Reiseberatung für individuelle Reisen

Kanada Rundreise – die „ins Wasser gefallene“ Inside-Passage nach Vancouver Island

Freitag

mit einem Schiff soll es heute weitergehen

Heute geht es weiter! Das ist mein erster Gedanke als ich wach werde und hinaus in den Regen schaue. Um 11ººh sollen wir am Hafen sein und um 14ººh legt das Schiff ab. Die Reise dauert 15 Stunden und so sind wir morgen früh um 7ºº in Port Hardy im Norden von Vancouver Island. Da wir eine Schlafkabine gebucht haben kommen wir ausgeruht an und können in aller Ruhe die ca.  500 km bis Tofino fahren.
Doch nun gehen wir zur Feier des Tages „auswärts“ frühstücken: Spiegeleier mit Schinken anstatt süßer Toast! So gestärkt holen wir unsere Koffer, verabschieden uns im Harbour Inn und fahren zum Hafen. Selbst der anhaltende Regen kann uns die Laune nicht verderben als wir eine halbe Stunde vor der Zeit bereits an der Schranke zur Hafeneinfahrt stehen. Nach uns kommen drei weitere Autos, doch sonst ist es erstaunlich still. Sind wir hier richtig? Und wo ist das Schiff? Eigentlich müsste es doch irgendwo zu sehen sein? Merkwürdig!  Um 11ººh kommt ein Mitarbeiter von B.C.Ferry und möchte wissen, ob wir auf die Fähre nach Vancouver Island warten. Ja, allerdings- wir warten!  „Sorry“ meint er daraufhin mit ernstem Gesicht. „ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Die Fähre ist noch in Queens, sie kann dort wegen sieben Meter hohen Wellen nicht ablegen. Wir haben voraussichtlich vierzehn Stunden Verspätung.“  Vierzehn Stunden? 🙁  „Yes, die Fähre legt morgen früh um vier Uhr ab. Sie müssen also um ein Uhr morgens hier sein.“  Dann sind wir ja erst abends um 9ººh in Port Hardy! Und dann noch 500 km bis Tofino! Oder in Port Hardy übernachten? Dann verpassen wir Sonntag früh unseren gebuchten Ausflug  Bear watching! Das geht auf gar keinen Fall! „Sie können ihre Schiffsbuchung natürlich stornieren, denn falls sich das Wetter nicht bessert kann die Verspätung auch vier oder fünf Stunden länger dauern,“ lässt uns der Herr mit der Hiobsbotschaft wissen.

on the road again

Und dann? Wie kommen wir nach Vancouver Island? Die ganze Strecke wieder mit dem Auto zurück? Und das Urlaubs-Highlight Schiffsreise? Doch die Alternative ist nicht verlockend. Einen weiteren Regentag in Prince Rupert und  die Nacht ab ein Uhr  im Hafen in der Hoffnung das die Fähre kommt. Danach sind wir vermutlich so durchgefroren und übernächtigt, dass uns die Fjordenlandschaft der Küste wenig begeistern kann. Zusätzlich verlieren wir einen Tag auf Vancouver Island und unsere Hotel- und Ausflugsreservierung. Herrje- wo ist denn die Straßenkarte? Verflixt, das ist aber weit. So auf den ersten Blick sind es bis Tofino ca. 2.000 km.  Doch wenn wir gleich losfahren können wir es vielleicht bis morgen Abend schaffen. Wann wohl die letzte Fähre in Vancouver ablegt? Egal, hier bleibe ich nicht länger! Tony wartet im Auto während ich in das Büro gehe und unsere Buchung storniere. Jetzt  noch rasch an die Tankstelle das Benzin auffüllen und dann so schnell wie möglich auf den Highway.  Nun können wir uns natürlich nicht mehr an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Doch da ich auf der Hinfahrt keine Polizei gesehen habe, hoffe ich, das wir nicht erwischt werden.

…..und die ganze Strecke wieder zurück!

