Luxusreise durch Südafrika – Singita, Cape Grace und Pezula
Mein erster Reise-Blog
von Stefan, Tag 1
Kennen Sie das auch? Viel zu viel Arbeit, keine Zeit, den Urlaub abzubauen – und wenn dann Zeit für Urlaub wäre, dann fährt keiner mit. Entweder weil sie schon Kinder haben oder weil deren Urlaub schon aufgebraucht ist. Sie, die Freunde von früher oder Arbeitskollegen von heute.
Wenn Urlaub, dann richtig – mit Erfolgsgarantie, dachte ich mir und – Südafrika sollte es diesmal sein.
Im Internet hatte ich Jacana Tours in München gefunden, ein Reiseveranstalter, der sich auf Afrika spezialisiert hat und gleich eine Reihe guter Tips auf Lager hatte. Der Jüngste bin ich mit 40 auch nicht mehr und das Jugendherbergsgefühl muss auch nicht mehr sein. Kurzum, es darf auch mal etwas mit mehreren Sternen sein. Und weil halbe Sachen auch nicht mein Ding sind, darf es auch ein Angebot aus der Luxusklasse sein. So oder ähnlich war meine Aufgabenstellung an den Reiseveranstalter:
Heraus kam ein Routenvorschlag von Jacana mit etwas von allem, was Südafrika zu bieten hat: Ein Teil „Wildlife“, angrenzend an den Krueger National Park, ein Teil „Cape Town“ und ein Teil „Garden Route / Western Cape“ mit Wine Tasting. Und wie der Zufall so will, findet sich eine Gruppe von Reisenden, die ohnehin diese Reise in Kuerze antreten wollte. Soll mir recht sein – ich habe mich kurzerhand angeschlossen. Kim, Meike, Verena, Gudrun und Natalia. Luxus in Südafrika scheint eine Sache der Frauen zu sein – ich habe mich als Shopping Berater und Tütenträger zur Verfügung gestellt. Und weil alle im Laufe der Reise etwas „zu Papier“ bringen, Tagebuch, Ipod und Blackberrys eingeschlossen, will ich mich mal an dem neuen „Format“ Blogging versuchen.
Flug von München nach Johannesburg:
Der Flug ist weniger gefüllt als befürchtet und auch der Sitzabstand scheint mir bei SAA großzügiger bemessen zu sein als bei anderen – wichtig bei einer Körpergröße von 1,90m. Das Essen ist ordentlich, drei Menüs zur Auswahl, aber das wird zur Nebensache. Ich frage nach etwas Höherprozentigem und bekomme „Amarula“ gereicht – und schon ist das Gespräch in der ganzen Sitzreihe im Gange: Von „schmeckt wie Baileys“ bis „das wird aus den Früchten gemacht, die die Elefanten leicht vergoren am liebsten essen“. Mir schmeckt es und beim Einschlafen hilft es auch.
Weiterreise nach Singita Sabi Sand :
Angekommen in Jo’burg, und alles war vorbereitet: Namentlicher Empfang am Flughafen und Weiterleitung sowie Bustransfer an den lokalen Carrier FederalAir – ein Erlebnis für sich: Eine zweimotorige Propellermaschine, dessen Fabrikat mir gänzlich unbekannt war. Dafür ist der Pilot um so ansehnlicher, von dem die mitreisenden Damen bis in den Abend hinein schwärmen. Eine Stunde Flug und die Wolkendecke reißt unter uns auf, um auf einer kleinen, lodge-eigenen Landebahn aufzusetzen (siehe Bild). Uns wurde nach Öffnen der Flugzeugluke vom Lodgepersonal ein herzlicher afrikanischer Empfang bereitet, allen voran von dem Ranger, der uns in den folgenden Tagen durch den Park geleiten wird. Weiterfahrt im 8-sitzigen offenen Range Rover zur Singita Ebony Lodge.
Anschließend folgt die Kennlernrunde mit der Lodge-Managerin Vanessa und dem GM Jason sowie die Villenverteilung. Die Ebony Lodge verfügt über 12 Zimmer und laesst kurzgesagt keinen Wunsch offen – Details der Ausstattung kann auf der entsprechenden Internetseite nachgelesen werden. Ich fühlte mich zurückversetzt in „Zurück nach Afrika, dh in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts und ich fühlte mich sofort „zu Hause“. Klingt kitschig, ist aber so. Die Farben und Formen der Einrichtung und die Aussicht auf den Flusslauf beginnen sofort beruhigend zu wirken. Alles Weitere morgen.
