Reisebericht La Paz Yungas, San Pedro, Coroico, Bolivien
Abenteuertrip in die Yungas, von San Pedro nach Coroico mit Thomas Wilken Tours
Unser Reiseziel für die nächsten Tage heißt San Pedro in den Yungas bei Coroico. Wir, das sind zwei Freundinnen und ich, die einen dreiwöchigen Urlaub in Bolivien verbringen. Und nun haben wir 4 Tage für die sogenannten Yungas eingeplant. Aber nun erstmal mehr zu unserer Reise. Spaziert man durch La Paz, so sieht man bei quasi jedem Reiseveranstalter das Angebot, mit dem Mountainbike die „Todesstraße“ nach Coroico zu fahren. Wir entschieden uns jedoch dagegen und wollten es eher etwas ruhiger angehen lassen. Nach dem Großstadtfeeling der letzten Tage in La Paz hatten wir nun beschlossen, ein bisschen Urwaldluft zu schnuppern. Da wir jedoch alle Angst vor dem richtigen, tiefen Dschungel haben und weder Anakondas, noch Taranteln oder Piranhas begegnen wollten, entschieden wir uns für die Yungas.
Die Yungas sind der Übergang der Anden, also des kargen Hochlandes in den östlichen Dschungel. Außerdem liegen die Yungas noch in dem Departamento von La Paz – es sind nur 3 Stunden Fahrtzeit von La Paz, für uns, mit wenig Zeit und Rückflug von La Paz nach Deutschland also ideal. Am Freitagmorgen wurden wir in unserem Hotel in La Paz von unserer Reiseleiterin Hannah von Thomas Wilken Tours abgeholt. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, sie war auch
ungefähr in unserem Alter, was so einiges erleichterte. In La Paz haben wir einen Mini Van nach Coroico genommen. Normalerweise passen 6 Personen in so einen Kleinbus, wir haben ihn zu viert genommen und insgesamt 150 Bolis, also 15 Euro bezahlt. Die Strecke nach Coroico war wirklich einmalig. Ich kann zu Recht behaupten, dass ich so etwas noch nie erlebt habe. Allerdings geht es mir schon die ganze Zeit so in Bolivien – ein Extrem wechselt das andere ab! Auf ca. 4000 Meter in La Paz sind wir gestartet, Coroico liegt für bolivianische Verhältnisse dagegen tief: auf 1700 Metern. Die Straße führte durch die schroffen Berge der Anden, mit karger Vegetation und ab und an einigen Bergseen und Lamas. Nach einiger Zeit kamen wir an eine Kreuzung und der Fahrer, der zum Glück recht sicher fuhr, fragte, welche Straße wir denn nach Coroico nehmen wollten. Einstimmig mit unserer Reiseleiterin entschieden wir uns für die neue Straße und gegen die alte „gefährlichste Straße der Welt“. Wir sprachen gerade über das Klima in den Yungas, ich hatte etwas von 35 Grad gelesen. Unsere Reiseleiterin meinte, dass es in den Yungas immer sehr feuchtschwül sei, aber dass die Sonne nicht so beständig scheinen würde wie in La Paz und dass das Wetter sehr wechselhaft sei. Wie aufs Stichwort zogen dicke Nebelwolken auf und verdeckten leider die bisher beeindruckende weite Sicht. In einigen Kurven ging es nun weiter nach Coroico. Jedes Mal, als ich aus dem Fenster schaute, war die Vegetation dichter geworden. Nebelwälder, Farne und immer mehr Obstbäume fielen mir auf. Außerdem konnte man einige Vögel und Schmetterlinge aus dem Fenster sehen. Durch das halboffene Fenster kam auch immer schwülere Luft, man merkte wirklich, dass man in nur einigen Stunden von La Paz in einer völlig anderen Welt war. Meine beiden Freundinnen und ich starrten wir fasziniert auf die imposante Landschaft. Nach genau 3 Stunden Fahrt erreichten wir Coroico, das Ortsschild begrüßte uns mit den Worten „Welcome to Paradise“ – und irgendwie schien uns das gar nicht so verkehrt. In Coroico machten wir aber nur einen kurzen Zwischenstopp, in 2 Tagen würden wir hier nochmals herkommen. Unser nächstes Etappenziel hieß nämlich San Pedro, denn dort sollten sich die Blockhütten mit garantiertem Urwaldfeeling befinden. Unsere Reiseleiterin organisierte ein Taxi und meinte nach noch einer Stunde Fahrt müssten wir dann unser Ziel erreichen. Wir verabschiedeten uns von dem Luxus der (fast durchgehend) geteerten Straße und fuhren auf einem schmalen Schotterweg weiter hinunter nach San Pedro.
