Masuren Zugreise Rundreise durchs ehemalige Ostpreußen / Polen
Dieses Mal sollte es etwas ganz Besonderes werden. Nicht dahin, wo alle hinreisen. Mit dem Zug in die Masuren, das klang sehr speziell. Nach einiger Suche im Netz hatten meine Frau und ich den richtigen Anbieter gefunden. Bei einem Münchner Reiseveranstalter fanden wir das passende Angebot: Mit einem Nostalgiezug von Berlin aus in die Masuren, mit einem Abstecher nach Königsberg/Russland. Im Mai ging´s dann endlich los: Am Bahnhof in Berlin wartete der schöne alte Sonderzug, der in den nächsten 8 Tagen unser Zuhause sein sollte. Schon von außen machte er viel her: Die dunkelblau gestrichenen Waggons erinnerten mehr an den „Orient Express“
als an die neuen, eher langweiligen ICEs. Die Abteile waren gemütlich, wenn auch eher schlicht ausgestattet, dafür fühlte man sich im Salonwagen mit seinen gemütlichen Sesseln und den gerafften Vorhängen wie im Foyer eines schönen alten Hotels. Besonders toll war, dass man die Fenster öffnen konnte. Bei langsamer Fahrt waren so auch Fotos von der Umgebung möglich, ohne eine störende Fensterscheibe dazwischen.
Für einen kleinen Aufpreis von 88 Euro pro Person hatten wir zwei Plätze in einem Club-Abteil gebucht, in dem nur vier statt sechs Plätze zur Verfügung standen. Die Sitze waren großzügig bemessen, dazwischen befand sich ein Tisch, auf dem wir Zeitschriften und Getränke abstellen konnten. Mit etwas Verspätung rollte der Zug gegen 15 Uhr los. Natürlich hielt es uns nicht in unserem Abteil, wir mussten erst einmal den Wagen erforschen. Nachdem wir die Grenze nach Polen überschritten hatten, gab es das Abendessen im Zug.
Der Restaurantwagen war sehr schön, auf der Speisekarte fanden sich: Hühnerbrust, Tagliatelle, Karotten, als Nachspeise gab´s Rote Grütze mit Sahne. Alle waren zufrieden, es war sehr lecker und die Bedienung war hervorragend.
Über die Organisation der Reise hatten wir uns schon vorher Gedanken gemacht. Immerhin stand in der Ausschreibung, dass an der Reise 200 Personen teilnehmen sollten. Wir waren zu Beginn nicht ganz sicher, ob das wirklich unseren Vorstellungen entsprach. Zum Glück haben wir uns doch zur Buchung entschieden. Denn am ersten Tag wurden wir in kleinere Gruppen aufgeteilt zu je ca. 25-30 Personen, der jeweils ein fester Reiseleiter zugeteilt war. In dieser Zusammenstellung verbrachten wir dann auch unseren Urlaub, die übrigen Teilnehmer hat man zwar ab und zu getroffen und sich zugewunken, was auch ziemlich lustig war, wenn man in einer fremden Stadt wie z. B. Danzig dann jemanden kannte, aber generell verbrachte man seine Zeit in seiner eigenen Gruppe. Auch der Transfer zu den Hotels, in denen man übernachtete, war erstklassig. Man musste sich um nichts kümmern, außer ein paar Sachen einzupacken, denn die Koffer werden jeweils vom Sonderzug in die Hotels und zurück transportiert.
Spät am Abend sind wir in Thorn angekommen. Schon in der Dunkelheit bietet die Stadt einen atemberaubenden Anblick. Natürlich haben auch hier McDonald´s und Co. Einzug gehalten, aber zum Glück können diese unschönen Zeichen der Zivilisation das Bild der Stadt nicht verunzieren. Es ist die Stadt der Kathrinchen, einer Pfefferkuchenart, und die Geburtstadt von Nikolaus Kopernikus. Kleiner Tipp: Man sollte sich nicht entgehen lassen, die Stadt in der Nacht von der Weichsel aus anzuschauen. Sie ist wunderschön beleuchtet.
