Puerto Maldonado und ein Besuch auf der Affeninsel am Rio Madre de Dios
Sonntag
Cusco- Puerto Maldonado
Ausgeschlafen und ausgeruht wachen wir auf und machen uns bereit für die Fahrt zum Flughafen. Die warmen Pullover und Jeans sind verpackt und wir haben uns tropengerecht gekleidet: leichte Hosen, ein langärmliges leichtes Hemd und das Antimoskito-Spray griffbereit. Conchita kommt uns abholen und auf der kurzen Taxifahrt erzählen wir, was wir am Vortag unternommen und erlebt haben. Am Flughafen geht alles sehr rasch, Conchita hat gestern schon unsere Bordkarten besorgt und wir brauchen nur unser Gepäck abzugeben. Nach einer kurzen Verabschiedung von Conchita sind wir an der Sicherheitskontrolle.
Das wird sehr ernst genommen, die Pässe werden mindestens zweimal kontrolliert. Danach nochmals in Verbindung mit der Bordkarte und eine Dame sitzt da und sagt der Passkontrolle der wievielte Passagier kommt. Hier kann niemand verloren gehen! Dann endlich ist es geschafft, der Pass ist in der Handtasche verstaut und wir stehen in der Warteschlange an dem, wie wir hoffen, richtigem Ausgang. Nun kommt eine junge Dame der Fluggesellschaft, sie kontrolliert unser Pässe und die Bordkarte. Kurz darauf kommt ein wenig Bewegung in die Wartenden. Unser Flug wird aufgerufen und Passagiere mit Kinder nach vorne gebeten, sie dürfen zuerst einsteigen. Nachdem sich die Reihe neu formiert hat kommt eine weitere Mitarbeiterin der Gesellschaft um unsere Pässe und die Bordkarten zu kontrollieren. Edith wird etwas ungeduldig, ewig diese Sucherei nach den Papieren. „Wir sind doch jetzt schon kontrolliert worden. Warum noch mal?“ möchte sie gerne wissen. „Ich kontrolliere ob meine Kollegin auch richtig kontrolliert hat“, ist die freundliche Erklärung.
Ja, das hat natürlich eine gewisse Logik!
Ohne weitere Kontrollen sitzen wir eine kurze Weile später im Flieger und starten zu dem knapp einstündigen Flug nach Puerto Maldonado. Die Landschaft und die Vegetation verändern sich mit jedem Kilometer den wir zurücklegen und beim Landeanflug blicken wir auf eine grüne Ebene mit Wasserläufen, einem Fluss und unzähligen Palmen. Es gibt die unterschiedlichsten Grün-Töne soweit das Auge reicht. Dann setzt der Pilot das Flugzeug auf die Landepiste und wir rollen bis kurz vor das Flughafengebäude. Die Rolltreppen werden angebracht und als sich die Türen öffnen schlägt uns feucht warme Luft entgegen. Zu Fuß gehen wir über das Rollfeld in die überhitzte Halle um auf unser Gepäck zu warten. Da kommen sie auch schon, unsere Ziehköfferchen, die zwischen all den Rucksäcken etwas fehl am Platze wirken.
Vor dem Flughafengebäude steht ein Mitarbeiter der „Amazonas Lodge“, wo wir die nächsten drei Tage verbringen werden. Nachdem er unser Gepäck kritisch begutachtet hat dürfen wir in den Bus einsteigen. Fensterscheiben gibt es keine und wir sind froh als ein kleiner Windhauch durch den Bus zieht. Bald sind alle weiteren Gäste eingetroffen und die Fahrt geht los, erst mal in das „Hauptbüro“ des Veranstalters. „Dort“, so unser Busbegleiter, „können Sie in den anliegenden Geschäften Regencapes kaufen, die werden Sie brauchen.“
Er hat sicherlich recht, denn der angenehme, leichte Windhauch hat dunkle schwarze Regenwolken an den zuvor blauen Himmel getrieben und kurz darauf fallen auch schon die ersten Tropfen. Nun erkenne ich auch den Sinn der nicht sehr schönen schwarzen Plastikvorhänge und schnell ziehe ich meinen vor das offene Fenster.
