Rundreisebericht – Lima und sein Stadtteil Miraflores
Donnerstag
Lima
Wir wachen auf, die Sonne scheint ins Zimmer und kein Regen prasselt auf das Dach. Wir sind sofort munter und unternehmungslustig. Sollten wir noch einen Abstecher ins Zentrum machen und in die Markthalle gehen? Warum nicht, wir haben den ganzen Tag zur Verfügung.
Nach dem Frühstück gehen wir los, winken unterwegs ein Taxi herbei und lassen uns in die Altstadt von Lima fahren. Die Markthalle ist in der Nähe der Kathedrale, bei unserer Ankunft können wir die Kirchtürme erkennen. Der Taxifahrer zeigt uns den Weg zur Plaza de Armas mit dem Hinweis, wir sollten uns nach dem Besuch der Markthalle lieber in dieser Richtung halten. Doch zuerst stürzen wir uns in das rege Geschäftsleben der Markthalle! Waren werden angeliefert, Frauen eilen mit vollen Einkaufstaschen an uns vorbei und meine Augen brauchen einen Moment um sich an das gedämpfte Licht zu gewöhnen. Gemächlich schlendern wir durch die Reihen von Mais- und Kartoffelsorten, Früchten, Gemüse und Kräutern. Das Angebot ist vielfältig und die Ware frisch und appetitlich. Genau wie in Cusco wird frisch gepresster Saft angeboten und wir bestellen an einem Stand zwei Glas.
Edith möchte gerne Mango; „Mit oder ohne Milch?“ wird sie gefragt. Obstsaft mit Milch? Nein danke, ohne Milch bitte! Die andere anwesende Kundin ist da anderer Meinung: „Mit Milch schmeckt das aber viel besser, das rundet den Geschmack ab.“ Eine andere Dame lacht: „Die brauchen keine Milch, die beiden sind weiß genug!“ ruft sie vergnügt. Doch die erste Kundin bleibt bei ihrer Empfehlung: „Zu Mangosaft gehört Milch!“ Na gut, vielleicht hat sie ja Recht – Edith entscheidet sich für die milchhaltige Variante. Doch bekannterweise sind die Geschmäcker ja verschieden und über Geschmack lässt sich auch nicht streiten – doch Mangosaft mit Milch trifft nicht unseren Gusto. „Schade um das Obst“ raunt Edith mir zu, als sie an ihrem Getränk nippt. Um eine Erfahrung reicher verabschieden wir uns und wandern weiter durch die vielseitigen kleinen Gassen. Metzger mit Frischfleisch und Wurstwaren, auch hier siegt unsere Neugierde und wir probieren von den getrockneten Würsten. Schmeckt wohlschmeckend- klein und scharf!
Die Menschen sind freundlich, es reicht ein fragender Blick auf eine Ware und wir bekommen erklärt, was vor uns liegt. In der „Schneiderei-Abteilung“ kommt eine Frau auf mich zu: „Gefällt Ihnen mein Land? Ich heiße sie in Peru willkommen und hoffe, dass Sie sich hier wohlfühlen!“ Bei solch einer Frage und diesem Wunsch muss sich doch jeder wohlfühlen!
Nachdem wir das meiste gesehen haben, gehen wir wieder nach draußen wo uns im ersten Moment das Sonnenlicht blendet. Wohin nun? Zur Plaza de Armas? Dort waren wir jedoch am ersten Tag, also gehen wir einmal um die Markthalle und schauen uns die kleinen umliegenden Geschäfte an. Neben den Bekleidungs- und Stoffläden sind Geldwechsler und Losverkäufer unterwegs. Ein Herr möchte mir unbedingt Herrenunterhemden verkaufen- das sei doch ein schönes Mitbringsel für meinen Ehemann, oder nicht?
Auf der Rückseite der Halle beginnt das chinesisches Viertel, auch hier reiht sich ein Verkaufsstand an den anderen. Da wir jedoch auch den Vorort Miraflores kennenlernen möchten winken wir erneut nach einem Taxi und lassen uns zurückfahren bis zum „Parque del Amor“.
