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Prince Rupert mit Port Edward und die ehemalige North Pacific Fischfabrik

Donnerstag
Heute ist unser letzter Tag in Prince Rupert und da ich die möglichen Aktivitäten gut eingeteilt habe bleibt uns auch für heute ein Ausflugsziel. Wir fahren in den nahe gelegenen Ort Port Edward um dort die alte Fischfabrik zu besichtigen. Hoffentlich ist sie geöffnet!

die North-Pacific Fischfabrik in Port Edward

Als wir ankommen sind wir erleichtert, an der Kasse sitzt eine junge Frau und wir fragen wie viel der Eintritt kostet. „Sorry“ meint sie jedoch mit einem bedauernden Schulterzucken, „wir haben noch geschlossen.“  Und wozu sitzt sie bei der Kälte hier in dem Kassenhäuschen und friert?  „Well, wir bereiten alles für heute Nachmittag vor. Für das Kreuzschiff mit so vielen Menschen öffnen wir“  ist ihre Erklärung. Sie wirft einen zweiten Blick auf uns und sieht die langen und enttäuschten Gesichter . „Seit zwei Wochen sind wir unterwegs und überall ist geschlossen“ erkläre ich voller Frust. Sie überlegt nur einen kurzen Moment und meint dann: „Geht doch einfach rein und schaut euch um. Aber passt auf, dass ihr nicht stürzt oder ausrutscht. Wenn es euch gefällt, gebt einfach was in die Spendenkasse in der großen Halle.“  Das ist aber super nett!

Fabrikationshalle

In der Fischfabrik besichtigen wir als erstes die Produktionshallen, welche einen Einblick in die Arbeitsabläufe und –bedingungen um die Jahre  1900 zeigt. Hier wurden die Lachse angeliefert, getötet und zu Fischkonserven verarbeitet.  Das alles in Akkord, in den ersten Jahren von Hand und später Maschinell. Die schlechtesten und unangenehmsten Arbeitsplätze hatten die Frauen der Ureinwohner, deren Männer für die Fabrik auf Lachsfang gingen. Ein klein wenig höher in der Rangordnung standen die Chinesen und  die Betreiber der North Pacific Fischfabrik waren zugewanderte Europäer. Neben den Produktionshallen sind auch die Häuser der Verwaltung, die Buchhaltung und ein ehemaliger Krämerladen zu besichtigen.

Büro-und Wohnhäuser von Port Edward

Dort treffen wir auf eine dunkelhaarige junge Frau deren rote Weste sie als Mitarbeiterin des historischen Dorfes ausweist. Sie erklärt uns die Produkte welche  hier verkauft wurden und zeigt uns im Hinterzimmer Töpfe und Pfannen die damals verwendet wurden. „In dieser Art von Töpfen haben meine Vorfahren den Lachs eingelegt und zubereitet nach alten traditionellen Rezepten der Indianer. Ich mache das heute noch so wie ich es von meiner Großmutter gelernt habe. Mein  Urgroßvater war früher einer der  Fischer für Northern Pacific.“ Sie freut sich sichtlich über die ersten Touristen und entschuldigt sich, dass manches noch ein wenig ungeordnet ist. „Wir haben das Kreuzschiff erst für heute Mittag erwartet. Warum seid ihr guys denn schon hier?“

ehemaliger Landungssteg

Wir berichten ihr von unserer Reise und das heute unser letzter Tag in Prince Rupert ist. „Drei Tage in Prince Rupert?“ lacht sie laut, „das ist aber wirklich lang. Was habt ihr guys denn drei Tage gemacht?“  Sie führt uns aus dem Krämerladen in das nächste Gebäude: „Hier wohnte der Vorarbeiter mit seiner Familie.“ Sie zeigt uns das Schlafzimmer, Büro, Küche und Badezimmer. Ich habe das Gefühl  der damalige Fischgeruch hängt noch in der Luft und den Wänden.  Im Badezimmer ist eine Wanne, das Wasser zum baden musste auf dem Feuer  erhitzt  werden. Einen Wasserhahn gab es in der Küche, wo sich auch ein Holzbottich zum Wäsche waschen befand. Die Kleidung wurde zum Trocknen in einen Abstellraum gehängt und ich kann mir gar nicht vorstellen, das der Stoff jemals 100%ig trocken wurde. Da bin ich froh, das ich erst knapp 60 Jahre später mein „Krabbelalter“  in einer gut geheizten Wohnung verbracht habe.