Bei der Ankunft im „Hauptbüro“ hat der Regen ein wenig nachgelassen und wir werden in einen großen leeren Raum geführt. Auch das Gepäck wird ausgeladen: ob wir nicht alle, vor allem Edith und ich, umpacken könnten und unser Gepäck reduzieren? Meine Güte, wohin denn umpacken? Und innerhalb von zehn Minuten? Wir sind jedoch nicht alleine, auch die anderen acht Gäste fühlen sich dazu außerstande und haben wie wir keine zweite Tasche dabei. Eine Australierin – Monica – macht zwar den Versuch, scheitert jedoch nach kurzem an dieser Aufgabe. Die Mitarbeiter der Lodge beratschlagen kurz und geben dann grünes Licht. Wir können alle unser Gepäck mitnehmen, irgendwie wird es schon ins Boot passen. Alle Koffer und Rucksäcke werden wieder in den Bus geladen und nun geht es quer durch die Stadt zum Hafen. Unterwegs erhalten wir einige Erklärungen über die Lodge: „es gibt dort keine Computer“. Das dachte ich mir schon, keine Überraschung. „Es gibt kein warmes Wasser“. Das dachte ich mir nicht, Überraschung! „Und abends um zehn Uhr wird der Strom abgestellt“. Oh!!??
Inzwischen müssen wir in der Nähe des Hafens sein, der Geruch nach brackigem Wasser wird immer stärker. Da kommt schon die Anlegestelle in Sicht mit dem „Peque peque“, der uns in einer zweistündigen Fahrt auf dem Rio Madre de Dios zur Urwaldlodge bringen wird.
Ein Peque peque ist ein überdachter Motorkahn und der Name wird mir verständlich als der Motor läuft – peque,peque,peque – mit diesem Geräusch geht es den Fluss hinab. Auch das Gepäck ist mit an Bord. Um die Last auszugleichen sind die Rucksäcke und unsere beiden Koffer hinten und wir müssen alle so weit wie möglich vorne sitzen. Unser Reiseleiter, er stellt sich als Elmar vor, verteilt Bananen zur Begrüßung an alle seine Gäste. Es sind die kleinen aromatischen Bananen, die ich schon in Kenia kennengelernt habe. Lecker! Elmar erklärt während der Fahrt einiges über den Fluss Madre de Dios, der bei Puerto Maldonado bereits eine Breite von 500 Metern hat. Von Peru fließt er durch Bolivien bis nach Brasilien, wo er nach vielen Kilometern kurz hinter Manaus als Rio Madeira in den Amazonas mündet. Laut Elmar herrscht im Madre de Dios großer Fischreichtum, viele Menschen leben hier vom Fischfang. Natürlich gibt es auch reichlich Piranhas. Piranhas? Im Rio Madre de Dios? So weit vom Amazonas entfernt? „Si, si“ versichert Elmar „die gibt es hier“.
Das weitere Programm wird auch angesprochen. Nach unserer Ankunft in der Lodge sollen wir bitte erst zum Essen gehen, danach können wir unsere Zimmer aufsuchen. Um 16ººh treffen wir uns zu unserem ersten gemeinsamen Ausflug auf die „Affeninsel“. Gestern erst war er dort, berichtet uns Elmar, und das Wasser stand so hoch, dass alle seine Gäste bis über die Knie nass wurden. Er lächelt bei der Erzählung, ich lächle auch und glaube in diesem Moment er macht einen Scherz. Doch nun legen wir am Holzsteg der Lodge an, klettern aus dem wackelnden Boot und ich sehe eine Reihe von Gummistiefel. Ob das vielleicht doch kein Witz war?
Doch zuerst gehen wir mit der Gruppe in den Speisesaal, wo unser Mittagessen auf uns wartet und appetitanregend duftet. Der gute Duft stammt von einem Päckchen aus Bananenblatt in das die Zutaten zu dem Gericht eingewickelt sind. Voller Spannung öffne ich das Blatt . Was mag das sein? Der Inhalt besteht aus Reis mit Huhn, Gemüse, einem Ei und es schmeckt genau so gut wie es riecht. Es gibt ein Dessert zum Abschluss und danach bringen wir die Koffer in unsere Unterkunft. Es sind kleine Holzbungalows die auf Pfählen stehen, um so unerwünschte „Haustiere“ zu vermeiden. „Hausnummern“ gibt es hier keine, sondern die Bungalows tragen Tiernamen wie Puma, Anakonda oder Papagei. Unsere Unterkunft heißt Schildkröte! Ich hege den Verdacht, dass wir bei unserem langsamen und vorsichtigen Aussteigen aus dem Boot beobachtet wurden und derjenige dachte: das passt! 🙂
Der Bungalow ist größer, als es von außen den Anschein macht und ich bin angenehm überrascht. Es gibt einen kleinen Vorraum, ein Schlafzimmer mit genügend Platz für Koffer und Kleidung und ein anschließendes Badezimmer.