Hier gehen wir oberhalb des Strandes die Promenade entlang bis zu dem großen Komplex „Larcomar“. In diesem Zentrum befinden sich Kinos, Geschäfte, Restaurants, Bars und Cafés. Wir durchstöbern die Geschäfte nach Souvenirs und bummeln durch sämtliche Stockwerke. Um die Mittagszeit suchen wir uns ein Restaurant mit Blick aufs Meer und haben das Glück einen Tisch auf dem Balkon zu bekommen. Die Speisekarte bietet unter anderem Cerviche an- ob das hier genauso gut zubereitet ist, wie in dem Restaurant in das uns Karina führte? Wir fragen die Bedienung: „Das Cerviche- ist das auch pikant? So wie für Peruaner? Wir vertragen scharf- unsere Mägen sind schon fast peruanisch!“ versichere ich ihr noch mal. Nicht lange danach kommt unsere Cerviche- und es ist scharf! Aber es schmeckt, auch wenn Edith das Wasser in den Augen steht. „Ist es Dir zu scharf?“ frage ich sie sicherheitshalber. Tapfer schüttelt sie den Kopf: „Nein, nein es schmeckt gut. Auch wenn mir fast die Flammen aus dem Hals schlagen!“
Frisch gestärkt machen wir uns nun auf den Rückweg und halten Ausschau nach einen Weg, der uns zum Strand hinunter führt. Dort unten befindet sich die Rosa Nautica, ein auf einem Pier gelegenes Restaurant. Es sieht von oben attraktiv aus, ein wenig romantisch und erinnert an die Seebäder im 19. Jahrhundert. Wir haben zwar gegessen, aber vielleicht ist es ein Ziel für heute Abend. Wir sind nicht mehr weit vom Parque del Amor entfernt, als wir die erste Möglichkeit finden den Strand zu erreichen. Es geht über Treppen und verschlungene Wege, nochmals eine Treppe und wir stehen an der „Costa Verde“. Viel Grün gibt es hier nicht, jedoch Eisverkäufer, Surfer und unzählige geparkte Autos. Die Rosa Nautica liegt ein kleines Stück an der Straße in Richtung Lacomar und dort bummeln wir langsam über den Pier in Richtung Restaurant.
Das Restaurant ist sehr geschmackvoll dekoriert und hat ein gepflegtes Ambiente. Eine junge Dame nimmt uns in Empfang und möchte wissen ob wir reserviert haben. Nein, noch nicht- aber die Speisekarte würden wir gerne sehen, vielleicht reservieren wir dann für heute Abend. Die Speisekarte liest sich sehr verlockend, doch die junge Dame glaubt nicht, dass heute Abend noch ein Tisch frei ist. Vielleicht morgen? Das ist leider zu spät, morgen werden wir von Iberia auf unserem Rückflug verköstigt. Schade, aber da kann man nichts machen.
Damit der weite Weg nicht vergebens war, gehen wir in die Bar der Rosa Nautica und nehmen einen Pisco Sour. Unsere müden Füße sind uns dankbar für jede Pause und wir genießen das gemütliche Flair des Lokals.
Nun kommt der schwere Teil, der „Aufstieg“! Ein Portier bietet uns ein Taxi an- eine Luxuslimousine mit Klimaanlage und dem dazu passenden Preis. Für das kurze Stück den drei fachen Preis wie heute Morgen für den langen Weg ins Zentrum? Nun, nach der Insel Taquile, Machu Picchu und allen anderen Aktivitäten schaffen wir das bestimmt zu Fuß!
Wir steigen die ersten Treppen hoch, der schmale Weg ist doch viel steiler als gedacht, zum Abschluss nochmals Treppen und dann haben wir es geschafft. Oben!!!! Mal wieder ein wenig außer Puste, aber wir müssen ja in Übung bleiben.
Da ich noch gerne in ein Internet Café möchte, bleiben wir nicht auf der Promenade sondern spazieren die Straße hoch in Richtung Plaza Ovalo. Dort wird ein kleiner Markt aufgebaut und in den Cafés rund um den Platz ist Hochbetrieb. Ein Internet Café findet sich hier auch, so kann ich noch schnell einen Gruß nach Spanien schicken. Dann machen wir uns endgültig auf den Rückweg und Edith stellt eine gute Frage: „Findest du denn unser Hotel wieder?“ Den Namen weiß ich: Hotel Monte Real – aber die genaue Straße? Das ist jedoch kein Problem, sobald wir unten an der Promenade sind finde ich den Weg.
Genau dies tun wir, zurück zum Parque del Amor und von dort die Promenade entlang, vorbei am Leuchtturm und durch die mit vielen Blumen bepflanzten Parks. Es wird langsam dunkel und wir bekommen zum Abschluss des Tages einen farbenprächtigen Sonnenuntergang zu sehen.
Dann endlich erkenne ich die Avenida wieder, die zu unserem Hotel führt und wir wissen dass es nun nicht mehr weit ist. Wir überqueren die Straße, wir inzwischen geübt und wissen wie man eine Lücke zwischen den Autos findet. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Fahrer um uns herum fahren- also gar nicht so schlimm wie der Eindruck der ersten Tage. Nun noch ein Stück gerade aus, jetzt links abbiegen und wir stehen vor dem Hotel. Gott sei Dank, wir sind ja so müde! Später schaue ich auf dem Stadtplan wo wir überall waren. Dabei stelle ich fest, dass die Plaza Ovalo nicht so weit vom Hotel Monte Real entfernt ist – vorausgesetzt man weiß wie die Straße heißt!
