Reisebericht: Brasilien Rundreise mit Flusskreuzfahrt von Rio über Iguazu nach Manaus
Unsere Reise nach Brasilien haben wir gut vorbereitet. Mit dem Veranstalter der uns von Freunden empfohlen worden ist, sind wir an einem Freitag über Lissabon nach Rio gestartet. Der Abflug war entsetzlich früh, so dass wir bereits am Vorabend nach Frankfurt angereist sind und dort eine Nacht bei Freunden verbracht haben. Das frühe Aufstehen machte uns beiden Probleme, aber immerhin war es ja für eine schöne Sache. Der Flug mit TAP war in Ordnung, der Service gut, Platz war für jemanden, der so groß ist wie ich natürlich nicht in den Sitzen. Aber daran war ich gewöhnt. Am späten Nachmittag erreichten wir Rio. Wir wurden gleich ins Hotel gebracht, der Transfer klappte vorzüglich, wir mussten uns um nichts kümmern, nur unseren Fotoapparat zücken und gleich drauflosschießen. Wir verbrachten den Abend in der Nähe unseres Hotels. In den Reiseführern hatten wir gelesen, dass man vor allem Downtown abends sehr vorsichtig sein sollte, sich nicht allein auf die Straße begeben sollte und was man halt sonst noch so an Warnungen erhält. Doch wir wollten uns unseren Urlaub nicht verderben lassen, und so sind wir einfach losgezogen, haben uns möglichst unauffällig gekleidet, die Kamera im Zimmer gelassen und einfach einen schönen Abendspaziergang gemacht. Da es in Rio sowieso alle Hautfarben gibt, sind wir gar nicht so aufgefallen – das Gefühl hatten zumindest wir…
Am nächsten Morgen fuhren wir mit unserer Reisegruppe auf den Corcovado. Die Fahrt mit der Zahnradbahn ging teilweise durch so dichten Wald, dass man gar keine Aussicht hatte. Aber dafür hatten wir umso mehr die Möglichkeit, unsere Mitreisenden kennen zu lernen. Wir haben uns mit einem netten Ehepaar aus Brühl angefreundet. Oben angekommen, wurden wir erst einmal gesammelt, dann ging es zu Fuß weiter ganz hinauf. Es war unglaublich heiß, der geteerte Weg nach oben machte das nicht leichter. Doch oben angekommen, war der Blick atemberaubend schön. Die Stadt lag in leichtem Smog-Nebel, überall Hochhäuser, dazwischen grüne Hügel, am Meer die Strände Ipanema und Copacabana. Der Zuckerhut sah von hier aus sehr schön aus. Man bekommt einen guten Eindruck von der Stadt von hier oben. Wir machten viele Fotos und genossen den Blick, solange wir konnten. Die Christus-Statue ist riesig, vor allem, wenn man genau drunter steht. Nach einigen obligatorischen Fotos mit dem Christus im Rücken wurde erst einmal unter den Sonnenschirmen eines Imbisses Schatten getankt und Wasser getrunken, damit wir nicht ganz verdorren. Ich verstehe nun, warum man unbedingt auf den Corcovado hinauf sollte. Das ist wirklich ein Erlebnis und eine tolle Sicht. Rio wirkt von hier oben so friedlich aus, die Weite des Meeres, die vielen wunderschönen Buchten: Rio liegt eingebettet in eine Vielzahl kleiner Buchten, der Strand zieht sich hier nicht in einer geraden Linie am Ufer entlang, sondern greift weit ins Landesinnere hinein, höhlt das Land aus, von dem man von hier oben sieht, wie hügelig es ist.
Wir fuhren mit der Zahnradbahn wieder hinunter und wurden am Copacabana abgesetzt. Hier spazierten wir eine Weile am Strand entlang, hinüber zu Ipanema, den wir von oben gesehen hatten.
Auf einem großen Platz auf der anderen Seite der breiten Straße war ein Markt. Von Teppichen, Klamotten, Tüchern bis hin zu Korbutensilien konnte man hier alles bekommen. Wir kauften fleißig ein, ein Stifteetui und einen dieser einfachen Läufer. Zurück fuhren wir mit der U-Bahn. Wir hatten ein wenig Bammel davor, aber die U-Bahn ist freundlich, groß und sauber. Nicht so erschreckend, wie man sie sich von Rio vorstellt. An einem Schalter besorgten wir uns ein Ticket und warteten am Bahnsteigrand auf die Bahn – wie in jeder anderen Stadt.
