Mit Rad und Schiff in Vietnam – Von der Halong Bucht zum Mekong
Zum ersten Mal in Vietnam, zum ersten Mal überhaupt in Asien, noch nie etwas von der Halong Bucht gehört und vom Mekong war mir auch nur bekannt, dass er ziemlich lang ist und irgendwo in Fernost fließt. Beste Voraussetzungen also, um mit Rad und Schiff eine Menge Überraschungen in Vietnam zu erleben.
Das Motto Rad und Schiff, für das der Veranstalter dieser Reise nach Vietnam üblicherweise steht, gilt in Vietnam allerdings nur für den Teil der Reise, der in der Halong Bucht und am Mekong stattfindet. Den Rest des Landes erkundeten wir mit unserer kleinen gemischten Reisegruppe auch gerne einmal zu Fuß oder mit dem Bus, wobei zwei große Strecken auch mit dem Flugzeug zurückgelegt wurden.
Begonnen hat unsere Reise mit einer riesigen Schlange (Menschen) am Frankfurter Flughafen, deren Kopf am Schalter der Asiana Airline aus Südkorea anstand. Über den Zwischenstop Seoul ging die Anreise in etwa 20 Stunden (bei sechs Stunden Aufenthalt) in die Hauptstadt Vietnams nach Hanoi.
Tag 1 Anreise nach Vietnam
Hier erwartete uns bereits Trung (gesprochen: Tschung), unser deutschsprachiger Reiseleiter, der uns mitteilte, dass wir noch ein wenig auf weitere Mitreisende warten müssten. Beste Gelegenheit, sich schon einmal vorsichtig mit dem vietnamesischen Klima vertraut zu machen, das dem Mitteleuropäer zur Begrüßung erstmal eine Wand aus tropischer Luftfeuchtigkeit und Hitze entgegenstellt.
Vom Flughafen aus wurden wir zunächst in unser erstes Hotel im Zentrum Hanois gebracht. Das historische Zentrum der Stadt mit seinem Handwerkerviertel liegt um den kleinen Hoan-Kiem-See herum und trotz der über sechs Millionen Einwohner kann man sich in manchen Straßen nur schwer des Eindrucks erwehren, irgendwo auf dem Land zu sein. Dieser Eindruck besteht allerdings nur bis man versucht, eine Straße zu überqueren: auf den ersten Blick ein schier hoffnungsloses Unterfangen. Gut nur, dass unser Reiseleiter uns die erste Lektion Vietnam bereits bei der Fahrt ins Hotel gegeben hatte: Man gehe auf die zu überquerende Straße zu, warte bis kein allzu großes Fahrzeug in der Nähe ist (in Hanoi ist das schnell der Fall), atme einmal tief durch (worauf der Einheimische meist ganz routiniert verzichtet) und gehe los: in gleichmäßigem Tempo, ohne ruckartige Bewegungen und vor allem dem Drang widerstehend, sofort umzudrehen und sich zu retten. Sie werden sehen: es funktioniert und mit der Zeit entwickelt man fast schon eine Sucht, Straßen zu überqueren. Nur bitte eines nie vergessen: daheim sollte man das lieber wieder lassen!
Traditionelles Wasserpuppentheater in Hanoi
Erster Programmpunkt am Abend, nachdem die ganze Gruppe eingetroffen war, war das traditionelle Wasserpuppentheater, eine Kunstform, die ausschließlich in Vietnam gepflegt wird: Eine Gruppe „Puppenspieler“ steht hierbei hinter einem geflochtenen Bambusvorhang und bewegen über eine komplizierte Konstruktion die Puppen. Sowohl die Puppenspieler als auch die Puppen befinden sich hierbei im Wasser. Dargestellt werden zumeist alltägliche Szenen aus dem Landleben, aber auch mystische Tänze von Drachen, Löwen und den vier heiligen Tieren Vietnams.Begleitet wird das ganze von einem kleinen Orchester mit traditioneller (gewöhnungsbedürftiger) Musik. Eine Aufführung, so farbenprächtig wie das Land selbst und ein muß für jeden Vietnambesucher. Sinnvoll ist es allerdings, wenn einem vorher jemand die einzelnen Geschichten ein wenig erklärt.
