Rundreise durch den malaiischen Teil Borneos, inklusive Flusskreuzfahrt auf dem Rajang Fluss
Zuallererst muss man wahrscheinlich ein wenig über Borneo erzählen, denn nicht allen ist klar – mir zu Beginn auch nicht – dass Borneo eine Insel ist, die drei Staaten beherbergt: Indonesien, Malaysia und Brunei. Deshalb kann eine Reise nach Borneo eine Reise durch drei Länder sein. Meine Reise beschränkte sich auf Malaysia, das fast den ganzen Norden der Insel durchzieht. Nur eine kleine Ecke ist für Brunei reserviert, der Süden beherbergt einen Teil Indonesiens. Die Insel ist relativ unzugänglich, weil dicht bewachsen, und so lässt sie sich am besten vom Boot aus erkunden. Weite Teile sind mit dichtem Urwald bewachsen. Landschaftlich ist es eine unglaubliche, einmalige Gegend!
Auch Malaysia liegt nicht ganz auf der Insel, ein weiterer, wichtigerer Teil ist durch das Südchinesische Meer abgetrennt. Die Hauptstadt Kuala Lumpur liegt also nicht auf Borneo, auf der Insel befindet sich eher ein anderes, weit wilderes Malaysia. Mein Flug ging über Kuala Lumpur, allerdings hielten wir dort nur kurz zum Umsteigen. Schon ab Deutschland begleitete uns eine deutsch sprechende Reiseleitung. Sie blieb auch während der Reise bei uns, was schön war, da wir durch abwechselnde Reiseführer so immer eine Ansprechperson behielten. Ich hatte die Reise gebucht bei einem Münchner Veranstalter, den ich im Netz gefunden hatte. Die Reise war nicht billig, gut 4.000 Euro hatte ich hinblättern müssen, aber es waren auch alle Annehmlichkeiten dabei, die man sich wünschte: durchgehende deutsch sprechende Reiseleitung, gute Hotels, ein schönes Schiff, wunderbare Ausflüge, alles hervorragend organisiert und ohne einen Haken. Für dieses großartige Erlebnis nochmals vielen Dank nach München.
Unser erster Flug brachte uns nach Kuching. Und schon zu Beginn zeigte sich, dass Borneo keine Insel ist, auf der man einfach mal losreist. Ich war froh, dass ich eine geführte Rundreise gebucht hatte, anders kann man hier kaum reisen. Die nächsten knapp drei Wochen würde ich nun also mit einer Gruppe aus 12 Mitstreitern, die ebenfalls dieses ausgefallene Reiseziel ausprobieren wollten, verbringen. Das Programm der Reise hört sich auf jeden Fall viel versprechend an!
In Kuching angekommen wurden wir erst einmal ins Hotel gebracht und hatten dann Zeit, uns erst einmal allein mit unserm Reiseziel vertraut zu machen. Ich aß eine Kleinigkeit im Hotel, dann zog ich los und erkundete die Stadt. Alles ist sehr sauber und ruhig. Kuching bedeutet wörtlich übersetzt Katze. Der größte Teil der 400.000 Einwohner sind chinesischer Abstammung. Warum die Stadt so heißt, sieht man schnell: Es gibt unzählige Katzendenkmale und sogar ein Katzenmuseum. Außerdem laufen massenweise wilde Katzen durch die Straßen. Ob die hier heilig sind oder so? Lange halte ich allerdings nicht durch, ich bin so müde vom Jetlag, dass ich wieder zum Hotel zurückgehe und mich hinlege. Die Stadt ist geprägt von englischer Architektur. Aber auch chinesischen Einfluss kann man sehen, vor allem in kleineren Gebäuden, während die großen – vor allem die Regierungsgebäude – alle englisch sind. Ein wahrer Kulturenmix. Natürlich hat auch hier McDonald’s Einzug gehalten und auch Kentucky Fried Chicken hat den Weg hierher gefunden. Doch der Palast ist wunderschön, vor allem vom Wasser aus gesehen, was ich heute genießen konnte.