The Big Five at Singita – Tag zwei und drei
Eine kurze Verschnaufpause und schon geht es los zum „Game Drive“ – dem ersten von vier geplanten Ausfahrten mit dem Land Rover, um die großen und kleinen Tiere Südafrikas zu observieren. Die Land Rover der Lodge sind mit speziellen Aufbauten versehen, um sechs Besucher in drei Reihen aufzunehmen, nebst Ranger / Fahrer plus Fährtenleser, der auf einem Extrasitz auf dem linken Kotflügel Platz nehmen darf – natürlich – denn nur von dort hat er einen freien Blick auf die frischen Spuren. Das Gefährt wird in der Tierwelt, so lernen wir, akzeptiert. Elefanten, Löwen, Nashörner und all die Anderen – eigentlich ignorieren sie schlichtweg das Fahrzeug und ihre Insassen hartnäckig- es scheint uns fast irreal, als die ersten Löwen in zwei Meter Abstand am Jeep vorbei schleichen, ohne ihn oder uns auch nur eines Blickes zu würdigen. Nur aussteigen sollte man in dieser Minute gerade nicht. Denn der Mensch neben dem Auto würde wieder ins visuelle Beuteschema passen …
Aber zurück zur ersten Tour: Wenn man wie ich als Novize in Afrika aufschlägt, hat man eher Sielmann-Filme mit riesigen Tierherden im Kopf – die Wahrheit sieht, selbst hier in der tierreichsten Gegend von Südafrika, auf den ersten Blick etwas ruhiger aus. Es ist schon ein Aufwand, den Tieren und ihren Fährten nachzuspüren, um sie dann, dank geschultem und orts- bzw. sachkundigem Personal, doch zu Gesicht zu bekommen. Haben zu Beginn der Tour der Anblick von verschiedenen Antilopenarten bereits die Fotoapparate warmlaufen lassen, so musste am Ende der Leopard schon seinen Nachwuchs mit ins Bild tragen … Klingt überheblich und soll es aus rhetorischen Gründen auch sein: Denn in zwei Tagen „The Big Five“ vor die Kamera zu bekommen, gelingt wohl nur an wenigen Plätzen oder / und nur wenigen Führern. Wir wurden also verwöhnt von der Tierwelt in Singita. Aber nicht nur von den Tieren: Die Lodges, denn eigentlich sind es drei (Ebony, Boulders und Castleton Camp) beschäftigen etwa dreimal so viele Angestellte, wie Gäste beherbergt werden. Es sind dann die vielen, vielen Kleinigkeiten und Annehmlichkeiten, die letztlich solch eine Unterkunft wohltuend von einem Ketten 5-Sterne Hotel abheben. Wenn der GM zweimal die Woche zum Braai (einem südafrikanischem Barbecue) lädt, der Sommelier die max 20 Lodge-Gäste bei der Weinauswahl einzeln und fachkundig berät und die Ranger abends am Tisch ihrer Gruppen Platz nehmen, um das gemeinsam Erlebte zu verarbeiten – dann ist das vielleicht so exklusiv wie ein „Captain’s Dinner“ auf hoher See – nur ohne die anderen 2000 Passagiere. Oder in Zahlen ausgedrückt, die ich mir besorgt habe: 18.000 ha bei max. 60 Gästen, das sind 3000 ha pro Gast – genug Platz für „mich“ und die Tiere.
Exklusivität, so wie ich sie bei Singita erleben durfte: Eine Lounge, die bei offenem Kaminfeuer bereits bei der Ankunft eine Ruhe vermittelt, dass man bedauert, nicht länger gebucht zu haben, und bereits ahnend, dass man sich nicht die Zeit nehmen wird, diese angemessen zu genießen. Die Lounge ist Sammelpunkt und Mittelpunkt der Gäste und Ranger. Sie geht offen über in die Bar und das Restaurant, gibt aber jederzeit den Blick frei auf den Flusslauf, etwa 30 m unterhalb der Terrasse. Wer auch beim Kaffee, High Tee oder Dinner achtsam bleibt, wird also kein Tier verpassen. Gleiches gilt für die einzelnen Lodges, die von fast jedem Punkt in den Zimmern über Glasfronten den Blick in die Natur ermöglichen – egal ob ich im Pool oder in der Badewanne liege oder in der Dusche stehe. Einmalig: die zweite offene Dusche auf der Terrasse mit freiem Blick in das Flusstal. Mag sein, dass einzelne Affen zur Begrüßung vorbeikommen. Warum die nur so kichern, wenn ich als „weißer europäischer Hai“ unter südafrikanischer Sonne duschen will ?