Am nächsten Vormittag ging es dann auf Stadtrundfahrt. Mich hat es ein wenig gewundert, dass die Stadtrundfahrt erst so spät gemacht wurde, will man doch eine Stadt erst einmal im Ganzen kennen lernen. Rio hat einige sehr schöne Ecken, auch die Innenstadt mit der Oper ist schön, wenn es hier auch wenig Grün gibt. Wir fuhren zum Hafen mit einem schönen Blick auf den Zuckerhut, wo wir auch lernten, dass der Zuckerhut gar kein echter Zuckerhut ist. Von einigen Seiten, vor allem vom Meer aus, bietet er nicht diese berühmte kegelförmige Ansicht. In Urca befindet sich die Talstation der Gondel, die auf den Zuckerhut hinaufführt.
Auch von hier hat man einen schönen Blick über die Buchten, aber er ist bei weitem nicht so spektakulär wie der Blick vom Corcovado, da man nicht so hoch ist. Doch auch hier wird man nicht enttäuscht: Der Blick in Richtung der Strände Copacabana und Ipanema, entlang der Gondelstrecke, zeigt eine hügelige Stadt, grün auf den Hügeln, daneben, tiefer liegend, die vielen Hochhäuser, die hier überall in den Himmel schießen wie Pflanzen, die Angst haben, dass die anderen ihnen die Sonne nehmen. Wir haben es genossen!
Am späten Nachmittag kamen wir zurück zum Hotel. Wir machten noch einen Bummel, dann gingen wir essen – an jeder Ecke findet man hier einladende, oft zur Straße hin offene Restaurants, und mit dem Essen kann man hier fast nichts falsch machen. Es schmeckt großartig, durch die europäischen Einflüsse ist das Essen nicht sehr exotisch und man muss den Magen nicht umstellen. Der obligatorische Caipirinha als Aperitif, danach erstmal etwas Handfestes: Wir entschieden uns für das hier so berühmte Churrasco. Wir bekamen eine Karte auf den Tisch gelegt, auf der einen Seite war sie grün, auf der anderen rot. Die grüne Seite lag oben. Immer wieder kam ein Kellner, der uns von seinem Fleischspieß einen Nachschlag gab. Erst spät merkten wir, dass er sich einfach an unserer Karte orientierte: Solange grün oben lag, wollten wir mehr. Möchte man nicht mehr, drehte man die Karte auf die rote Seite. Eigentlich einfach, erinnert ein wenig an die Kölschkneipen bei uns in Köln, die auf nachschenken, bis man das Deckelchen auf das Glas legt.
Am nächsten Morgen wurden wir zum Flughafen gebracht. Wir ließen die gepackten Koffer im Zimmer stehen und gingen hinunter zum Bus. Die Fahrt ging durch die Favelas der Stadt, die Armenviertel. Eine Wellblechhütte neben der andern, Müll auf der Straße, ein strenger Geruch in der Luft. Ich musste an Filme denken, die in den Favelas Rios spielen, wie „City of God“ und auf einmal glaubte ich, dass das alles wirklich hier stattfinden könnte.
Das Einchecken ging schnell, leider muss man ja am Flughafen immer ziemlich früh sein, so dass wir hier ein wenig rumsaßen, noch dazu war der Flughafen in Rio nicht der Spannendste. Unser Flugzeug landete sechs Stunden später ein Stück weiter südlich und viel weiter im Landesinneren. Hier grenzt Brasilien direkt an Argentinien, getrennt nur durch mehrere Wasserfälle. Das Spektakel ist im wahrsten Sinne atemberaubend: Ein leichter Wassernebel liegt in der Luft, man wird nass, oder eher feucht, bei Sonnenschein leuchtet ein Regenbogen direkt vor den Augen auf. Die Fälle von Iguazú sind doppelt so groß wie die Niagara Fälle, und sie sind wirklich ein Erlebnis. Wir bekamen die Wasserfälle von beiden Seiten zu sehen, von der brasilianischen wie auch von der argentinischen. Über die nach einem brasilianischen Politiker benannte Tancredo Neves Brücke überquert man den Rio Iguazú und befindet sich in argentinischem Territorium. Nach dem großartigen Anblick entschieden wir uns noch für einen Helikopterflug über die Fälle. Wir wollten noch mehr sehen!
Jetzt begann der abenteuerliche Teil unserer Reise: Ein Flug nach Manaus brachte uns zu unserem Schiff, mit dem wir die nächsten Tage auf den Seitenarmen des Rio Negro verbringen sollten. Schon kurz nach dem Start konnten wir mit Kanus die Seitenarme erkunden. Es machte einen Riesenspaß. Nach kurzen Wackelmomenten beim Besteigen der großen Kanus ging es los, und wir konnten uns ganz auf die Umgebung konzentrieren. Der Fluss ist wunderbar ruhig, umgeben von grünem Urwald und blauem Himmel konnten wir uns in diesem Moment gar nichts Schöneres vorstellen. Zum Abendessen waren wir wieder an Bord.
