Rundreise durch Namibia von Windhoek über die Namib Sossusvlei Swakopmund zur Etoschapfanne
Wüste und Tiere – so hatten wir uns unsere Reise vorgestellt. Doch Namibia ist noch so viel mehr. Aber das sollten wir erst später feststellen dürfen. Am Flughafen ist das große Schild, das der Reiseleiter hochhält, nicht zu übersehen. Und so begeben wir uns vertrauensvoll in seine Hände, während um uns herum fast jeder mit seinem Rucksack auf dem Rücken auf eigene Faust losfährt. Doch wir sind froh, dass wir uns für eine geführte Tour entschieden haben, wir mögen keine Überraschungen und verlassen uns gern auf erfahrene Veranstalter. Die Gruppe ist nicht groß, wir sind gerade 15 Leute, in unserem Fall meist etwas ältere Paare, die sich das Land, wie wir, in etwas gemächlichem Tempo anschauen wollen. Zu unserer Überraschung ist unser Reiseleiter auch der Fahrer unseres Kleinbusses. Gut gelaunt setzt er sich hinter das Steuer und unsere Fahrt beginnt.
Bei der Ankunft in Windhoek, der Hauptstadt, hat uns ihre Größe dann doch überrascht. Wir dachten eher, es mit einem verschlafenen Nest zu tun zu haben, von dem Reiseführer immer behaupten, hier wäre was los. Es gibt sogar Hochhäuser hier. Schon bei der Fahrt vom Flughafen nach Windhoek fällt die Weite des Landes auf. Der Himmel scheint hier ein bisschen höher zu sein. Schon nach wenigen Kilometern erkennt man, dass man definitiv nicht mehr in Europa ist… Wir beginnen unser afrikanisches Abenteuer mit einer Stadtrundfahrt. Besonders aufgefallen sind uns dabei immer wieder die deutschen Straßennamen. Bei einem kurzen Stopp entdecken uns gleich fliegenden Händler, die schön geschnitzte Makalani-Steine verkaufen.
Danach geht es gleich weiter in die Kalahari. Die Anib Lodge, zu der wir zuerst gebracht werden, ist eine schöne Anlage, unser Bett ist mit einem lustigen Baldachin überspannt. Am besten gefällt uns der Fußboden, der aus unregelmäßigen Natursteinen besteht. Endlich mal kein Teppich. Die Lodge verströmt viel Charme, rote und grüne Farben wechseln sich rundherum ab, um den Pool stehen schöne Holzliegen, generell wirkt hier alles ein wenig rau und natürlich. Als großer Fan der uralten Dokumentation „Die lustige Welt der Tiere“ wollte ich schon immer hierher in die Kalahari kommen. Also hoffen wir auf viele Tiere. Doch zuerst erfahren wir ein wenig über die Flora der Wüste. Und danach – endlich – entdecken wir die ersten Oryx-Antilopen
und Springböcke. Wir freuen uns wie kleine Kinder, auch wenn wir hinterher erfahren, dass wahrscheinlich noch nie jemand nach Hause gefahren ist, ohne einen Springbock gesehen zu haben, weil die hier so häufig sind. Aber egal, wir sind auf Safari und das Entdeckerfieber hat uns infiziert. Die Sonne geht langsam unter, und das sieht an den roten Dünen wunderschön aus. Wir steigen aus und begießen diese Aussicht mit einem Sundowner.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Am nächsten Tag erwarten uns die Namib Wüste mit ihren vielen Dünen, danach empfangen uns die Nama, die Hauptbevölkerungsgruppe hier, mit Tanz und Gesang. Das ist mir etwas zu touristisch und ich freue mich, dass es bald weitergeht zum Sossusvlei.
Hier herrscht eine schier unglaubliche Hitze, die einem zu Beginn fast die Luft zum Atmen nimmt.
Aber wir haben Zeit, um uns daran zu gewöhnen und verbringen den Abend erst einmal am Pool. Das ist auch gut so, denn so sind wir ausgeruht, um am nächsten Morgen früh aufzustehen für den Sonnenaufgang im Namib Naukluft Park. Unvergesslich! Die letzten Meter legen wir mit einem Allradfahrzeug zurück, ich bin froh, dass ich hier nicht fahren muss, eine Piste ist kaum zu erkennen, der Sand ziemlich tief. Aber die Fahrer sind versiert und bringen uns sicher zum Ziel. Wir sind ziemlich allein hier, was uns freut. Scheinbar stehen nicht alle Reisenden gern früh auf.
Swakopmund empfängt uns mit einem heftigen Wind und recht frischen Temperaturen, verglichen mit der Hitze im Namib Naukluft Park. Die Stadt hat sich viel von der deutschen Atmosphäre bewahrt. Es hat uns verblüfft, dass Swakopmund eigentlich eine deutsche Kleinstadt in Schwarzafrika ist. Als hätte man einen kleinen Ort aus Deutschland genommen und einfach hierher gepflanzt. Es gibt ein Hohenzollernhaus, ein deutsches Brauhaus, eine Kaiser-Wilhelm-Straße usw. Sogar unser Hotel trägt einen deutschen Namen, „Schweizerhaus“, die Betreiber sind trotz des irreführenden Namens Deutsche. Im Gebäude befindet sich auch das Café Anton, berühmt für seine gute Schwarzwälder Kirschtorte mitten in Afrika. Wir sind baff. Das Café (wie eigentlich auch die Zimmer) verströmt einen etwas biederen Charme, aber die Torten sind exzellent und das Hotel wird mit sehr viel Liebe in familiärem Stil geführt. Viele Gebäude in Swakopmund sind im Jugendstil erbaut, der während der Kolonialzeit sehr beliebt war. In den Straßen und Gassen gibt es etliche hübsche Läden. Wir nutzen unsere Zeit allein, um den Ort richtig kennen zu lernen. Hier findet man einfach alles, von Büchern bis hin zu Kunstgewerbe.