unsere Führerin in Port Edward

Sie begleitet uns auf unserer gesamten Besichtigungstour und gibt uns interessante Informationen zu jedem einzelnen Haus an dem wir vorüber gehen. Die ganze Zeit über trägt sie ein Gefäß mit sich. „Schau mal,“ flüstere ich Tony zu „sie hat die gleiche Sammelbüchse wie gestern der Mann an den Docks.“  Bestimmt ist die Büchse für ein Trinkgeld gedacht. Wie viel soll ich in ihre Sammelbüchse stecken? Und wenn Tony recht hat und das gar keine Sammelbüchse ist? Als unsere Besichtigungstour zu Ende geht bin ich zu einem Entschluss gekommen. Ich frage einfach nach: „Entschuldige, was ist das denn für ein Gefäß?“  Meine Frage belustigt sie: „Meine Kaffeetasse natürlich! Siehst du die Tülle?  (aha, das ist nicht der Geldschlitz!) Da kann ich trinken ohne den Deckel aufschrauben zu müssen. So bleibt der Kaffee länger heiß.“  Sie begleitet uns bis an das Ende der ehemaligen Wohnhäuser und macht uns zum Abschied Mut: „Ihr guys werdet bestimmt noch einen Bär sehen!“

bei Port Edward

Da es sonst in Port Edward wirklich nichts zu sehen gibt fahren wir nicht zurück sondern folgen weiter der Straße. Auf unserer  Landkarte endet diese schmale Fahrbahn irgendwo im Wald. Vielleicht finden wir ja nochmal einen schönen Spazierweg. Doch nach einigen Kilometern gibt es ein abruptes Ende. Eine rot- weiße Schranke versperrt den Weg in eine Wohnsiedlung. Die Häuser sind bunt gestrichen und machen einen netten und gepflegten Eindruck. Das Schild an der Schranke ist jedoch nicht einladend. Mit großen fetten Buchstaben steht darauf: KEINE DURCHFAHRT und darunter handschriftlich in Rot DAS HEISST: BLEIB DRAUSSEN. Okay, drehen wir eben wieder um und ich verkneife mir darunter zu schreiben: weißer Mann! Wer weiß, wenn mich da einer bei erwischt bekomme ich vielleicht wirklich Ärger.

gekürzter VW-Bus

Langsam fahren wir zurück und als wir in Prince Rupert ankommen regnet es in Strömen. Wir machen das vermutlich Vernünftigste und gehen in unser Zimmer, knabbern einige unserer restlichen Kekse und lesen. Mit ausgestreckten Beinen  neben der Heizung und vor dem Panoramafenster. Von hier haben wir einen guten Blick auf das inzwischen im Hafen vor Anker gegangene Kreuzfahrtschiff. Die Passagiere sind  vermutlich auf dem Weg um die Fischfabrik zu besichtigen.
Gegen Abend lockert sich die Bewölkung auf und es kommen sogar einige Sonnenstrahlen bis in unser Zimmer. Das lockt uns nochmal zu einem kleinen Spaziergang, es gibt einen Weg den wir noch nicht kennen. Es ist ein kleiner Trail und nach einer halben Stunde stehen wir schon wieder an unserem Ausgangspunkt.

das erwartete Kreuzschiff

Gott sei Dank, denn es  beginnt schon wieder ein sintflutartiger Regen. Auf dem schnellsten Weg gehen wir zurück und retten uns in das trockenen Harbour Inn. Eigentlich hatten wir geplant am letzten Abend in ein Restaurant an den Docks zu gehen. Doch bei diesem Wetter ? Nein, wir bleiben so nahe wie möglich! Daher landen wir wieder bei „unserem“  Italiener und gelten dort jetzt schon fast als „Stammgäste“. Dank des Kreuzschiffes ist das Lokal heute gut besucht. Oder ist das doch der Start der Touristensaison? Wir werden es nicht erfahren, denn morgen Vormittag geht es endlich weiter mit unserer Schiffsreise.
Voller Vorfreude legen wir uns im Hotel in unser Bett und schlafen ein mit dem Wissen: In Prince Rupert haben wir jetzt wirklich alles Sehenswerte gesehen!

 

Kanada- eine Rundreise durch British Columbia 

 

 

 

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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