Reisebericht Frachtschiffreise M/V Lutetia Hamburg – Guayaquil, Ecuador
Sehr angenehm, interessant, 26 Tage Ausstieg per Frachtschiffreise Ecuador aus dem Alltagsstress, gute Crew, die uns verwöhnte.
1. Kapitän POPA Stefanita, Rumäne
Er war äußerst verantwortungsvoll, immer ruhig, sehr konzentriert an seiner Arbeit, konnte gut delegieren, war sehr klar in seinen Befehlsausgaben, pflegte einen angenehmen und unkomplizierten Umgangston, führte seine Mannschaft als guter Teamplayer und kümmerte sich um das Wohl von uns zwei Frachtschiffreise-Passagieren bis nach Ecuador.
Ein paar spezifische Beispiele, wie Capt. POPA seine Verantwortung als Master wahrgenommen hat:
> Flucht vor dem aufziehenden Sturm im Golf von Biscaya: Wir sind 3 Stunden früher aus dem Hafen von Le Havre ausgefahren, 3 Tage mit maximaler Geschwindigkeit auf einem südlicheren Kurs als geplant dem Sturm entkommen, derart, dass wir nur Wellen von 5.2 m ausgesetzt waren, statt 12.5 m im Auge des Sturms, welcher unsere Frachtschiffreise bei Beibehaltung der geplanten Route / Ausfahrt voll getroffen hätte.
> Wir erreichten den Ankerplatz für den Hafen von Manzanillo mit rund einem Tag Vorsprung, um sicherzustellen, dass wir den zugesprochenen Lot für die Panamakanaldurchfahrt auch sicher nicht verpassen würden. Die Wartezeit wurde mit Malen der verrosteten Schiffsschale genutzt. Am Schluss konnten wir nach der Erlaubnis zum Ablegen im Hafen ohne Pause gleich durchfahren. So kamen wir, trotz sehr viel Verspätungen im Hafen und den verzögerten Löscharbeiten, gerade noch rechtzeitig zur Lotsenaufnahme für die Kanaleinfahrt.
> Die M/V Lutetia wurde per Fax gewarnt, dass am 17.4.2012 ein Container eines Schiffes, das vor der Hafeneinfahrt in Guayaquil im Fluss nachts vor Anker lag, von Piraten ausgeraubt wurde. Darauf entschied der Kapitän die Wartungs- und Malarbeiten rund 20 Seemeilen vor der ecuadorianischen Küste im leichten Wind und bescheidener Strömung durchzuführen und erst im letzten Moment an den Ankerplatz im Fluss zu fahren. Zwar verzögerte sich dann die Hafeneinfahrt der Frachtschiffreise in Ecuador, aber es war bereits am Tagen und der Fluss konnte von den aufmerksamen Wachen sehr gut beobachtet werden.
2. Offiziere
Alle Offiziere, vor Allem aber der zweite und der dritte Offizier, beides Philippinos, waren äusserst hilfsbereit und auch bereit meine vielen Fragen zur Ecuador Frachtschiffreise, zum Schiff und zur Navigation zu beantworten und in vielen Wachen auf der Brücke, wenn gerade nichts los war, über die Welt der Schifffahrt und auch Sonstiges zu diskutieren.
3. Ingenieure
Trotz Generalrevision eines Hilfsmotors auf der Atlantiküberquerung machte sich der Chief Engineer ein Vergnügen daraus uns während einer guten Stunde im Maschinenraum seine Welt zu zeigen und zu erklären. Da kamen mir natürlich viele nostalgischen Gefühle auf, war ich doch rund 15 Jahre meiner Berufskarriere mit langsam- und mittelschnellaufenden Dieselmotoren der Firma Sulzer beschäftigt. Dies war im Bereich Lizenzierung und Ersatzteilverkauf vor Ort in Helsinki – ich konnte jeweils nach Hafeneinfahrt mit den Chief Engineers über die Probleme an Bord und dann mit den Superintendants über Ersatzteile sprechen – danach war ich verantwortlich für das weltweite Marketing, und viel später für das Coaching des New Business Development solcher Motoren.
