Moskau, ein Spaziergang durch die Hauptstadt Russlands
Unser letzter Urlaubstag in Moskau
Na nu!! Was ist das denn? Höre ich richtig? Verschlafen blinzel ich mit den Augen und tatsächlich- anstatt Sonnenschein ist es draußen vor dem Fenster grau und es regnet Bindfäden. Muss das sein? An unserem letzten Tag in Russlands Hauptstadt Moskau? Doch wir können uns nicht beschweren, wir hatten zwei Wochen super Wetter. Daher drehe ich mich in meinem Bett einfach nochmal auf die andere Seite und schlafe noch eine Stunde.
Als ich aufwache ist es draußen immer noch grau, trübe und ich höre den Regen auf das Laub tropfen. Ist Edith noch am schlafen? Vorsichtig schaue ich nach unten- sie ist am lesen und hat die Bettdecke bis unter das Kinn gezogen. Unser letzter Tag wird doch nicht total verregnet sein?
Doch als wir gegen halb zwölf mit frühstücken, erzählen und Tee trinken fertig sind hat auch der Regen aufgehört. Und als wir endlich die Steierne Brücke in Richtung Zentrum von Moskau überqueren lassen sich die ersten Sonnenstrahlen sehen. Wer sagt es denn: wenn Engel reisen lacht der Himmel!
Der Manegenplatz
Da wir für heute keine besonderen Pläne haben lassen wir uns einfach treiben. Wir schlendern entlang der Kreml Mauer durch den Alexandergarten bis zum Grab des unbekannten Soldaten. Dieses Grab wurde nach 1945 geschaffen und die dunkelroten Blöcke enthalten jeweils die Erde jener Städte der Sowjetunion, die im zweiten Weltkrieg am meisten gelitten haben. Vor dem ewigen Feuer der Gedenkstätte werden auch heute noch Blumen zu Ehre der Toten niedergelegt.
Schräg gegenüber des unbekannten Soldaten liegt der Manegenplatz von Moskau. Ein Ort zum bummel und wir machen eine kleine Pause am Brunnen mit seiner Glaskuppel. Diese Glaskuppel spendet dem unterirdischen Einkaufszentrum Licht und das möchte ich natürlich auch von der anderen Seite sehen. Daher machen wir einen kleinen Abstecher in diese Shopping-Mall. Hier gibt es alles- Modemarken, schicke Schuhe, Kosmetik, Pizza zum mitnehmen und natürlich jede Menge Geschäfte für Handys, I-Phone, Smart-Phone oder was immer das Herz begehrt. Preiswerte Marken oder sogenannte No-Name-Produkte sehe ich keine. Ist in Moskau offensichtlich nicht gefragt und das Angebot überschreitet ganz klar mein Budget.
Wieder oben am Manegenplatz angekommen schlendern wir die Promenade entlang und erfreuen uns an den Wasserspielen mit den Märchenfiguren. Was mögen das für Märchen sein? Edith und ich sind am raten, doch es kommt uns nichts bekannt vor, es sind sicherlich alles Figuren aus russischen Märchen die wir leider nicht kennen. Warum sollte man in Moskau auch Hänsel und Gretel verewigen?
Das Haus der Gewerkschaften
Wir genießen unsere letzten Stunden Aufenthalt und schlendern nochmals an allen Sehenswürdigkeiten vorbei. Vorbei am historischen Museum, der Platz der Revolution und das Haus der Gewerkschaften. Dieses Gebäude ist bekannt durch seinen Säulensaal, der mit 28 aus Kunstmarmor verkleideten Säulen ausgestattet ist. Der Saal gilt als das schönste Beispiel klassizistischer Innengestaltung Moskaus und einer der besten Aufführungsorte für klassische Konzerte. Puschkin, Turgenjev und Tolstoj besuchten hier einst die Bälle der Adelsgesellschaft. Im Jahre 1880 hielt Dostojevskij in diesem Saal seine berühmte Puschkin-Rede und im Januar 1924 nahm die junge Sowjetunion hier Abschied von Lenin. In den 30. Jahren wurden im Gewerkschaftshaus von Stalin die Schauprozesse gegen „abtrünnige“ Bolschewisten veranstaltet. Wir stehen vor einem Haus mit viel Geschichte.
Das Bolschoj-Theater in Russlands Hauptstadt
Langsam gehen wir weiter bis zum Bolschoj -Theater, das jetzt im August leider Sommerpause hat. Das Theater gilt als eines der weltbesten und berühmtesten Spielstätten für Ballett und Oper. Seine Geschichte begann 1776, als Fürst Ursov das Privileg erhielt in Moskau Schauspiele aufzuführen. Im Bolschoj Theater fand auch die Uraufführung von Tschaikovskijs Schwanensee statt.