Gebaut unter Verwendung der typischen lokalen Baumaterialien und in Anlehnung an die südafrikanische Bauweise: Strohdach, runde Formen, ein offener Kamin zentral im Raum platziert, gepaart mit 5-Sterne Ansprüchen, angefangen von Bettwäsche aus ägyptischen Leinen bis hin zum eigenen Pool. Die Inneneinrichtung finde ich fast etwas afrikanisch verspielt, die benachbarte Boulders Lodge präsentiert ihre Zimmer in einem „Club-Stil“, die mich mich noch mehr ansprochen hätten. Aber das ist wohl Geschmackssache und eine feine Diskussion auf höchstem Niveau.
Wine Tasting in der Boulders Lodge
Dass Südafrika ausgezeichnete Weine zu bieten hat, war mir vorher bekannt. Nicht erwartet hätte ich einen Weinkeller dieser Güte in der Mitte einer Park- und Lodgeanlage. So war am Vorabend des zweiten Tages Zeit und Gelegenheit, in den Kellergewölben der benachbarten Boulders Lodge Platz zu nehmen bei vielen Kerzen, noch mehr Weingläsern und beliebig viel Weinflaschen um uns herum. Einzelheiten des Erlebten wiederzugeben würde zu weit führen. Zumal ich dann Gefahr laufe, mich als Wein-Unkundiger „outen“ zu müssen. Aber mit etwas Neugierde wird eine Weinprobe zum Erlebnis, erst recht dort, mitten im „Nirgendwo“: Der Sommelier öffnet eine neue Flasche, erklärt Lage, Herkunft und Charakteristika des Weines. Dann bekommt jeder ein Glas gereicht; Schnuppert, schaukelt den Wein herum, probiert mal einen kleinen Schluck und schaut wissend in die Runde – und tatsächlich, der Wein schmeckt auch genauso wie vom Sommelier beschrieben. Ein Hauch von Apfel oder Pfeffer, oder fruchtig in Richtung Brombeere, auf der Zunge leicht trocken – andere eher pelzig und im Abgang rund oder einfach nicht mehr vorhanden. Weinprobengemauschel „unter Kennern“ eben.
„The Big Five“: Löwe, Elefant, Nashorn, Leopard und Büffel – der Begriff käme aus der Jägersprache und umschreibt die fünf „begehrtesten Jagdtrophäen“. Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei und den Tieren wird zumindest in den Nationalparks der notwendige Platz und Schutz eingeräumt, so dass auch folgende Genrationen noch die Tiere erleben können.
Angehängt habe ich einige „Beweisfotos“ – nicht perfekt, aber mehr gibt die Kamera oder der Fotograph nicht her …
morgen mehr von der Weiterreise nach Kapstadt und dem Cape Grace …
Ein kurzer Einschub der Vollständigkeit halber: Eine Regenfront am vierten Tag zwang uns zu einer kurzfristigen Planänderung. Wegen der Gewitter konnten die kleinen Zubringerflugzeuge nach Jo’burg nicht mehr starten, so daß wir auf einen Kleinbus ausweichen mussten. Singita hat alles organisiert. Die Fahrt nach Jo’burg und der Weiterflug nach Kapstadt kostete allerdings den ganzen Tag. Kapstadt hat uns aber mit 25° und Sonne empfangen. Noch herzlicher war der Empfang der Mitarbeiter von Cape Grace, die uns am Flughafen abholten: Waterfront bei Sonnenuntergang – sehr schön. Einchecken und Eintragen im Gästebuch: Zwei Seiten weiter vorne im Gästebuch stand eine gewisse Frau Clinton – war sie nicht durch einen Songtext bekannt geworden – „Stand by your man“ oder so ähnlich.