Zunächst wunderten wir uns, dass unser Fahrer Fernando immer so weit links im vermeintlichen Gegenverkehr fuhr, bis Hannah uns darüber aufklärte, dass auf dieser Straße Linksverkehr galt. Die Straße wurde irgendwie immer schmaler und der durch den Linksverkehr doch sehr nahe Abgrund war auf der einen Seite beeindruckend und auf der anderen Seite etwas angsteinflößend. Immer, wenn Autos von vorne kamen, musste Fernando links ranfahren und warten, bis die anderen Autos vorbeifuhren. Meistens war die Straße breit genug, aber immer vor den Kurven musste er hupen, um einen Crash zu verhindern. Einmal kam ein sehr schneller Bus auf uns zu, da sah ich uns schon im Abgrund liegen. Ein anderes Mal war die Straße fast zu eng für zwei Fahrzeuge und unser Taxi ist immer weiter zurück an den Abgrund gefahren. Das war wirklich schrecklich! Wenn man Pech hat, macht man die Fahrt dann wirklich nur einmal! Einige Kreuze am Weg verhießen da auch nichts Gutes.
Zum Glück schafften wir es unversehrt nach San Pedro, einem kleinen Dorf mit vielleicht 40 Einwohnern. Das Taxi brachte uns noch über die Dorfbrücke und ca. 5 Minuten berghoch. Fernando fluchte dabei, wie schön doch 4×4 wäre und hatte augenscheinlich Angst um seinen Wagen. So schlimm fand ich den Weg aber gar nicht, nur etwas holprig. Dann erreichten wir ein kleines Steinhaus, Hannah meinte, wir wären nun endlich angekommen. Fernando hupte einige Male und dann kam wirklich der Besitzer Armin aus dem Haus. Hannah und er begrüßten sich, danach empfing er uns auch sehr herzlich und führte uns durch sein einfaches Haus eine Treppe hinab zu seinen Hütten. Meine beiden Freundinnen, Anna-Lena und Patricia kriegten den Mund nicht mehr zu. Aber auch ich war beeindruckt. Die Umgebung war total malerisch, Mandarinenbäume, ein Fluss, den man im Tal rauschen hörte und die Vogel- und Tierstimmen. Außerdem war es viel wärmer als noch in Coroico, San Pedro liegt aber auch tiefer. Armin zeigte uns die Holzhütten mit Balkon mitten in der Wildnis.
Die Hütten waren recht einfach und zweckmäßig, aber nett eingerichtet. Mehr Luxus hätte aber auch irgendwie nicht hierher gepasst. Wir standen erstmal eine Weile auf unserem Balkon und schauten in die Wildnis. Wir sahen ganz viele Vögel, unter anderem einen hühnerartigen schwarz-roten Vogel, der lustige Geräusche machte. Später erfuhren wir, dass dieser Vogel das Wahrzeichen der Yungas ist.
Nachdem wir uns einigermaßen sattgesehen hatten, lud Armin uns auf selbstgepflückte Mandarinen ein. Sie waren nicht ganz so orange wie in Deutschland, schmeckten aber umso besser. Danach klärte Armin uns darüber auf, dass er weder ans Strom- noch ans Telefonnetz angebunden ist und dass es um halb 7 dunkel werden würde. Deswegen schlug Hannah vor, noch vorher nach San Pedro zu laufen und Essen zu besorgen. Wir machten uns auf den Weg und begegneten nach 10 Minuten Fußmarsch den nächsten Nachbarn. Die Hütten liegen wirklich mitten in der Abgeschiedenheit. Wir überquerten auf einer Brücke den Fluss, bei der feuchtschwülen Hitze wirkte er noch viel einladender, als er sowieso schon war. In dem kleinen Ort San Pedro – vielmehr eine Ansammlung von ein paar Häuschen – fanden wir dann tatsächlich einen kleinen Laden, in dem wir uns mit einigen Lebensmitteln eindeckten. Früchte brauchten wir ja nicht zu kaufen, am Wegesrand wuchsen genug Bananen, Mandarinen und Limas, eine Frucht, die der Zitrone und der Orange ähnelt.
