Saint Louis – Eine Zeit-Reise in den Norden des Senegal zur „Perle von Westafrika“
Im Rahmen eines Badeurlaubs im Senegal oder einer Senegal Rundreise ist der Besuch der romantischen Stadt Saint Louis ein Muss! So habe auch ich mich zu einem Tag in der schönen alten Stadt aufgemacht. Die einstige Perle Westafrikas Saint Louis liegt an der Mündung des Senegalflusses etwa 265 km nördlich von Dakar. Die nahe der Grenze zu Mauretanien gelegene Stadt war bis 1902 Hauptstadt der Kolonie Französisch-Westafrika, zu der unter anderem Mauretanien, Niger, Mali, Guinea und die Elfenbeinküste gehörten.
Die Stadt ist heute die Hauptstadt der gleichnamigen Region Saint Louis und hat ca. 170.000 Einwohner, die hauptsächlich von Fischerei und Landwirtschaft leben. Die in der Wolof-Sprache „Ndar“ genannte Stadt gilt als kulturelles Zentrum des Senegals und lockt mit seinem quirligen Alltagsleben.
Besonders beeindruckt hat mich das historische Stadtzentrum mit seinen prächtigen Handelshäusern. Hier fühlte ich mich direkt in die ehemalige reiche Kolonialzeit der ältesten französischen Stadt Schwarzafrikas versetzt.
Überraschenderweise empfand ich das senegalesische Straßensystem als weitestgehend ausgezeichnet und in nur etwa 3,5 Stunden Fahrt schaffte ich die Strecke hinauf in den Norden. Allerdings ist die Landschaft entlang der Fahrtroute so eindrucksvoll, dass man, wie ich finde, durchaus Stopps oder Zwischenübernachtungen einplanen sollte.
Schon auf halben Weg nach Saint Louis von Süden kommend verändert sich die Landschaft von anfänglicher Savanne in eine Dünenlandschaft, die mich mit ihrer Ursprünglichkeit beeindruckt hat. Rechts und links der Straße suchen Dromedare nach spärlichen Grasresten und Aasgeier vernichten die Reste eines dahingerafften Zebus während einen die Gleise der ehemaligen Schmalspureisenbahn rechter Hand bis nach Saint Louis begleiten.
Über die Pont Faidherbe gelangt man vom Festland in die Lagunenstadt Saint Louis, die auch das „Venedig“ Afrikas genannt wird. Diese Bezeichnung hat Saint Louis aufgrund der Lage auf einer vom Festland völlig abgetrennten Insel zwischen dem Atlantischen Ozean auf der einen und dem Senegalfluss auf der anderen Seite.
Hier findet regelmäßig im Mai das Jazzfestival „Jazz de Saint Louis“ statt. Das wichtigste Jazzfestival in Afrika findet weltweit Beachtung und fördert das Zusammenwirken verschiedener Kulturen.
Bei eineem Stadtrundgang besuchte ich den Place de Faidherbe – der zentrale Platz der Stadt mit Regierungsgebäuden und Kaserne den historischen europäischen Teil der Stadt im Süden undim Norden die beiden armen Fischerviertel Nadar Toutt und Guet Nadar.
Im historischen Stadtteil erschien es mir, als sei die Zeit stehen geblieben. Besonders fasziniert haben mich die alten Kolonialhäuser mit ihren gut ausgebauten Innenhöfen, die den Zeitgeist und das Savoir Vivre einer längst vergangenen Epoche erahnen lassen. Trotz des bröckelnden Putzes und der abblätternden Farbe strahlen die alten Handelshäuser aus dem 19. Jahrhundert einen besonderen Charme aus.
Die Innenhöfe der zur Straßenseite geschlossenen Häuser sind typisch für die koloniale Architektur der Stadt. Sie sind so groß, dass sogar Bäume darin wachsen und teilweise eindrucksvolle steinerne Treppenaufgänge schaffen ein charmantes Ambiente.
Ein weiteres interessantes Viertel von Saint Louis ist das alte Fischerdorf, das einen deutlichen Kontrast zur Altstadt darstellt. Hier leben einfache, fleißige Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Fischerei verdienen. Hier herrscht ein emsiges Treiben und speziell in den Nachmittagsstunden, wenn die Fischer mit ihren Fängen anlanden und unzählige LKWs für den Abtransport der Fische sorgen, ist kaum ein Durchkommen. Teilweise ist es so eng und so voll, dass die Lastwagen stecken bleiben. Dann geht wirklich nichts mehr. Und das bleibt auch eine ganze Weile so, bis irgendeiner der Fahrer nachgibt und den anderen passieren lässt! Die Lastwagen transportieren den fangfrischen Fisch bis in Süden des Senegals, nach Mauretanien oder nach Mali. Fischer, spielende Kinder und Touristen wuseln zwischen den LKWs und Pferdedroschken umher und bahnen sich ihren Weg durch das geregelte Chaos. Es ist kein Ort für Leute mit nervösem Magen. Der Geruch nach Fisch ist allgegenwärtig und steckte mir noch lange in der Nase.
Das alte Fischereidorfkann man alternativ auch auf einer Tour mit der Pferdekutsche kennen lernen. Die „Caleches“ sind die traditionellen Transportmittel in Saint Louis und eine romantische Art der Fortbewegung. Am Spätnachmittag kehrte ich ins koloniale Viertel zurück und genoss meinen Tee auf der Terrasse des renommierten Hotel de la Poste indem zahlreiche glamouröse Persönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts logierten.
