Reise durch den Westen Kanadas
Reise durch den Westen Kanadas
Seit einer Reise durch den Westen der USA sind ein guter Freund und ich große Nordamerika und Nationalpark-Fans. Die bekanntesten Nationalparks der USA haben wir schon abgehakt deswegen gingen wir ins Reisebüro um uns zu informieren, welche Geheimtipps Nordamerika denn noch so zu bieten hat. Ursprünglich dachten wir eigentlich, dass wir nochmal in die USA wollen und um dort weniger bekannte Gebiete abzuklappern. In einem intensiven Gespräch mit einem Berater des Reisebüros erzählten wir auf was es uns bei der Reise ankommen sollte, unberührte Natur, tolle Berglandschaften, wilde Tiere und das Ganze ohne Hetzerei, gemütlich mit dem Mietwagen und mit schönen Hotels auf dem Weg. Nachdem wir unsre Eckpunkte so geklärt hatten fragte uns der nette Herr „sicher, dass sie in die USA wollen? Ich glaube wo sie wirklich hinwollen ist Kanada!“ Er hatte aber sowas von Recht! In weniger als 10 Minuten überzeugte er uns, dass eine Reise durch den Westen Kanadas, von den Rocky Mountains bis zu den Küstengebieten um Vancouver Island absolut alles bieten würde was wir uns erhofften. Es blieben keine leeren Versprechungen…
Sechs Monate später, es ist Anfang Juli. Unsere Maschine von Air Canada startet den Landeanflug auf den Startpunkt unsrer Reise durch den Westen Kanadas, Calgary. Calgary… den Namen, kannte ich davor nur von den Olympischen Winterspielen, die da 1988 waren. Aus der Luft kommt mir diese Verknüpfung irgendwie komisch vor, sieht alles relativ flach aus da unten, wo zur Hölle soll man hier Ski- oder Bobfahren können? Das Flugzeug fliegt einen Bogen und bei einem erneuten Blick aus dem Fenster gibt das Ganze doch irgendwie Sinn. Am nicht allzu fernen Horizont schießt aus der Ebene eine atemberaubende Gebirgsfront empor, Hammer… Die Rocky Mountains sind quasi nur nen Katzensprung von Calgary entfernt, Calgary selbst liegt noch im ebenen Teil Albertas. Erster Eindruck der Landschaft Kanadas schon mal geil.
Am nächsten Tag geht die Reise durch den Westen Kanadas los. Ab in den Mietwagen und auf ins kanadische Abenteuer. Wir fahren durch die Prärie auf die Berge zu und saugen noch etwas von dem Cowboy-Country-Flair um Calgary in uns auf bevor wir ins Gebirge eintauchen, dann – eine andere Welt. Allzu weit stoßen wir aber erst mal nicht vor, denn unser erster Stopp auf der Fahrt in den Westen heißt Kananaskis Valley. An einem See halten wir an um die Szenerie auf uns wirken zu lassen. Eben waren wir noch im Flachland und jetzt stehen wir in dieser unberührten Landschaft von Bergen und Nadelwäldern. Wir stehen direkt am Ufer während sich auf der Wasseroberfläche der strahlend blaue Himmel und eine malerische Bergformation spiegeln, ein unglaubliches Bild… Auf dem Weg zurück zum Auto fällt uns ein Schild auf. „ATTENTION – Bears frequent this Area during summer months. Stay Alert.“ Ein Mischgefühl aus “Oha, aufgepasst” und “Geilo, ich will nen Bär sehen” kommt über mich. An diesem Tag wird’s mit dem Bären leider nichts mehr…, dafür fegt ein Hirsch mit Rehanhang auf der Weiterfahrt direkt vor uns über die Straße und verschwindet wieder im Dickicht. Keine Verletzte auf beiden Seiten. Im Reiseführer sehen wir, dass ganz in der Nähe ein Wanderweg sein soll. Auf geht die Reise zum Grotto Trail. Wirklich wunderbar zu wandern, tolle Aussicht, zwar nasse Füße inklusive aber dank guten Wetters kein Problem.
Die Reise durch den Westen Kanadas führt uns weiter durch die Rocky Mountains Richtung Banff. Endlose scheinende Nadelwälder ziehen sich entlang des Trans-Canada Parkways bis nahe der Spitzen der umliegenden Berge. Immer wieder sehen wir von der Straße aus den Fluss, der sich durch das Tal schlängelt und machen kleine Stopps an Aussichtspunkten entlang des Trans-Canada Parkways um das Panorama zu genießen. Immer wieder sehen wir jetzt Schilder wo auf Wölfe, Bären und andere Wildtiere hingewiesen wird. Na irgendwo muss das Getier ja sein, denken wir uns. Und tatsächlich, im Banff National Park angekommen gönnen wir uns mittags eine Brotzeit auf einem Rastplatz am Flussufer. In ein Gespräch vertieft merke ich wie mein Freund plötzlich stockt und große Augen bekommt. Ich dreh mich etwas verwirrt um und suche nach dem Grund. Es dauert einige Sekunden bis ich in etwa 70 Metern Entfernung am anderen Ende des Rastplatzes ein felliges Wesen an einem Müllcontainer sehe. Irgendjemand hat wohl seine Essensreste nicht in den Wildtier-sicheren Behälter geschmissen, sondern einfach daneben gestellt. Mit einer Mischung aus Schock und Begeisterung sehen wir zu wie sich das pelzige Knäul auf die Hinterbeine stellt und sich als massiger Bär von etwa 2 Metern entpuppt. Wirklich wahrzunehmen scheint uns der Koloss zum Glück nicht, trotzdem bewegen wir uns doch lieber langsam und unauffällig zurück zu unsrem Mietwagen. Aus dessen Innern beobachten wir, wie sich der Bär durch die Restetüten wühlt und nach verwertbarem sucht. Nach ein paar Minuten lässt unser Freund von den Tüten ab und trottet wieder in den Wald. Pau…, der Stopp hat sich mal gelohnt. Einem Grizzlybär mal so verhältnismäßig nahe zu kommen war echt krass.
