Marokko – Wanderreise und Maultier-Trekking im einsamen Saghro-Gebirge ab Marrakesch
Eine außergewöhnliche Marokko-Wanderreise im südlichen Atlas-Gebirge in Marokko vom 22.4.11 – 10.5.11.
Eine Trekking- oder Wanderreise ist eine wunderbare Art, jenseits von Urlaubsroutine Neues kennenzulernen. Erst recht natürlich in einer solch landschaftlich, sprachlich und kulturell ganz fremden „exotischen“ Gegend wie im einsamen Saghro-Gebirge auf der Südseite des Atlas-Gebirges in Marokko. Solche Ziele sind Ende April in „erreichbarer“ Nähe nicht allzu häufig!
Mit dem Flieger direkt in Marrakesch ankommen und entschleunigen in einem kleinen Riad-Hotel in der Altstadt mit ihren Gassen und Gässchen nahe am Djema-el-Fna-Platz und fast noch Teil des großen Souks. Das hat was! Wir – Jutta und ich – kennen die touristischen Highlights bereits. Daher lassen wir uns einfach treiben in Marrakesch. In ein Café, auf eine Bank oder ein Mäuerchen, dem wuseligen Treiben, den eilenden Menschen zuzusehen oder den klappernden Störchen…
Dann aber: Im Minibus über Beni-Mellal und Kasbah-Tadla durch den Mittleren Atlas mit Biwak-Übernachtung an einem einsamen, weit abseits jeglicher Teerstraße gelegenen See mit „Milchstraßenblick“. Wir ahnen, welche Ursprünglichkeit und Unberührtheit auf uns zukommen wird bei unserem Maultier-Trekking.
Und so kam es: Quer durch den Hohen Atlas, auf kleiner Straße und hohen Pässen zu dessen Südseite. Dort werden wir durch die völlig zu Recht berühmte Todra-Schlucht auf die „Straße der Kasbahs“ entlassen, fahren noch ein paar Kilometer in Richtung Ouarzazate, biegen immer noch südlich dann ab und kommen zum Ausgangspunkt unserer Trekking- und Wanderreise. Unser Kartenmaterial lässt uns ab jetzt im Stich: das Gebiet um den Djebel Saghro kennt keine verzeichneten Straßen, Ortschaften oder sonstige zivilisatorische Fixpunkte. Saghro-Gebirge – unberührtester Landstrich im Süden von Marokko.
Und tatsächlich: Kein Ort. Nirgends. Keine Straße, kein Weg. Allenfalls Pfade für Wanderer und Maultiere. Ab und zu – selten – ein einsamer Weiler. Aber: Landschaft, Landschaft… pur!!
Unsere Trekking-Gruppe ist klein. Nach und nach zieht sie sich manchmal dennoch weit auseinander, wenn jede/r sich ganz individuell gefangen nehmen lässt von den immer neuen Formen und Farben der hoch aufragenden und tief abstürzenden Felswände, den eingeschnittenen Schluchten mit ihrem überraschenden Grün und ihren Ende April noch gefüllten Wasserläufen.
Ab und zu begibt sich jemand aus Neugier, Faulheit oder Fußgebrechen auf die duldsamen Rücken unserer Maultiere, die ohne Murren schon unsere gesamte Bagage schleppen. Und wundersam, wie Lahcen, unser Bergführer, dennoch alle beisammen hält und instinktsicher oder aufgrund guter Kenntnis die schattigen Rast- und Biwakplätze auffindet.
Während der Trekking-Tour werden wir von der Landschaft im Saghro-Gebirge immer wieder verführt: Zum Stehenbleiben, Gucken, Überwältigtsein und … zum Fotografieren! Es ist ein trockenes, ausgewaschenes Gebiet. Wir spüren: nicht allzuweit südlich wartet die Sahara. Hochebenen mit spärlichem, klein-wüchsigem Bewuchs wechseln sich ab mit tief eingeschnittenen Tälern. Alle Braun-, Ocker- und Gelbtöne sind vertreten. Außerhalb der reinen Mittagszeit ändern sich Licht und Landschaft von Stunde zu Stunde und alle Wahrnehmung ist plötzlich wieder eine andere.
Mittags – natürlich – ist Siesta angesagt. Wo? Selbstverständlich in
einer Senke oder einem Tal, wo es grünt, oft im Schatten von hohen Oleanderbüschen, Mandelbäumen oder anderen Schattenspendern. Wenn wir am Rastplatz ankommen, hat unser Vorkommando meist schon erfrischende Salate vorbereitet und einen Platz im Schatten mit Maisstrohdecken zum Lagern ausgelegt. Trinkwasser? Dafür haben Lahcen und seine Leute jederzeit mit einem Vorrat an Mineralwasserflaschen mit Bravour gesorgt.
Neun Tage Maultier-Trekking sind wunderbar. Und noch wunderbarer ist es, wenn bei „Halbzeit“ ein Ruhetag eingelegt wird an einem der klaren Wildbäche. Nix wie hinein in die Gumpen!
Irgendwie hat Lahcen auch einen Besuch bei einer bäuerlichen Familie in ihren Stampflehmbauten in einem der spärlichen Dörfer organisiert. Kinder-Reichtum im wahrsten Sinne des Wortes umringt uns. Gastlickeit empfängt uns.
Dennoch: am nächsten Morgen – beim Aufstieg auf eine neue baumlose Hochebene – kam er aus dem Nichts, der heftige, kühle Regen. Wohlig dem, der einen Anorak mithat! Aber selbst bei Regen ist die Landschaft fotogen und einzigartig. Lahcen bringt uns – Allah weiß wie – sogar in einem einsam gelegenen privaten Gehöft unter, wo alle weiblichen Geschöpfe bei unserer Ankunft das Hauptgebäude verlassen. Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne.
Wir möchten einfach so bis zum Horizont mit „unseren“ Maultieren, Zelten, der Mannschaft und unseren Mittrekkern weitermachen. Noch weiter.
So jedoch verabschieden wir uns mit Geschenken von unseren Begleitern, die noch Tagemärsche nach Hause vor sich haben. Wir aber besteigen an einem staubigen Fahrweg einen Minibus und nähern uns nach Norden hin wieder dem Atlas-Hauptkamm. Wohin geht’s? Nach Marrakesch.
Und jetzt? – Jetzt danken wir für die hervorragende Betreuung während unserer Wanderreise und freuen uns schon darauf, wieder mit unserem Veranstalter „Aktivunterwegs“ im weiten und großartigen Atlasgebirge in Marokko mit kleiner Trekking-Gruppe zu wandern.
Volker Glöser
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