1930 startete der französische Postflieger Jean Mermoz von Saint Louis den ersten Flug von Afrika nach Südamerika. Zuvor war ihm auch schon der erste Postflug von Frankreich nach Nordafrika gelungen.
Unzählige Bilder dieses Luftfahrtpioniers konnte ich im Hotel de la Poste, dem ältesten Hotel von Saint Louis, besichtigen. Dort geben der Restaurant- und Barbereich Zeugnis über Jean Mermoz und viele andere berühmte Persönlichkeiten seiner Zeit, die im Hotel de la Poste einkehrten.
Ich fand es wirklich lohnenswert, dort einen Drink auf der Terrasse zu nehmen und diese Fotografien auf mich wirken zu lassen. Zudem hat man auf der Terrasse eine gute Sicht auf das quirlige Treiben von Saint Louis oder kann vom romantischen Ufer- Restaurant aus einen wunderbaren Ausblick auf die Pont Faidherbe und den Senegalfluss genießen.
Mein Aufenthalt im Jamm Maison d’Hotes wird mir als unvergessliches Erlebnis in Erinnerung bleiben. Auch wenn ich hier nicht übernachtet habe, musste ich mir dieses tolle Haus einmal anschauen. Die im Kolonialstil eingerichtete, dennoch mit modernem Komfort ausgestattete Pension wird von ihrem belgischen Besitzer liebevoll geführt. Sie wurde vornehmlich unter Einbeziehung der Techniken und Materialen des 19. Jahrhunderts restauriert und steht seit 2000 unter dem Schutz der UNESCO. Besonders faszinierend sind die vielen, auf den Zimmern ausliegenden Fotoalben, die einen Eindruck von der florierenden Kolonialzeit in Saint Louis vermitteln und zum Schmökern einladen. Die Mahlzeiten können gemeinsam mit dem Hausherrn im offenen Innenbereich eingenommen werden.
An den endlosen, breiten Sandstränden etwa 4 Kilometer vom Ortszentrum entfernt befinden sich die Badehotels der Region. Mir ist das Cap Saint Louis Hotel das Liebste. Das senegalesische Besitzer-Ehepaar kümmert sich ganz rührend um seine Gäste. Hier wohnt der Gast in schönen Bungalows im Stil der Sérèr, direkt gegenüber des großen Senegal-Flusses auf der Halbinsel Langue de Barbarie.
Wo allgemein das Frühstück im Senegal abgesehen von den Luxus-Hotels eher karg und meist nur süß ist, bietet das Cap Saint Louis Hotel seinen deutschen Gästen Eier oder Omelette, Wurst und Käse an.
Das ebenfalls auf der Langue de Barbarie gelegene Hotel Mermoz erinnert mit seinem Namen wie das Hotel de la Poste an den Postflieger Jean Mermoz. Auch nur einen Fußweg vom Stadtkern von Saint Louis entfernt liegt das Hotel Diamarek und bietet einen entspannten Aufenthalt in Rundhütten, die romantisch unter Pinien gelegen sind.
Auch ein Besuch der Nationalparks in der Nähe von Saint Louis lohnt sich sehr. Im Nationalpark Langue de Barbarie, der auf der gleichnamigen, 25 km langen und nur 100 m breiten Landzunge liegt, leben zahlreiche Vogelarten (u.a. Flamingos, Kormorane, Fischreiher, Störche und Pelikane) und speziell während unseres Winters eine Vielzahl an Zugvögeln, die alljährlich hierher zu Ihren Brutplätzen zurückkehren.
Direkt im Naturschutzgebiet der Langue de Barbarie gelegen ist das Campement „Océan & Savane“. Bei dieser einzigartigen Lage zwischen Senegalfluss und Meer ist es ein Paradies für Surfer und andere Wassersportler. Hier wohnt man in traditionellen Zelten im mauretanischen Stil. Die Gemeinschaftsduschen und WC’s befinden sich in Steinhäusern unweit der Zelte und sind sehr gepflegt und sauber.
Die ganze Atmosphäre der Anlage ist sehr relaxt. Außergewöhnlich ist auch das große Restaurantzelt indem man im typischen Berberstil seine Mahlzeiten auf großen Kissen einnimmt. Die anschließende Teezeremonie mit Trommeln und Tanz bleibt noch lange eine tolle Erinnerung ebenso wie der unglaubliche Sternenhimmel in der klaren dunklen Nacht.
Nördlich von Saint-Louis nahe der mauretanischen Grenze liegt habe ich zum Ende meiner Reise das drittgrößte Vogelschutzgebiet der Welt besucht. Im Park National du Djoudj leben auf 160 km² besonders in der Winterzeit 3 Millionen Zugvögel und viele, zum Teil auch seltene Arten, darunter Flamingos, Pelikane, Störche, Kormorane, Kronenkraniche und Fischadler. Mit etwas Glück – welches ich toller Weise hatte – trifft man auch auf Warzenschweine, Wasserschildkröten, Schakale, Gazellen und Krokodile.
Für weitere Informationen über Saint Louis und andere Gebiete im Senegal empfehle ich Ihnen, einen Blick auf die Homepage von AfricanWorld Reisen zu werfen.
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