Kapverden–Reise nach Brava, „die Wilde“ Insel und zum Pico de Fogo
Brava ist die abgelegenste Insel der Kapverden. Um dort hinzugelangen muss man schon ein wenig Zeit mitbringen. Ich bin mit der portugiesischen Airline TAP von Frankfurt über Lissabon nach Praia auf die größte Insel des Landes geflogen. Praia ist gleichzeitig Hauptstadt von Cabo Verde. Santiago kannte ich schon von meiner letzten Reise hierher. Es ist die afrikanischste Insel der Kapverden und nicht so leicht auf eigenen Faust zu bereisen. Ein wenig portugiesische in der Tasche hilft sich hier zurecht zu finden. Nun wollte ich nach Brava. Brava, die „Tapfere“ oder die „Wilde“ ist mit 64 qkm die kleinste bewohnte kapverdische Insel und nur mit der Fähre von Fogo aus erreichbar.
Dennoch sprechen hier mehr Menschen Englisch als auf Santiago. Das liegt vor allen am Walfang. Aus New England stammende Walfangboote waren Anfang des 20. Jahrhunderts in den Gewässern unterwegs und heuerten viele Kapverdier an, die ja traditionell vom Fischfang lebten. Daraus entstand, das viele emigrierten. Heute leben mehrere hunderttausend Kapverdier in Bosten. Ich betrat den festen Boden Bravas zum ersten Mal in Porto de Furna. Der Naturhafen bietet ist sicher nicht der sicherste, doch auch eine Menge Fischerboote ankern hier. Ich verließ den verschlafenen Hafenort mit einem Aluguer, einer Art Sammeltaxi. Die Straße findet sich in Serpentinen hinaus zum Hauptort der Insel. Vila de Nova Sintra fliegt auf 500 Höhenmeter. Der Ort ist häufig von Nebelschwaden eingehüllt, deshalb ist es hier grüner und fruchtbarer als auf anderen Inseln. Überall Blumen – es wirkt fast wie auf der Blumeninsel Madeira. Hibiskus, Bougainvillea, Mandelbäume und Jacarandas. Es ist überraschend hier, sehr schön und luftig. Fogo liegt nur 20 km entfernt und ist die heißeste, drückendste Insel der Kapverden, Bravas höchster Berg, der Fontainhas, trägt fast immer einen schattenspendenden Wolkenhut.
Einer der berühmtesten Dichter stammt von hier, ein Denkmal steht im Ortszentrum. Eugenio Tavares komponierte die Verse für die allgegenwärtigen Mornas. Eine Morna ist das kapverdische Pendant zum portugiesischen Fado. Die Musik ist sehr melancholisch. Die schon vorab in Deutschland gebuchte Unterkunft hier in Nova Sintra ist einfach, aber das wusste ich schon, da ich gute Informationen vom deutschen Kapverden Spezialisten One World Reisen mit Sinnen erhalten habe, der auch vor Ort eine Agentur betreibt. Die Zimmer in der Unterkunft sind sauber, es gibt auch ein dazu gehörendes, einfach eingerichtetes Badezimmer und einen Frühstücksraum.
Am kommenden Tag wollte ich die schönste Wanderung der Insel unternehmen. In einigen Reiseführern wird die Wanderung als spektakulär beschrieben. Diese Wanderung ist wirklich ein Genuss, man sollte dafür etwa 4 bis 5 Stunden einkalkulieren. Der Weg führt über, zum Teil recht abenteuerliche Maultierpfade, nach Faja d’Agua hinab. Auf den fast 1000 Höhenmetern bot sich mir eine einmalige Szenerie, die man unbedingt gesehen haben muss.
Unten angekommen habe ich eine Pension direkt am Meer bezogen. Die Pension besitzt nur vier Zimmer. Die Familie bereitete mir ein absolut hervorragendes Essen. Das Wetter ist hier generell, obwohl der Ort nur wenige Kilometer von Vila Nova Sintra entfernt liegt, sonnig. Wer nicht unbedingt auf einen Sandstrand wert legt, für den ist Faja d’Agua ein paradiesischer Platz zum relaxen. Ich blieb hier drei Tage und genoss die Zeit und unternahm noch ein paar kleine Spaziergänge. Mit der Familie verstand ich mich sehr gut, der Herr des Hauses spricht gutes Englisch, lebt er doch einen Teil des Jahres in Bosten. Ein Stück südlich von Faja d’Agua gibt es einen einsamen vulkanischen Sandstrand in einer Bucht. Der Weg dorthin führt entlang der spektakulären Steilküste und ist schon recht anspruchvoll. Doch die Bucht mit schwarzem Vulkansand ist wunderschön. Ich war alleine dort und träumte von Zeiten als Piratenschiffe vor Brava ankerten. Es war ein Piratennest, auch Sir Francis Drake nutzte die geschützten Buchten der Insel.
Eine Insel, die heute für unternehmungslustige Reisende als Geheimtipp gilt. Nach entspannten tagen führ ich mit der Fähre zurück nach Fogo. Dort wollte ich noch ein paar Tage den grünsten zusammenhängenden Wald der gesamten Kapverdischen Inseln kennen lernen. Ich führ von Sao Filipe über die Vulkaninsel. Ziel war der Ort Mosteiros. Diese Seite der Insel ist grün. Kaffeeplantagen, Mango- oder Drachenbäume säumen die Wege. Orangen- und Zitronenhaine, Bananen, Papayas – ich bekam richtig Appetit. In der Unterkunft bestellte ich einen Obstsalat. Der Geschmack der reifen Früchte ist viel intensiver als bei importiertem Obst, was man so in Deutschland kaufen kann.
Meine Wanderung begann in Mosteiros und führte hinauf in die Caldeira des Vulkans Pico de Fogo. Der Guide Paulo sagte mir, dass es etwa fünf Stunden dauern wird. 1200 Höhenmeter. Der Weg war wunderschön – er führte durch Plantagen, durch den Monte Velha, dem größten Wald der Kapverden und endete in der Caldeira, auf über 1700 Höhenmeter mit Blick auf den gigantischen Vulkan, den ich ja schon von meiner letzten Reise her kannte. Ich trank mir Paulo ein kaltes Bier in einem der kleinen Läden in dem Vulkandorf, ehe ich wieder mit dem wartenden Fahrer hinunter zum Inselhauptort Sao Filipe fuhr. Paulo blieb oben, er lebt mit seiner Familie schon seit Generationen hier oben in der vulkanschwarzen Landschaft.
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