Nach langer Fahrt früh zu Bett, kleines Dinner auf dem Zimmer mit Blick auf den nächtlichen Yachthafen der Waterfront.
A perfect day at Cape Grace – Tag fünf und sechs
Mal unabhängig vom Land, wie stellen Sie sich einen absolut perfekten Urlaubstag vor? Ohne wenn und aber und ohne jeden Makel. Vielleicht gelingt es mir, einen solchen Tag zu beschreiben, den ich gestern erleben durfte.
Ich wache auf in einem geschmackvoll exklusiven Zimmer, öffne die Vorhänge und blicke auf den Yachthafen an der Waterfront, blaues Wasser, eine Robbe, die im Wasser herumalbert, weiße Yachten, blauer Himmel und der Tafelberg im Hintergrund. Zum Frühstück trifft sich die Gruppe im Wintergarten mit Blick auf Waterfront und Poolanlage und eigentlich weiß ich kaum, wohin ich zuerst schauen soll. Frühstück vom Müslibuffet oder a la carte: Letzteres heißt, alles wird frisch zubereitet. Ein großes Plus, wenn ich an die Rühreier in manch anderem Hotel denke, die schon einige Stunden der Warmhaltung hinter sich haben. Frühstück ist im Preis mit drin – jetzt könnte ich die Karte rauf und runter bestellen, aber die Gruppe drängt – der nächste Top-Act wartet:
Helikopterflug um den Tafelberg
Vom Cape Grace perfekt organisiert: Eines der Hotelfahrzeuge wartet schon, nebst Fahrer, der tatsächlich Mortimer heißt und uns auch entsprechend formvollendet auf die weite Reise zum Hangar geleitet: 5 Minuten später sind wir da, auf der östlichen Seite der Waterfront. Kurze Einweisung vor dem Flug, umschnallen der Rettungsweste und Sitzaufteilung: Mit 1,90 m darf ich auf den Beifahrersitz und bekomme die Sondereinweisung, während des Fluges die Pedalen vor mir nicht zu betreten. Ach nee! Vielleicht hat man mir angesehen, dass ich noch in keinem Helikopter saß. Ohrenschützer auf, Mikrofonprobe mit allen und los geht’s. Es fliegt sich in einem Helikopter viel ruhiger als ich dachte. Waterfront, das neue, fast fertige Fußballstadion für die WM und über die Innenstadt weiter zum Tafelberg und dann rechts rum – das heißt gegen den Uhrzeigersinn. Lion’s Head, die Clifton Beaches bis hoch nach Hout Bay, dann hinter den 12 Apostel wieder zurück zum Ausgangspunkt über den Botanischen Garten, die University of Cape Town und die Villen bei Kirstenbosch. Welch ein Gewitter von Bildern und Eindrücken von oben: Mir blieb nicht mal Zeit, über meine Flugängste (in kleinen Maschinen) nachzudenken. Die Kameras sind heiß gelaufen und die Nacharbeit der Fotos wird Stunden in Anspruch nehmen – im Gegensatz zu den 20 Minuten Flug. Genial.
Mortimer wartet schon und fährt uns weiter zur Gondelbahn, rauf auf den Tafelberg. Die Tickets waren vom Hotel vorgebucht, das spart das Anstehen. Mit über 1000 m Höhe ist der Tafelberg die gottgegebene Aussichtsplattform über Kapstadt und jetzt, bei optimaler Sicht, wollen alle hinauf – Touristen und Einheimische. Die Aussicht von oben ist, wie zu erwarten, überwältigend in drei Himmelrichtungen – nach Norden auf Down Town, nach Westen auf Camps Bay und nach Osten in Richtung Kirstenbosch. (Bilder sagen hier mehr als viele Worte). Der Tafelberg ist gut besucht und dennoch scheint mir alles sehr sauber: Mag daran liegen, daß der Gondelfahrer kurz vor Ankunft etwas von 1000 Euro (oder waren es Rand?) Strafe fürs „Littering“ erwähnte.
