Reiseberatung für individuelle Reisen

Kanadas Westküste – von den Rocky Mountains zum Pazifik mit Kleinbus und Zelt

Canadas Westküste

Von den Rocky Mountains zum Pazifik

Wann hat man das schon mal: wir haben Anfang Juli, es schneit und wir liegen im warmen Wasser eines Thermalbeckens in den Rocky Mountains. Hier in Canada ist, was das Wetter betrifft, wirklich alles möglich.

Nachdem wir jetzt schon über eine Woche in den Rockies unterwegs sind, wollten wir uns heute einen etwas ruhigeren Tag gönnen. Nachdem wir wie fast immer auf den Campingplätzen am Lagerfeuer gefrühstückt haben, fuhren wir mit unserem Kleinbus zum Moraine Lake, einem Gletschersee in der Nähe des weltberühmten Lake Louise. Die zuvor gekauften Postkarten lügen nicht – sie untertreiben eher: das Wasser des Sees erstrahlt in einem unglaublichen Türkisblau und wirkt fast wie nachkoloriert. Von dort aus sollte uns ein kürzerer Wanderweg zum nahegelegenen Constellation Lake führen. Auf einer Nachrichtentafel der Nationalparkverwaltung hieß es allerdings, der Weg sei gesperrt, da sich ein Grizzlybär in der Umgebung aufhalten würde.

Lediglich für Gruppen ab 6 Personen sei der Weg freigegeben. Glück gehabt – unsere Reisegruppe besteht aus 9 Personen inklusive Gruppenleiter. Leider ließ sich der angekündigte bzw. -gedrohte Bär nicht blicken. Oder, wie unser Gruppenleiter meinte, Gott sei Dank! Kleine Schwarzbären hatten wir schon Tage zuvor im Jasper-Nationalpark gesehen, ganz in der Nähe des Campingplatzes.

Der Weg führte uns dann hinauf zum Constellation Lake. Der See liegt ebenfalls malerisch, eingerahmt von mehreren kleinen Gletschern. Ein idealer Platz zum Picknicken: völlige Stille, gelegentlich nur unterbrochen vom Piepsen der Ground Squirrels, einer Art Murmeltiere. Dazu Sonne und der Blick auf den See – paradiesisch!

Gegen Nachmittag fuhren wir wieder zurück nach Banff. Da das Wetter so gut mitspielte, beschlossen wir, auf dem Bow River und den Vermillion Lakes paddeln zu gehen. Auch der Bow River (bekannt aus dem Monroe-Film „River of no Return“) hat eine blaugrüne Farbe wie aus dem Malkasten. Wir bestiegen unsere Zweier-Kanus, und nach einigen Koordinationsproblemen konnte es schließlich losgehen. Zunächst ging es ein Stück den Fluss hinauf, dann bogen wir in einen kleinen Seitenarm Richtung Vermillion Lakes ab. Mittlerweile war fast jede Bootsbesatzung in der Lage, ihr Kanu einigermaßen zu steuern.

Die Vermillion Lakes sind, obwohl sie so nahe an der Stadt Banff liegen, ein wahres Vogelparadies. Es finden sich dort Unmengen von wilden Canadagänsen und Reihern, und sogar einige Fischadler. Auf einem abgestorbenen Baum erspähten wir ein Adlernest und paddelten vorsichtig hin. Dann geschah das Missgeschick: zwei fotosüchtige Herren lehnten sich auf der Suche nach der idealen Kameraposition aus ihrem Boot und brachten selbiges zum Kentern. Der Rest der Gruppe leitete umgehend die Rettungsmaßnahmen ein (natürlich erst, nachdem das Unglück ausgiebig fotografisch dokumentiert wurde). Die Seen sind allerdings auch nur einen Meter tief, und irgendwie hatten es beide geistesgegenwärtig geschafft, beim Sturz ins Wasser die Fotoapparate aus dem Wasser zu halten. Da wir uns ja im kanadischen Hochsommer befinden, haben die Seen eine Badetemperatur von etwa 10 Grad, was uns dann doch veranlasste, bald zurückzupaddeln und die tropfnassen Mitreisenden zum Campingplatz mit warmer Dusche zu bringen. Die fanden das Ganze dann gar nicht mehr so schlimm – dafür, dass es ja auf dem „River of no Return“ passiert ist…

Nach dem Abendessen in einem mexikanischen Restaurant beschlossen wir dann, den Tag hier in den heißen Quellen von Banff ausklingen zu lassen. Eine goldrichtige Entscheidung, denn innerhalb kürzester Zeit schlug das Wetter um, und es wurde richtig kalt. Banff liegt gut 1800 m hoch, und da kann es schon mal im August schneien. Aber hier im Wasser ist es wohlig warm.

Angel Glaciar - Mount Edith

Angel Glaciar – Mount Edith

Für morgen ist schon wieder schönes und sonniges Wetter angesagt. Wir wollen eine längere Bergwanderung auf den Mount Edith unternehmen. Die Tour soll inklusive Rasten gut 6 Stunden dauern und wird sicherlich anstrengend. Aber die Ausblicke von den Bergen hier entschädigen für alles.

Der weitere Verlauf unserer Reise bringt uns dann weiter durch die Rockies zum Yoho-Nationalpark, einem kleinen und eher unbekannten Park, der mit seinen Gletschern, Seen und riesigen Wasserfällen aber alles bietet. Ein ausgiebiges Wanderwegenetz mit Trails aller Schwierigkeitsgrade zieht sich durch den  gesamtem Park. Dort wollen wir 3 Tage bleiben, um die schönsten Ecken zu erwandern.

Dann geht es weiter nach Vancouver Island. Dort verbringen wir einige Tage in Tofino am Pacific Rim Nationalpark. Bei einer Bootstour durch die Fjordlandschaft sehen wir Seelöwen und mit etwas Glück sogar Wale. Dort befindet sich auch der nördlichste Regenwald der Erde. Auf hölzernen Wanderstegen wandert man durch eine unwirkliche, neblige Urwaldlandschaft mit einer schier undurchdringlichen Vegetation und vielen Mammutbäumen

Der Endpunkt unserer Reise ist Vancouver. Durch die traumhafte Lage zwischen Rockies und Pazifik gilt die Stadt als eine der schönsten der Welt. Vancouver hat einiges zu bieten: ob Chinatown mit seinen unzähligen asiatischen Märkten, Gastown mit seinen urigen Kneipen oder die futuristische Downtown – hier ist immer was los. Gleich in der Nähe des Hotels liegt der riesige Stanley Park, den man beim Radfahren, Joggen oder Rollerbladen gut erkunden kann. In dieser Oase mitten in der Stadt leben Hirsche, Seelöwen und jede Menge Seevögel.

Doch bis dahin haben wir noch jede Menge Zeit. Langweilig wird es uns auf dieser

Reise sicher nicht mehr werden.

5/5 - (2 votes)

Über den Autor

Hinterlassen Sie eine Antwort

Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abgeben zu können.