Reiseberatung für individuelle Reisen

Volubilis, die römische Ruinenstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe

Donnerstag

die römische Ruinenstadt Volubilis

Ich höre es schon beim Aufwachen, es plätschert auf das Dach des Patios. Regen! Strömender Regen! So ein Pech, wir wollten doch heute nach Volubilis, die einstige Römerstadt.  Hoffentlich kommt noch Sonnenschein!
Beim Frühstück halten wir Kriegsrat. „Also im Südschwarzwald haben wir auch schöne römische Ruinen, bei deinem nächsten Besuch müssen wir da unbedingt  hin“ erklärt mir Gudrun. „Hihihi“ meint Gabi dazu, doch beide möchten lieber einen Ruhetag einlegen, anstatt bei diesem Wetter über alte römische Steine stolpern. „Ich habe noch zu lesen, das Buch ist gerade super spannend“ erklären beide fast gleichzeitig.
Kein Problem, Edith möchte genau wie ich diese Ruinen besuchen und so fahren wir eben zu zweit. Mit einem Schirm bewaffnet treten wir vor das Hotel. Uhhh- das ist nicht nur nass, dass ist zusätzlich auch noch kalt. Der Wind jagt die feucht-kühle Luft über den Platz und wir sind froh, als wir in meinem Auto sitzen.
Hoffnungsvoll schaue ich durch die Frontscheibe zum Himmel, doch der ist grau verhangen und nirgendwo zeigt sich ein Fleckchen Blau. Ob Gabi und Gudrun vielleicht doch die richtige Entscheidung getroffen haben?
Das Wetter bleibt und die Scheibenwischer laufen auf Hochtouren als wir Meknes verlassen. Etwa eine halbe Stunde später treffen wir auf dem Parkplatz der Ausgrabungsstätte ein. Die hartnäckigen Souvenirhändler, vor denen in meinem Reiseführer so nachdrücklich gewarnt wird, haben heute frei genommen. Es ist außer uns hier kein Mensch zu sehen.
Der Regen hat Gott sei Dank ein wenig nachgelassen, es nieselt zwar noch so vor sich hin, aber wir sind ja nicht aus Zucker gemacht. Also hinaus aus dem trockenen Auto  zur Besichtigung der Ruinen, die seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe  gehören.

Volubilis,Blick auf die gesamte Anlage

Ganz alleine sind wir nicht, der Kassierer hält trotz schlechtem Wetter die Stellung. Wir kaufen unser Ticket und machen uns, da auch die Führer zu Hause vor dem warmen Kamin sitzen, mit Hilfe meine Reiseführers auf den Weg.
In der Antike war Volubilis eine wichtige römische Stadt und das Verwaltungszentrum der Provinz Mauretania. Dank des fruchtbaren Landes war es eine reiche Provinz, es erzeugte Olivenöl und Korn, welches nach Rom exportiert wurde. Ein weiteres Export-„Produkt“ waren die damals hier lebenden Wildtiere wie Löwen, Leoparden und Elefanten. Sie wurden in die Arenen Roms verkauft und brachten der Stadt und den Berberstämmen ein Einkommen.
Auch nachdem die Römer Nordafrika im 5. Jahrhundert an die Vandalen verloren, wurde Volubilis als Stadt nicht aufgegeben.  Bis zur arabischen Eroberung 200 Jahre später blieb Latein die hiesige Sprache. Erst als Moulay Idriss 4 km weiter die nach ihm benannte Stadt gründete, begann der Verfall von Volubilis. Doch die  völlige Zerstörung kam, als Moulay Ismail im nahe gelegenen Meknes seine gigantischen Bauvorhaben umsetzte und Volubilis als „Steinbruch“ diente.
Die ersten archäologischen Ausgrabungen begannen hier 1915.

Bodenmosaik in Orpheus-Haus

Während wir all diese Informationen nachlesen, tasten wir uns vorsichtig über die Wege. Der Boden ist aufgeweicht und glitschig, am besten wir halten uns auf dem Rasen. „Vorsicht, hier geht es ein wenig bergab!“ warne ich Edith, bevor sie ins rutschen kommt. Wir sind doch nicht ganz alleine, es  schlittern noch einige andere Besucher über die Wege. Doch nun haben wir es geschafft, wir sind bei den Ausgrabungen angekommen. Das hier müsste laut Plan das Haus des Orpheus sein. Oder??? Schwer zu sagen, ich werde aus dem Grundriss nicht so ganz schlau. Aber das wichtige ist, es hat sich gelohnt hierher zu fahren, trotz des Regens.  Die Bodenmosaike sind erstaunlich gut erhalten und sehenswert, auch wenn sie im Moment teilweise unter Wasser stehen. Kaum vorstellbar, dass diese Arbeiten so viele Jahrhunderte überdauert haben.