Viele machen den Rückweg zu Fuß, wir nehmen wieder die Gondel, denn das nächste Highlight und Mortimer warten schon. Mortimer lässt uns am Bo Kaap, auch mal malaysisches Viertel genannt, raus und wir gehen zu Fuß weiter zum Greenmarket Square – lustiges Treiben mit Flohmarkt, eingerahmt von Cafés, weiter durch Company Gardens am Parlament und einigen Museen vorbei, und über die Long Street, der Einkaufs- und Kneipenstraße von Kapstadt, zurück zum Cape Grace.
Die Damen der Gruppe hatten je einen Termin im Spa des Hotels gebucht. Und ich habe mich überreden lassen, es auch zu versuchen – sonst kann ich ja schlecht in diesem Blog darüber berichten. Ich gestehe, ich hatte bestenfalls eine diffuse Vorstellung davon, wie eine Spa-Behandlung abläuft. Ich gestehe weiterhin, ich habe am Empfang den Routinier gemiemt. Nur in der Umkleide fragte ich mich schon, was man (Mann) eigentlich drunter zieht unter den Spa-Mantel, wenn man zum Behandlungsraum schreitet. Und wie geht’s dann weiter ? Der Spa-Mantel ist formschön im japanischen Stil, aber auch ebenso lang oder kurz sollte ich besser sagen. Ich entscheide mich für die sportliche Variante mit Handtuch um die Hüften und nix drunter und den Spa-Mantel locker drüber und schleiche zum zugewiesenen Behandlungsraum.
Boxers on or Boxers off, it doesn’t matter, meint Ilse, meine südafrikanische Therapeutin mit deutschem Namen. Nun ja, die Wahl hatte ich eigentlich eh nicht mehr. Ilse erklärt die verwendeten Mittel der brandaktuellen Behandlung „Skin Sphere Spice Journey“, doch gibt mein Englisch nicht alle Fachbegriffe her. Technisch gesagt, wurden vier Mittel in Schichten aufgetragen und einmassiert, anschließend 10 Minuten Sauna oder Dampfbad und abschließend eine Full Body Massage. Man(n) fühlt sich danach wie neu geboren. Und ich darf der Männerwelt sagen: Ihr wisst gar nicht, was ihr verpasst!
Whisky-Tasting auf der „Spirit of the Cape“
Wo findet man die größte Whisky-Auswahl der südlichen Hemisphäre? Klar, auch im Cape Grace – sonst würde ich es ja kaum erwähnen. Auch selbstredend, dass diese getestet werden muß. Nicht selbstredend, daß man sich hierfür auf der hoteleigenen Yacht „Spirit of the Cape“ einfindet. Kurze Begrüßung durch den Skipper, Schuhe aus und rauf aufs Vorderdeck. Zu Sechst auf einer 18m Motoryacht, kein alltägliches Vergnügen. Dann noch allein unter Frauen – und wer die Waterfront kennt, weiß, dass zwei Fußgänger-Zugbrücken geöffnet werden müssen, bevor die Yachten in offene See stechen können. Ich glaube, wir haben schon einige neidische Blicke auf uns gezogen. Zu Recht. Der Whisky Sommelier gibt uns eine kurze Einführung zur Herstellung und Lagerung von Whisky. Es scheint eine Wissenschaft für sich zu sein – ich habe mitgenommen: Je älter, desto besser. Der Rest ist Geschmackssache – von Kakaoaromen, zu denen Schokolade gereicht wurde, über milde Blends bis hin zu rauchig-herben Geschmacksrichtungen, zu denen Lachs eine besondere Note entwickelte. Später erklären mir meine Mitreisenden, dass man an den Whiskyproben eigentlich nur nippt (wie bei einer Weinprobe). Zu spät, aber ich war nicht der Einzige, der gut gelaunt von Bord ging.
Eine Stunde Pause – und was wäre ein perfekter Tag ohne ein perfektes Dinner im Hotelrestaurant Signal. Ich wähle das Tasting Menu – fünf Gänge mit fünf Weinen, in denen sich die vielen verschieden kulinarischen Einflüsse Südafrikas widerspiegeln: Jakobsmuscheln auf Bohnenpürree, Curry Kokosnusssuppe mit Kresse, Pflaumensorbet, Kaninchenpastete, Rinderfilet mit Gorgonzola-Strudel und Creme Brulée mit Bananeneis – hierzu die wahrhaft passenden südafrikanischen Weine, wiederum ausgiebig erklär,t warum welcher Wein hierzu passt. Wir bitten im Anschluss die Küchenchefin, uns das Menü zu signieren – ja richtig gelesen, sie ist eine der wenigen Vertreterinnen ihrer Zunft.