Wir erreichten unsere Hütte noch vor Einbruch der Dunkelheit, Armin zündete Laternen an und Hannah und er begannen Reis mit Thunfisch, Eiern, Zwiebeln und Tomaten zu kochen. Dann saßen wir gemütlich auf Armins Terrasse, aßen unser leckeres Abendbrot und quatschten noch bis spät in die Nacht. Der Weg zu unserer Hütte mit Taschenlampe war ziemlich abenteuerlich, bei spärlichem Licht und Tiergeräuschen geht man ja auch nicht so häufig ins Bett. In fast völliger Dunkelheit erreichten wir unsere Hütte mit den Hochbetten und legten uns sofort schlafen. Die Geräuschkulisse in der Nacht war immer noch sehr laut, dazu kam das Rauschen des Flusses. Trotzdem schliefen wir sofort ein und wachten so gegen 7 Uhr auf. Leider war es bewölkt, so dass wir keinen schönen Sonnenaufgang mitbekamen.
Am nächsten Morgen frühstückten wir Kekse, Mandarinen und Brötchen mit Honig und Tee auf der Terrasse. Kurze Zeit später brachen wir zu einem Ausflug zu zwei kleinen Wasserfällen auf. Armin ging mit seiner Machete voran und machte den Weg frei. Authentischeres Urwaldfeeling geht wohl nicht! Wir sahen wieder unzählige Pflanzen, unter anderem eine unscheinbar wirkende Kokapflanze. Dann kamen wir an Bäumen mit großen ovalen Früchten vorbei. Armin schlug eine solche Frucht ab und Hannah erklärte uns, dass dies Kakao sei. Der Weg brachte tolle Blicke auf das Tal, den Fluss und weitere Wasserfälle mit sich. Der Pfad wurde rutschiger und dichter, die Machete musste immer öfter zum Einsatz kommen.
Schließlich gelangten wir an einen kleinen Bach, der uns zu zwei kleinen Wasserfällen
führte, die wirklich – wie so vieles hier – ein schönes Fotomotiv abgaben. Der Rückweg war nun einfacher zu bezwingen, da der Pfad ja bereits auf dem Hinweg freigeschlagen wurde. Wieder zurück am Häuschen von Armin angelangt, aßen wir belegte Eibrötchen zum Mittag, sonnten uns am Nachmittag auf den Mauern, denn die Sonne guckte tatsächlich raus und beobachteten die großen Schmetterlinge, die in allen Farben schillerten. Die Welt war in Ordnung. Nur die Mückenstiche vermehrten sich trotz Mückenschutz, was das Paradies ein wenig trübte. Aber wir waren ja auch selbst schuld, denn wir liefen in kurzen Hosen und Tops herum. Die Einheimischen waren hingegen mit langen Hosen bekleidet, doch uns war das definitiv zu warm.
Nach einem weiteren gemütlichen Abend und der dunklen Nacht waren wir am nächsten Morgen trotzdem recht froh, als uns das Taxi abholte und wieder in die Zivilisation nach Coroico brachte. Der Bergurwald war wirklich ein beeindruckendes Erlebnis gewesen, aber jetzt freuten wir uns auf Strom und heiße Duschen. Zum Glück fuhren wir diesmal auf der linken Seite, weit entfernt vom Abgrund.