Das Schiff gefiel uns auf Anhieb, keiner der großen Kreuzfahrtsärge, sondern ein wunderschönes altes Amazonasschiff. Unser Amazonas Clipper durchkreuzte erst seit 2005 die brasilianischen Gewässer. Hier war alles auf die deutschen Reisenden eingestellt, die Bordsprachen waren brasilianisch und deutsch, die Bordwährung u.a. Euro. Das war praktisch und bequem. Die Kabinen waren gar nicht so klein, sehr schön eingerichtet, sogar mit Holzboden, was besonders meiner Frau gefiel, die nicht besonders viel übrig hat für den üblichen Hotelteppich. Sogar ein Farbfernseher mit DVD-Laufwerk gab es – wenn wir den auch aus verständlichen Gründen nie benutzt haben. Durch das Fenster konnten wir auch von hier aus ständig die vorbeiziehende Landschaft beobachten. Das Restaurant war schön eingerichtet, schlicht, aber geschmackvoll, mit geflochtenen Stühlen und Tischen und viel Holz. Der Service war mehr als nur freundlich und das Essen großartig. Nach einem umfangreichen und sehr guten Abendessen begaben wir uns in unsere Kabine und ließen uns von dem nur ganz leicht zu bemerkenden Schaukeln in den Schlaf wiegen.
Auch am nächsten Morgen gab es wieder eine Kanutour – gleich bei Sonnenaufgang. Das machte es für uns nicht so einfach, wir sind keine Frühaufsteher, aber das Licht und die Stimmung verscheuchten alle Müdigkeit. Glauben Sie mir, es lohnt sich. Es gibt einige Vögel hier, die man beobachten kann und die einen Heidenlärm machen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Erst nach unserer kleinen Tour gab es Frühstück, und das schmeckte nach der Anstrengung gleich dreimal so gut. Als wir nach der Stärkung zu einem Spaziergang durch den Regenwald aufbrachen, waren wir wieder fit und unternehmungslustig. Die Luft war feucht hier, und es war aufregend, sich einen Weg in das dichte Grün zu schlagen. Hier haben wir auch eine Caboclo-Familie besucht. Dieser Stamm lebt sehr einfach in kleinen Strohhäusern, die ein wenig über dem Boden auf kurzen Stelzen stehen.
Die Häuser sind mit viel Sorgfalt und handwerklichem Können geflochten.
Sehr beeindruckt haben uns auch die Anavilhanas. Sie sehen aus wie kleine Wasserstraßen zwischen grünen Wäldern. Die Anavilhanasregion liegt inmitten des Jaú Nationalparks, der das größte Regenwaldschutzgebiet in Südamerika ist. Hier gibt es einige Tiere, die nirgends sonst zu sehen sind, und auch hier sind sie fast ausgestorben, so wie das Manati, die Rundschwanzseekuh – das allerdings habe ich erst später nachgelesen…
Bei einem Nachtausflug konnten wir dann noch einen Blick auf die hier heimischen nachtaktiven Tiere werfen wie bestimmte Schlangen, Capybaras, Faultiere und Ameisenbären. Es war uns aber leider nicht vergönnt, sie alle zu entdecken.
Nach einem Halt in dem kleinen Dorf Novo Airao, das mitten in den Anavilhanas zu finden ist. Hier wurden vor allem Schiffe gebaut, wenn man die am Wasser liegenden hölzernen Rohbauten sieht, muss man unwillkürlich an „Fitzcarraldo“ denken, der mit einem ähnlichen Schiff unterwegs war. Jetzt ist der Ort nicht mehr besonders spannend, denn das Geschäft mit den Booten geht wohl zurück. Es gibt eine kleine Kirche, die an einem sehr grünen Platz steht, aber das Schönste hier waren die Delphine, die im Wasser neben uns herschwammen. Sie sahen lustig aus, nicht wie der bekannte Tümmler, sondern mit einer langen, schnabelartigen Schnauze. Er ist, wie uns unser Reiseleiter erklärte, der größte aller Flussdelfine, und das merkt man, wenn er neben dem Boot schwimmt. Er ist riesig, kann bis zu 3 Meter lang werden. Am weißen Sandstrand konnten wir uns dann erst einmal hinsetzen und das Panorama genießen. Der Fluss war hier ziemlich dunkel. Wir kamen uns vor wie am Meer. Und das mitten im Landesinneren. Es war großartig. Wir genossen die Möglichkeit, uns einfach mal fallen zu lassen und einfach nur die grandiose Aussicht auf uns wirken zu lassen. Für das Mittagessen mussten wir wieder zurück an Bord. Das Schiff sah wunderschön aus vom Strand. Zu Mittag gab es lokale Spezialitäten, die wirklich großartig geschmeckt haben.