die Ölpresse der römischen Ruinenstadt Volubilis

Doch auch die Sicht ist schön. Immer wieder fällt der Ausdruck von dem „fruchtbaren Tal von Meknes“, hier wird es sichtbar.  In verschiedenen Grüntönen erstreckt sich die Landschaft und vor uns liegen uralte Olivenhaine und Weizenfelder.
Nanu- hier steht ja noch ein fast komplettes  Haus zwischen all den Ruinen. Was mag das sein? Ich schaue mal hinein, zumindest ist es hier für einen Moment trocken und windstill. Im Inneren sitzen zwei Männer in Regenanzügen, die uns freundlich näher winken.  Es ist eine Ölpressen, die sie uns zeigen möchten und die man überall auch heute bei den dörflichen Olivenbauern in ländlichen Gegenden findet. „Antique!“ erklärt mir der eine Mann freundlich, doch ich bezweifle, dass die hölzerne Schraubenzwinge  noch das Original ist. Doch so bekommen wir eines dieser traditionellen Arbeitsgeräte“live“ zu sehen.
Ich schaue noch einmal auf den Plan, tatsächlich ist da die Ölpresse eingetragen. Schön, wir sind also richtig und stehen hier nun  in den Gallienus-Thermen. Archäologen haben hier ein verschachteltes System an Wasserkanälen und Heizschächten freigelegt. Schade, das die Heizschächte nun nicht mehr funktionieren! Wo ich jetzt frierend im Regen stehe, haben einst die Römer ein Schwitzbad und Massagen genossen.

Adebar auf seinem Aussichtspunkt

Ein Stück weiter kommen wir an den Kapitolstempel, der Minerva, Jupiter und Juno geweiht ist. Heute leben auf den verbliebenen Säulen Störche, die man hier in Marokko an vielen Monumenten und Bauten findet. Die meisten Nester sind leer, doch einer der gefiederten Bewohner hat trotz des unangenehmen Wetters in seinem Zuhause ausgehalten. Er sieht ein wenig zerrupft und zerzaust aus, mit seinem nassen Federkleid. Aber weiß der Himmel ,was Meister Adebar von meiner durchnässten und verwindeten Frisur hält.

die Basilika, ein Teil des UNESCO Weltkulturerbes Volubilis

Direkt gegenüber steht die Basilika, die damals als Gerichtsgebäude diente.
Auf unserem  weiteren Weg finden wir noch zwei weitere sehr schön erhaltene Mosaike, von denen eines einen Reiter zeigt, der rückwärts auf seinem Pferd sitzt.
Vor uns erstreckt sich nun der Weg kerzengerade bis zum Triumphbogen, der zu Ehren des Kaisers Caracalla erbaut wurde.

der Triumphbogen Caracallas

Dieser Kaiser hat allen Bewohnern der Provinz das römische Bürgerrecht verliehen.  Außerdem hat er angeblich den Goldanteil  der römischen  Münzen mal so eben um die Hälfte verringert. Heißt dass, das die Inflation eine römische Erfindung ist?

schnurgerader römischer Weg zum Tanger Tor

Vor uns liegt nun die Hauptstraße von Volubilis, die bis zum Tanger Tor führt. Edith tritt jedoch in Streik, denn der Wind wird immer kälter und unangenehmer. „Ich stelle mich irgendwo in den Windschatten“ teilt sie mir mit „geh du nur!“ Ein Stückchen gehe ich noch weiter, treffe auf noch mehr  sehenswerte Mosaike, doch so langsam sehne ich mich nach der Trockenheit in meinem  Auto.
Rasch und zügig machen wir uns auf den Rückweg, immer darauf bedacht  nicht in zu starken Modder zu treten. Auf halber Strecke kommt uns ein Paar entgegen und die Dame spricht uns auf Englisch an: „Excuse me! Lohnt es sich denn  zu den Ruinen zu gehen?“  Ja, doch! Auf jeden Fall, es ist die Mühe wert! Doch die Lady ist skeptisch : „Really?“  Da jedoch ihr Mann entschlossen weiter marschiert  geht sie tapfer hinter ihm her. Ich höre sie nur noch was von „Ohhh-meine Schuhe!“ sagen.
Endlich haben wir das Auto erreicht und versuchen, so weit  es möglich ist, die Erdklumpen von unseren Schuhen  zu entfernen. Meine neuen, einst weißen, Turnschuhe werden wohl nie wieder so aussehen wie vorher. Jetzt die Heizung anschalten und dann los! „Schau mal!“ macht mich Edith aufmerksam „dort hinten ist der Himmel ja blau!“  Tatsächlich! Die Scheibenwischer kann ich auch abstellen, der Regen hat aufgehört und die ersten Sonnenstrahlen kommen zaghaft hinter den verbliebenen Wolken vor.
Wir nutzen  spontan den Wandel und beschließen noch einen Abstecher in das nahe gelegene Dorf Moulay Idriss zu machen.
Dieser bedeutende marokkanische Wallfahrtsort wurde von Moulay Idriss I gegründet, der in diese Region durch einen Familienstreit bedingt landete. Er wollte mit seiner Auswanderung seinem Gegner entgehen.  Moulay Idriss wurde in Volubilis zum Stammesführer ernannt und schaffte es mit politischem Geschick den gesamten Nordwesten  des Berberlandes zu beherrschen.Trotzdem erwischten ihn eines Tages die Häscher seines Feindes und vergifteten Moulay Idriss. Als Gründer der ersten arabischen Dynastie wurde er auf marokkanischem Boden in Sichtweite der Stadt Volubilis beerdigt.