- Tag 2 Hanoi – Insel Van Don
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Nach einer kurzen Nacht und einem frühen Frühstück ging es dann am nächsten Morgen mittels eines Transferbusses in Richtung Halong Bucht. Schnell ließen wir die Stadt hinter uns und das Grün der Reisfelder gewann zunehmend die Oberhand. Inzwischen hatte ich mich mit Hilfe des Reiseleiters und der Mitreisenden auch ein wenig damit vertraut gemacht, um was es sich bei der Halong Bucht genau handelte, und die Vorfreude auf eine Bucht aus üppig bewachsenen Kalkfelsen mit Piratenatmosphäre nahm mit jedem Kilometer zu.
Etwas überraschend kamen dann auch irgendwann die ersten Kalkfelsen, jedoch von Wasser war noch weit und breit nichts zu sehen. Trung klärte uns auf, dass es sich bei diesen Formationen um die so genannte trockene Halong Bucht handelt. Übersetzt heißt die Halong Bucht „Bucht des untertauchenden Drachen“ und der Legende nach hat ein solcher die Vietnamesen gegen Völker aus dem Norden verteidigt. Die tiefen Kerben und Hügel in der Landschaft entstanden durch die Schwanzschläge des Drachen, der die Feinde ins Meer trieb.
nach sechsstündiger Fahrt erreichten wir über eine Brücke die Insel Van Don, die streng genommen nicht mehr zur Halong Bucht, sondern zur nicht minder schönen Bai Tu Long Bucht gehört. Hier stoppte unser Transfer zum Mittagspicknick. Anschließend ging es dann endlich auf’s Fahrrad. Die erste Runde zum gemächlichen Einrollen führte uns zunächst entlang der Küste, und es wurde jedem von uns sofort klar, dass wir in den nächsten zwei Wochen als so genannte Langnasen und auch noch auf dem Rad die Attraktion der Landstraße sein würden. Die Freundlichkeit und schüchterne Neugier der Erwachsenen und das fröhliche Winken der Kinder, was uns während der ganzen Radreise begleitete wird vielen sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben. Im zweiten Teil der Radtour ging es dann durch etwas unwegsameres Gelände und schließlich direkt an die Küste. Hier waren wir sehr erfreut, als auch schon unsere Dschunke, die die nächsten vier Nächte unser Domizil sein sollte auf uns wartete. Kaum an Bord, legte das Schiff auch schon ab und brachte uns in eine stille Bucht zur Übernachtung. Zum Abendessen erwartete uns in dem im Kolonialstil eingerichteten Salon ein üppiges Mahl mit allen Köstlichkeiten, die das chinesische Meer zu bieten hat.
Tag 3 Inseln Ban Sen und Quan Lan
Der heutige Tag begann mit einer recht kurzen Überfahrt mit dem Schiff auf die kleine Insel Ban Sen. Hier luden wir die Räder ab und starteten zu unserer morgendlichen Radtour. Sie führte durch ein ländliches Idyll und ich habe auf dieser Radtour sicherlich so viele verschiedene Grüntöne wie noch niemals zuvor. Friedlich grasende Wasserbüffel, Reisfelder, winzige Bauernhäuser und immer wieder kleine Tempel prägten das Bild, das durch und durch Frieden und Gelassenheit aussstrahlte. Höhepunkt war jedoch die kleine Schule, die wir auf halber Strecke passierten. Die Ankunft der Langnasen hat sich natürlich in Windeseile rumgesprochen und eine vorgezogene große Pause verursacht. Da Trung die Schule bereits von früheren Besuchen kannte, hat er bei den reisenden ein wenig gesammelt und Hefte, Stifte und andere praktische Dinge für den Schulalltag mitgebracht. Während wir zum Tee beim Direktor empfangen werden, finden unsere Mountainbikes reges Interesse bei den Schülern und müssen für so manche Probefahrt herhalten.