Kurz vor Terrace habe ich ein anderes Auto vor mir- warum schleicht der bloß so! Am besten ich überhole! Nochmal ein wenig mehr Gas und schon bin ich vorbei. Als ich direkt vor dem Auto wieder einschere sehe ich aus den Augenwinkeln einen großen und einen kleineren dunklen Körper am Straßenrand. Auch Tony hat es gesehen- es ist eine Bärin mit ihrem Jungen.  Doch wir sind zu schnell! Ich kann jetzt unmöglich bremsen, mein Hintermann fährt mir sonst in den Kofferraum. So konnten wir die Bärin leider nur einen kurzen Moment im vorbeifahren sehen. Aber zumindest haben wir jetzt  den Beweis: es gibt Bären in Kanada 🙂
Stunde um Stunde und Kilometer um Kilometer fahren wir zurück. In Prince George verlassen wir den Yellowhead Highway und biegen ab auf den Cariboo Highway in Richtung Süden.  Wie weit wollen wir denn fahren? Wir schauen uns bei der Lagebesprechung die Straßenkarte an und entscheiden uns bis mindesten Willams Lake durchzufahren.
Um 22ººh sind wir in  Willams Lake und halten beim ersten Hostal am Ortseingang. Das Hostal Ferry Inn ist im Umbau, doch das Zimmer ist geräumig und neu renoviert. Glück gehabt! Um Mitternacht liegen wir im Bett und der Handywecker  ist auf 5ººh gestellt. Spätesten um 6ººh möchten wir morgen weiterfahren um so früh wie möglich in Nord Vancouver anzukommen. Also schnell einschlafen! Gute Nacht!

Samstag

Dauerregen auf unserem weg nach Vancouver Island

Als das Handy läutet fühle ich mich als sei ich gerade vor fünf Minuten eingeschlafen und nicht schon vor fünf Stunden. Trotzdem quälen wir uns aus dem Bett und machen uns zur Abfahrt bereit. Auf dem Flur ist für frühe Gäste ein „Steh-Frühstück“ aufgebaut und wir nehmen einen Tee und eine Banane. So haben wir eine kleine Unterlage vor unserer Fahrt.
Bei Dauerregen geht es mit überhöhter Geschwindigkeit weiter in Richtung Vancouver.  Ein Hinweisschild sagt uns, dass  es noch 500 km sind.
Bei Spences Bridge kommen wir wieder in eine bereits bekannte Gegend. Hier sind wir am ersten Tag unserer Rundreise  auf der Gegenfahrbahn nach Kewlona gefahren. Kurz darauf erreichen wir Hope und  den Higway Nº 1, der uns bis Nord Vancouver  zur  Horseshoe Bay bringen wird. Gott sei Dank hat Ruth mit uns Nord Vancouver besucht und den Namen Horseshoe Bay im Zusammenhang mit der Fähre erwähnt. So wissen wir jetzt wenigstens wo wir hin müssen. Ich schaue auf die Uhr: halb zwölf. Da liegen wir gut in der Zeit und wir beschließen einen Halt einzulegen um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken.  Das nächste Lokal in der Nähe des Highways ist Mac Donalds und nach mehr als zwanzig Jahren esse ich wieder einen Mac Donalds Cheesburger. Schmeckt besser als ich ihn in Erinnerung habe. Oder liegt das am fehlenden Frühstück?

in der letzten Reihe- aber auf dem Schiff nach Vancouver Island

Die Pause hat uns gut getan und es geht mit frischem Schwung weiter. Wir sehen schon die ersten Hochhäuser von Vancouver Downtown und ich bin mir sicher, dass wir bis heute Abend in Tofino auf Vancouver Island sein werden. Inzwischen sind wir ganz in der Nähe der Capillano Road und Ruths Zuhause.  Zeit  für einen Besuch haben wir nicht, aber in Gedanken winken wir ihr zu.  Sie vermutet uns im Moment sicherlich nicht so nahe bei Thistle Down.
Der Highway führt in der Horseshoe Bay direkt auf die Zufahrt zu der Autofähre. An einer Schranke sitzt in einem Häuschen die Kassiererin. „Ihr könnt gleich durchfahren, dann bekommt ihr noch die Fähre um halb zwei. Beeilt euch, es ist die Reihe siebzehn.“