Weiter geht die Reise nach Banff. Banff selbst ist eigentlich ein ganz gemütliches Städtchen im Westen Kanadas. Unsre Lodge aber ist der Hammer. Erst mal in den Whirlpool, dann ins Dampfbad. Am Abend folgen wir nem Geheimtipp von nem Einheimischen und gehen ins Maple Leaf, wir sollen unbedingt das Elch Steak probieren. Alter Schwede (bzw. Kanadier), tolle Atmosphäre in dem Restaurant, aber das Essen haut uns um… Auf einem Gemüsebett drapiert man uns ein Stück Elchfleisch, so unglaublich zart und saftig, dass ich mich hätte reinlegen können, der Hammer…
Am nächsten Morgen entscheiden wir uns, die Pfunde vom Vorabend wieder runterzustrampeln. Wir leihen uns Mountainbikes, dazu ne Karte mit geeigneten Strecken und ab geht’s in den Wald. Wir wählen ne etwas anspruchsvollere Tour die aber schöne Aussichten verspricht. Auf dem Trail ist nicht viel los, so dass wir die unberührte Natur in vollen Zügen genießen können. Immer wieder sehen wir auf steilen Grasflächen entlang des Weges Bighorn-Schafe mit ihren (wie der Name schon vermuten lässt…) echt großen Hörnern. Das Wetter spielt mit und wir haben außerhalb der Wälder immer wieder das fantastische Panorama des Tals und der Berggipfel um uns herum.
Wir verlassen Banff Richtung Jasper. Die Reise durch den Westen Kanadas führt uns weiter auf dem Trans-Canada Parkway bis dieser nach Westen schwenkt. Wir wechseln auf den Icefield Parkway, der uns weiter nach Norden führt. Im Reiseführer wird der Icefield Parkway als „one of the most beautiful mountain roadways in the world” beschrieben, wir sind gespannt. Die Straße windet sich durch das Tal umrahmt von Bergen mit schneebedeckten Gipfeln. Teilweise können wir die Gletscherzungen der Eisfelder zwischen den Bergen von der Straße aus sehen. Immer wieder fahren wir vorbei an größeren und kleineren Bergseen. Am Peyto Lake halten wir an um uns die Aussicht auf uns wirken zu lassen. Es ist wirklich fantastisch. Der langgezogene See scheint azurblau zu sein und direkt auf der der anderen Seeseite erhebt sich ein schroffes Bergmassiv. Gerade als noch andere Touristen an dem Haltepunkt eintreffen, sehen wir in einiger Entfernung wie ein Elch langsam ins Wasser schlurft, knietief darin stehen bleibt und zu trinken beginnt. Majestätisch! Wir fahren weiter nach Jasper. In der Lodge empfiehlt man uns am Abend ins Jasper Brewing zu gehen, anscheinend haben wir beim Mann an der Rezeption den Eindruck von Bierliebhabern erweckt, naja recht hat er. Und das lokal hat wirklich Flair. Es ist schon ziemlich was los hier und wir bestellen das Honey Bear Ale. Anders als man es gewohnt ist aber doch irgendwie lecker. Dazu nen Burger mit Bison Fleisch, jammi. Andere Biere folgen. Nächster Tag, Kopfweh. Heute ne schöne ruhige Wanderung durch den Jasper National Park. Athabasca Wasserfälle und Maligne Canyon sind die beiden Highlights des Tages. Frische Luft und plätscherndes Wasser sind gut gegen Kopfschmerzen.