Was darf es noch sein, um einen perfekten Tag abzurunden: Ein kleiner Abschlusscocktail bei lauen 20°C mit Blick auf den Yachthafen in der Bascule Bar.
Wie lässt sich ein solcher Tag noch toppen? Gar nicht. Man kann nur versuchen, mit einem ruhigeren Folgetag die Erinnerung daran zu konservieren. Sich Zeit nehmen für das Frühstück zum Beispiel und die vielen Annehmlichkeiten und Aufmerksamkeiten genießen. Ein Beispiel: Ich bestelle Cappuccino zum Frühstück – wenig später erscheinen zwei Mitarbeiter der Küche und fragen, ob sie mir zeigen dürften, wie Sie den Cappuccino zubereiten. Also gut: Der Espresso ist vorbereitet in der Tasse, die Milch aufgeschäumt in einem Gefäß, wovon der oberste Teil abdekantiert wird – es hätte sich ja eine Milchhaut bilden können. Der Milchschaum wird dann so grazil auf den Kaffee geträufelt, dass zu oberst ein tannenbaumähnliches Bild entsteht – eigentlich viel zu schade zum Trinken. Kreative Ideen von engagierten Mitarbeitern, die mehr machen, als nur ihren Job. In einem Gespräch erfahre ich, dass die Mitarbeiter im Cape Grace viel länger bleiben als in der Branche üblich – sie seien angekommen in ihrer Wunschposition !! Wer kann das von sich sagen.
Das Programm an diesem Folgetag ist bewusst knapp gehalten, so dass Zeit zum Shoppen an der Waterfront bleibt. Der Halbtagesausflug führt uns rund um Kapstadt: Die Pinguinkolonie bei Boulder’s Beach, die Clifton Beaches und ein Überraschungsbesuch bei einem Künstler in Hout Bay – Paul du Toit, der u.a. auf Grund der modellierten Hände von Nelson Mandela bekannt wurde. (Sie wurden zuletzt für 3,5 Mio Dollar gehandelt) Wie kommt man auf solche Programmpunkte? Das Cape Grace bedient sich der Dienste einer ortsansässigen Lady mit gutem Netzwerk, die weit über das Normale hinaus gehen, was ein Concierge im Hotel bieten kann… Kunst, Kultur oder auch nur Shopping-Beratung – alles auf Stundenbasis, wodurch Unabhängigkeit gewährleistet sein dürfte.
Es würde wieder zu weit führen, die weiteren Restaurants im Detail zu beschreiben, die wir in Kapstadt und Südafrika erkunden durften. Die Küchen war in jedem Fall exzellent. Wobei es nicht das eine kapstädtische Gericht gibt, sondern die Verschmelzung der verschiedenen Einflüsse den Reiz ausmacht: die indisch-malaysische Richtung, die Fleischqualitäten aus heimischer Aufzucht (Rind, Strauss) oder Seafood frisch vom Fish market. Und alles zu Preisen, die auch im Luxussegment bei nur ca. 50 % von Frankfurt liegen.
Morgen mehr von der Weiterreise nach Knysna und dem Pezula Resort Hotel ..
Hospitality and leisure at its high end – Luxustage im Pezula Resort
– Tag sieben und acht
Von Kapstadt bis Knysna fährt man bei direkter Verbindung fünf Stunden auf gut ausgebauten Straßen, vorbei an Farmlandschaften von beeindruckender Größe, mit Hügellandschaften auf der linken Seite und ab George mit Meeresblick auf der rechten Seite. Die Garden Route ginge etwa 200 km östlich von Kapstadt bis hinauf nach Port Elisabeth, so lese ich, ihr Herz schlägt aber in Knysna und Umgebung.
