Neuseeland Rundreise von Christchurch (Südinsel) nach Auckland (Nordinsel)
Seit 25 Stunden sitze ich im Flugzeug. Erschöpft sehe ich aus dem Fenster: unter mir in glasklarem Licht die schneebedeckte Bergkette der neuseeländischen Alpen! Gleich landen wir in Christchurch, dem Beginn unserer Neuseelandreise! Wir, das sind 22 Mitreisende der Gruppe.
Gestern war ich dann doch sehr müde, Stadtrundfahrt, Botanischer Garten und Arts Center, irgendwann am Nachmittag bin ich in mein Hotelbett gesunken. Heute aber, auf der Fahrt durch die Canterbury Hochebene, sitze ich vergnügt im modernen Reisebus, rechts und links saftige Wiesen und viele, viele Schafe. Am Straßenrand blühen rosa bis tieflilafarbene Lupinen. Vorsommerfreude!
Ein Teil der Reisegruppe fliegt in Cessnas um das Mount Cook Gebiet nach Omarama unserer heutigen Übernachtung.
Die erste „Bodenberührung“. Spaziergang an der pazifischen Küste bei den Moeraki Boulders. Tonnenschwere Kugeln aus Kalkkristallen liegen am Strand, wie Spielzeug von Riesen vergessen. Ganz gut so ein Verdauungsspaziergang. Das Begrüßungsbuffet im Aussichtslokal war gar zu köstlich! Nachmittags sind wir dann schon wieder auf See: im Boot schippern wir um die Otago-Halbinsel, über uns fliegen mit riesigen Schwingen die Königsalbatrosse.
Der viktorianische Bahnhof von Dunedin ist wie eine Filmkulisse. Außerdem habe ich mir eine rotgelbkarierte Schottenmütze mit grünem Pompon gekauft in der schottischsten aller neuseeländischen Städte. Dem Corgie der Schaffarm, die wir am Nachmittag besuchen, gefällt sie eher nicht; ich werde heftig angebellt. Beim Schafscheren fällt das Vlies wie ein ausgezogener Bademantel vom Schaf ab, die nachte Haut fühlt sich warm, zart und fettig an. Durstig stürzen wir uns auf den Tee aus dem riesigem „Kettle“, den die Farmersfrau für uns zubereitet hat.
Vor Sonnenaufgang sind wir heute schon unterwegs. Ausgerüstet mit Mückenmittel gegen Sandflies fahren wir in das Fjordland zum Milford Sound.
Silbrige Buchen, Fuchsienbäume am Straßenrand und Wasserfälle. Die Atmosphäre ist mit Feuchtigkeit gesättigt. Jetzt liegt der Mitre-Peak im Sonnenlicht vor uns. Die Bootsfahrt ist viel zu kurz, ich hätte so gern länger den Robben zugesehen, die sich auf den Steinen aalen. Weil das Wetter heute so sonnig ist, fliegt die Reisegruppe von Milford nach Queenstown,
das kostet zwar 150 Dollar extra, wir sehen aber den berühmten Milfordtrack von oben und haben den Nachmittag frei, um Queenstown unsicher zu machen.
Als wir am nächsten Tag in Fox ankommen schüttet es. Jutta, unsere Reiseleiterin, hatte uns im Bus noch die Niederschlagsmengen in Prozenten angegeben, aber was das bedeutet sehen wir erst jetzt. Es regnet unvorstellbar! Trotz Regenjacke bin ich sofort durchgeweicht, aber den Spaziergang im Regenwald – buchstäblich! – lasse ich mir nicht entgehen. Während meine Kleidung im Wäschetrockner der Gästewaschküche (was für eine praktische Einrichtung) trocknet, sitze ich am Kamin des kleinen Hotels. Eine australische Reisegruppe trocknet sich auch wir trinken ein Bier zusammen.
Für einen weiteren Rundflug am nächsten Morgen ist das Wetter noch zu unsicher; dafür gehen wir im Morgennebel dem Franz-Josef-Gletscher entgegen. Im Wald zwitschern die Vögel, ein kalter Wind bläst uns entgegen. Wir stehen direkt vor dem zerklüften Eis! Auch Heinz und Erika, die sich immer was zu sagen haben sind ganz still geworden. Benommen von solcher Naturschönheit gehen wir zurück.
Jetzt fällt die Wahl schwer: Entweder ein Besuch in der Jadefabrik oder ein Spaziergang am Meer. Ich entscheide mich für das Meer. Am steinigen Strand liegen viele grüne Steine. Fass und Damien, ein Schafscherer, erklärt mir mit seinem gezücktem Messer, wie man Opossum häutet.