Go West… Wir verlassen das Tal und Alberta Richtung Westen, unser nächstes Ziel der Reise ist das über 400 km entfernte Sun Peaks in Kanadas Westküstenstaat British Columbia. Nach 4 Stunden Fahrt halten wir in den Nähe von Clearwater an einem Bach um was zu essen und etwas auszuruhen. Das unangefochten skurrilste Erlebnis dieser Reise durch den Westen Kanadas erwartet uns hier. Wir sitzen gemütlich am Bach und essen, da sehen wir doch wirklich nen Mann den Bach herunter schwimmen. Das Wasser war wirklich arschkalt. Der Mann sieht uns, schwimmt auf uns zu und steigt aus dem Wasser, kein Neoprenanzug oder son Zeug, nur ne Badehose an. So weit schon mal total verrückt. Der Mann ist schon etwas älteren Semesters aber er redet gern. Unter anderem erzählt er, dass er Indianerhäuptling ist (klingt wie ein schlechter Scherz isses aber nicht…). In Deutschland war er auch schon… Um das zu untermalen gibt er tatsächlich einige Wortfetzen von sich, die mit etwas Fantasie durchaus als deutsch identifiziert werden können. Wirklich ein spannendes Gespräch mit dem Mann, bevor er weiter seines Weges schwimmt. Sachen gibt’s… Nach weiteren 2 Stunden Fahrt erreichen wir Sun Peaks. Die Reise geht direkt am nächsten Morgen weiter. Wir sitzen wieder mehrere Stunden im Auto. Fahren durch Kamloops, den engen Fraser Canyon nach Harrison Hot Springs am Harrison Lake. Passender Weiße übernachten wir im Harrison Hot Springs Resort. Erst im Spa und anschließend im Pool erholen wir uns von der langen Fahrt, genau das Richtige. Am nächsten Tag finden wir heraus, woher das Städtchen seinen Namen hat. Wir gehen baden. Nicht im See (brrrr) sondern in einer heißen Mineralquelle. Ein Tag nur Entspannen und nichts tun tut uns gut.
Wir fahren weiter gen Westen bis wir die Küste erreichen. Ein weiteres Highlight unsrer Reise durch den Westen Kanadas erwartet uns. Mit der Fähre setzen wir nach Nanaimo auf Vancouver Island über und genießen den Kontrast der salzigen Seeluft zur kühlen Bergluft. Von Nanaimo geht’s entlang der Küste bis runter Victoria, British Columbias Hauptstadt. Durchaus britisches Flair hier, aber alles ganz angenehm und wenig hektisch. Nachdem wir so einiges über die Wale in den Gewässern um Vancouver Island gehört haben, juckts uns doch in den Fingern und wir gönnen uns einen eine Whalwatching-Tour. Naja ich bin ein Bisschen skeptisch, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die einem garantieren können, dass man wirklich Wale sieht. Naja sie tuns und sie behalten recht. Wirklich der Wahnsinn. Wir fahren mit dem Boot raus und irgendwann schaltet der Kapitän die Maschinen ab. Wir warten. Plötzlich geht ein Raunen durch die Reihen. In einiger Entfernung schieben sich drei kleine schwarze Inseln mit spitzen Flossen aus dem Wasser, Killerwale. Irgendwie n krasser Name für so wunderschöne Tiere. Immer wieder schiebt sich die kleine Gruppe aus dem Wasser, dann verschwinden sie.
Einige Sekunden wird es still auf dem Boot und man spürt wie jeder auf dem Boot etwas enttäuscht ist. Die Stille wird plötzlich durch einen lauten Ausruf einer Frau durchbrochen. Keine 50 m vom Boot entfernt steigt mit Getöse eine Wasserfontäne an der Stelle auf, wo eine Sekunde zuvor einer der Wale ins Wasser krachte. Fasst parallel tauchen die beiden anderen Wale aus dem Wasser auf, wuchten ihre massigen Körper fasst vollständig über die Wasseroberfläche drehen sich auf den Rücken und fallen wieder krachend ins Wasser zurück. Unbeschreiblich. Das Schauspiel wiederholt sich in den nächsten 30 Minuten mehrfach und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein einmaliges Erlebnis. Auf dem Rückweg in den Hafen schwimmt uns in unsrem Kielwasser kurze Zeit eine Walmutter mit ihrem Baby hinterher. Ein letzter unvergesslicher Eindruck den ich von Vancouver Island mitnehmen werde.
Der nächste Tag der Reise durch den Westen Kanadas bringt uns zurück ans Festland nach Vancouver. DIE Metropole im Westen Kanadas pulsiert wirklich. Sie hat weniger den gemütlichen Charme Victorias sondern ist ein geschäftiger kosmopolitischer Schmelztiegel in dem es Unzähliges zu sehen gibt. Ein absolut sehenswertes Hafenviertel, das Künstlerviertel Granville Island, das Vancouver Aquarium, wir wollten noch viel mehr sehen aber die Zeit war in Vancouver etwas zu knapp bemessen.
Zum Abschluss fahren wir aber mit der Seilbahn noch auf den Grouse Mountain, den höchsten Punkt Vancouvers. Wir genißen eine absolut hammermäßige Aussicht über Vancouver, die Bucht und die Berge. Ein grandioser Abschluss für eine in nahezu allen Belangen grandiose Reise durch den Westen Kanadas!
Wir haben auf unsrer Reise durch den Westen Kanadas so unglaublich vieles und schönes gesehen und erlebt. Wir danken vor allem unserem Reiseveranstalter dass sie uns diese Reise mit Flügen, Mietwagen, Hotels und vielen Geheimtipps so zusammengestellt und uns viele wunderschöne Erfahrungen ermöglicht haben.
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