Nach diesem schönen und interessanten Erlebnis geht es weiter zum Schiff, dsa bereits an einem kleinen Anleger auf uns wartet. Während des Mittagessens geht es schon weiter auf die nächste Insel Quan Lan, deren weißer Sand weithin berühmt ist. Hier sind wir am Nachmittag mit den Rädern eine weitere Runde über das fast flache Eiland gefahren, deren Motto das Satrandhopping war. Es ging von einem Traumstrand zum nächsten und anschließend wieder zurück auf unsere Dschunke. Noch am späten Nachmittag geht es weiter in das Gebiet, das dann wirklich Halong Bucht genannt wird. Schnell sehen wir, dass die Anzahl der Kalkfelsen hier noch um ein Vielfaches größer ist als auf der bisherigen Reise. Offizielle Stellen sprechen von insgesamt 1969 Kalkfelsen auf einem Gebiet von 1500 km². Da die Bucht unter UNESCO Schutz steht, müssen alle Dschunken, die über Nacht bleiben dies auf einer recht überschaubaren Fläche in der Nähe der Insel Cat Ba tun. Mit unserer bisherigen Einsamkeit ist es daher schnell vorbei. Trotzdem entsteht eine sehr schöne Stimmung, wenn es langsam dunkel wird und die Lichter auf den Dschunken angehen.
Tag 4 Halong Bucht – Kanutour
Der vierte Tag unserer Reise stand ganz im zeichen des Kanufahrens. Zunächst setzte uns unser Schiff jedoch noch an der „Amazing Cave“ ab, die sicherlich eine der schönsten der zahlreichen Höhlen in der Halong Bucht ist. Da wir extra noch vor dem Frühstück aufgebrochen sind, hatten wir die Höhle praktisch für uns allein. Anschließend genossen wir unser Frühstück, ehe von einem kleinen Schiff eine stattliche Anzahl von Kanus zu unserem Schiff geschleppt wurde. Zusätzlich kam ein weitere Reiseleiter, der auf die Kanutouren spezialisiert war. Nach einer kurzen Einführung und dem anlegne der Rettungswesten ging es dann auch schon los. Zu zweit paddelten wir brav hinter unserem neuen Guide her und nach ein paar Abzweigungen war den meisetn bereits klar, warum ein extra Reiseleiter nötig war: wir hätten in dem Gewirr von Felsen wohl kaum zurück gefunden….Auf unserer Tour kamen wir an den so genannten schwimmenden Dörfern vorbei. Hier lebten die Menschen mehr oder weniger auf
Flößen und haben es geschafft auf diesen eine dörfliche Infrastruktur mit Schule, Polizei uns allem was nötig war aufzubauen. Viele der Menschen hier haben die Halong Bucht niemals verlassen. Sie leben vom Fischfang, der Perlenzucht und einige auch davon, mit kleinen Schiffen an die Dschunken zu fahren und Lebensmittel zu verkaufen.Der bestand dieser Dorfgemeinschaften ist jedoch stark gefährdet, da die Bewohner aus Umweltschutzgründen ans Festland umgesiedelt werden sollen. Das sit einerseits schade, da so eine sehr spezielle und traditionelle Art zu leben aufgegeben wird, andererseits allerdings, wenn man die Sauberkeit des Meeres hier betrachtet, auch nachvollziehbar. Weiter ging es in einsame Lagunen und entlang seltsamer Felsen mit ebenso seltsamen Namen (Human Face Island, Felsen der kämpfenden Hähne etc.), die sich allerdings mit ein wenig Phantasie gut nachvollziehen lassen. Ein kurzer Aufstieg zum Aussichtspunkt auf Titov-Island rundet diesen Tag ab. Hier soll einst Ho Chi Minh mit dem russischen Kosmonauten Titov gestanden haben und auf die Halong Bucht herabgeschaut haben.
Tag 5 Halong Bucht – Kanutour
Wie eine Märchenlanndschaft stieg auch an diesem Morgen die Halong Bucht wieder aus dem Dunst auf. Und auch heute erwartete uns wieder eine Kanutour durch das bizarre Felsgewirr. Immer noch hofften wir auch, ein paar der geschützten Languren, einer in Vietnam heimischen Affenart, zu Gesicht zu bekommen, die laut unserem Reiseleiter gelegentlich in Gruppen von Fels zu Fels schwimmen. Mag sein, dass er uns da auch ein wenig aufs Glatteis führen wollte…Das Mittagessen nahmen wir heute an einem einsamen Strand ein. Dort hin ist uns ein kleines Boot voraus gefahren und hat alles für uns aufgebaut, so dass wir am Ende Robinson Feeling mit Luxusmahl genießen durften.