Am nächsten Tag folgte eine etwas geordnetere Einführung in die Stadt: Bei einer Stadtrundfahrt erläuterte unser Reiseleiter die Dinge, die ich gesehen, aber vielleicht noch nicht erkannt hatte. E war gut, dass ich am vorigen Tag schon viel draußen gewesen war und die Stadt gesehen hatte, denn nach der Stadtrundfahrt ging es bereits weiter zum Flughafen, von wo aus wir nach Sibu flogen. Hier sollten wir unser Schiff besteigen. In Sibu gibt es nicht wirklich was zu sehen. So war das Boarding das Spannendste am heutigen Tag. Das Schiff hieß RV Orient Pandaw und die Einschiffung fand natürlich am geschäftigen Hafen von Sibu statt. Erst am nächsten Morgen stachen wir in See, ich nutzte den Abend, um noch etwas rund um den Hafen die Gegend zu erkunden. Ganz früh wurden die Anker gelichtet, und wir fuhren auf dem großen und mächtigen Rajang in Richtung Kanowit.
Jetzt begann unsere Reise erst richtig! Die Landschaft, die an uns vorüberzog, war grandios. Der Rajang ist der längste Fluss Borneos, an manchen Stellen ist er über 1,5 Kilometer breit. Ich war extra früh aufgestanden. Um auch ja nichts zu verpassen. Wir fuhren tief in den Dschungel hinein. Hier war es nicht still, sondern im Gegenteil ganz schön laut. Ich konnte Affen hören und verschiedene Vögel. Es war aufregend. In Kanowit hielten wir und konnten einen Spaziergang machen. Das Hafenviertel war klein, und es gab auch hier nicht besonders viel zu sehen. Doch nach dem Mittagessen bestiegen wir einige Autos und fuhren in eine Gummiplantage. Hier war die Landschaft wieder ganz anders, die Plantagen waren durchdacht angelegt, und wir machten einen Spaziergang durch die Anlage.
Unser nächster Halt war Kapit. Auch hier erkundeten wir die Stadt wieder bei einem Spaziergang. Kapit war ein Verwaltungsort am Rajang in der Zeit der weißen Rajahs. Dieser Name ist etwas irreführend, denn bei den weißen Rajahs handelte es sich um Familienangehörige der englischen Familie Brooke. Sie herrschten im 19. und 20. Jahrhundert im Königreich Sawarak an der Nordküste Borneos. Er hatte dem Sultan von Brunei geholfen, einen Aufstand ohne Blutvergießen niederzuschlagen und von diesem den Landstrich erhalten, zuerst gegen ein Lehen, später herrschte Brooke souverän. Hier besuchten wir den Teresang Market, was ich sehr schön fand, denn auf dem Markt spielt sich einfach immer das Leben einer Stadt ab. Das Fort Sylvia war 1880 von Rajah Charles Brooke zur Verteidigung erbaut worden. Wenige Touristen finden bisher ihren Weg in das Hinterland der Insel, und so waren wir wirklich die einzigen, die das Fort besuchten. Und so wurden wir auch behandelt. Die Malaiien freuen sich sehr, wenn sich jemand für ihr Land interessiert und geben gern Auskunft, wenn man sie etwas fragt. Heute ist das Fort ein Handwerks- und Tattoo-Museum, denn die Gegend ist traditionellerweise verbunden mit dem Volk der Iban, einem Kriegervolk, das eine ganz eigene Tätowierungstechnik verwendete. Daran anschließend sahen wir noch in einem Holzhaus eine Reisewein-Zeremonie und einen Iban-Tanz.
Am nächsten Tag fuhren wir mit einem Boot stromaufwärts zu den Pelagus-Stromschnellen. Hier iswt es unglaublich schön, weil so unberührt, dass man sich kaum traut, sich umzudrehen, aus Angst, etwas könnte kaputtgehen. Ich war so beeindruckt, dass ich ganz still wurde.