Nachdem wir das notwendigste ausgepackt haben ist es Zeit zu unserem Treffpunkt mit Elmar zu gehen. Elmar steht schon an der Rezeption als wir ankommen und so kann ich ihn nach dem Wasserpegel auf der Insel fragen. „Ihr müsst auf jeden Fall Gummistiefel anziehen, ohne die geht es nicht!“ ist die etwas beunruhigende Antwort. Edith ist sehr skeptisch und möchte wissen ob es denn sehr anstrengend auf dieser Insel sei. „Heute nicht“, ist Elmars prompte Antwort, „aber dafür morgen, denn das sind sieben Stunden Fußweg und paddeln.“ Wieso sieben Stunden? Ich dachte morgen steht eine Bootsfahrt auf dem Programm? Ich verschiebe die Frage auf später, denn nun kommt der Rest der Gruppe und wir steigen in ein Boot um zur Affeninsel zu fahren. Nach und nach macht sich in der Gruppe jeder mit jedem bekannt und wir kommen ein wenig ins plaudern. Neben uns sitzt Sheila und Dan, sie leben in Kalifornien nahe der Everglades und wollten hier ein paar Tage entspannen. Mein Gegenüber, Ronnie, kommt aus New York und hofft einen Kaiman in freier Wildbahn zu sehen. Mit den australischen Brüdern John und Paul haben ich schon im Bus Bekanntschaft gemacht. John hat letzte Woche geheiratet und sucht nun Erholung von der großen Familienfeier. Ihre Landsleute, Monica und Tom, sind seit acht Monaten auf einer Reise rund um die Welt unterwegs.
In der Zwischenzeit sind wir an der Insel angekommen und ich schaue mit Entsetzen auf die „Anlegestelle“. Wir liegen mit dem Boot am Ufer und sollen von dort die steile, matschige Böschung hinauf in den Urwald. Hinauf geht ja vielleicht noch, aber wie kommen wir diese „Rutschbahn“ wieder hinunter? Edith schüttelt den Kopf, „zu rutschig“ ist ihr Kommentar. Doch die Gruppe ist anderer Meinung. Sheila überredet sie zum Mitkommen und Dan versichert uns seiner Hilfe und Stütze, um den Uferhang zu bewältigen. Also fassen wir Mut, geben Dan die Hand und es geht besser als wir dachten. Die Sohlen der geliehenen Gummistiefel geben guten Halt und zügig folgen wir Elmar auf einem schmalen Trampelpfad tief in den Dschungel hinein. Kaum sind wir von der üppigen Vegetation umgeben wird die Luft schwerer und feuchter, kein Lufthauch ist zu spüren. Und der erste „Überfall“ kommt sofort. Schwärme von Moskitos fallen hungrig über uns her und werden unsere Begleiter bleiben, bis wir wieder auf dem Fluss sind. Der anfänglich noch gut begehbare Pfad wird matschiger und immer häufiger reichen Modder und Wasser bis an die Waden. Monica geht vor uns und gibt Warnungen nach hinten weiter: „Vorsicht, ein Loch!“ oder „Achtung! Ein Stück Holz, nicht stolpern!“
Sehr behutsam tasten wir uns mit den Füßen auf dem nicht sichtbaren Grund weiter und hoffen nicht irgendwann die Balance zu verlieren. Nach einer halben Stunde ist es geschafft, wir haben unser Ziel erreicht. Ein Tümpel, der gleichzeitig auch „Treffpunkt“ der Affen ist. Elmar hat Bananen mitgebracht und da kommen schon die ersten Bewohner der Insel. Es sind zwei verschieden Arten die wir hier zu sehen bekommen, braune Wollaffen und schwarze Spinnenaffen. Neugierig kommen sie näher, nehmen sich blitzschnell eine der ausgelegten Bananen und verschwinden wieder in die sicheren Höhen der Bäume. Bei den Spinnenaffen scheinen die Gliedmaßen und der kräftige Schwanz die gleiche Länge zu haben und wie Arme und Beine wird er auch benutzt. Auf ein Bein und den Schwanz gestützt hängen sie waagrecht am Baum, was ihnen tatsächlich ein spinnenartiges Aussehen verleiht. Die Wollaffen sind entschieden zutraulicher, sie kommen näher und nach einer Weile setzen sie sich sogar auf die Schultern einiger Gruppenmitglieder. Eine Affendame hat Nachwuchs und trägt ihr Junges auf dem Rücken, während sie für eine weitere Banane mit Elmar „flirtet“. Doch der eifersüchtige Vater setzt diesem „Flirt“ sehr energisch ein Ende. Schimpfend und zähnefletschend springt er aus den Zweigen eines Baumes, woraufhin seine Partnerin mit einem lauten Schreckensruf auf Distanz von den Menschen geht. Schlecht gelaunt zeigt er uns seine spitzen Zähne und verzieht sich wieder in luftigere Höhen. Mit den bissigen Moskitos als dauerhafte Gesellschaft stehen wir alle schweißüberströmt in der feuchten Hitze und beobachten die Affen.