Ein letztes Mahl konnten wir den Sonnenuntergang auf dem Meer genießen, ehe es am folgenden Tag wieder an Land ging.
Tag 6 Insel Cat Ba
Bereits am frühen Morgen brachte uns unser Schiff an einen Anleger auf der Insel Cat Ba, der größten Insel der Halong Bucht. Die Räder wurden abgeladen und das Gepäck auf direktem Wege von einem Begleitfahrzeug in unser nächstes Hotel gebracht. Die Radtour von etwa 25 km Länge führte uns durch ein Naturparadies. Links und rechts des weges ragten die Kalksteinfelsen empor und der Weg selbst wurde gesäumt von einer großen Anzahl tropischer Pflanzen, von denen zu unserer großen Freude einige essbar waren. Besonders angetan haben uns die Lychees, die wir in großen Mengen direkt vom Baum genießen konnten. Unterwegs erwartete uns neben einem Picknick auch noch ein Ranger, der eine zweistündige Wanderung durch den Regenwald mit uns unternahm. Neben allerhand Schlingpflanzen bekamen wir unterschiedlichste Tausendfüßler und vor allem Schmetterlinge in allen Größen und Farbe zu sehen. Für zusätzliches Abenteuer sorgten die leicht glitschigen Bodenverhältnisse, die oftmals gewagten Treppenkonstruktionen und die grüne Mamba, die unser Ranger plötzlich an einem Stock aus dem Gebüsch zog.
Weiter ging die Radtour schließlich bis nach Cat Ba Stadt, wo unsere Bleibe für die heutige Nacht bereits direkt am Strand auf uns wartete. So ließen wir diesen Tag am Pool und in der Halong Bucht ausklingen und konnten kaum erwarten zu sehen, was Vietnam noch alles für uns bereit halten würde.
Tag 7 Inseln Cat Ba und Cat Hai – Hanoi
Entlang der Küste Cat Bas führte uns die heutige Radtour bis zu einem Fährschiff, das uns in einer Halbstündigen Überfahrt auf die kleine Insel Cat Hai brachte, die wir mit den Rädern innerhalb einer halben Stunde überquert hatten.
Cat Hai ist eine komplett flache Insel, die vor allem durch ihre Meersalzgewinnung und die Produktion von Fischsauce. Letzteres läßt sich durch tiefes Einatmen auf der Insel bereits leicht feststellen. Während wir mit dem Rad gefahren sind, hat unser Gepäck per Transportfahrzeug denselben Weg zurückgelegt, so dass wir es zur nächsten Fährpassage ans vietnamesische Festland wieder in Empfang nehmen konnten. Von dort aus verließen wir die Halong Bucht per Minibus und schliefen eine weitere Nacht in der Hauptstadt Vietnams.
Tag 8 Hanoi – Hue
An diesem Morgen ging es bereits früh zum Flughafen, von wo aus wir ca. 1 1/2 Stunden bis ins Zentrum Vietnams nach Hue flogen. Hue kann mit Fug und Recht behaupten, das spirituelle Zenrum Vietnams zu sein. Die Kaisergräber, über 300 Tempel und Pagoden und die berühmte Zitadelle mit der verbotenen Stadt legen Zeugnis von der Wichtigkeit Hues ab, das bis ins Jahr 1945 die Hauptstadt des Landes war.
Nach dem Einchecken in unserem Hotel ging es zunächst zum Mittagessen und anschließend auf die Räder, mit denen wir eine kleine Stadttour unternahmen, auf der wir die beeindruckende von einer 11 km langen Mauer umgebene Zitadelle besichtigten. Auf dem weitläufigen Gelände konnte man auch jetzt noch gut die Spuren erkennen, die der Vietnamkrieg vor allem während der Tet-Offensive 1968 hinterlassen hatte, im übrigen nicht die einzigen Narben, die dieser sinnlose Krieg hinterlassen hat. Erfreulich war zu sehen, dass begonnen wurde, die Schäden sehr sorgfältig zu beseitigen.