Erneut perfekt organisiert, wurde die Gruppe von einem der Pezula Chauffeure bereits in Kapstadt abgeholt – Lunch-bag inklusive. Der Empfang im Hotel war wieder so herzlich und gleichzeitig professionell, dass mir dies schon als typisch südafrikanische Eigenschaft erscheint. Eine Mischung, die ich so in reinen Business Hotels noch nicht erlebt habe. Angetan bin ich erstmal von der Inneneinrichtung des Hotels, sowohl von der Lobby als auch vom Restaurantbereich, aber noch mehr von den Zimmern/Suiten. Modern, exklusiv, mit Fokus auf bestimmte Ausstattungselemente: Offener Kamin mit Sandsteinverkleidung, davor eine Sitzgruppe mit einem Long Chair. Es fällt mir schwer, dieses gelungene Design so zu beschreiben, wie es ihm gebührt. Nur soviel: Ich habe reichlich Fotos gemacht, schließlich bin ich gerade an der Neugestaltung meines Wohn- und Arbeitszimmers … Hier empfehle ich wirklich die Fotos auf der Hotelwebsite.
Das Resort ist etwas außerhalb von Knysna auf einem Bergrücken gelegen, so dass die Aussicht auf die Lagune von Knysna ebenso genossen werden kann, wie der rückwärtige Blick über die mit lokaler Fynbos Flora bewachsenen Hänge bis hin zum Meer, Luftlinie vielleicht 2 km entfernt. Dazwischen liegt, neben einigen wenigen Häusern, ein Golfplatz der Extraklasse, umgeben von Natur und zum Teil mit Blick aufs Meer. Ich habe zwar nicht gespielt, aber wenn sich ein sehr bekannter schweizer Tennisspieler mit Golf-Ambitionen hier ein Anwesen gekauft hat, dann wird der Platz sicher etwas besonderes sein.
Die Damen der Gruppe gehen an diesem Nachmittag ausreiten, auf südafrikanischen Kap-Pferden, die nach ihrer Fast-Ausrottung in den Buren-Kriegen aktuell wieder nachgezüchtet werden. Pezula hat einen der Züchter mitsamt Pferden für sich gewinnen und zur Weiterführung der Zucht auf dem Pezula-Gelände bewegen können. Ich kann nur berichten, die Damen waren hingerissen von Pferden, Züchter und Landschaft.
Am Vorabend steht nochmals Spa auf dem Programm. Natürlich nicht in irgendeinem, sondern im „Best Spa of Africa“. Ich habe die Rücken- und Nackenbehandlung gebucht und ermahne mich selbst, bei der Behandlung vor Wohlbehagen nicht einzuschlafen. Es kommt aber etwas anders: Meine Therapeutin sucht und findet all die von der Reise und dem langen Sitzen verspannten Stellen und „renkt“ sie wieder ein. Wie beschreibe ich das Gefühl, wenn man danach aufsteht und die kleinen Zipperlein wie weggeblasen sind. Sehr professionell ! Vollkommen entspannen darf ich dann eingewickelt in Tüchern und Decken auf einem der drei Wasserbetten mit integrierten Massagedüsen. Zugegeben, hier musste ich dann schon geweckt werden. Mehr braucht es zur Entspannung nicht, aber es gibt noch vieles zu entdecken. Neben Indoorpool sowie Dampf- und Trockensauna gefallen mir besonders die Regenduschen in/aus 4 m Höhe.
Bleibt noch als krönender Abschluss des Tages das Dinner im vielfach ausgezeichneten Restaurant Zachary’s hervorzuheben, mit Fisch und Austern aus der Umgebung von Knysna. Aber ich merke nun, mir gehen langsam die Premiumattribute aus.
Der letzte Tag ist nochmal ganz der Entspannung und Erholung gewidmet. Spät aufstehen und lange frühstücken – bei Sonne und Blick auf die Lagune von Knysna. Anschließend lassen wir uns von einem Shuttle in die unberührten Teile des Resorts fahren, treffen dort einen Wanderführer, der uns auf einen einstündigen Mittags-Hike durch die renaturierten Wälder des Resorts begleitet und hierbei ausgesprochen fachkundig Flora und Fauna erklärt. Am Ende des Weges warten vier Kanus auf uns, mit denen wir die letzten Kilometer zu einer versteckten Meeresbucht zurücklegen, in der nur sehr vereinzelt Besucher zu finden sind (siehe Bilder). Etwas oberhalb der Bucht liegen die Pezula Private Castles. Ursprünglich als Villenhäuser reicher Rhodesier im 19. Jahrhundert errichtet, hat Pezula einige dieser Häuser vor kurzem saniert. Wir durften diese besichtigen – sie werden inklusive Koch, Chauffeur und Butler nur als ganzes Paket vermietet. Die Gebäude, die Einrichtung, die Außenanlagen und schließlich der Blick – High End, den ich kaum in Worten wiedergeben kann. Vielleicht geben die Bilder etwas besser Auskunft. Nelson Mandela war übrigens der erste Gast.