Nach etwas über einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir unser Hotel Esmeralda in Coroico. Wir checkten ein und nahmen unser Dreibettzimmer in Augenschein. Das Zimmer war wirklich schön, mit eigenem Balkon mit Hängematte und wunderbarem Blick auf den tropischen Garten und den Pool. Wir ruhten uns etwas aus und verabredeten uns dann mit unserer Reiseleiterin an der Rezeption, um einen Ausflug zu den Wasserfällen von Coroico zu unternehmen. Draußen vor der Rezeption saß ein grüner kleiner Papagei, der sich streicheln ließ und für ganz viele Fotos offen war. Dann liefen wir mit Hannah die paar Minuten ins Zentrum von Coroico. Der Platz in der Mitte war von Palmen gesäumt und sehr nett anzusehen. Von da aus nahmen wir ein Taxi zu den Wasserfällen. Auf einer Schotterstraße, vorbei an Frucht- und Kokaplantagen, fuhren wir ca. 7 km zum letzten der drei Wasserfälle.
Den Rückweg wollten wir laufen. Für den kleinen, gut angelegten Weg zum Wasserfall benötigten wir ungefähr 10 Minuten. Dann hatten wir freien Blick auf einen gigantisch hohen Wasserfall, der an einer Felswand herabstürzte. Das Wasser sammelte sich in einem
kleinen Becken unter dem Wasserfall. Hannah meinte, da jetzt keine Regenzeit mehr sei, würde der Wasserfall deutlich weniger Wasser führen. In dem Becken war das glasklare Wasser auch nur knietief, unsere Bikinis hatten wir also umsonst mitgenommen. Trotzdem badeten wir mit unseren Füßen in dem angenehm kalten Wasser. Die Wanderung zurück auf der Straße, auf der wir auch mit dem Taxi gekommen sind, führte uns zu zwei weiteren, kleineren Wasserfällen, an Kokafeldern, Obstplantagen und kleineren Dörfern vorbei. Während des ganzen Weges hatte man einen wunderschönen Ausblick auf die gegenüberliegenden Nebelwälder, vor die sich watteweiße Wolken schoben. Mal wieder ein Foto zum Angeben.
Nach etwa drei Stunden Fußmarsch erreichten wir wieder unser Hotel in Coroico. Wir ruhten uns etwas aus, machten uns frisch und trafen uns um 8 Uhr im hoteleigenen Restaurant. Es gab Salat- und Gemüsebuffet, Suppe, ein Stück Fleisch nach Wahl mit den wirklich guten bolivianischen Pommes und Pudding als Nachtisch. Dazu tranken wir Pisco Sour, das
eigentlich peruanische Nationalgetränk – Traubenschnaps mit Zitrone, Zucker und Eischaum. Gerade nach unseren Erlebnissen in der abgeschiedenen Wildnis kam uns dieses Essen wie der pure Luxus vor. Nach dem Essen fielen wir erschöpft ins Bett. Der morgige Tag stand zu unserer freien Verfügung. Wir beschlossen, es ganz ruhig angehen zu lassen und in den Hängematten im Garten und im Pool zu entspannen. Davor frühstückten wir aber noch sehr reichhaltig im Hotel. Es gab frisch gepressten Wassermelonen- und Papayasaft aus den Yungas, Früchte, Kuchen. Brötchen, Pfannkuchen, Spiegeleier und Müsli. Bis zum Nachmittag lagen wir im Garten, schwammen im Pool und machten Fotos von den tropischen Blumen im Garten. Dann fuhren wir
wieder mit einem Minivan nach La Paz zurück. Der Fahrer beeilte sich ziemlich, so dass wir in nur 2,5 Stunden La Paz erreichten. Dieser Ausflug war wirklich einmalig, ich kann die Yungas nur jedem empfehlen. Gebucht haben wir diesen Baustein bei Thomas Wilken Tours, das ist ein lokaler deutscher Anbieter mit Sitz in La Paz. Die Organisation von Thomas Wilken Tours verlief reibungslos und unsere Reiseleiterin war immer sehr nett und hat uns alle möglichen Fragen beantwortet. Ich würde jederzeit wieder bei Thomas Wilken Tours buchen, er hat nämlich viele südamerikanische Länder im Programm. Und nach unseren drei Wochen inBolivien weiß ich, dass ich auf jeden Fall noch mehr von Südamerika als die beeindruckende Urwaldlandschaft der Yungas und Coroico kennen lernen möchte!
Nähere Infos zu der Tour und vielen weiteren unter: www.suedamerikatours.de
Verena, 25 Jahre alt
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