In Hue kam mir dann auch das erste Mal dieses fernöstliche Bildvon Buddhafiguren und Räucherstäbchen unter geschwungenen Pagodendächern in den Sinn: Gedanken die beim Naturwunder Halong Bucht zu keiner Zeit aufkamen.
Der Verkehr in der Stadt verlangte uns Radfahrern allerhand Aufmerksamkeit ab und wir waren heute recht froh, dass es bald zu Fuß weiter ging. Nach der Besichtigungstour waren wir alle rechtschaffen müde und sind schnell in unser Hotelbett gekrochen, um ausgeruht für weitere schöne Eindrücke zu sein, die schon bald folgen sollten.
Tag 9 Hue – Hoi An
Direkt vor unserem Hotel verlief der berühmte Parfumfluss, an dessen Ufer mit der weltberühmten Thien Mu Pagode das wohl bekannteste Kloster des Landes stand. Mit einemkleinen Touristenschiff, das wir für unsere Gruppe gechartert hatten ging es also über den Fluß zur Pagode. Wie es so vietnamesische Art ist, wurde die Überfahrt auch gleich zu einer Verkaufsveranstaltung genutzt und so wechselten einige Seidenbademäntel den Besitzer, was Anlass zu einigen interessanten Modefotografien gab.
Trotz des großen Besucheransturms strahlte die 1601 errichtete Thien Mu Pagode eine erstaunliche Ruhe aus und die in ihr lebenden und lernenden Mönche begegneten den Menschenmassen mit der sprichwörtlichen fernöstlichen Gelassenheit.
Bekanntestes Ausstellungsstück ist mit Sicherheit der Austin des Mönches Thich Quang Duc, mit dem er 1963 nach Saigon fuhr, wo er sich im Lotussitz vor dem Wagen sitzend aus Protest gegen das Diem-Regieme selbst verbrannte. Das Foto dieser Tat ging damals um die Welt. Nach einer ausführlichen Besichtigung sammelte uns unser Begleitfahrzeug an der Pagode ein und brachte uns weiter zum Grab des Kaisers Tu Duc, das eines der sechs Gräber der Kaiser der Nguyen Dynastie ist.
Tu Duc bestieg 1847 den vietnamesischen Thron und galt als der letzte „richtige“ Kaiser Vietnams. Die Anlage wurde bereits weit vor seinem Tod fertig gestellt und er nutzte sie selbst zu Lebzeiten noch als Sommerpalast.
Nach dem Mittagessen ging es dann per Auto weiter über den Wolkenpass, der während des Vietnamkrieges heftig umkämpft war. Er trennt auch heute noch Nordvietnam von Südvietnam und bildet eine Wetterscheide zwischen subtropischem und tropischem Klima. Obwohl er nur knapp 500 Meter hoch ist, war es hier erstaunlicherweise kühl und neblig, so dass wir uns eine nähere Besichtigung der Bunker ersparten und uns schnell wieder in unser warmes Auto verzogen, das uns über Danang zu unserem Resort in Hoi An brachte.
Tag 10 Hoi An
Hoi An, einstmals größter Hafen Südostasiens und zur Seidenstraße gehörend, ist heute durch die UNESCO als Welterbe geschützt. Ein morgendlicher Stadtrundgang führte uns zunächst in eine Seidenmanufaktur, wo wir den Prozess der Seidenverarbeitung vom Maulbeerbaum und der Seidenspinnerraupe bis hin zum Färben des Stoffeserklärt bekamen. Natürlich wurde unsere Anwesenheit auch genutzt, um das ein oder andere Kaufangebot loszuwerden, doch geschah dies auf angenehm unaufdringliche Weise. Weiter ginbg es in den historischen Kern Hoi Ans, wo wir den nächsten Halt an der Japanischen Brücke machten. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt und hat in früheren Zeiten das chinesische und das japanische Viertel der Stadt verbunden.