4. Mannschaft:
Die Crewmitglieder waren sehr angenehm, freundlich und auch hilfsbereit. Wir hatten auf Grund unserer vertieften Asienkenntnisse einen noch besseren Draht zu den Philippinos als zu den Osteuropäern. Das Verhältnis zur ganzen Mannschaft vertiefte sich an den beiden Teamanlässsen, bei welchen wir auch involviert waren: Dem Pingpong Turnier welches vom Kapitän gewonnen wurde, dank seiner hohen Konzentrationsfähigkeit gegen den philippinischen Mess Boy, der zwar der bessere Spieler war, aber seine Nerven nicht so gut unter Kontrolle halten konnte. Und dann natürlich anlässlich der grossen BBQ-Party auf dem ruhigen Pazifik mit nächtlichem Bad im Pool.
5. Unterkunft:
Auf der Frachtschiffreise nach Ecuador erhielten wir die zwei gerade nebeneinander liegenden freundlichen und hellen Kabinen, die Supercargo- und Spare Officer Kabinen. Mit 16 m2 und den sehr gut ausgebauten Einrichtungen erfüllten diese alle unsere Wünsche. Auch durfte meine Frau die gerade nebenan liegende Lotsenkabine für das Cellospielen benutzen, da diese nur für die Panamakanaldurchfahrt und die Einfahrt in Guayaquil benötigt wurde.
Das Essen war reichlich und ausgewogen, mit viel Gemüse und Salat und der Mess Boy und der Koch überboten sich, um unsere wenigen Wünsche zu erfüllen.
6. Aufenthalt:
Die Brücke war unser beliebtester Aufenthaltsort während der gesamten Frachtschiffreise nach Ecuador, wo wir die Weite des Atlantiks, der Karibik und des Pazifiks und den ausgezeichneten italienischen Espresso dort oben auskosten konnten. Dass ich von drei Lotsen als Kapitän angesprochen wurde – bis ich mich jeweils erst nach dem Eintreffen der Lotsen auf die Brücke begab – hatte mit meinen grau melierten Haaren und dem relativ jungen Kapitän zu tun. Mit allen Lotsen, ausser in Manzanillo ergaben sich interessante Gespräche und sie hatten jeweils gute Tipps für unsere Landgänge.
Daneben war vor Allem der Swimming Pool, der nach den Azoreninseln jeweils fast täglich mit frischem Wasser gefüllt wurde, da lange das Auslassventil leckte, ein weiterer guter Erholungsort. Wir lernten mit einer als Schöpfkelle zugeschnittenen PET-Flasche den Pool jeweils von den schwimmenden Russpartikeln zu säubern. Das war die einzigen “Arbeit”, die uns zugestanden wurde.
Als Fitnesstraining diente uns das viele Treppensteigen vom Hauptdeck, wo wir in der Offiziersmesse unsere drei Mahlzeiten einnahmen, zur Brücke im 7 ½ Stockwerk über dem Hauptdeck, runter zum Pool im 3. Stock und wieder rauf zu unseren Kabinen im 6. Stock.
7. Landgänge und Erlebnisse:
An allen angelaufenen Häfen blieb uns Zeit für Landgänge: In Antwerpen waren es nur ein paar Stunden, um die sehr sehenswerte Altstadt zu entdecken und belgische Schokolade für die Brücke einzukaufen. In Le Havre war es praktisch ein ganzer Tag im malerischen kleinen Hafenort von Honfleur, welches uns der Lotse so empfohlen hatte, da er dort aufgewachsen war. In Kingston Jamaica war der Landgang auf eine zweistündige Taxirundfahrt beschränkt.
Dafür war der ganze Tag bis weit in die Nacht in der alten Stadt von Cartagena ein besonderer Höhepunkt, denn es war Sonntag und kein einziges Kreuzfahrtschiff war im Hafen. So waren wir Frachtschiffreisenden mit den Einheimischen und kolumbianischen Gästen alleine unterwegs.