So seefest bin ich wohl doch nicht. Auf der Fahrt durch den Marlborough Sound saß ich lustig mit Jutta auf Deck, jetzt auf offener See schlingert die Fähre ganz schön, ich halte mich sehr senkrecht sitzend im Arbeitsraum auf und versuche restliche Postkarten zu schreiben. Noch eine Stunde bis Wellington.
Sir Basil Spence, der Architekt des modernen Regierungsgebäude in Wellington soll beim Mittagessen, inspiriert von einem Bienenkorb auf einer Zündholzschachtel, den Entwurf auf eine Serviette skizziert haben. Da gefällt mir das alte, viktorianische Parliament-Building schon besser und die am Hang liegenden Holzhäuser in rosa, hellblau und resedagrün sind ganz entzückend! Auf dem Mount Victoria bläst uns der Wind um die Ohren, schnell zurück zum Bus.
Heute ist Wandertag. Ein herrlicher Rundweg im Tongariro-Nationalpark führt durch kniehohes Buschwerk zum Taranaki-Wasserfall und durch lichten Regenwald am Chateau, einem schlossartigen Nobelhotel, vorbei, wieder zurück. Leider sind die Spitzen der beiden Vulkane Mount Ruapehu und Mount Ngauruhoe von Wolken verhangen.
Dafür scheint am Nachmittag am Waimangu-Tal die Sonne heiß vom Himmel. Es faucht und raucht aus der Erde, der Schwefel setzt sich in gelben Krusten am Ufer des Vulkansees ab. Höllen- oder Himmelszauber?
Juppheidi, Juppheida. Noch schnell über wir im Bus den Refrain des Liedes, das unser „chief“ Friedrich aus Westfalen, gewählt ob seines stattlichen Aussehens, bei der Maori-Begrüßung vortragen will. Wir sind bei Rakeiao Marae zum Konzert und Hangi eingeladen. Nasenreiben, Begrüßungsreden, Singen, Tanzen und Schmausen dauern bis Mitternacht. Wir sind begeistert von der Gastfreundschaft der Maori. Süßkartoffeln aus dem Erdofen schmecken auch nicht schlecht.
„Hi, how are you? This is Fred.” So begrüßt mich ein Neuseeländer im Rosegarden und stellt mir seinen schwarz-weißen Mischlingshund vor. Der Rest der Gruppe ist beim „shopping“ in Auckland’s Queenstreet; ich habe Einsamkeitsgelüste und spaziere durch den Rosengarten zum Hobson Bay, denn morgen geht es nach Norden in die Bay of Islands; wieder eine lange Busfahrt.
Als ich abends mit Goetz und Dagmar beim Austernschlemmern in Bistrot 40 sitze, lassen wir den herrlichen Tag Revue passieren. Wir schön das Treaty-House auf dem Hügel liegt, der zauberhafte Ort Russel. Ja, hier würden wir Ferien machen! Wir trinken die zweite Flasche „Selaks Marlborough Sauvignon Blanc“ aus und schlendern weinselig unter dem klaren Sternenhimmel zum Hotel zurück. Dagmar erzählt von Berlin. Ost, vor der Wende. Über Cap Reigna, der nördlichsten Spitze Neuseelands, fliegen die Seelen der verstorbenen Maori nach Hawaiki, der Insel ihrer Ahnen, zurück. Unter den Klippen fließen die Tasmanische See und der Pazifische Ozean zusammen. Ein Ort voller Mystik. Die Möwen schreien schrill und picken nach den Resten meines pappigen Sandwiches aus der Plastikschachtel.
Noch nie habe ich so viel glitzerndes Grün gesehen! Auf dem kurzen Weg zum Tane Mahuta, dem Gott des Waldes, einer riesigen Kauri-Fichte, tauchen wir tief in die immergrüne Baumwelt des Regenwaldes ein. Schwarze Lianen, zarte Nadelzweige des Rimu-Baumes und die Vielfalt der Farne!
Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Es war eine außergewöhnliche, interessante Reise, die von KIWI Tours sehr gut organisiert war. Die Hotels, die Busse und die Ausgewogenheit von Aktivitäten und Zeiten, zur freien Verfügung, haben meine Erwartung weit übertroffen.
Unser letzter Tag ist der Kultur gewidmet. Das War Memorial Museum in Auckland ist voller Schätze der Maori-Kunst. Schnitzereien, antike Jade-Tikis, das große Kriegsboot und ein Portrait der lieblichen Prinzessin Hinemoa.
Im Garten der Blinden, unterhalb des Museums schließe ich die Augen, taste mich an den Hochbeeten entlang, befühle Rosmarin, Melisse und Duftgeranien. Haere ra Aoatearoa. Auf Wiedersehen, Land der langen, weißen Wolke.
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