Sehr interessant war der nun folgende Besuch des ältesten Hauses der Stadt, das gleichzeitig eine Apotheke war. Faszinierend und erschreckend waren besonders die Hochwassermarken in der Wohnstube, die deutlich machten, mit welchen Naturgewalten dieser Ort bis heute zu kämpfen hat. Teilweise reichten die Marken bis unter die Decke des Erdgeschosses und die dazugehörigen Jahreszahlen ließen eine gewisse Regelmäßigkeit erkennen.
Eine nachmittägliche Radtour führte uns in zwei Dörfer der näheren Umgebung, von denen das eine auf Töpferei und das andere auf Gartenbau spezialisiert war.Vor allem die harte Handarbeit, die auf den Feldern des Gartenbaudorfes verrichtet werden musste, aber auch der reiche Ertrag, den die Felder bringen, rief Bewunderung in uns hervor. In unserem luxuriösen Resort ließen wir den Tag anschließend gemütlich ausklingen.
Tag 11 Ho Chi Minh City
Dieser Tag begann mit einem Flug in die eigentliche Metropole Vietnams. Hanoi mag zwar die Hauptstadt des Landes sein, doch für den Fortschritt und Aufschwung Vietnams steht auf jeden Fall das ehemalige Saigon: Der Anteil der Autos am Straßenverkehr ist hier ungleich größer als in Hanoi, die Häuser sind höher und weltstädtischer, die Straßen breiter, die Neonreklamen greller und die Menschen hektischer. Trotzdem entdeckt man bei einem Rundgang immer noch Inseln und Oasen des ursprünglichen Vietnam: vor allem auf den Märkten oder direkt am Wasser spielt sich das Leben immer noch so ab wie es schon seit Jahren war.
Auf dem Programm dieses Tages steht eine geführte Citytour mit dem Bus, in deren Verlauf wir das Hauptpostamt, dessen Stahlkonstruktion Gustave Eiffel entworfen hat, das Operngebäude, die Kathedrale und das war Remnants Museum. Hier gab es allerlei Relikte aus dem Vietnamkrieg zu sehen bis hin zu Fotos aller Greueltaten, die von beiden Seiten verübt wurden. Das Museum ließ uns schließlich recht nachdenklich und bedrückt zurück, doch ist auch leider dieser Abschnitt ein Teil der Geschichte Vietnams, der nicht in Vergessenheit geraten sollte. Etwas verwundert nahmen wir zur Kenntnis, dass das Museum selbst vor allem aus dem Verkauf amerikanischer Kriegsdevotionalien einen schönen Profit zu erzielen schien und dass insgesamt eine recht unvoreingenommene USA-Freundlichkeit vorherrschte. Schließlich ließen wir den Tag bei einem Cocktail auf der Dachterasse des berühmten Rex-Hotels, die ein beliebter Treffpunkt von Kriegsberichterstattern und US-Militär-Offiziellen war, ausklingen.
Tag 12 Mekong
Nach dem Frühstück ging es in einem zweistündigen Transfer zu einem Seitenarm des Mekong. Hie wartete bereits unser Schiff, die Cochinchine auf uns.Nach der Einschiffung legten wir auch rasch ab und die gemächliche Fahrt in Richtung des Mekong Delta konnte beginnen. Das Mekong Delta mit seinen Wasserarmen umfasst eine Fläche von 39.000 km² und gehört zu den fruchtbarsten Gebieten Vietnams. Jährlich werden hier 16 Millionen Tonnen Reis in drei Ernten produziert und das Schwemmland dehnt sich jedes Jahr um 80 weitere Meter ins Meer aus.
Schnell wird uns allen klar, welche Bedeutung der Mekong für die Menschen hat, die an und mit ihm Leben: Er ist gleichzeitig Transportweg, Waschmaschine, Badewanne, Toilette für 17 Millionen Menschen. Jedes Haus und jedes Grundstück hier scheint auf irgendeine Weise mit dem Wasser, ganz im Gegensatz zu einer Straße, verbunden zu sein. Folglich ist das Hauptverkehrsmittel das Boot und wir konnten für uns kein besseres Fortbewegungsmittel als das Schiff finden. Ganz anders als in der Halong Bucht, wo wir vom Schiff aus die Schönheit der Natur genossen, waren wir hier mit unserer Cochinchine mitten im richtigen Leben: Frauen waschen Kleider, Kinder spielen im Fluß, hier wird das Geschirr gespielt, dort fährt ein Transportkahn.