Auf dem Zimmer machen wir eine kleine Ruhepause bevor wir essen gehen. Auch heute bleiben wir zum Abendessen im Hotel, es war dort gut und schön. In der Rosa Nautica kann es auch nicht besser sein, Giorgio freut sich uns wieder zu sehen und begrüßt uns wie langjährige Stammkunden.
Wir verbringen genau wie gestern einen angenehmen Abend und bedauern ein wenig, dass wir morgen schon abreisen und der Urlaub zu Ende ist. Der Flug geht jedoch erst abends, so haben wir den Vormittag zur freien Verfügung – mal sehen was wir noch unternehmen werden.
Doch erst mal schlafen, das haben wir uns heute wirklich verdient!
Freitag
Lima-Spanien
Heute ist leider unser letzter Tag in Peru angebrochen und da wollen wir natürlich jede Stunde nutzen. Wir beraten kurz und entscheiden uns für einen Besuch im Goldmuseum.
Ich regle mit der Rezeption wie lange wir das Zimmer noch nutzen können und danach lassen wir uns von einem Taxi bis zu dem recht außerhalb gelegenen Museum bringen. Dieses private Museum ist weltbekannt und zeigt in den Kellerräumen zahllose Zeremonialgegenstände, Werkzeuge und Schmuck aus Gold und Silber. Die meisten dieser authentischen Exponate stammen aus der präkolumbianischen Zeit und zeigen die hohe Kunstfertigkeit der damaligen Kulturen.
Als wir das Museum betreten bietet sich uns jedoch ein anderer Anblick als erwartet.
Im Erdgeschoss befindet sich eine Waffensammlung und wir gehen staunend durch die Reihen von Feuerwaffen, Degen und Schwerter aus allen Epochen und aus allen Ländern, so auch Schwerter der Samurai. Viele Waffen stammen aus den letzten beiden Weltkriegen und dazu gibt es die passenden Uniformen der Soldaten jeden Ranges zu sehen. Rüstungen und Wappen sind ausgestellt, und die Mehrzahl der Sammlerstücke stammen aus der Zeit von Pizarros Ankunft in Peru und seinen Kämpfen gegen die Inkas. Es ist uns nicht möglich jedes Stück zu betrachten, wir würden dann unseren Rückflug versäumen.
Wir gehen ein Stockwerk tiefer und gelangen zu unserem eigentlichen Ziel. Eine Vitrine steht neben der anderen und jede beinhaltet Kunstwerke, die Jahrhunderte überdauert haben. Früher waren hier mehr als 6.000 Objekte ausgestellt, allerdings hat sich nach umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen die Mehrzahl als geschickte Fälschungen erwiesen. Seit dem Jahr 2001 sind hier nur noch ca. 800 Exponate ausgestellt. Leider haben wir nicht die Zeit alles in Ruhe betrachten zu können. Die Sammlung hat uns beeindruckt, aber nach unserer Zeitplanung möchten wir um 14ººh wieder im Hotel sein; ein wenig auszuruhen, umziehen und vor unserer Abfahrt noch eine Kleinigkeit essen.
Die „Kleinigkeit“ stellt sich erneut als weiteres „Schlemmermahl“ im Hotelrestaurant heraus, wo wir uns zu Giorgios Freude zum Abschluss kulinarisch verwöhnen lassen.
Und dann ist es soweit- Felix steht mit seinem Auto vor der Tür und wir müssen uns verabschieden. Auf der Fahrt zum Flughafen plaudern wir noch ein wenig mit Felix, er ist nicht Eigentümer des Autos, sondern er hat es gemietet. Ein Neuwagen ist zu teuer, auch wenn es auf Dauer rentabler wäre. Er muss eine stattliche Anzahl an Fahrten machen um die Miete zu bezahlen- erst dann fängt der Verdienst an. Dies sei bei den meisten Taxifahrern so und ich frage mich- wie ist das bei diesen niedrigen Taxipreisen möglich?
Am Flughafen haben wir nun noch drei Stunden Zeit und verbringen diese bei einem guten Glas Wein. Wir erinnern uns an die einzelnen Stationen dieser Reise und sind beide der Ansicht, dass wir einen tollen Urlaub hatten. Sehr anstrengend- aber wunderschön, voller bleibender Eindrücke!
Dann sitzen wir im Flugzeug und starten zu unserem Nachtflug nach Spanien. Aus dem Fenster werfe ich noch mal einen Blick auf das hell beleuchtete Lima und verabschiede mich mit den Worten: Adios Peru! Hasta la proxima vez!
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