Bei Ankunft in der Stadt sind wir vom Zug aus zum Hotel gelaufen, das Gepäck wurde, wie bereits weiter oben beschrieben und auf der ganzen Reise Usus, von einem Gepäckservice ins Hotel transportiert. Die Nacht verbrachten wir in einem einfachen, aber sauberen Hotel in der Innenstadt, das nicht weiter der Rede wert war. Allerdings war das Essen sehr gut, deftig und lecker.
Am nächsten Morgen zog unsere Gruppe los. Vor Ort gesellte sich dann noch ein hiesiger Reiseleiter zu uns, der uns auf charmante Art die Stadt zeigte. Wir sahen den Marktplatz, das Kopernikusdenkmal, die Marienkirche und die Johanneskirche. Bei der Besichtigung der alten Stadtmauer stellten wir uns auch vor den „Schiefen Turm“, ein komisches Gefühl. Er ist Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung und hat sich im Laufe der Jahre „ein wenig“ geneigt.
Nach der Besichtigung ging unsere Zugrundreise weiter an malerischen masurischen Seen entlang. Vor unserer Reise hatten wir einmal gelesen, dass in Masuren das Land weiter, die Seen klarer, die Wälder dunkler und die Alleen dichter sind als anderswo. Klingt wie ein kitschiger Werbespruch, stimmt aber. Wir fanden kaum Zeit, die Bücher zu lesen, die wir uns extra für die Reise besorgt hatten, denn bei langen Zugfahrten will man sich doch auch ein wenig erholen. Stattdessen saßen wir meist nur am Fenster und betrachteten die vorbeiziehende Landschaft.
Unser heutiges Etappenziel war Nikolaiken, ein beliebter Ferienort. Und das bekam man überall zu spüren. Es wimmelte von Menschen, und die Preise waren für Polen erstaunlich hoch, allerdings Deutschland vergleichbar. Im Kern der kleinen Stadt erwarteten uns restaurierte Häuser mit einladenden Biergärten davor. Am Ufer des Sees spazierten wir die lange Promenade entlang. Und die vielen Schwäne wollten auf geradezu aufdringliche Weise unbedingt von uns gefüttert werden. Ich musste einen von ihnen mit einem Tritt in die Luft verscheuchen, was ihn gar nicht beeindruckte.
Auf der Kruttina machen wir eine Stocherkahnfahrt. Nun ja, ganz hübsch, aber halt rein auf Tourismus gemacht. Bei so vielen Booten, die hier hin und her staken, ist’s mit der Ruhe und dem Genuss leider nicht allzu weit her. Das hat einige der Mitreisenden gestört. Denn wenn nicht so viele Leute mit einem das Boot und den Fluss teilen würden, würde man sich wahrscheinlich wie in einer venezianischen Gondel fühlen. Hinten steht ein Mann, der sich mit einer langen Stange auf dem Grund des Flusses abstützt, um Fahrt aufzunehmen. Doch der Kahn liegt etwas flacher im Wasser, so dass man manchmal das Gefühl hat, man könnte nass werden. Wird man aber nicht, und wenn man es schafft, sich einfach ein bisschen zu entspannen (was leider nicht allen Menschen gegeben ist), kann man die wunderschöne Landschaft des bewachsenen Flusses genießen. Hier kommt man sich vor wie im Urwald, so wild wuchern am Ufer die Pflanzen und Bäume.
Wir besuchten die Kirche in Swieta Lipka (Heiligelinde) – ein absolutes Muss – und die Wolfsschanze in Ketrzyn. Der Ort des Führerhauptquartiers, in dem Stauffenberg den Anschlag auf Hitler wagen wollte, liegt tief im Wald. Alles ist sehr düster. Zerstörte Bunker, allerdings beeindrucken die extrem dicken Wände der Bunker. Für diese Ausflüge (und auch andere) sind wir in einen Bus umgestiegen. Auch hier war die Organisation exzellent, es war kein Problem, den richtigen Bus für unsere kleine Gruppe auszumachen. Die Busse waren komfortabel und unser Busfahrer war ebenfalls sehr nett.