Auf schmalen Pfaden über kleine Brücken, durch üppige Plantagen und durch ein gewirr von Wegen und Wasserstraßen führt uns die Fahrradtour am Nachmittag. Freundliche Menschen winken uns überall zu und fragen sich bestimmt, wie man bei so einer Hitze zum Spaß mit dem Rad unterwegs sein kann.
Nachdem wir das Schiff erreicht hatten, wartete noch eine besondere Überraschung auf uns: Mit einer Art einheimischem Einbaum wurden wir abgeholt und fuhren durch dichten Dschungel und Mangrovenwald zu einem abgelegenen Grundstück eines Bauern. Hier durften wir die süßen Früchte des Mekong kosten und mir war klar, dass es mir von nun an schwer fallen würde, noch Freude an Mangos, Papayas und Ananas aus dem heimischen Supermarkt zu haben. So fielen wir schließlich nach einem weiteren an Eindrücken reichen Tag in unseren Schiffskabinen ins Bett.
Tag 13 Mekong
Auch am vorletzten Tag der Reise unternahmen wir eine Radtour durch das Wegegewirr des Mekongdeltas. Wo genau wir uns befanden konnte uns dabei außer dem Reiseleiter niemand sagen und ohne ihn wären wir wohl komplett verloren gewesen. Unterwegsfüllte sich die enge Sandpiste plötzlich mit Menschen und ehe wir es uns versahen, waren wir mit unseren Rädern mitten in einer Hochzeitsgesellschaft eingekeilt. Dort ging es auch nicht lang, bis auf einmal wir neben dem Brautpaar die Hauptattraktion der Feier waren. Als ob man schon auf uns gewartet hätte, wurden wir an einen freien Tisch komplimentiert und mit Speisen und Getränken versorgt. Der ein oder andere Reisschnaps durfte hierbei nicht fehlen und es dauerte schließlich zwei Stunden ehe wir uns mit dem Hinweis auf das Abendessen Richtung Schiff aufmachen konnten. Leider kam das Abendessen aus nachvollziehbaren Gründen heute nicht zu der ihm gebührenden Geltung.
Tag 14 Mekong und Heimreise
Der letzte Tag der Reise ist angebrochen und es stand noch ein weiterer Höhepunkt der Reise auf dem Programm: der Besuch eines so genannten Floating Market. Hierbei kommen die Bauern mit Ihren Schiffen auf einem bestimmten Flussabschnitt zusammen, um Ihre Waren hauptsächlich an Großhändler zu verkaufen. An langen Stäben hängen die Bauern die Produkte die sie anbieten aus, so dass jeder von weitem erkennen kann, was es an den einzelnen Schiffen zu kaufen gibt. Mit einem kleinen Touristenboot, war es uns möglich, uns dem regen Treiben zu nähern und natürlich machten wir bei dieser Gelegenheit auch noch den einen oder anderen Obsteinkauf.
Nach dem Mittagessen hieß es dann schließlich Abschied nehmen von unserem Schiff und wir wurden zurück nach Saigon zum Flughafen gebracht. Nach einem angenehmen Rückflug landeten wir schließlich in Deutschland, wo sich unsere Lungen (um ehrlich zu sein) durchaus über einen tiefen Zug nicht ganz so feuchter und heißer Luft freute.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass Vietnam ein faszinierendes, farbenfrohes und fröhliches Land ist. Naturschönheiten wie die Halong Bucht, kulturelle Highlights wie Zentralvietnam und echtes Leben wie am Mekong können in Vietnam noch problemlos zu einer Reise verbunden werden. Trotzdem empfehle ich, bald nach Vietnam zu reisen, da der Massentourismus auch vor diesem Land nicht halt macht. Bereits heute wird die Halong Bucht jährlich von über einer Million Menschen besucht und niemand weiß, wie lange sich das Land seine Natürlichkeit wird bewahren können.
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