Am Ufer des Tümpels wurde für die „Bananenköder“ eine hölzerne kleine Plattform angebracht und von hier führt ein Holzsteg auf die andere Seite des Wassers. So haben die Tiere immer eine „Fluchtmöglichkeit“, wenn die Menschen mit ihren Kameras zu nahe an die Plattform rücken. Der Holzsteg wird auch heute sehr viel benutzt und flink huschen die Affen auf dem schmalen Brett hin und her. Ein Spinnenaffe schnappt sich gleich vier Bananen, in jeder Hand zwei und mit aufrechtem Gang balanciert er tänzelnd über den Steg, die Arme rechts und links von sich gestreckt wie ein Seiltänzer. Und kurz bevor wir zurück gehen entdecken wir noch eine weiter Affenart auf dieser Insel- ein Krallenäffchen. Es ist ein ausgewachsenes Tier mit der ungefähren Größe von einem Eichhörnchen. Der braun-schwarz gefärbte Affe zeigt keinerlei Scheu vor uns und springt von einer Schulter zur anderen bis er sich schließlich für Ronnie entscheidet. Das Krallenäffchen rutscht unter Ronnies Hemdkragen und bleibt dort sitzen. Elmar mahnt inzwischen zum Aufbruch und macht sich mit einigen der Gruppe langsam auf den Weg. Auch Ronnie kommt mit, den Kopf in schiefer Position und nicht wissend wie er seinen Begleiter wieder los wird. Der fühlt sich nach wie vor wohl und schaut interessiert unter dem Kragen hervor. Es geht nicht anders, wir rufen Elmar zur Hilfe um den kleinen Gesellen wieder auf einen Baum zu befördern. Das ist nicht einfach, denn der möchte nicht! Er zeigt die spitzen Zähne und verteidigt seinen Platz mit einem drohenden Fauchen. Was nun? Elmar versucht weiter den Affen zu vertreiben und Ronnie befürchtet einen schmerzhaften Biss in seinen Hals. Doch auf einmal hat der kleine Kerl genug, es wird ihm wohl zu dumm und er will vermutlich seine Ruhe vor uns haben. Ein rascher Sprung, es geht schneller als wir schauen können, und Ronnies Freund ist im Dickicht verschwunden.
Nun geht es so zügig wie möglich den gleichen Weg zurück, wir schliddern und glitschen mit unseren Gummistiefeln durch den Matsch und an einer Stelle sinke ich so tief ein, dass mir das Wasser in die Stiefel läuft. Edith hat sich bei mir eingehakt und im Falle eines Ausrutschers gehen wir gemeinsam unter. Doch endlich ist es geschafft, wir sind am Fluss und dort unten wartet unser Boot. Nur die Böschung müssen wir noch hinunter. Dan ist wie versprochen an unserer Seite und mit einem charmanten „heavy cargo“ werden wir von ihm an den weiter unten wartenden Ronnie weitergereicht. Wir haben es geschafft! Der Hosenboden ist noch trocken und es geht zurück in die Lodge.
Dort nehmen wir den kürzesten Weg zu unserem Bungalow, die Gummistiefel werden ausgezogen und nun unter die Dusche, was für ein Genuss!
Vor dem Abendessen lese ich unser Programm für morgen durch. Da steht es: mit dem Boot fahren Sie in den Dschungel hinein. Ich suche Elmar und frage nochmals nach. „Mit dem Boot fahren wir, allerdings nur etwa zehn Minuten“ klärt er mich auf. „Dann geht es eine Stunde zu Fuß, eine Stunde paddeln, wieder zu Fuß, noch mal paddeln und dann wieder zurück“. Ob es denn auch so matschig ist wie heute, möchte ich gern wissen. „Schlimmer“ ist seine kurze aber präzise Antwort. Ob wir das schaffen, Edith und ich? Elmar sagt seine Meinung freundlich und direkt: für Edith ist es seiner Ansicht nach zu anstrengend, ich solle es ruhig probieren. Nett! So viel Vertrauen in mich, aber wenn er sich irrt? „Doch, Du schaffst das“ beruhigt er mich „ich mache ja auch langsam und bleibe immer wieder stehen um etwas zu erklären.“
Ich will lieber erst darüber nachdenken und halte Kriegsrat mit Edith. „Noch schlimmer als heute?“ fragt sie ungläubig und gibt Elmar recht, dass ist ihr zu anstrengend. Sie bleibt lieber in der Lodge. Und ich? Was mache ich morgen?