auf der Autofähre

Na, da haben wir aber Glück! Was hat sie gesagt? Reihe siebzehn? Da ist aber ein Schild Vancouver Island  bei der Reihe achtzehn! Vielleicht hat die Frau sich versprochen? Bei Reihe siebzehn ist eine lange Schlange, Reihe achtzehn ist frei. Wenn wir nun in der falschen Reihe warten verpassen wir vielleicht die Fähre. Sie hat doch gesagt: beeilt euch! Tony ist dafür sich in Reihe siebzehn einzuordnen, doch ich bin für Reihe achtzehn. Vielleicht lebe ich ja schon zu lange mit dem kleinen spanischen Un-Perfektionismus ? Wir sind jedenfalls in der falschen Reihe! Ob mich jemand dazwischen lässt? Was in Spanien kein Problem ist, da sich ja jeder mal irren kann, ruft hier absoluten Unwillen hervor. Dabei wollte ich mich wirklich nicht vordrängen. Im Auto neben mir (in Reihe siebzehn) hat die Fahrerin das Fenster geöffnet und ich versuche ihr meinen Fehler zu erklären. „Das kann ja sein, ihr müsst trotzdem warten und als letzte auf das Schiff fahren“ ist ihr nicht sehr freundlicher Kommentar. Na gut, mit ist ja egal ob ich als letzte auf das Boot fahre. Hauptsache wir  kommen  mit!

Passagierraum

Dann haben wir es geschafft, unser Auto steht als letztes in einer langen Reihe auf einem der Parkdecks der Fähre. Wir gehen hinauf auf das Passagierdeck und schauen uns um. Es gibt zwei Cafés, Souvenirläden und Sitzbänke mit Blick aus dem Fenster. Ein Deck höher ist ein Sonnendeck und da sich das Wetter  inzwischen gebessert hat bleiben wir eine Weile im Freien. Doch der kalte Wind treibt uns rasch  wieder in das Innere der Fähre. Die Überfahrt dauert zwei Stunden in denen wir uns von der anstrengenden Autofahrt erholen.
Als wir in Nanaimo auf Vancouver Island anlegen scheint die Sonne vom blauen Himmel. Wir sind auf der Ostseite von Vancouver Island und müssen von hier aus quer über die Insel an die Westküste in den Rim- Nationalpark. Damit haben wir schätzungsweise 200 weitere Kilometer vor uns.

Vancouver Island

Doch da wir hier bei Sonnenschein unterwegs sind ist die Fahrt ein Vergnügen. An einem besonders schönen See steigen wir aus um ein Foto zu machen und das erste Mal  während unserer Rundreise ist mir außerhalb des Autos nicht kalt. Endlich wieder Sonne! Vancouver Island zeigt sich uns von seiner besten Seite und wir halten noch einige weitere Male um die Landschaft zu bewundern. Hier hat sichtbar schon der Frühling Einzug gehalten.
Als die ersten Hotelresorts  von Tofino auftauchen halten wir Ausschau nach einem Hinweis auf unsere Unterkunft. Nicht weit vor Tofino werden wir fündig: Middle Beach Lodge steht auf einem Holzschild und kurz darauf sind wir an der Rezeption. Wir bekommen den Zimmerschlüssel und können unser Gepäck nach oben tragen.

die Middle Beach Lodge

Es ist inzwischen halb sieben und wir sind nun über zwölf Stunden unterwegs. Meine Wünsche sind daher bescheiden: eine Dusche, ein Abendessen und schlafen gehen.  Aus dem Speisesaal im Erdgeschoss  kommen appetitliche Düfte, doch zuerst die Dusche. Als wir eine Weile später zum Essen gehen möchten, schüttelt das nette Mädchen an der Rezeption bedauern den Kopf. „Sorry, doch das Dinner begann um 18ººh, ihr seid zu spät.“ Und nun? Bekommen wir nichts mehr? „Bei uns leider nicht, aber in Tofino gibt es Restaurants die sicher noch geöffnet sind.“ In Tofino? Ich soll heute nochmal in das Auto steigen?  „Das ist doch nicht weit“ erklärt sie mir erstaunt  „nur fünf Kilometer“. Sie gibt uns einen Stadtplan mit kleinen Kreuzchen und ihren Restaurant-Empfehlungen. Da wir nach dem Cheesburger inzwischen fast am verhungern sind raffen  wir uns auf und fahren die ja wirklich kurze Strecke in den Ort.