So bleibt mir zum Ende des Tages nur noch von unserer abschließenden Boma inmitten der Natur zu berichten. Südafrikanisches Barbecue mit den besten Zutaten frisch vom Grill sowie Gemüse aus den Schmortöpfen, die im Feuer heiß gehalten werden. Ein in jeder Hinsicht würdiger Ausklang unser Luxus-Gruppenreise.
Der Folgetag ist leider schon der Abreise gewidmet. Vormittags bleibt noch Zeit, ein wenig durch die Waterfront in Knynsa zu bummeln. Sicher kein Vergleich zu Kapstadt, aber es entwickelt sich – und bis zur Fußball-WM nächstes Jahr hat man noch große Pläne. Schließlich werden drei oder vier Teams in der Region um Knysna untergebracht werden – eines auch im Pezula. Welches Team dies sein wird, entscheidet sich spätestens bei der Gruppenauslosung zur WM – die Warteliste welches Nationalteam ins Pezula darf, steht aber bereits.
Zum Ende der Reise und nach so vielen Eindrücken und Annehmlichkeiten in kürzester Zeit frage ich mich schon, welches nun das Beste unter diesen Top Resorts / Hotels gewesen ist, die uns Jacana Tours empfohlen hatte: Beantworten kann ich es nicht. Jedes der besuchten Hotels hat Auszeichnungen verdientermaßen erhalten und zeichnet sich seinerseits durch exklusive Eigenheiten aus: Singita durch die Game Drives auf Privatland im tierreichsten Gebiet Südafrikas mit Top Essen und Weinen, das Cape Grace mit origineller Einrichtung und optimaler Lage in Kapstadt und Pezula durch die Weite des Naturareals (1000 Hektar!) und das legere Lifestyle-Feeling mit Meer- und Lagunenblick. Ich wollte keines der drei missen. Ebenso wenig wie den perfekten Service und das exzellente Essen. Im Gegenteil, eigentlich steigert sich sogar noch das Erlebte durch die unterschiedlichen Facetten der Hotels, gerade in dieser Reihenfolge, wie wir sie erleben durften. Ich kann nur empfehlen, sich für solch maßgeschneiderte Luxusreisen an Jacana Tours zu wenden – die Geschäftsführerin und ihr Team kennen sich sehr gut aus vor Ort. Das Pezula steht nicht einmal in meinem Reiseführer. Von allein wäre ich nie darauf gekommen. Meine Last Minute Flugbuchung wurde innerhalb von kürzester Zeit realisiert.
Ein Wort zum Thema „Sustainability“
Daß Nachhaltigkeit ein Thema in den südafrikanischen Regionen und Hotels ist, die wir besucht haben, steht außer Frage. Nachhaltigkeit kann man auch im Sinne von wirtschaftlicher Nachhaltigkeit verstehen: Singita engagiert sich hier zum Beispiel beim Aufbau der angrenzenden Communities, jenen jungen Städten, die in letzten Jahren mit staatlicher Unterstützung entstanden sind. Die meisten Arbeitskräfte stammen aus diesen Ortschaften.
Nachhaltigkeit bei Pezula heißt unter anderem, die enormen Flächen, die das Resort umfaßt, zu renaturieren, ortsfremde, wasserintensive Vegetation wie Eukalyptus und Nadelhölzer zu entfernen und die heimische Fynbos- Flora wieder wachsen zu lassen. Einige Tiere und insbesondere zahlreiche Vögel sind wieder zurückgekehrt.
Einzig verwunderlich für mich: Ich habe in ganz Südafrika keine einzige Photovoltaik – oder solarthermische Anlage auf den Häuserdächern oder daneben gesehen. Scheinbar leisten nur wir uns diesen Luxus in Deutschland. Vielleicht sollten wir vermehrt dort investieren, wo es sich dank viel Sonne auch wirklich lohnt.
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