Manzanillo liessen wir wegen dem tropischen Wolkenbruch gleich nach Hafeneinfahrt und dem unfreundlichen, hochnäsigen Lotsen aus. Und dann als letzter grosser Höhepunkt die Panamakanaldurchfahrt. Angefangen mit den vier 4 m langen Krokodilen, die träge am Ufer lagen vor den ersten Schleusen, dem dampfenden Urwald links und rechts und nach den drei Schleusenstufen die traumhaft schöne Fahrt durch die Seenlandschaft mit den vielen Inseln und tiefen Buchten.
Dann folgte die arbeitsame Welt des Kanals, der verbreitert und vertieft wird mit dem Neubau der Schleusen, um in Zukunft viel grössere Schiffe aufnehmen zu können. Das waren wahrlich interessante 14 Stunden auf der Brücke von der Lotsenaufnahme bis zum Lotsenabgang draussen im Pazifik. Und zuletzt folgte die Frachtschiffreise den milchkaffeebraunen, weit verzweigten Fluss hinauf nach Guayaquil/Ecuador, mit den vielen Mangrovenwäldern und Crevettenfarmen, was sehr beeindruckend war.
Auf Grund meines Missverständnisses und vor Allem der klaren Weisung des “Seguridad”-Verantwortlichen am Gate, welcher dem Taxifahrer klare Instruktionen gab, gestaltete sich unsere Taxifahrten zum Migrationsamt in Guayaquil als Odyssee, bis wir nach dem Flughafen, der Einwanderungsbehörde neben dem Flughafen schlussendlich am richtigen Ort, dem Migrationsamt im neuen Hafenterminal ankamen, um den nötigen Stempel für die Einreise nach Ecuador im Pass zu bekommen. Dafür trafen wir “per Zufall” dort unsere Verwandten, welche uns am “falschen” Terminal abholen kamen und gerade mit viel Verspätung von der Zivilhochzeit unserer Tochter kamen. Mit vier Stunden Verspätung kamen wir aufs Schiff zurück, um unser Gepäck abzuholen, wo sich der Kapitän bereits Sorgen gemacht hatte über unseren Verbleib.
Inzwischen hatte er von der Hafenbehörde für unser schweres Gepäck und das Cello einen Minibus organisiert, denn im TPG Terminal, Guayaquil gibt es keinen Shuttlebus und der Ausgang ist hindernisreich und schwierig zu gehen. Die eigentliche Einreise und Zollinspektion war dann harmlos. Der Zöllner war nur an Whisky interessiert, den wir nicht hatten, und so konnten wir ihn mit einer Tafel Schweizer Schokolade glücklich machen. Draußen warteten unsere Verwandten und wir konnten im sicheren, abgegitterten Hafengelände die Autos besteigen und dann mit einer Polizeieskorte nach Einbruch der Dunkelheit durch die als gefährlich eingestuften Favelas von Guayaquil fahren, welche den alten Hafen umgeben.
Nun sind wir in eine völlig andere Welt in Cuenca, Ecuador eingetaucht und werden dort die Hochzeit unserer Tochter erleben.
Wir möchten dem Master der M/V Lutetia, Capt. Popa und seiner Crew, der Hammonia Reederei, Hamburg, insbesondere Superintendant Capt. Voelchner und unserem Reiseagenten Langsamreisen, Berlin, Herrn Gudde von Herzen danken für diese sehr, sehr interessante Frachtschiffreise nach Ecuador, die wir nie vergessen werden.
Die zwei Passagiere Christian R. Stürzinger und Heidinha J. Schelbert Stürzinger, Winterthur, Schweiz
Weitere Informationen zu Ihrer Ecuador Frachtschiffreise finden Sie unter www.langsamreisen.de
Ein schöner Artikel und Ecaudor und die Galapgosinseln sind mir zwar bekannt, aber auf diese Art dort runter zu fahren finde ich ein tolle Sache. Wenn ich einmal genügend Zeit zur Verfügung habe, werde ich auch einmal eine solche Reise mit dem Frachtschiff in Erwägung ziehen… alles Gute den glücklichen Reisenden rund um den Erdball per Schiff…
Herzlichst,
K. Wolfermann