Danach noch ein letzter Ausflug in das unglaubliche Wasserreservoir, ein letztes Abendessen, am nächsten Morgen sollte unsere grandiose Fahrt über dieses riesige Flussgebiet zu Ende sein. SAber erst durften wir noch einmal mit dem Kanu ins Wasser. Nach so vielen Malen ging es diesmal ganz einfach. Wir wussten nun, wie wir unser Gewicht verlagern mussten, damit wir unbeschadet ins Boot kamen. Danach erwartete uns wieder das ausführliche Frühstück, dass nach dem Ausflug besonders gut schmeckte. Wir machten noch einen Abstecher zum Meeting of the Waters, wo der Rio Negro und der Rio Salimoes nebeneinander herflossen, ohne sich zu vermischen. Das schwarze Wasser des Rio Negro und das schmutzig-braune des Rio Salimoes, das kannte ich nur von Passau, wo Donau und Inn zusammenflossen, ohne sich zu vermischen. Immer wieder ein grandioser Anblick!
In Manaus bekamen wir endlich wieder festen Boden unter die Füße. Aber eigentlich machte das gar keinen Unterschied. Ich hätte nicht gedacht, dass man so wenig spüren könnte, dass man sich auf einem Boot auf Wasser bewegt. Entweder ist der Fluss so ruhig, oder ich habe falsche Vorstellungen davon, wie es sich anfühlt, auf einem Boot zu reisen. Wir jedenfalls habe kaum bemerkt, dass wir auf dem Wasser unterwegs waren. In Manaus machten wir noch eine Stadtbesichtigung und sahen uns die berühmte Oper an. Das Gebäude ist zu Recht berühmt, denn es ist wunderschön. Der Schnürboden ragt in eine golden-grüne Kuppel und die Oper ist rosa und weiß angestrichen. In dem warmen Sonnenlicht sah das freundlich und gleichzeitig liebevoll aus. Die Menschen hier scheinen ihre Oper zu lieben, scheinen sogar stolz zu sein auf sie, obwohl man sich immer wieder fragt, warum es hier eine Oper geben muss.
Manaus ist eine eigenartige Mischung aus Weltstadt und „regenwaldigem“ Provinznest. Überall ist es sehr grün, aber Manaus besitzt auch Hochhäuser, die sicher nicht zu den architektonischen Highlights gehören. Downtown ist es voll, der Verkehr ist laut, aber eigentlich ist Manaus nicht größer als Berlin. Wir wurden ins Hotel gebracht, wo wir uns erst einmal an den Pool legten und unsere Reise noch einmal Revue passieren ließen. Brasilien ist gut für viele Eindrücke, die man erst einmal verdauen muss. Wir sahen unsere Fotos auf unserer Kamera noch einmal durch und machten uns die letzten Notizen zu unserer Reise. Kaum vorstellbar, dass wir erst knapp über eine Woche unterwegs waren. Das letzte Hotel unserer Reise war einfach, ein wenig zu sehr Hotelkette, sehr sauber, aber auch sehr beliebig. Aber nach dem schönen Aufenthalt auf dem Amazonas Clipper war uns das egal. Wir hatten lange genug eine sehr schöne Unterkunft gehabt. Am nächsten Morgen ging es schon zurück: Der Rückflug führte uns etwas umständlich über Sao Paulo und Lissabon zurück nach Frankfurt.
Ich kann diese Reise nur empfehlen, denn eine Flusskreuzfahrt in diesem Gebiet ist ein einzigartiges Erlebnis. Jeder Tag eröffnet einem neue Einblicke in dieses grüne Stück Erde. Das Schiff ist wunderschön und hat wenig mit den großen Kreuzfahrtschiffen gemein. Wenn man gerne auf einem kleineren, aber durchweg freundlichen Schiff durch die Gegend schippern möchte, ist man hier sicher richtig. Was eine Flusskreuzfahrt auch noch so besonders macht, ist die Tatsache, dass man, ganz entgegen einer Hochseekreuzfahrt, immer etwas zu sehen hat. Das Ufer ist nie weit, man kann den ganzen Tag oben an Deck sitzen und die Landschaft betrachten. Die ganze Organisation der Reise durch Kiwi Tours kann man nur weiterempfehlen, es hat alles tadellos geklappt, und wir sind froh, dass unsere Freunde uns diesen guten Tipp gegeben haben. Wir können diese Empfehlung nur weitergeben.
Michael und Kerstin S.
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