Heute geht es nach Twyfelfontein, wo wir uralte Felsgravuren besichtigen. Auf den meisten Platten sind Tiere, Spuren oder abstrakte Gebilde wie Punkte, Kreise, Linien, Vierecke oder Halbmonde dargestellt.
Auf dem Weg erzählt uns unser Reiseleiter von den Himba, der weitestverbreiteten Volksgruppe hier. Jeden Morgen reiben sie sich den ganzen Körper mit einer Paste aus Rinderbutter und gemahlenem Stein ein, was vor Sonne und Austrocknung schützen soll und zum Verlust der ganzen Körperbehaarung führt. Sie dürfen sich auch nicht mit Wasser waschen, sondern haben besondere Reinigungsrituale wie z.B. Rauchbäder. Es fällt uns schwer, uns ihr Leben hier vorzustellen.
Dann erreichen wir den Etosha Nationalpark. Das Etosha Safari Camp, in dem wir übernachten, ist schön, ziemlich schlicht und sehr sauber. Es liegt fast direkt am Eingang zum Park, um uns herum nur Natur. Nach einem Blick über die Weite der Etoshapfanne dürfen wir am Nachmittag unsere erste Pirschfahrt unternehmen. Ein Gnu und einige Zebras sind die ersten Tiere, die uns über den Weg laufen. Doch dann geht es weiter: Kudus, Warzenschweine und Giraffen kreuzen unseren Weg. Wir sind beeindruckt und gefangen genommen von diesen Tieren, die hier wild leben. Und müssen lachen, als wir sehen, wie eine Giraffe ihre Vorderbeine v-förmig weit auseinanderstellt, um mit dem Maul zum Wasser runterzukommen. Leider machen sich die Raubtiere heute rar und so hoffen wir auf den nächsten Tag.
Der Abend im Safari Camp ist angenehm, wir sitzen bei einem Cocktail an der Bar und genießen die Landschaft. Den nächsten Tag verbringen wir durchgehend im Park. Am Eingang sind wir total baff, aber auch erfreut, als wir sehen, wie bei Jägern die Koffer mit deren Waffen versiegelt werden, da sie hier nicht jagen dürfen. Warum man überhaupt Jagd auf diese wunderbaren Tiere machen muss, werden wir wohl nie verstehen. Aber wenigstens die Tiere im Park sind also sicher. Und dann treffen wir auch endlich auf die so
lange erwarteten „Big Five“ – wenn auch nur als „Big Four“, denn Leoparden lassen sich heute umsonst bitten. Aber alle anderen wandern, wenn auch teilweise weit entfernt, vor unserer Nase vorbei, bzw. machen irgendwo Pause, denn wir kommen zu dem Schluss, dass besonders die Löwen eigentlich fast nur faul irgendwo rumliegen. An einem Wasserloch sehen wir eine trinkende Herde Zebras, als einige Nashörner den gleichen Durst verspüren und sich die Zebras lieber zurückziehen. Auch andere Tiere tummeln sich hier, wie Schakale, Kudus, Gnus, Oryxe und die lustig durch die Luft springenden Springböcke.
Auf dem Weg zurück nach Windhoek kommen wir noch in Okahandja vorbei, wo wir einen kurzen Halt am Holzschnitzermarkt machen. Der ist hier wohl sehr berühmt, was auch alle Touristen wissen. Es ist etwas überlaufen. Und dementsprechend aufdringlich sind die Händler, denn sie wissen, dass die Touristen Geld in der Tasche haben. Trotzdem lassen wir uns überreden und kaufen einige sehr schöne, wenn auch etwas kitschige Stücke, wie zwei Schalen mit einem schönen Schnitzmuster, die wir jetzt zu Hause immer gern benutzen.
Dann ist die Reise vorbei. Wir fliegen zurück nach Deutschland. Gern wären wir noch länger geblieben, aber andererseits gibt es ja noch so viel anderes auf der Welt zu sehen. Die Reise war wunderschön, die Strecke klug ausgesucht und wir haben viel Zeit in den Nationalparks verbracht. Die Hotels waren allesamt sauber und gehörten, wie ausgeschrieben, zur gehobenen Mittelklasse. Ein paar entsprachen eher dem klassischen Hotelkettenklischee mit immer gleichen, etwas lieblos eingerichteten Räumen, aber besonders das Hotel in Swakopmund hatte aufgrund seiner familiären Leitung einen speziellen Charme. So eine geführte Rundreise können wir nur jedem empfehlen.
Herr und Frau K. aus Berlin
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