen. Und obwohl jedes Jahr über 3 Millionen Menschen hierher reisen, hat sich der Ort seinen Charme bewahrt und die Einwohner sind überaus freundlich und zuvorkommend.
Am nächsten Tag legten wir die Strecke nach Clearwater zurück. Im Wells Grey Provincial Park konnten wir uns gar nicht satt sehen an den schönen Wasserfällen, die völlig frei herunterstürzten. Bis wir dann einen Bären sahen, den wir noch spannender fanden. Allerdings Gottseidank in größerer Entfernung. Am Abend erwartete uns ein deftiges Barbecue mit Fleisch, so viel man essen konnte.
In Chase erwartete uns dann eine Besonderheit der Reise: Wir trafen uns mit einem Stammesältesten eines Indianerstammes. Er erzählte uns von seinen Vorfahren, aber auch von seinem Leben hier. In den letzten 100 Jahren hat sich schon viel geändert für die Indianer. Am nettesten waren die Geschichten über Legenden, von denen nicht einmal er wusste, ob sie wahr waren oder nicht.
Die ganze Fahrt über beeindruckte die wunderschöne, fast unberührt wilde Natur der Rocky Mountains. Wir hatten Glück, schien doch an den meisten Tagen die Sonne und wir konnten das Naturschauspiel in ganzer Größe genießen. Über Lillooet und Whistler, zwei weitere Bergdörfer, ging es nach Vancouver. Dort hatte uns mit einem Mal die Zivilisation wieder. Es war wie ein Zeitsprung und wir brauchten kurz, um das zu verdauen. Aber wir hatten Zeit während der Stadtrundfahrt, uns mit den Hochhäusern und verstopften Straßen wieder anzufreunden. Am nächsten Tag blieb uns zum ersten Mal ein Tag für uns allein. Wir spazierten durch Vancouver und versuchten, die Stadt ein wenig besser als nur vom Bus aus kennen zu lernen.
Danach kam der große Moment für meine Frau: Am nächsten Tag schifften wir auf der MS Norwegian Sun ein.
Ein riesiges Schiff, wenn man es aus der Nähe betrachtet. Immerhin gehen hier fast 2.000 Passagiere drauf. Ich hätte nie gedacht, dass ich so aufgeregt sein könnte, wenn wir das Schiff betreten. Und doch packte mich so etwas wie Entdeckerfieber. Um unser Gepäck mussten wir uns nicht kümmern, der Reiseleiter organisierte alles perfekt – wieder einmal. Dann startete unsere Schiffsreise und wir standen mit den vielen anderen Passagieren an Deck und blickten zurück auf Vancouver. Leider mussten wir durch die Zollkontrolle und unseren Fingerabdruck abgeben, da es ja nach Alaska, also in die USA ging. Das war etwas nervig, vor allem, weil es lange dauerte.
Das Schiff war gigantisch in seinen Ausmaßen, aber auch in seinem Komfort. Unsere Kabine lag auf dem Viking Deck und besaß einen kleinen Balkon. Man konnte sich kaum umdrehen in dem Raum, aber er war sauber und sehr nett eingerichtet. Eigentlich wollte ich nicht so viel Geld ausgeben für eine Schiffskabine, aber meine Frau wollte unbedingt eine schöne Kabine haben, wenn sie mich schon einmal dazu überreden konnte, auf einem Schiff zu reisen. Aber sie brauchte gar keine Angst zu haben, ich liebte das Schiff sofort. Ich hatte ursprünglich befürchtet, dass die Tatsache, dass ich, mit so vielen Menschen eingesperrt, bald einen Freiheitskoller bekommen könnte. Doch das Schiff war so groß, dass man immer wieder andere traf. Und so blieben wir anonym, bis auf unsere eigene Reisegruppe, die wir aber am ersten Tag ein wenig aus den Augen verloren. Nach einer Runde im Pool und einem sehr guten Abendessen im Four Seasons Restaurant, für das wir uns in die extra mitgenommene Abendgarderobe warfen, verabredeten wir uns dann mit einigen anderen Teilnehmern unserer Rundreise an der Champagne Bar zu einem Absacker. Am nächsten Tag erreichten wir
Ketchikan, eine recht idyllisch liegende Kleinstadt. Am besten hat uns die Creek Street mit ihren historischen Häusern gefallen, die man eigentlich am besten vom Boot aus besucht. Die alten Häuser stehen auf Holzpfählen und als Fußgänger wandert man ebenfalls einen kleinen, den Häusern vorgelagerten Steg entlang. Der nächste Halt ist Juneau, die Hauptstadt Alaskas. Juneau hat wenig von der Idylle seiner Lage, Hochhäuser verunzieren die Straßen, aber es gibt auch einige wenige nette Stellen. Dagegen erinnert Skagway, unser nächster Halt, an die guten alten Goldwäscherzeiten. Alte Holzhäuser ziehen sich die Straßen entlang, an jeder Ecke gibt es ein neues nettes Gebäude zu entdecken. Eine malerische Stadt!
Nach einem weiteren gemütlichen Tag auf See, an dem sich meine Frau massieren lässt und ich im Fitnessraum versuche, meine durch das herrliche Essen zugelegten Pfunde wieder los zu werden,
passieren wir die Inside Passage. Heute haben wir uns den richtigen Platz ausgesucht: Einer der Whirlpools liegt so nahe an der Reling, dass man beim Baden einen wunderbaren Blick auf die vorbeiziehende Landschaft hat. Juchu, wir sind im Himmel!
Dann können wir bald schon die Skyline von Vancouver wieder erkennen. Wir sind da, die Reise neigt sich dem Ende zu. Schade, wir haben uns so gut eingelebt. Die Reise war von Kiwi Tours großartig organisiert und wir können sie guten Gewissens weiterempfehlen. Unser Reiseleiter war durchgehend für uns ansprechbar, wenn wir kleinere oder größere Sorgen hatten und kam bei den Mahlzeiten immer wieder bei uns vorbei, um sich zu erkundigen, ob er etwas für uns tun kann. Doch das Personal auf dem Schiff war so zuvorkommend, dass er kaum etwas zu tun hatte – zumindest nicht bei uns. Jetzt sind wir wieder zu Hause und sehen uns die Fotos an, die wir gemacht haben. Und für meine Frau bleibt die Hoffnung, dass das nicht die letzte Schiffskreuzfahrt gewesen ist, die wir gemacht haben. Das habe ich ihr versprochen.
Peter und Gerlinde D.
Was für traumhafte schöne Bilder, so unterschiedlich die Landschaft Kanadas sein kann, der wunderschöne Hafen von Vancouver, verschneite Berghänge, klare Gebirgsseen.
Auch den Bericht zu lesen hat viel Spaß gemacht, danke dafür.
Auch das Schiff macht einen traumhaften Eindruck, wie es aussieht, werde ich mir in naher Zukunft mal eine ähnliche Kreuzfahrt gönnen!
Hallo,
da auch wir eine Reise planen, es soll Kanada, Alaska und auch der Yukon mit dabeisein, bin ich beim Stöbern auf Ihre Seite gelangt.
Was für eine tolle Reise. Ich bin neugierig geworden und werde Ihre
Reisebeschreibung ganz in Ruhe lesen.
Wenn es nicht Ihre letzte Kreuzfahrt sein soll, kann ich Ihnen
die Fahrt Grönland (mit Diskobucht) empfehlen. Diese Reise haben wir letztes Jahr mit den Hurtigruten gemacht und diese Eindrücke leben immer noch in uns.