Der Grenzübergang Polen – Russland funktionierte reibungslos, es gab keine langen Wartezeiten. Wir saßen mit unseren Pässen im Speisewagen beim Mittagessen. Auch generell war die Reise so gut organisiert, dass es keinerlei Grund zu einer Beanstandung gab. Alles verlief ohne Zwischenfälle, kein Anstehen, kein Gepäckschleppen, keine Wartezeiten. Die Hotels waren gut ausgesucht, einfach, aber sauber, und immer war das Personal extrem freundlich und hilfsbereit, was man überhaupt von den Polen behaupten kann. Der Reiseleiter vor Ort hatte immer eine nette Geschichte parat, wenn es darum ging, seine Stadt zu beschreiben, und machte so jeden Stadtrundgang zu einem besonderen Erlebnis durch Informationen, die man nicht im Baedeker findet.
Königberg selbst war nicht sehr einladend, eher etwas grau und lieblos. Bei einer Stadtrundfahrt haben wir den Dom, das Grabmal des Philosophen Immanuel Kant, die Börse, die Universität, die Stadthalle und die Luisenkirche besichtigt. Die russische Exklave ist schon lange nicht mehr das Königsberg, was es einmal war, und so waren wir ein wenig enttäuscht. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass es gut war, es einmal gesehen zu haben, und die Menschen dort waren unheimlich nett. Am Abend waren wir zu einem schönen Sonder-Konzert, für die KIWI TOURS Gäste, im Dom eingeladen, mit großem Orchester und guten Sängern, die russische Lieder sangen.
Am nächsten Morgen gab es im Hotel ein wenig Chaos, denn die Auswahl und auch die Menge der Speisen waren nicht sehr groß. So musste jeder sehen, dass er etwas abbekam. Ansonsten entsprach der Standard des Hotels dem der klassischen Hotelketten. Danach gingen wir wieder zu unserem Sonderzug, der immer noch eindeutig der schönste im ganzen Bahnhof war. Und wieder wurden wir sehr freundlich vom Zugpersonal empfangen.
Über einige kleinere Orte mit Halt in Frauenburg, wo wir den Dom besichtigten, in dem Nikolaus Kopernikus herausfand, dass sich die Erde um die Sonne dreht, fuhren wir weiter nach Danzig. Hier haben die Stadtbauer ganze Arbeit geleistet. Bei einem dreistündigen Stadtrundgang konnten wir wunderschöne Fassaden betrachten, den Dom, das Artushaus, das Rathaus mit seiner schönen Bernsteinsammlung, den Neptunbrunnen und zu guter Letzt die Langgasse, die in sanften Biegungen vom Tor bis zum Markt führt. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wurde die Straße nach alten Vorbildern wieder aufgebaut und sieht heute durch die schmalen, verschiedenfarbigen Fassaden so aus wie vor
100 Jahren. Unser Essen konnten wir in eigener Regie aussuchen, wir haben uns mit einem anderen Paar, das wir auf der Reise kennen gelernt haben, für ein kleines Restaurant in einer Seitengasse entschieden. Das Essen war sehr gut, nur leider waren die Preise ziemlich hoch. Wahrscheinlich hätten wir noch viel weiter vom Touristentrubel weg essen sollen. Aber wir wollten gleich nach dem Essen weiter die Stadt erkunden.
Unsere letzte Etappe führte uns nach Posen. Wie jede Stadt hat auch Posen sein eigenes Wahrzeichen: Hier sind es zwei Ziegenböcke auf dem Rathausturm über der Uhr, die pünktlich um zwölf Uhr einen kleinen Kampf austragen. Es soll sich lohnen, dieses kleine nette Schauspiel anzusehen. Wir waren leider etwas zu spät dran. Auch diese Stadt verfügt über eine wunderschöne historische Innenstadt. Nach diesen letzten Eindrücken neigte sich unsere Masuren-Rundreise dem Ende zu.
Unser Fazit: Die Masuren sind definitiv eine Reise wert. Die Polen sind gastfreundliche Menschen, die sich freuen, wenn man sich für ihr Land interessiert. Die Landschaft ist wunderschön und die Städte mit einigen wenigen Ausnahmen toll wiederaufgebaut. Für uns war der Höhepunkt die Reise mit dem Nostalgiezug, sicher eine der schönsten Formen, sich fortzubewegen. Auch ein großer Pluspunkt war die Organisation, die für meine Frau und mich keinen Wunsch offen ließ.
interessiert mich sehr – will evtl. diese Reise buchen.
Bericht sehr interessant !