Kenia, Massai und die Mara
Nur fuer Maenner
…unsere Augen mussten sich erst an die Dunkelheit unter den Baeumen gewoehnen, vom hellen, heissen kenianischen Sonnenlicht traten wir nun in das Halbdunkel der ueberwachsenen kleinen Lichtung. Hier war es wenigstens etwas kuehler. Die Maenner starrten uns an, weisse Besucher waren hier nicht an der Tagesordnung, erst recht nicht, wenn einer von ihnen eine Frau ist. Aber da Andrea keine Maasai ist, ging das in Ordnung. Ich sah mich um, versuchte etwas in dem Wirrwarr aus bekleideten und halbbekleideten Maennern zu entdecken. Die waren alle beschaeftigt und Meteme, unser kenianischer Freund, ein Maasai, klaerte uns auf: „In der Maasaitradition essen die Maenner nicht vor ihren Frauen, erst recht kein Fleisch. Ein Maasai-Mann ist ein Held und darf bei der Verrichtung seiner Beduerfnisse nicht gesehen werden…“ Ich musste schmunzeln – hier trafen sich also alle Maenner irgendwo im Busch, schlachteten eine Kuh, assen sich mit Fleisch satt und hatten demzufolge auch Ruhe vor ihren Frauen! Ich zaehlte 5 Feuerstellen, auf denen gekocht, gegrillt und gegart wurde, hier schabte einer die Haut, da zerteilte jemand Fleisch und dort spuelte jemand die Innereien aus. Das Fleisch hatten sie einfach auf Spiesse gesteckt und schraeg ueber eines der Feuer zum grillen gelehnt. Hier in der angenehmen Kuehle des Waeldchens roch es wuerzig nach Kraeutern, Rauch und gegrilltem Fleisch – langsam merkte ich meinen Hunger. Wir waren den ganzen Tag am Rande des Maasaiplateaus entlanggelaufen, hatten die unendlich weite Sicht ueber den Maasai Mara Nationalpark genossen und von Meteme so einiges gelernt – hauptsaechlich ueber Stammestraditionen und Heilpflanzen. Und hatten in regelmaessigen Abstaenden Pausen gemacht, um die herrliiche Landschaft zu bewundern – von hoch oben war das weite Land am Besten zu ueberschauen – die gelb-orangene Savanne, dazwischen vereinzelte Akazienbaeume, fast wie Tupfen auf einem grossen, gelben Tuch, gespannt ueber eine Ebene mit sanft rollenden Huegeln. Mit dem Fernglas konnten wir sogar eine kleine Elefantenherde und Wasserbueffel ausmachen, die friedlich durch die Mara zogen.
Andrea riss mich aus meinen Gedanken und deutete auf den „Fleischspiess“, den uns einer der Maenner mit einer ermunternden Geste reichte. Salz oder Pfeffer gab es hier nicht, geschweige denn irgendwelche Gewuerze ueberhaupt! Auf Maasai Art wird einfach das grosse Messer gezogen (eine Art Machete und Messermischung) und mundgerechte Stuecken abgeschnitten. Wir hockten auf dem Boden, scheuchten die bettelnden Hunde fort und genossen echtes „Bio-Fleisch“ vom „Maasaibauern“. Andrea und ich grinsten uns gegenseitig an – haetten nicht gedacht, dass wir durch so einen Zufall hierhergeraten wuerden!
Unser urspruengliches Ziel war eigentlich nur der Maasai Mara Nationalpark gewesen, jedoch war uns mit 40 USD pro Person und Tag der Eintritt zu teuer. Wir waren spaet abends in dieser herrlichen Gegend angekommen, hatten jedoch kein einziges Camp gefunden. Verzweifelt hatten wir in einer katholischen Mission in Lolgorien um einen Platz fuer unseren Wagen gebeten und so Vater Selem Po getroffen, einen katholischen Maasai-Priester, mit dem wir uns sogleich nett verstanden. Und da ein maechtiger Sturm aufgezogen war, lud er uns sogar zu sich in’s Haus ein. Alles in Allem waren wir letzten Endes eine gute Woche geblieben, Andrea hatte mit gekocht und ich war desoefteren mit Meteme, dem Angestellten, unterwegs, Holz im Wald schlagen und sonstige Besorgungen erledigen. Wir lernten viel ueber Maasaikultur und selbst auf dem Markt kannte man uns schon. Wir stellten auch fest, dass man, um die meisten Tiere zu sehen, gar nicht in den Nationalpark fahren muss, Zebras und Giraffen rennen munter auf der Strasse umher und sogar Bueffel, Impalas und andere Antilopen sieht man sehr oft ausserhalb der ungezaeunten Nationalparkgrenzen. Vater Selempo war ueblicherweise mit Bibelstudium und predigen beschaeftigt, er meinte, er haette immer viel zu tun, seine „Schafe“ auf dem rechten Wege zu halten. Dafuer bekam er als Spenden kaum Geld fuer die Kirche, sondern eher lebende Huehner, Schafe und Ziegen oder Koerner. Auch hier hatten Andrea und ich wieder grinsen muessen – es fiel uns wieder ein, dass wir ja schliesslich in Afrika waren, da geht so etwas!
Leider traf uns auch hier wieder das Los des Reisenden – der Abschied. Da wir schon noch einige Laender vor uns hatten, hiess es Lebewohl sagen und gen Nairobi weiterfahren. Zu unseren Ehren hatte Vater Selem Po eine Ziege schlachten lassen und mit gutem kenianischen Bier stiessen wir auf seine und unsere Goetter an und liessen uns das Ziegenfleisch mit Ugali (Maisbrei) und Rape (eine Art afrikanischer Spinat) schmecken. Unsere letzte Nacht in der Mara Region verbrachten wir inmitten einer Gnuherde ausserhalb des Nationalparkes – es war ein einmaliges Gefuehl, wenn man im dunkeln sitzt oder liegt und dem gemaechlichen Grunzen und „Bloeken“ der Gnus zuhoerte. Und nach einer ruhigen Nacht lief fruehs im Sonnenaufgang dann ein Elefant friedlich an uns vorbei, er war wohl auf dem Weg zu einem Wasserloch. Wir streckten uns, genossen den fruehen, afrikanischen Morgen und freuten uns, frei zu sein und das naechste Abenteuer zu erleben.
Wir haben eine Kenia Safari mit
http://www.papamusilisafaris.eu gemacht und sind absolute Kenia Fans geworden.
LG, Inge