der Wallfahrtsrt Moulay Idriss

Bis zum Jahr 1917 durften Nicht-Muslime die Stadt nicht betreten. Heute dürfen sich Ungläubige bis zu einer Schranke der Grabmoschee nähern. Diese Schranke wurde einst gebaut, um Mulis von der  heiligen Grabstätte fern zu halten.
Doch uns interessiert mehr die Marktstraße und das Treiben auf den Straßen in diesem kleinen malerischen Ort und so suche ich den nächsten Parkplatz  damit wir die Gassen zu Fuß erkunden können.  Es ist inzwischen Mittag und die ersten Händler packen ihre Ware bereits wieder zusammen.

Oliven, ein Produkt der Region 

Trotzdem herrscht noch ein großes Angebot an Obst und Gemüse. Körbe voll mit Oliven stehen in den Geschäften und werden am Straßenrand zum Verkauf angeboten. Aus den Lokalen dringt Essensduft und viele Familien sitzen an den Tischen zum Mittagessen. Kebab, Lammkotletts  und Geflügel liegen auf den Grills vor den Restaurants und bruzeln über Holzkohle.  „Hmmm!“ meint Edith, „das riecht aber alles gut! Es ist ja eigentlich Zeit zum Mittagessen.“  Warum nicht? Wir sind immer noch durchfroren und eine kleine Mahlzeit, das hört sich gut an.

Kebab und Lammkotletts vom Holzkohlegrill

Wir gehen in eines der Lokale in dem noch ein Tisch frei ist und kaum sitzen wir, kommt schon ein Kellner. Er stellt uns Oliven und Fladenbrot hin, dann nimmt er die Bestellung auf. Und es ist tatsächlich eines der besten Essen in unserem Urlaub. Moulay Idriss und Midelt – kulinarisch zu empfehlen.

unser Mittagessen in Moulay Idress

Es liegt vermutlich in beiden Fällen daran, das es typisch marokkanische Küche  ist und nicht für Touristen gekocht. Obwohl….an den Reis in Merzouga muss ich auch noch öfter denken. Das war auch sehr lecker!!!
Satt und zufrieden schlendern wir anschließend noch ein wenig durch die Ortschaft mit seinen engen und verwinkelten Gässchen, bevor wir zurück zu meinem Auto gehen. Das ist gerade von zwei Lieferwagen zu-geparkt, doch wir haben Urlaub und sind nicht in Eile. Also bleibe ich orientalisch gelassen und warte bis alle fertig rangiert haben.
Am Spätnachmittag sind wir wieder im Hotel in Meknes und treffen dort auf Gabi und Gudrun. Die beiden haben, sobald der Regen aufhörte, eine weitere Erkundungstour durch die Souks und die Markthalle gemacht und so tauschen wir erst einmal unsere Tageserlebnisse aus.

unser Hotel in Meknes

„Wir haben heute Mittag seeeehr lecker gegessen“ berichtet Edith. Doch meine Freundinnen haben nicht gehungert, sondern sich von dem verlockenden Angebot auf den Märkten von Meknes verführen lassen. Daher beschließen wir, heute auf ein komplettes Abendessen zu verzichten. „So ein bisschen was zum knabbern“ schlägt Gabi vor „und vielleicht gemütlich eine Flasche Wein dazu trinken.“  Wir fragen in der Küche nach und bestellen uns den Vorspeiseteller mit verschiedenen marokkanischen Salaten und eine Flasche Wein.  Dazu setzen wir uns an eine Sitzgruppe im Patio des Hotels und lassen unseren ersten Regentag in  fröhlicher Runde ausklingen.
Morgen geht es dann weiter nach Chefchouen im  Rif-Gebirge, die vorletzte Station unserer Rundreise. Kaum zu glauben, wie schnell diese Reise vergeht!

Mein vorhergehender Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/marokko-urlaubserlebnisse-meknes-die-koenigsstadt-moulay-ismails/

 

Marokko Rundreise 2012

StepMap
Rate this post

Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

3 Reaktionen bis “ Volubilis, die römische Ruinenstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe ”

  1. Da ich gerne nach Afrika reise und dem Virus von Afrika erlegen bin hat mich der Artikel hier angesprochen. Es hat mir sehr gefallen was ich über Marokko gelesen habe und ich werde sicherlich meine nächste Reise dorthin unternehmen.

    Rantje

  2. Elke Hoppe

    Hallo Rantje
    danke für deine Zuschrift. Schön, dass ich dir ein wenig „Appetit“ auf Marokko machen konnte. es ist ein sehr schönes Land und ausgesprochen vielseitig.
    Ich wünsche dir noch viel Spaß in gesamt Afrika, ein beeindruckender Kontinent.
    viele Grüße
    Elke

  3. […] Mein vorhergehender Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/marokko-ferienreise-volubilis-die-roemische-ruinenstadt-gehoert-z… […]

Hinterlassen Sie eine Antwort

Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abgeben zu können.