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Reisetipp Buenos Aires: Auf dem Katamaran durchs Tigre-Delta

Eines der typischen Sommerhäuser im Tigre-Delta

„Am Wochenende nach Tigre zu fahren, ist keine gute Idee“, rät uns der Hotel-Mitarbeiter. „Halb Buenos Aires strömt an den Sommerwochenenden dorthin, die Züge sind zum Bersten voll. Fahrt lieber unter der Woche!“

Tigre, das knapp 30 Kilometer von Buenos Aires entfernt liegt, ist das Naherholungsgebiet der Hauptstädter. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war die 100.000 Einwohner zählende Stadt ein beliebter Badeort der High Society. Davon zeugen noch heute die eleganten Villen im neo-kolonialen Stil, die entlang der von hohen Bäumen gesäumten Kopfsteinstraßen stehen. Im Hafen, Puerto de Frutos, findet täglich ab 10 Uhr ein überdachter Markt statt, auf dem nicht nur Obst, Gemüse und andere Lebensmittel verkauft werden, sondern vor allem Kunsthandwerksartikel und Möbel.

Wir halten uns jedoch nicht lange in der Stadt und auf dem Markt auf, denn unser Ziel ist eine Flussfahrt ins Tigre-Delta, das Teil des riesigen Paraná-Deltas ist, einem knapp 15.000 Kilometer langen Labyrinth aus Flussarmen, Kanälen und unzähligen kleinen Inseln. Vom Bahnhof aus ist es nur ein kurzer Fußweg über die Brücke des Rio Luján zur Estacion Fluvial, der Anlegestelle der Ausflugsboote und Katamarane, die Touristen durch das Delta schippern. Warten müssen wir nicht lange, denn die Boote legen stündlich ab. Mit einer Gruppe Brasilianer und Italiener begeben wir uns an Bord und sichern uns einen Platz am Bug. Vorbei an zahlreichen Ruder- und kleinen Motorbooten steuert der Kapitän ins Delta.

Wenige Minuten später sind wir in einer Welt aus Wasser und Dschungel-Vegetation. Kaum zu glauben, dass wir uns nur wenige Kilometer außerhalb einer Millionenmetropole befinden. „Bienvenidos“ begrüßt uns der Kapitän durch einen Lautsprecher und erklärt uns die Route. Das Wasser des Rio Paraná, der seinen Ursprung im benachbarten Brasilien hat, ist durch seine enormen Anteile an Schlamm und Lehm braun. Rechts und links des Ufers befinden sich auf kleinen Inseln die Sommerresidenzen wohlhabender Hauptstädter, Country Clubs, Gärten und Parks. Auch das Sommerhaus von General Sarmiento steht hier, der von 1868 bis 1874 Präsident von Argentinien war – allerdings ist es zum Schutz in Plexiglas gehüllt. Die Häuser, die nahe am Ufer stehen, sind aufgrund des jährlichen Hochwassers auf Holzpfeilern erbaut. Vor jedem Haus befindet sich ein Anleger, denn ohne Boot kommen viele Bewohner nicht von den Inseln weg.

Müllabfuhr im Tigre-Delta

Es ist Anfang Januar – Hochsommer in Argentinien und Ferienzeit. Im Delta herrscht ein fast so reges Treiben wie auf der Avenida de Mayo. Ruder- und Paddelboote, kleine Speedboote und Jugendliche auf Jet-Skiern tummeln sich auf dem Wasser. Es ist Montag – die Vorräte vom Wochenende sind verbraucht, deshalb sind schwimmende Tante Emma Läden unterwegs, die die Bewohner Lebensmitteln versorgen. Auch Polizei- und Sanitätsboote sowie die Boote der Müllabfuhr sind an diesem Tag unterwegs.

„La Venezia d’Argentina!“ ruft ein Italiener hinter mir seinen Freunden zu, die neben uns an der Reling stehen. Wäre nicht ringsum die üppige Vegetation, könnte man tatsächlich meinen, man befände sich in der Lagune Venedigs.

Die Fahrt auf dem Katamaran beschränkt sich auf die „Primera Sección“ des Deltas, die am besten erschlossene. Das wahre Delta, die „Segunda Sección“ mit Sumpfhirschen, Moskitos und Wasserschlangen, ist zwei Bootsstunden weiter entfernt. Dort leben und arbeiten Isleños

(Insulaner) im Handwerksbereich. Rund 90 Prozent der Korbweidenproduktion für das argentinische Kunsthandwerk kommt von den Bewohnern der Inseln. Das erfahren wir aber erst nach der Tour als uns am Bahnhof jemand anspricht, der diese ganztägigen Touren vermittelt.

Tipp: Es gibt zwei verschiedene Zugverbindungen nach Tigre. Mit dem recht abenteuerlichen Vorortzug der TBA ab dem Hauptbahnhof Estación Retiro (gegenüber der Plaza San Martin), der alle 20 Minuten fährt, dauert die Fahrt eine Stunde bis zur Endstation Tigre.

Mit dem Tren de la Costa dauert es nur eine halbe Stunde. Dieser straßenbahnähnliche Zug fährt aber nicht vom Hauptbahnhof ab, sondern vom Shopping-Center in Alto Palermo. Die Aussicht ist zwar schöner, weil man durch die Villenvororten Olivos und San Isidro fährt, aber Endstation in Tigre ist nicht der Bahnhof, sondern der Eingang des Paraná de la Costa. Von dort aus sind es 15 Minuten Fußweg zur Estacion Fluvial.

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Über den Autor

Cornelia Lohs

Cornelia Lohs ist freie Journalistin und schreibt für Print- und Online-Medien in den Bereichen Reise und Lifestyle. Sie lebt in Heidelberg und den USA. Mehr Informationen auf www.cornelia-lohs.de

Eine Reaktion bis “ Reisetipp Buenos Aires: Auf dem Katamaran durchs Tigre-Delta ”

  1. Guter Tipp, noch besser ist die Fahrt mit einem Ausflug nach Uruguay zu kombinieren. Es gibt eine Fähre von Carmelo in Uruguay aus, die durch das Parana Delta (nicht Tigre Delta) fährt (und umgekehrt). Kostet genauso viel wie der gebuchte Ausflug von Buenos Aires aus. Das Team von uruguay-erleben.de organisiert so was.

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