Tofino auf Vancouver Island

Da können wir  gleich schauen, wo morgen früh um 8ººh die Abfahrt zu unserem Ausflug zur Bärenbeobachtung ist. Das Büro ist einfach zu finden und es ist auch besetzt. Katie, mit der ich schon in Spanien per Email in Kontakt war,ist anwesend. Sie ist froh, dass wir noch heute Abend kommen und die Formalitäten der  Ticketausstellung erledigen können. Wir bekommen Hinweise zu unserer Sicherheit während des Ausfluges und sie möchte wissen ob wir gesund und belastungsfähig sind oder Medikamente einnehmen. Selbst nach Allergien erkundigt sie sich gewissenhaft.  Im Anschluss müssen wir unterschreiben über alle Risiken informiert worden zu sein und über die notwendige Gesundheit  zur Bärenbeobachtung zu verfügen. In doppelter Ausführung, so ist das gleich für die Walbeobachtung am Montag auch erledigt. Nun erhalten wir unsere Tickets für beide Ausflüge und den Tipp uns warm anzuziehen.  Mit einem fröhlichen: „See you tomorrow!“ verabschieden wir uns und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Wir entscheiden uns für ein Lokal am Ortseingang und sind mit unserer Wahl sehr zufrieden. Die Kellnerin weist uns einen Tisch in einer ruhigen erholsamen Ecke zu und das Essen ist ausgezeichnet.
Satt und zufrieden kommen wir zurück ins Hotel und Tony hat noch Lust auf einen „Absacker“ zum Ende des Tages. Da das junge Mädchen an der Rezeption uns so ein gutes Restaurant empfohlen hat möchte er sie gerne auf ein Glas einladen.  „No, no thank you!“ wehrt sie leicht verlegen ab und lässt sich auch nicht von ihm überreden. So gehen wir zu zweit, jeder mit einem Glas Wein in der Hand, in den an die Bar angeschlossenen Aufenthaltsraum. Außer uns sitzt  noch ein Paar am Nebentisch. Tony kommt mit ihnen ins Gespräch und wir tauschen Reiseerfahrungen aus. Die Dame ist Deutsche aus Heidelberg und ihr Mann stammt  aus Schottland. Sie sind des öfteren hier in der Middel Beach Lodge und lieben die Natur und den um diese Jahreszeit einsamen Strand. Tony ist trotz oder wegen des langen Tages in Gesprächsstimmung, vor allem als das Gespräch auf Reisen in andere Länder außer Kanada kommt. Unsere Keniareise mit der Safari wird zum Gesprächsinhalt und die beiden bekommen unsere Safari in allen Details und Einzelheiten geschildert. Irgendwann habe ich das Gefühl ein leichtes unterdrücktes Gähnen bei unseren Gesprächspartnern wahrzunehmen. Kann das denn sein?  Wo unsere Safari doch so spannend war! Die Heidelbergerin rutscht inzwischen unruhig auf dem Sofa herum, aber wir sind ja auch schon fast fertig mit unserer begeisterten Schilderung von Afrika. Schließlich schaffen es die Beiden sich zu verabschieden und da keiner mehr zuhört gehen auch wir auf unser Zimmer. Das wurde anscheinend auch Zeit, denn kaum liegen wir in unseren Betten sind wir auch schon tief und fest eingeschlafen.

 

Kanada- eine Rundreise durch British Columbia
 

 

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Kanada- eine Rundreise durch British Columbia
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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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