Wir überqueren die Strasse und stehen vor einem großen Denkmal von Karl Marx, einem der Gründer des Kommunismus.
Moskaus Einkaufsstraßen
Nicht weit davon entfernt stoßen wir auf eine auffallend prächtige und bunt verzierte Tür. Was mag das sein? Ein Museum? Neugierig gehen wir näher und betrachten uns den Blickfang genauer. Kaum sind wir vor dem großen Tor, als dieses sich öffnet und ein freundlicher Herr uns mit einladen Gesten hinein winkt. Hoppla! Aladins Räuberhöhle? Doch des Rätsels Lösung ist einfach- es ist ein Restaurant. Und dazu ein sehr schönes. Der Besitzer oder Geschäftsführer bittet uns herein- nur zum schauen? „Kein Problem, willkommen!“ Wir bummeln durch das Restaurant mit all seinen schönen kleinen und gemütlichen Ecken. Auch die Speisekarte liest sich gut. „Das ist hier aber schön und auch die Gerichte hören sich gut an!“ meint auch Edith. Ob wir an unserem letzten Abend hier essen gehen? Eine gute Idee- das ist bestimmt ein schöner Abschluss unseres Urlaubs in Moskau.
Doch zuerst werden wir eine Apotheke suchen. Wie in jedem Urlaub- eine von uns beiden erwischt es immer. Diesmal ist es Edith und so gehen wir in eine Apotheke und schildern ihre Beschwerden. Husten, Erkältung und Schluckbeschwerden- was bietet uns denn da die russische Medizin an? Antibiotika? Einverstanden, vielleicht ist es ja wirklich ein bakterieller Infekt. „Und nehmen sie noch hiervon 2 Packungen“ erklärt mir die Apothekerin. „Es ist gegen die Nebenwirkungen von Antibiotika.“ Das macht Sinn- ich nehme also auch diese beiden Packungen, ich möchte ja, dass es Edith schnell wieder besser geht. „Und am besten von diesen auch noch 2 Packungen – 3 x täglich 2 Tabletten“ erklärt mir die tüchtige Apothekerin in wohlwollendem Ton. Was ist das? „Das stärkt die Abwehrkräfte!“ bekomme ich erklärt. Na gut, von mir aus. Kann ja nicht schaden. „Und dann nehmen Sie am besten noch 3 Packungen von diesem Tee“ tönt es hinter dem Tresen und eine Helferin eilt bereits mit den Packungen herbei. Tee? Drei Packungen Tee? Nein danke, Tee brauchen wir nicht. Ist schon gut so! „Halstabletten, diese sind besonders gut! Mit Honig- Geschmack!“ Ähhh- nein danke. Zahlen bitte! „Oder mit Eukalyptus? Gegen Hustenreiz?“ Jetzt ist aber gut, ich habe mir mit den Tabletten schon genug aufschwatzen lassen. Ich möchte zahlen! Die fleißige Apothekerin gibt alle Beträge in die Registrierkasse ein und schwupp- ich habe über 80,00 Euro zu bezahlen. Wieso habe ich mich überhaupt auf zwei oder drei Packungen eingelassen? Na gut – was soll´s! Ich bezahle und warte auf mein Wechselgeld. „Wir haben leider kein Wechselgeld- aber ich kann ihnen dafür ein paar Packungen Tempo-Taschentücher geben“ erklärt mir die verkaufstüchtige Apothekerin. Nun übertreibt sie aber! Das geht jetzt wirklich zu weit! Ich möchte keine überteuerten Tempo-Taschentücher! Ich möchte in dieser Apotheke gar nichts mehr haben! Und wenn ich nicht mein Wechselgeld bekomme, dann kann sie die gesamten Medikamente behalten. Abgesehen vom Antibiotikum- dass nehme ich trotzdem. Und – oh Wunder- da ist doch tatsächlich noch Kleingeld in der Kasse. Sie zählt lange und trennt sich sichtbar schwer von jedem einzelnen Schein und jeder Münze, doch ich bekomme mein Wechselgeld. Mit dem sicheren Gefühl, dass ich hier ordentlich abgezockt wurde stehe ich kurz darauf wieder auf der Strasse. Also so was!
Der Lubjankaplatz
Auf den Schreck hin machen wir erst mal eine Pause in einem der vielen Straßencafes. Es gibt hier selbst gebackenen Kuchen, Kaffee und Tee sowie Erfrischungsgetränke. Wir finden einen Tisch in der Sonne und genießen das Ambiente der Fußgängerzone mit ihren Geschäften und Apotheken.