Doch nun ruft uns der Koch in den Speisesaal. Wir sollen bitte kommen, sonst wird das Essen kalt. Es ist ein Buffet aufgebaut mit verschiedenen sehr schmackhaften Gerichten. Bei Tisch unterhalte ich mich mit Sheila über meine Bedenken wegen des morgigen Ausflugs. „Doch, komm mit! So schlimm wird es schon nicht sein, komm und sei kein Frosch!“ Auch ihr Mann und die übrige Gruppe meinen, ich solle mir keine Sorgen machen und mitkommen. Na gut, ich fasse mir also ein Herz und sage, als ein wenig später Elmar kommt, zu.
Unsere heutigen Aktivitäten sind jedoch noch nicht beendet. Um 19ººh findet eine nächtliche Bootsfahrt statt, damit wir den Urwald und seine Geräusche auch in der Dunkelheit kennenlernen. „Muss ich dazu Gummistiefel tragen?“ fragt Edith nach. Brauchen wir jedoch nicht, es ist wirklich nur eine Bootsfahrt von einer Stunde.
Es geht Flussaufwärts,immer dicht am Ufer entlang. Elmar leuchtet mit einer starken Lampe hin und wieder unter die ins Wasser hängenden Zweige, hoffend uns einen Kaiman zeigen zu können. Ab und an ertönt ein „platsch“ in unserer Nähe, doch das peque, peque, peque unseres Motors übertönt die meisten Geräusche. Als wir weit genug flussaufwärts gefahren sind stellt Elmar jedoch den Motor ab und nach einigen Minuten Stille setzen die Urwaldgeräusche ein. Ein Grillen, Zirpen und Rascheln ist am Ufer zu hören und im Wasser vernehmen wir ständig ein unregelmäßiges Plätschern. Langsam und schweigend lassen wir uns den Fluss hinab treiben, nur hin und wieder ist ein Flüstern zu hören. „Falls wir die Lodge verpassen“ raunt Elmar leise, „sind wir in acht Stunden in Bolivien. Habt Ihr alle Eure Pässe dabei?“
Doch dann hören wir etwas, ein „platsch, platsch. platsch“ zwischen uns und dem inzwischen etwa 50 Meter entfernten Ufer. Schnell, damit uns nichts entgeht macht Elmar den Scheinwerfer an. In dem grellen Licht taucht ein langes Boot auf und erschrockene Gesichter schauen in unsere Richtung. Ein „Knips“, Elmar macht das Licht wieder aus und es werden einige mir unverständliche Worte zwischen Elmar und der anderen „Bootsbesatzung“ getauscht. Was war das denn? „Holzschmuggel“ verrät uns Elmar, „die Männer dachten im ersten Moment wir seien Polizei, deshalb die erschrockenen Gesichter“.
Tropenhölzer wurden in den Jahren von 1920 in Puerto Maldonado abgebaut und die gesamte Region lebte von diesem Wirtschaftszweig nachdem der Kautschuk- Boom vorbei war. Als jedoch alle Urwaldriesen gefällt und der Wald gerodet war kam auch die Arbeit der Sägewerke und Holzverladungen zum erliegen. Die verbliebenen Urwaldgebiete im Umkreis von Puerto Maldonado sind heute unter Naturschutz und das Abholzen ist verboten. Viele der 11.000 Einwohner leben jedoch in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen und sehen im Schmuggel von Tropenhölzern eine Möglichkeit ihre Familien zu ernähren.
Kurz nach diesem Zwischenfall kommen wir an der Lodge an, keiner möchte bis nach Bolivien und so gehen wir noch für einen Drink in die Bar um den Tag abzurunden. Jeder aus der Gruppe erzählt ein wenig von seinen Erlebnissen in Peru und natürlich waren alle auf dem Machu Picchu. Und natürlich sind alle zu Fuß oben gewesen, den Inka Trail in vier Tagen. Oh weh, ich traue mich kaum es zuzugeben, dass ich einfach Bahn und Bus benutzt habe. Selbst von Sheila trifft mich ein erstaunter Blick: „Mit dem Bus?“ Ja, sicher mit dem Bus, natürlich!!
Es wird kein langer Abend, wir sollen morgen um fünf Uhr geweckt werden und der heutige Tag war lang. Die Runde löst sich bald auf und wir gehen in unseren „Schildkröten- Bungalow“ um noch ein wenig zu lesen. Allerdings nur bis 10ººh, dann geht das Licht aus und am besten machen wir die Augen zu, um so schnell wie möglich einzuschlafen.
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