Auch der Fluss Baleh, ein Nebenfluss des Rajang, ist sehr schön. Er führt uns weiter in den Urwald hinein. Eine Reihe von Schiffswracks und kleinen Inseln machen den Fluss zu einem malerischen Ausflugsziel. Wieder war ich starr vor Staunen. Den Tag ließen wir ausklingen mit einem ausführlichen Picknick an einem schattigen Strand am Ufer des Baleh.
Weiter ging es über verschiedene Flussarme, u.a. den Song und Katibas. Wieder die unglaublich schöne Landschaft. Ein Zwischenstopp in Nanga Kebian mit einer Kostprobe des hier gemachten Palmweins. Dann hielten wir am Dorf Sarikai, durch das wir ein wenig schlenderten. Das berühmteste hier ist wohl der Kaffeeladen Aik Seng’s. Dann ein Besuch einer Pfefferplantage. In einer Weberei deckte ich mich als Mitbringsel mit den hier hergestellten feinen Tüchern ein. Wir erreichten wieder Sibu und verließen das Schiff. Denn unsere nächste Strecke war etwas weiter, und so fuhren wir zum Flughafen und verließen die Stadt per Flugzeug nach Sandakan. Hier besuchten wir eine Höhle, in der sich Millionen von Schwalben und Fledermäusen angesiedelt haben. Hier werden die Schwalbennester gesammelt und die berühmte chinesische „Vogelnestsuppe“ gemacht. Ich will nicht wirklich wissen, was da so drin ist… In einer schönen Lodge am Fluss aßen wir zu Mittag. Danach ging es wieder auf den Fluss mit einem Boot: Auf dem Menanggulfluss schipperten wir dahin, und wir konnten sogar einen Nasenaffen im Dickicht entdecken, obwohl ich vorher nicht daran geglaubt hatte, dass sich einer zeigen würde.
Am nächsten Tag wurde uns ein Orang Utan Center gezeigt. Unsere nächsten Verwandten werden hier aufgepäppelt und auf die Rückkehr in die Wildnis vorbereitet. Die Tiere sind hie zwar in Gefangenschaft, aber nicht wirklich, denn sie sollen ja wieder raus in den >Wald, was einen großen Unterschied zu einem Zoo ausmacht und auch das Betrachten der Tiere hier mit anderen Augen geschieht.
Dann besichtigten wir noch Sandakan und sahen ein malaiisches Fischerdorf, dessen Häuser ganz traditionell auf Stelzen gebaut waren. Und dann fuhren wir wieder zum Flughafen, denn nun kam noch der gemütliche Teil der Reise: am Strand. Es ist wunderschön hier. Ich konnte mich zum Schluss der Reise noch einmal so gut erholen und faulenzte den ganzen Tag. Doch ich besuchte auch noch den Kinabalu Park, ein UNESCO-Weltnaturerbe. Hier gibt es Pflanzen, die man sonst nur im Gewächshaus sieht, z.B. riesige Fleisch fressenden Pflanzen. Ansonsten genoss ich das Lesen am Strand, auf einer Liege, mit einem Drink in der Hand.
Die Reise war ein voller Erfolg. Ich war nicht ganz sicher, ob so ein exotisches Reiseziel vielleicht Probleme bringen könnte, aber ich kann nur sagen, dass es grandios war, ich hatte allen Komfort und alle Schönheit des Landes. Ein großer Vorteil Borneos ist seine touristische Abgeschiedenheit. Nicht viele Touristen kommen hierher. Fünf Sterne!
Michael K., Berlin
Hallo,
ein sehr toller Bericht.
Einer meiner Träume ist es mal nach Borneo zu
kommen und diese unberührte Schönheit der Natur zu sehen,
doch es fehlt das nötige „Kleingeld“…..
Der Bericht ist gut geschrieben und lässt sich auch
demenstsprechend gut lesen
MFG