„Hast du noch ein bestimmtes Ziel?“ möchte Edith von mir wissen. Ja- ich möchte auf jeden Fall die Lubjanka sehen. Davon habe ich soviel gelesen- in allen Spionageromanen ist davon die rede. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Edith schaut zwar ein wenig skeptisch, doch solidarisch macht sie sich mit mir auf den Weg zum Lubjankaplatz.
Dieser Platz trug seinen Namen bereits vor der Revolution, wurde dann jedoch nach Feliks Dzershinskij benannt, der die damalige Geheimpolizei Tscheka gründete. Tscheka war damals der Vorgänger des KGB.
1991 wurde die Statur des „eisernen Feliks“ jedoch von dem viel befahrenen Platz entfernt und auf den Denkmalfriedhof gegenüber des Gorki-Parks gebracht. Auf dieser Halde liegen bereits weitere Größen der Sowjet -Ära.
Das berühmt berüchtigte Gebäude „Lubjanka“ ist in einem ehemaligen Versicherungsgebäude untergebraucht. Es ist seit 1947 die Zentrale des KGB und wurde auf den tiefen Kellergeschossen des Geheimdepeschen-dienst des ehemaligen Zaren errichtet.
Diese Kellerräume haben unter dem Namen Lubjanka jahrzehntelang Furcht und Schrecken im Land verbreitet. Die Memoiren der Dissidenten des Sowjetregime sind voll von Erinnerungen an dieses grauenvolle Gefängnis.Der Geheimdienst wurde nach dem Augustputsch 1991 dreigeteilt, soll jedoch nach wie vor die Macht im Staate verkörpern.
Nun, von außen ist natürlich nicht viel zu sehen. Sieht aus wie ein ganz normales Haus. Was habe ich eigentlich erwartet? Egal- auf jeden Fall habe ich die berühmt -berüchtigte Lubjanka gesehen.
Die Kazaner Kathedrale
Langsam schlendern wir durch die Strassen, schauen uns die Geschäfte an und erreichen die Kazaner Kathedrale. Diese Kathedrale wurde in den 1990 Jahren wieder aufgebaut nachdem man sie in den 1920er Jahren entfernt hatte. Sie versperrte „Demonstranten“ und Militär-Kolonnen den direkten Weg zum Roten Platz. Heute flankiert sie wieder links dessen Eingang.
Der Rote Platz
Leider ist der Rote Platz zur Zeit gesperrt und damit ist auch der Blick auf den 330 Meter langen und 70 Meter breiten Platz durch einen Zaun verdeckt. Schade! Doch heute finden Proben statt für das kommende Event, was wir leider durch das Ende unseren Urlaubs versäumen. Wir gehen bis zur Basilius Kathedrale und können dort als Zaungäste zusehen. Eine Militärkapelle ist am üben und eine Gruppe junge Männer trägt die Fahne über den Platz. So ganz klappt das jedoch noch nicht, da muss noch ein wenig geübt werden.
Mit einem letzten Blick auf das berühmte Kaufhaus GUM und den Kreml machen wir uns nun auf den Heimweg. Obwohl es ein sehr ruhiger Tag war, müde sind wir trotzdem. Und hungrig, es wird auch schon dunkel und ist fast Zeit für das Abendessen. „Was ist mit dem schönen Restaurant?“ frage ich Edith. „Sollen wir da essen gehen?“ Möchte sie wirklich die ganze Strecke nochmal laufen? „Ach ich weiß nicht“ erklärt sie zögerlich „da müssen wir ja wieder ganz zurück!“ Gott sei Dank! Sie ist auch müde!
Wir entscheiden uns stattdessen für ein georgisches Restaurant, es riecht so lecker als wir daran vorbei gehen. Wir folgen der Empfehlung der Gäste am Nebentisch und bestellen uns ein georgische Spezialität. Viel Gemüse, Lammfleisch und Kartoffeln. Doch so ganz zufrieden sind wir nicht. Es ist zwar gut, doch alles trieft vor Fett. Vielleicht ja das Richtige im Winter bei Minus-graden, aber nicht unbedingt das, was wir uns erhofft hatten. Doch dafür ist der Wein um so besser und fröhlich und beschwingt überqueren wir die Steinerne Brücke und stehen kurz darauf vor unserem Apartment.
Die Koffer haben wir schon heute Vormittag gepackt und alles sieht bereits nach Aufbruch aus. Schade- die Zeit in Moskau
verging viel zu schnell. Morgen früh um neun Uhr werden wir abgeholt, ein schöner Urlaub ist leider mal wieder zu Ende.
Aber ich habe natürlich schon wieder neue Pläne, die nächste Reise kommt bestimmt.
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